Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

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Nr. 258 – Mittwoch, 3. November 1915
Der fleischlose Tag. Manche Hausfrau war gestern vormittag nicht wenig überrascht, als sie ihre Einkäufe beim Schlächter machen wollte, den Laden aber geschlossen fand. Viele Frauen hatten eben vergessen, daß gestern zum ersten Male die neue Bundesratsverordnung in Geltung trat, nach welcher Dienstags und Freitags Fleisch und Fleischwaren nicht verkauft werden dürfen. Viele andere Hausfrauen hatten jedoch an die neue Verordnung gedacht und am Montag abend die Schlächterläden förmlich gestürmt, als müßten sie Hungers sterben, wenn sie einmal ohne Fleisch sich behelfen müssen. Man darf wohl annehmen, daß der Sturm auf die Fleischerläden nur in der ersten Aufregung über die neuen bundesratlichen Bestimmungen erfolgt ist und die Hausfrauen künftig die fleischlosen Tage besser respektieren werden, denn sonst wird an diesen Tagen tatsächlich nur in den Restaurants an Fleisch gespart, und damit wird nichts oder nur wenig erreicht. – In den hiesigen Gastwirtschaften spielten gestern auf den Speisekarten die Fische ein große Rolle; man konnte Karpfen, Schellfisch, Kabliau usw. in den verschiedenen Zubereitungen erhalten. Auch Eierspeisen und Kartoffelgerichte fehlten nicht und statt der sonst üblichen Kraftbrühe gab es Kürbissuppe. Gewiß alles schmackhafte und sehr nahrhafte Speisen, welche die sonst gewohnten Fleischgerichte gar nicht vermissen ließen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Immer wieder sonntags

Stilvoll asiatisch snacken

»Everyday is like Sunday«, sang einst der Brite Morrissey. Mit seinem Namen »Everyday is Sunday« setzt das im September eröffnete »Contemporary Asian Café Deli« noch einen drauf. Die Inhaber des Cafés, ein Vietnamese und eine Koreanerin, die sich seit ihren Stu- dententagen an der UdK kennen und schon bei bekannten Berliner Asia­lokalen wie dem »Kuchi« Gastroerfahrung sammelten, lieben einfach Sonntage. Gemütlich und ohne Zeitdruck im Café sitzen, lesen, plaudern und schmausen – dieses entspannte Sonntagsgefühl lässt sich hier sogar täglich herbeiholen.

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Täglich Sonntag.Foto: pr

Das luftig-stylische Interieur des Cafés mit seinen geradlinigen For- men, hellen Grün- und Blautönen sowie Bänken und Tischen aus verschiedenen Hölzern erzeugt ein angenehmes, zeitgeistiges Ambiente. Die unkomplizierte, harmonische Grundstimmung wird von geschmackvoller Lounge- und Jazzmusikuntermalung noch verstärkt. Das im September in den Räumen des ehemaligen teil- veganen Restaurants »Lupus« eröffnete Café überzeugt zudem nicht nur mit modern interpretierten warmen und kalten Köstlichkeiten der pan-asiatischen Küche, einem ungewöhnlichen Angebot an Süßem und einer großen Tee-Auswahl. Abends werden mit Street-Food-Specials, coolen, teilweise selbst mixbaren Drinks und span- nenden Musikveranstaltungen auch die Bar- und Kulturliebhaber im Kiez versorgt. Immer wieder sonntags weiterlesen

Die Wasserstimme aus der Alten Welt

Kulturelle und kulinarische Reisen in die Vergangenheit im »Alte Welt Sıraltı«

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PRÄCHTIGES Geplätscher.                                                                                                                                                  Foto: hlb

In eine andere Welt möchte er den Gast versetzen, die Einheit aus türkisch-osmanischer Kochkunst, Mystik und dem Zauber vergan- gener Kulturen vermitteln und die Seele samt aller Sinne stimulieren. Ali Nizamettin Altun, Inhaber des »Alte Welt Sıraltı«, hat viel vor. Aus der traditionsreichen, lang leerstehenden »Alten Welt« in der Wissmannstraße hat er einen inspirierend schönen kulinarischen Kultur- und Erholungstreffpunkt gemacht. »Hier ist viel Liebe drin«, sagt er und entschuldigt sich, dass die lange Renovierung den Nach- barn so viel Geduld abverlangt habe. »Ich wollte einfach das Beste bauen.« Das spürt man: Schwere Holzmöbel, alte Vitrinen und Regale, Spiegel, Kronleuchter und Tiffanylampen schaffen eine behagliche, fast schon – auch wenn ein Großteil der Einrichtung von Berliner Trödelmärkten stammt – museale Atmosphäre. Die Wasserstimme aus der Alten Welt weiterlesen

Aufbruch zu neuen Ufern

Der Kunstraum »t27« ist in die Mainzer Straße gezogen

Der »Kunstraum t27« ist Geschichte. Nach zehn Jahren erhielt der »Kunstverein Neukölln« vom Eigentümer die Kündigung, ein Schick- sal, das auch die anderen Gewerbemieter in der Remise ereilte.
Aber bevor es an den Umzug ging, wurde vom 23. bis 25. Oktober mit Lesungen, Konzerten, Performances und einer letzten Ausstellung von den großzügigen Ausstellungsräumen in der Thomasstraße Ab- schied genommen.

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»T27« in kleinen Stücken.                                                                                                                                                      Foto: mr

Unzählige sich überlagernde Rechtecke aus Klebeband in unter-schiedlicher Größe und Farbe an den Wänden und auf dem Boden markieren all die Stellen im Raum, an denen in den letzten zehn Jahren Malereien, Zeichnungen, Installationen, Skulpturen, Grafiken gehangen, gestanden oder gelehnt haben. Es ist der Versuch, 108 Ausstellungen mit mehr als 400 Künstlern in Schichten und Über- lagerungen sichtbar zu machen. Wer wollte, konnte sich ein Stück davon mit nach Hause nehmen, denn am Ende des Abends wurden DIN A4-Blatt große Ausschnitte verkauft. Aufbruch zu neuen Ufern weiterlesen

Salonmusik im Herbst

Virtuose Musiker aus Australien, China und Deutschland

Eine Reihe erstklassiger Konzerte mit internationaler Besetzung werden im November bei der »Salonmusik« im Café im Körnerpark zu hören sein.

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Virginia Yep.Foto: mr

Am Sonntag, den 8. November, zeigt der Australier Geordie Little seine ganz eigene Art des Gitarrenspiels. Mit verblüffender Fingertechnik und virtuosem Gitarrenspiel schafft er einen völlig neuen Sound. In seinen perkussiven und melodiösen Kompositionen wird auch Geordies selbst gebaute achtsaitige Flamencogitarre zum Einsatz kommen.
Zeitgenössischer Jazz ist am 15. November zu hören. Der Pianist Hannes Zerbe gehörte schon zu DDR-Zeiten zu den kreativsten Musikern und Komponisten dieses Genres. Beim Konzert im Café tritt er im Duo mit dem Saxofonisten Dirk Engelhardt auf. Brecht/Eisler–Lieder und Kompositionen von Hannes Zerbe dienen den beiden als Ausgangspunkt für abwechslungsreiche Improvisationen. Salonmusik im Herbst weiterlesen

»Slowboy« beim Jazzclub in der Gropiusstadt

Alte Klangerzeugung für neuen Jazz

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Orgel mit Wumms.                                                                                                                                                                      Foto. mr

Warum nennt sich eine Gruppe »Slowboy«, wenn sie so druckvolle und ener­getische Musik macht? Vielleicht, weil sie ähnlich wie beim »Slow Food« auf handgemachte Ingredienzien setzt, wie die berühmte Hammond-Orgel mit Leslie-Lautsprecher, die den Sound der Rockbands der 70er prägte. Statt die mittlerweile fast unzähligen Sounds neuer Keyboards zu verwenden, schleppte der Organist Wolfgang Roggenkamp seine schwere Hammond-Orgel samt Leslie auf die Bühne des Kleinen Saals im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt.
Zum Auftakt der Herbstsaison des »Jazzclubs« am 9. Oktober erlebten die Zuhörer ein musikalisch erstklassiges Konzert. Vor so mitreißenden Rhythmen und wuchtigen Orgelklängen kann keiner die Ohren verschließen. »Slowboy« beim Jazzclub in der Gropiusstadt weiterlesen

Berlinerinnen porträtiert

Subtile Signale spiegeln Lebensumstände

Ein Stadtporträt der etwas anderen Art ist derzeit in der »Galerie im Körnerpark« anzuschauen. Der Fotograf Ashkan Sahihi hat 375 in Berlin lebende Frauen fotografiert und sie gebeten, einen Fragebogen handschriftlich auszufüllen.
Mit 35 Suchbegriffen legte Ashkan Sahihi zunächst Kategorien fest, nach denen anschließend Berliner Frauen als Fotomodelle gesucht wurden, die beispielsweise in die Kategorien Politikerin oder Lobbyistin, Mutter oder auch Frau in Uniform passen.

Berliner Frauen
Aug in Aug mit Frauen.                                                                                                                                                              Foto: mr

Jede Frau wurde bei natürlichem Licht in der Umgebung ihrer Wahl und in der eigenen Kleidung aufgenommen, so dass sie ihrer Individualität volle Geltung verschaffen konnte. So machen diese Fotos auch den Kontext sichtbar, aus dem die Frauen kommen und in dem sie leben. Kleine Details in der Umgebung und der Kleidung geben Hinweise auf kulturellen Hintergrund und Milieu, auf Beruf und Stellung, auf Ort und Zeit. Die Fragebögen, die neben den Porträts hängen, zeigen das Selbstverständnis der Frauen. Berlinerinnen porträtiert weiterlesen

Realität statt Schönheit

Rembrandts Radierungen sind erstmals in Deutschland zu sehen

Der »Kulturstiftung Schloss Britz« ist einmal mehr eine kleine Sensation gelungen. Bis zum 21. Februar werden hier über 100 Originalradierungen des großen niederländischen Malers Rembrandt Harmenszoon van Rijn gezeigt. Sie stammen aus der Privatsammlung des Rembrandt-Kenners Jaap Mulders und sind das erste Mal außerhalb der Niederlande zu sehen.

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Rembrandt – in bester Form.                                                                                                                       Foto: Jaap Mulders

Rembrandt zählt zu den bedeutendsten Malern Europas. Würde er heute leben, wäre er Fotograf, sagte Jaap Mulders in seinem Grußwort. Die vielen Selbstbildnisse, bei denen er die mimische Vielfalt erforschte und auch vor Grimassen nicht zurückschreckte, muten an wie moderne Selfies. Die Porträts oder Straßenszenen wirken wie beiläufig aufgenommene Schnappschüsse, und das Spiel mit Licht und Schatten, bei dem die eine Seite des Kopfes in Licht getaucht ist, die andere dagegen fast ganz im Schatten bleibt, ist als »Rembrandt-Licht« ein gebräuchlicher Effekt in der modernen Porträt­fotografie. »Und auch Photoshop hat er erfunden«, verkündete Mulders augenzwinkernd, »denn gelegentlich hat er seine Druckplatten einfach überarbeitet, und die Drucke dann als neue Kunstwerke verkauft.« Realität statt Schönheit weiterlesen

Kunst oder Vandalismus?

Straßenkünstler erheitern den Kiez

Graffiti verändert, manchmal auch sehr dauerhaft, Flächen. Graffiti ohne Auftrag ist Sachbeschädigung. Graffiti-Betroffene sprechen gern einmal von Vandalismus. Strafrechtlich drohen den eigenmächtig agierenden »Künstlern« Geld- oder Haftstrafen, und deshalb versuchen sie, möglichst anonym zu bleiben. Streetart ist eine Spielart des Graffiti, für sie gelten die gleichen Regeln.

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Ein Männlein steht auf dem Schilde.                                                                                                           Foto: rm

So verwundert, dass Josef Foos immer noch unbehelligt seine Korkfiguren eigenmächtig platzieren darf. Seine aus Weinkorken und Schaschlikspießen gefertigten Gestalten turnen schon seit Jahren, hoch oben auf ausgesuchten Straßenschilderrahmen Berlins. Da der Künstler in Neukölln Yoga lehrt, ist »turnen« wohl nicht der richtige Ausdruck, denn seine beliebten Street -Yogis zeigen mehrheitlich Yogastellungen. Kunst oder Vandalismus? weiterlesen

Im Erzählcafé

Plaudereien aus dem Nähkästchen

Erzählcafe
Eva Willig (Mitte) erzählt aus ihrem Leben.                                                                                                               Foto: ro

»Eine Verbeamtung anzunehmen war in den 70er und 80er Jahren verpönt. Ein solcher Status nahm den Menschen die Freiheit zu demonstrieren und wurde als eine Art staatlicher Zwangsjacke empfunden.« So erzählt Eva Willig aus ihrer Lebensgeschichte im »Leuchtturm«. Und wie groß die Enttäuschung war, als sie feststellen musste, dass gute Bildung nicht vor Hartz IV schützt, denn in den 60er Jahren wurde den Bürgern suggeriert, dass Bildung alles sei, um später eine gute Rente zu erhalten. Da fühlt sie sich vom Staat ver- schaukelt. Im Erzählcafé weiterlesen

Kaffee, Kuchen und Kino

Eine gebrochene Lanze für das Multiplex namens »Karli«

Neben all den Arthouse-Kinos, Film-Bars, Cineasten-Cafés, die es in Neukölln gibt und über die Kiez und Kneipe schon oft berichtet hat, hat Neukölln selbstverständlich auch ein Multiplex-Kino. Das »Karli« in den »Neukölln Arcaden«, dem Neuköllner Konsumtempel schlechthin. Benannt nach den »Karl-Marx-Lichtspielen«, die hier früher einmal standen und der Karl-Marx-Straße, auf der sich dieses Einkaufszentrum und Kino befindet.

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»Königin der Wüste« mit Kuscheltieren.                                                                                                                      Foto: pr

Auch wenn die Filmauswahl in erster Linie aus Blockbuster-Fortsetzungen, wie »Transformers 8« und melodramatischen Perlen des türkischen Mainstream-Kinos besteht, ist es ab und an doch mal schön, Filme auf einer Leinwand zu sehen, die größer ist als die Kleinkunstkino-Bildschirme, die auch nicht größer sind als der heimische Flatscreen-Fernseher. In Kinosesseln, die bequem sind und ohne strafende Blicke der Kinomitarbeiter, wenn man beim Filme gucken gerne die Kinoliebhaber-Sünde begeht und Popcorn und Nachos isst. Kaffee, Kuchen und Kino weiterlesen

Falko Schumann

Mit Herzblut für die Feinkost

feinschlichtIrgendwann, es war im Jahr 2012, hatte der Koch Falko Schumann genug von der Spitzen­gastronomie. Der Hektik und schweren Ar- beit war der Siegener über- drüssig. Die Entscheidung, ein Feinkostgeschäft im aufstrebenden Neukölln zu eröffnen, war bei seinen Fähigkeiten folgerichtig.
Seine wunderbaren Auf- striche, süß, salzig, medi- terran und immer kreativ, liebten die Gourmets, nicht nur die aus Neukölln. In der Fein- schmeckerszene Berlins war Schumann allemal angekommen.
Die Hoffnung allerdings, dass das Leben sich nun in einem ruhigeren Fahrwasser bewege, sollte sich nicht erfüllen. Es ging ihm wie allen Startern. Mit viel Mut und Elan, auch noch etwas Kapital, ging es in die Selbstständigkeit. Dann wurde das Geld knapp, und die Lebens- partnerin erkrankte schwer, starb kurze Zeit später.
Schumann musste sein Geschäft mit einem Catering finanzieren. Das war hart, aber nur so konnte er seiner Leidenschaft weiter nach- kommen. Seit diesem Jahr nun war wieder Licht in sein Leben gekommen, als er eine neue Partnerin fand.
Völlig unerwartet und plötzlich starb Falko Schumann im Alter von 52 Jahren auf dem Weg zu seinem Geschäft.

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Ralf Körber

Der Mann, der seinem Hund folgte

KörberWenn er hinter seinem Hund durch die Schillerpromenade herschlurfte, war Neukölln eben Neukölln. Alles war in Ordnung. Hund und Herrchen ergänzten sich auf vortreffliche Weise. Doch der erste Eindruck von einem stolzen Clochard täuschte. Da war sehr viel mehr.
Politisch denkend und menschlich han- delnd mit einer Wärme, die Medizin für die Menschen war, war Ralf Körber reich an Tugenden, die heute wichtiger denn je sind. Ralf Körber hat uns Ende Oktober für immer verlassen.
Von Beruf Feinmechaniker, hatte er einen Blick für wesentliche Details, sowohl im persönlichen als auch im politischen Bereich. Er war jahrelang als Betriebsrat tätig, und als Bürgerdeputierter lag sein Arbeits-Schwerpunkt im Bereich der Bildung. Viele Jahre war Ralf ein engagierter Vertreter im Quartiersrat Schillerkiez, setzte sich vor allem für ein friedliches Miteinander und viele nachbarschaftliche Projekte ein. Eine Herzensangelegenheit war ihm der Erhalt des Neuen St. Thomas Friedhofs als Hundeauslaufgebiet. Ralf hat mit seinem Wirken und unermüdlichem Einsatz auch bei Wind und Wetter entscheidend zum Erfolg des Volksentscheids zum Erhalt des Tempelhofer Feldes beigetragen.
Ralf war wesensfest, zuverlässig, sehr hilfsbereit und hat mit seinem wunderbaren, subtilen Humor jeder Unterhaltung eine besondere Wendung gegeben.
Er hat gerne gelebt; mit Partnerin und Tieren verband ihn eine symbiotische Freundschaft. Der Schillerkiez mit seinen Menschen und den vielen Gesprächen war sein Lebensmittelpunkt.
Ein unfreiwilliger Umzug an den Stadtrand tat ihm – und uns – nicht gut. Zum Ende hat Überlas­tung seine Lebenskraft aufgebraucht.
Wir vermissen Ralf sehr und trauern.

Die Redaktion

Narkose für den Winterschlaf

Heilkraut mit Vergiftungsgefahr

Es gibt ungefähr 1.400 Nachtschattengewächse. Die bekanntesten sind die Kartoffel und die Tomate, die Paprika und die Aubergine, aber diese kamen erst in der Neuzeit in unsere Gefilde. Der schwarze und der bittersüße Nachtschatten wachsen aber seit eh und je bei uns, und sie wurden auch gebraucht. In alten Büchern steht, dass die jetzt reifen Beeren gesammelt und in Wein sieden sollen, damit wird ein Narkotikum des Mittelalters hergestellt.

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Schwarzes Nachtschattengewächs.                                                                                                              Foto:wikipedia

Schwarzer Nachtschatten: In der Volksmedizin sind diverse medi- zinische Anwendungen aus vielen Kulturen bekannt. Das während der Blütezeit gesammelte und getrocknete Kraut wird in der Volks- heilkunde als Medizin gegen Magen- und Blasenkrämpfe und Keuch-husten eingesetzt, eine äußerliche Anwendung wird bei Ekzemen, nässenden Flechten, Juckreiz, Hämorrhoiden, Schrunden, Prellungen und Abszessen empfohlen. In der Homöopathie wird die gesamte, frische, blühende Pflanze bei Erkrankungen des Zentralnerven- systems eingesetzt.
Laut afrikanischer Volksmedizin sollen Kinder die schwarzen Nacht-schatten als Gemüse essen, um von Krankheiten, die im Zusammen- hang mit Mangel­ernährung und ihren Nebenerscheinungen auftre- ten, verschont zu bleiben.
Durch das Vorkommen von Solanin und anderen Alkaloiden, vor allem in den unreifen Früchten, werden immer wieder Vergiftungen beschrieben. Bei Kleinkindern ist zum Teil auch der eigentlich geringe Solaningehalt reifer Früchte ausreichend, um Vergiftungserscheinungen hervorzurufen. Die Symptome können dabei Erbrechen, Durchfall, Atembeschwerden, erhöhte Herzfre- quenz und Nierenreizung sein. Zudem treten Angstzustände, Krämpfe und Lähmungen auf, ebenso ein Ansteigen der Körper-temperatur mit anschließendem Abfallen unter den Normalwert. Bei starken Vergiftungen tritt der Tod durch Lähmung des zentralen Atemsystems ein.
Da zum Teil Hühner nach dem Fressen von giftigen, unreifen Beeren verenden, hat sich für die Art auch der Name Hühnertod eingebür- gert. Vergiftungen von Weidetieren können zum Teil auch auf den hohen Nitratgehalt der Pflanzen zurückgeführt werden. Ist dies der Fall, schmeckt die Milch betroffener Tiere bitter.
In Deutschland dürfen Solanum nigrum und seine Zubereitungen aufgrund der Giftigkeit nicht zur Herstellung und Behandlung von kosmetischen Stoffen verwendet werden.

Eva Willig

Petras Tagebuch

Auf Lakritzentzug

Für mein Leben gerne esse ich Lakritz. Salzig muss es sein und von guter Qualität. Das hebt die Lebensfreude, macht gute Laune. Nach der Arbeit ist es für mich das Signal, dass nun der andere Lebensabschnitt beginnt, es ist genau der richtige Einstieg. Ich esse Lakritz nur dann, wenn eine gravierende Änderung am Tag beginnt.
In letzter Zeit wurde es aber ein bisschen knapp mit dem Lakritz. Ein Depot nach dem anderen hatte ich geleert. Der Schreibtisch mit der Lakritzschachtel war geleert, der Vorrat im Küchenschrank aufgebraucht, mein Geheimdepot am Arbeitsplatz hatte sich in Luft aufgelöst. Selbst die eiserne Reserve im Kühlschrank zu Hause und in der Redaktion war weg. Petras Tagebuch weiterlesen

Endspurt beim Beteiligungsverfahren

Flugfeld
Auf der Suche nach Kompromissen.                                                                                                                              Foto: mr

Wie geht es weiter mit dem Tempelhofer Feld?

Das Feld möge weitgehend so bleiben, wie es ist. Das ist der Konsens, der sich zum Ende der Bürgerbeteiligung zur Nutzung des Tempelho- fer Feldes abzeichnet. Am 20. September wurde der Zwischen- stand des Beteiligungsverfahrens in sogenannten »Felddialogen« erörtert.
»Es geht nicht darum, dass jeder seine Interessen durchsetzt, sondern darum, die Vielfalt der Interessen unter einen Hut zu bekommen. Und es ist erstaunlich, wie es überall gelungen ist, Kompromisse zu fin- den«, sagt »BUND«-Geschäftsführer Tilmann Heuser, der das Beteili-gungsverfahren seit einem Jahr koordiniert.

Endspurt beim Beteiligungsverfahren weiterlesen

Freies Feld für starke Bürger

Allen Unkenrufen zum Trotz klappt es recht gut mit der Bürger-beteiligung. Dies ergab der Zwischenstand des Beteiligungsver-fahrens hinsichtlich der Weiternutzung des Tempelhofer Feldes.
Alle etwas abgedrehten Ideen sind vom Tisch und eine Bebauung ist laut »THF«-Gesetz ohnehin ausgeschlossen.
Die Politik im Lande Berlin sieht das jedoch etwas anders. Sie unter-stellt den Bürgern un­überlegtes Handeln bei der Abstimmung über die weitere Nutzung des Tempelhofer Feldes und würde am liebsten sofort zum Spaten greifen und bauen.
So richtig ernst wird der Bürger und Wähler nicht genommen. Das ist insofern schade, als da zwei Gruppen aufgetan werden: Auf der einen Seite das dumme Wahlvolk und auf der anderen Seite die weitsichtige Politik, die dem unterbelichteten Wahlvolk sagt, was richtig oder falsch ist.
Schön ist, dass die Bürger das erkannt haben und sich nicht abschre- cken lassen.

Petra Roß

Luxusmodernisierungen schwerer gemacht

Milieuschutz wird konkret

Die SPD hat sich lange geziert, aber jetzt ist es amtlich. In ihrer Sitzung am 23. September beschloss die Bezirksverordneten-versammlung gegen die Stimmen der CDU, dass der Reuterkiez zum Milieuschutzgebiet erklärt wird. Damit werden Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen, die Zusammenlegung von Wohnun- gen oder deren Luxusmodernisierung genehmigungspflichtig.
Eine gute Nachricht für die Bewohner des Kiezes, freut sich Jochen Biedermann (Grüne), der sich schon seit Jahren für den Milieuschutz eingesetzt hat. Vier Jahre habe es gedauert, um die Fraktion der SPD als Mit-Antragsteller zu gewinnen. Er hoffe, dass der Beschluss noch in diesem Jahr umgesetzt werden könne. Die Genehmigungskriterien dafür muss das Bezirksamt aber erst noch erarbeiten.
»Die SPD-Fraktion begrüßt diese Beschlussfassung ausdrücklich«, heißt es in einer Pressemitteilung dazu. »Wir wollen verhindern, dass die positive Entwicklung des Neuköllner Nordens zu Lasten der angestammten Bevölkerung geht.« Luxusmodernisierungen schwerer gemacht weiterlesen

»TTIP« – Chance oder Risiko?

»Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft« in der Aula der Otto Hahn Schule präsentiert

»TTIP«, das Transatlantische Freihandelsabkommen ist ein Thema, das auch in Neukölln viele Menschen umtreibt. So war es nicht verwunderlich, dass die Aula der Otto Hahn Schule am 9. September bis auf den letzten Platz gefüllt war.

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Nicht alle finden »TTIP« gut.                                                                                                                                                 Foto: mr

Eingeladen hatte der Neuköllner Bundestagsabgeordnete Fritz Felgentreu, der mit Bürgern und Experten über die Auswirkungen des Freihandelsabkommens auf die Standards der sozialen Marktwirt-schaft sprechen wollte. »TTIP« – Chance oder Risiko? weiterlesen

Gebäude werden für Heimatlose umfunktioniert

Flüchtlinge wohnen in Turnhallen und alten Schulen

Wo kürzlich noch gespielt und geturnt wurde, stehen jetzt Feldbetten. Rund 120 Flüchtlinge leben derzeit in der »Jahn-Sporthalle« am Columbiadamm. Die meisten kommen aus Syrien, etliche auch aus Afghanistan und dem Irak.
Es sind Frauen und Kinder darunter, überwiegend aber junge Männer. Warum das so ist, erklärt eine der Betreuerinnen: »Es sind die Jungen und Starken, die auf die gefährliche Reise geschickt werden. Ihre Frauen und Kinder bleiben in den Massenlagern im Libanon und Jordanien zurück.«

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Neugierig auf Neuankömmlinge.                                                                                                                                     Foto: mr

Die Sozialarbeiterin von der »TAMAJA Soziale Dienstleistungen GmbH«, der Betreiberin dieser Einrichtung, ist eine von fünf Mitarbeitern für die Sozialbetreuung. Ihre Aufgabe ist es, »den Menschen zu helfen, anzukommen«. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Belange des sozialen Lebens, leistet Hilfestellung beim Ausfüllen von Anträgen, erklärt ihnen das Asylverfahren, hilft bei der Suche nach Ärzten. Gebäude werden für Heimatlose umfunktioniert weiterlesen

Neukölln ist toll!

Erol Özkaraca über seinen pulsierenden, archaischen Wahlkreis

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Erol özkaraca.                                          Foto:fh

In Erol Özkaracas Büro in der Hermannstraße ist immer etwas los. Menschen kommen und gehen, und wer sich für ein Gespräch zu ihm setzt, der landet schnell beim »du«. Er möchte Klartext reden, »sagen, was ist«, nennt er das.
Das vermisst er gelegentlich in der Politik. Seit 2011 sitzt Erol Özkaraca für die SPD-Neukölln im Berliner Abgeordnetenhaus. Das Interesse für Politik regte sich bei ihm in seiner Jugend in Hamburg, wo er als Fußballer in der Jugendmannschaft des FC St.Pauli kickte. In der Türkei putschte sich das Militär an die Macht und verbot alle politischen Parteien. »Das machte mich wütend und ich wusste, dass es wichtig ist, sich politisch zu engagieren.« Neukölln ist toll! weiterlesen

Fahrradfreundliches Neukölln

Neugegründete Initiative fordert mehr Platz für Radverkehr

»Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln«, so nennt sich die neu gegründete Initiative von Neuköllnern, die sich für Verbesserungen zugunsten des Radfahrens einsetzen wollen. Ihr Vorhaben: Mit Neuköllner Privatpersonen, Unternehmen und Organisationen den Radverkehr und dessen Probleme sichtbar zu machen. Einig sind sich die Netzwerker in ihrer Kritik an der Bezirkspolitik: Neukölln verschläft bisher, dass immer mehr Menschen aufs Fahrrad als Hauptverkehrsmittel setzen und der Radverkehr deshalb mehr Platz benötigt.

Fahrrad
Der Fahrradverkehr nimmt zu.                                                                                                                                             Foto: rb

Der Radverkehr gewinnt in Berlin seit Jahren an Bedeutung. Das machen nicht zuletzt die Zahlen deutlich, die der Berliner Senat selbst herausgibt. So stieg der Anteil des Radverkehrs schon zwischen 2008 und 2013 um zwei Prozentpunkte von elf auf 13 Prozent. Seit 2013 hat der Radverkehr offensichtlich noch weiter zugenommen, gerade auch im Herbst und Winter, außerhalb der klassischen Rad-Saison. Fahrradfreundliches Neukölln weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. RempeNK_Tagblatt-Kopf

Nr. 232 – Sonntag, 3. Oktober 1915
Ein tiefbedauerlicher Doppelselbstmord erfolgte am Freitag in der Fuldastraße 33. Hier wurden gegen 12 Uhr mittags der 30jährige Schlosser Richard Ehrenfeld sowie seine 25jährige Ehefrau Ella, geb. Westphal, in dem Schlafzimmer ihrer gemeinschaftlichen Wohnung im Bett von einem Kollegen Otto B. mittels Leuchtgas vergiftet, tot aufgefunden. E., der am 1. Oktober d. J. zum Militärdienst einberufen war, hatte am Donnerstag einen Brief an B. geschrieben, worin er diesem mitteilt, daß er sich mit seiner Ehefrau das Leben nehmen wolle. B. ließ darauf in Gegenwart des Hauseigentümers die Wohnungstür öffnen und fand die ihm im Briefe gemachten Angaben leider bestätigt. Wie festgestellt, hatte E. in dem Schlafzimmer die Hängelampe abgeschraubt und so das Gas ausströmen lassen. Da bei beiden die Leichenstarre bereits eingetreten war, so wurde von der Hinzuziehung eines Arztes Abstand genommen. Das Motiv der unglückseligen Tat dürfte auf die bevorstehende Trennung der beiden Eheleute durch die Einberufung des Mannes, die in guten Verhältnissen und glücklicher Ehe lebten, zurückzuführen sein. Die Leichen wurden beschlagnahmt und in der Wohnung belassen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Royal schmökern

Die »Buchkönigin« feiert Geburtstag

Vor fünf Jahren eröffneten Nina Wehner und Hannah Wiesehöfer ihre kleine Buchhandlung und gaben ihr den hübschen Namen »Die Buchkönigin«. Am 19. September feierten die beiden gemeinsam mit ihren Kunden Geburtstag.

Buchkönigin
Leseparadies mit Wild.                                                                                                                                                            Foto: mr

Inzwischen haben sie sich einen treuen Kundenstamm geschaffen, denn Nina und Hannah legen besonderen Wert auf persönliche Beratung. Und wenn ein Buch nicht im Regal steht, kann es schnellstens bestellt werden. Royal schmökern weiterlesen

Es dampft auf dem Karl-Marx-Platz

Kaffee mit gutem Gewissen

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Kaffeeduft beim Marktshoppen.                                                                                                                                       Foto: pr

Mitten auf dem Karl-Marx-Platz steht beim Rixdorfer Wochenmarkt neuerdings zwischen Gemüse und Obst ein Kaffeestand, an dem sich die Marktbesucher mit Genuss erholen können. Martin Richert verkauft hier Kaffee der ganz besonderen Art, der auch besonders gut schmeckt. Die Kaffeerösterei »quijotekaffee« aus Hamburg hat sich auf die Fahnen geschrieben, transparent zu sein und höchste Qualität zu vertreiben. Sie steht in direktem Kontakt zu Kooperativen in Ecuador, Honduras, Äthiopien, Guatemala und Sumatra. Zu den Vertragsbedingungen zählen unter anderem der ökologische Anbau und demokratische Prozesse innerhalb der Kooperative. Die Verträge sind auf der Homepage www.quijote-kaffee.de einsehbar. Es dampft auf dem Karl-Marx-Platz weiterlesen

Mit dem Plus an Freundlichkeit

Günstige Übernachtungen für Neuköllngäste im »Motel Plus Berlin«

Hell, einladend und ziemlich modern wirkt die Empfangshalle des »Motel Plus« in der Silbersteinstraße. Viele Gäste stehen am Empfang. Gute Laune herrscht bei den Berlinbesuchern. Kein Wunder bei dem Personal. Freundlich erklärt es alles über das Motel und überreicht die Zimmerschlüssel.

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Schlicht mit Ausblick.                                                                                                                                                                  Foto: pr

Da schwirrt Karin Kuttner mit schnellem Schritt durch die Halle, schaut, ob alles seine Ordnung hat. Nette Worte für die Mitarbeiter hat sie dabei immer parat. Das ist für sie ganz besonders wichtig, denn nur mit einem guten Betriebsklima und motivierten Angestellten lässt sich dieses Schiff mit Erfolg lenken. Kuttner ist die Herrscherin über das Neuköllner »Motel Plus«, in dem sie seit der Eröffnung im September 2013 arbeitet. Sie ist für das operative Geschäft verantwortlich. Mit dem Plus an Freundlichkeit weiterlesen

Gaumenspaß mit Craft im Glas

Die Vielfalt hopfenreicher Träume in der »IPA Bar«

IPA – das steht für India Pale Ale, eine Biersorte, die die Briten im 19. Jahrhundert für ihre Kolonie Indien brauten und für den langen Transport durch hohen Alkohol- und Hopfengehalt haltbarer machten.

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BIER im Überfluss.                                                                                                                                                                         Foto: pr

Das trendige, mehrfach gehopfte, eher bittere IPA mit seinen fruchtig-komplexen Aromen ist nicht nur der Star der Craft-Beer-Bewegung, die sich für ungewöhnliche, kunstfertig und meist in kleinen Brauereien hergestellte Biere begeistert. Es ist auch die Attraktion der »IPA Bar«. 100 Craftbiere aus den USA, den Niederlanden, Belgien, Dänemark, Schottland und vielen anderen Ländern, aber auch aus Berlin, darunter auch ein paar Stouts, Lagers und Red Ales, sind hier in Flasche oder Dosen im Angebot. Gaumenspaß mit Craft im Glas weiterlesen

Kleine Bühne, große Songs

Die tägliche Ration Livemusik in der »[ofen] Bar«

Tiramisu gibt es leider nicht mehr. Nach zwei Jahren »misu&musi« hat Inhaber Dario seine Kaffeemaschine verkauft – schmerzlich für einen Italiener wie ihn – und den Gastraum etwas erweitert. Er setzt in der nach dem alten Kachelofen neben der Bühne umbenannten »[ofen] Bar« nun ganz auf die Musi. Eine rote Lichterkette in E-Gitarrenform weist den Weg zur Bar. »Rock’n’Roll« prangt als Schriftzug über der Eingangstür, doch laut und ruppig geht’s hier eher selten zu. Quasi täglich außer sonntags geben sich hier abends ab 20 Uhr Folk-, Pop- oder auch Trip Hop-Musiker aus aller Welt das Mikro in die Hand.

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ZUM Musikantenofen.                                                                                                                                                            Foto: hlb

Neue Künstler für die Konzerte zu finden ist für Dario, der direkt um die Ecke wohnt, im Melting Pot Berlin und insbesondere Neukölln kein Problem – die Bar, in der gut drei Dutzend Gäste Platz finden, hat sich als kuschelige Auftrittslocation längst rumgesprochen. Kleine Bühne, große Songs weiterlesen

Kreative Neuköllner Modeschöpfer

Karstadt räumt Verkaufsflächen für Außergewöhnliches

Viele junge Modedesigner haben sich in den letzten Jahren in Neukölln niedergelassen. Entsprechend groß ist inzwischen das Angebot. Bereits zum dritten Mal bot Karstadt am Hermannplatz nun einer Reihe dieser Designer, die sich dem Neuköllner Modenetzwerk »Nemona« angeschlossen haben, die Gelegenheit, ihre Kollektionen außerhalb ihrer Ateliers einem größerem Publikum zu präsentieren.

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Bürgermeisterin mit Mut zum Hut.                                                                                                                                  Foto: mr

Eröffnet wurde dieser »Pop Up Shop« am 12. September von Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey. Kreative Neuköllner Modeschöpfer weiterlesen

Persönliche Geschichten in historischen Zusammenhängen

30 Jahre Neukonzeption des Museums Neukölln

Ein Museum für das Volk, in dem die Bürger intensiv bei der Entwicklung von Ausstellungen und dem Aufbau von Sammlungen mitwirken, das ist der Kerngedanke des Neuköllner Museumskonzepts.

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Museumsschätze aus Neukölln.                                                                                                                                        Foto. mr

Dieses Konzept verfolgt Museumsleiter Udo Gößwald seit nunmehr 30 Jahren und machte aus einem verstaubten Heimatmuseum ein mit deutschen und europäischen Preisen ausgezeichnetes »Museum des Lebens«. Am 5. September feierte das Museum seine erfolgreiche Arbeit mit den Bewohnern des Bezirks und geladenen Gästen. Persönliche Geschichten in historischen Zusammenhängen weiterlesen

Bebendes in der Galerie im Saalbau

Kunst verändert den Blickwinkel

Spannung, die sich entlädt, die explodiert und dabei Neues entstehen lässt, das ist im weitesten Sinne die Thematik, mit der sich die beiden Neuköllner Künstlerinnen Cathérine Kuebel und Sabine Ammer befassen. »Beben« haben sie ihre Ausstellung genannt, die noch bis zum 1. November in der Galerie im Saalbau zu sehen ist.
Dabei ist der Begriff des »Bebens« sehr weit gespannt. In Ideenräumen beleuchten sie die verschiedenen Aspekte des Bebens. Den Mittelpunkt des hinteren Raumes bildet ein ziemlich naturgetreu gestaltetes Herz, dessen Pochen auch als Beben verstanden werden kann.

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kleine Details in großen Objekten.                                                                                                                                 Foto: mr

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Musik im Kesselhaus

»Quit Cue« im „KINDL-Zentrum«

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Performance im KINDL-Zentrum.                                                                                                                                      Foto:rb

»KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst« im Zeichen der Musik. An drei aufeinanderfolgenden Samstagen präsentierte die Neuköllner Künstlergruppe »Quiet Cue« ein speziell auf die akustischen und atmosphärischen Besonderheiten des 20 Meter hohen Kesselhauses zugeschnittenes Musikprogramm. Seit sechs Jahren gestaltet »Quiet Cue« in der Flughafenstraße 38 ein kontinuierlich fortlaufendes und weltweit wahrgenommenes Musik-, Sound-, Performance-, Intermedia-Programm. Musik im Kesselhaus weiterlesen

Hüllenloses in der Kneipe

Fotoausstellung mit nackten Tatsachen

Der Berliner Aktionskünstler Klaus Domass nähert sich dem Biotop Kneipe auf künstlerische Weise. Das normale Kneipenleben endet bei ihm in einem Abendmahl der besonderen Art. Ein Symbol für Abschied und Neubeginn und keine religiöse Anspielung.

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Abendmahl im Schiller‘s.                                                                                                                             Foto: Klaus Domass

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Neuköllner Friedhöfe im Wandel der Zeit

Der Jerusalemer Friedhof

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Früher evangelisch, heute bulgarisch-orthodox.                                                                                                  Foto: mr

Der fünfte Kirchhof der Jerusalems- und Neuen Kirchen-Gemeinden zu Berlin wurde in den Jahren 1870 bis 1872 auf einem fast sechs Hektar großen Gelände in der Hermannstraße 84-90 mit einer zentralen Lindenallee, mehreren Rondellen und sieben Querwegen angelegt.
Während der letzten zwei oder drei Jahre des Zweiten Weltkriegs stand am Westende im hinteren Teil des Kirchhofes, nahe dem ehemaligen Flughafen Tempelhof, eine Baracke für Zwangsarbeiter, die den Friedhof bewirtschaften mussten. Dort wurde eine Gedenktafel errichtet. Neuköllner Friedhöfe im Wandel der Zeit weiterlesen

Ein Denkmal feiert Geburtstag

Die Britzer Mühle wird 150 Jahre alt

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Britzer Mühle.                                                                                                                                                                                 Foto: mr

Mitten in einem weitläufigen Obstgarten am Rande des Britzer Gartens erhebt sich groß und behäbig die Britzer Mühle. Sie ist die letzte ihrer Art, denn von den sieben noch existierenden historischen Mühlen in Berlin, ist sie die einzige, die noch voll funktionsfähig ist. Die ebenfalls voll funktionsfähige Marzahner Mühle gehört nicht zu den historischen Mühlen. Sie ist eine Rekonstruktion aus dem Jahr 1993. Ein Denkmal feiert Geburtstag weiterlesen

Gesprengte Geschichte

Die Britzer Sendetürme sind nicht mehr

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Sendemast .                               Foto: rm

Der »Rundfunk im Amerikanischen Sektor«, kurz RIAS Berlin, besaß in Berlin Britz und Hof hohe, leistungsstarke Sendetürme. Die Amerikanische Militäradministration gründete den Sender 1946 als Gegenpol zum damals sowjetisch kontrollierten Berliner Rundfunk. Da sich RIAS Berlin als unabhängige Informationsquelle im geteilten Deutschland verstand, wurde stetig seine Sendeleistung verstärkt, damit er nicht nur in Gesamtberlin, sondern auch in der DDR gehört werden konnte. In Britz gab es kein Telefon-gespräch ohne den RIAS im Hintergrund.
Seine Hörfunkprogramme haben nicht nur mein damaliges Rundfunkleben begleitet. Onkel Tobias, die Insulaner, Hans Rosenthal, Lord Knud, Friedrich Luft und viele mehr, prägten ganze Westberliner Nachkriegsgenerationen. Seitens der DDR wurden sämtliche Sendungen als vorsätzliche Einmischung und böswillige Propaganda attackiert. Karl-Eduard von Schnitzler, Chefideologe der DDR und Moderator des »Schwarzen Kanals«, wetterte regelmäßig gegen den RIAS, auch mit Kalauern wie: »Lügen haben kurze Beine, der RIAS hat besonders kleine« oder »Der RIAS lügt, die Wahrheit siegt«. Gesprengte Geschichte weiterlesen

Massives Freizeitvergnügen

Mit dem Fahrrad von Neukölln nach Kreuzberg

Die »Critical Mass«-Bewegung dürfte inzwischen auch vielen Neuköllnern ein Begriff sein: Fahrradfahrer fahren unter Einhaltung aller Verkehrsregeln gemeinsam durch die Stadt, zeigen Präsenz und erinnern daran, dass die Straßenverkehrsordnung (StVO) viel muskelkraftfreundlicher ist, als die meisten motorisierten Verkehrsteilnehmer glauben.
Die Teilnehmer machen sich dabei eine Verkehrsregel zunutze: Mehr als 15 Radfahrer bilden einen geschlossenen Verband und dürfen dann nach StVO auch zu zweit nebeneinander auf der Fahrbahn fahren und somit einen Fahrstreifen belegen. Der Verband ist von der Radwegebenutzungspflicht ausgenommen. Solange die Masse kompakt ist, kann sie nicht durch drängelnde Autofahrer auseinander gedrängt werden. Inzwischen ist die Bewegung, wie auf facebook zu sehen ist, über den ganzen Erdball verteilt. Massives Freizeitvergnügen weiterlesen

Wer Sorgen hat, hat auch Likör

Früchte schmecken mit Alkohol noch besser

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Hollerlikör.                                                  Foto:fh

Seit Jahrhunderten werden Früchte und Kräuter in Alkohol konserviert, digestiert, potenziert und und und. Erst waren es die Kräuterfrauen, später die Apotheker, danach die Drogisten und heute kann es jeder.
Derzeit finden wir draußen Vogel-beere, Kornelkirsche, Schlehe und Holunderbeeren in Hülle und Fülle. Alle eignen sich für die Likörher-stellung, wobei Verschiedenes beachtet werden muss.
Das Likör Grundrezept braucht folgende Zutaten: 500g Früchte, 250 g Zucker jeglicher Art und 0,7 Liter Alkohol. Wer Sorgen hat, hat auch Likör weiterlesen

Petras Tagebuch

Auf Reisen durch Berlin

Beruflich komme ich in Berlin gut rum, und ich muss sagen, es ist in jedem Bezirk ganz anders.
In Charlottenburg werde ich regelmäßig von älteren, sehr gepflegten Damen nach dem Weg gefragt, die so den Einstieg für ein Gespräch suchen. Wenn ich mich nicht ganz schnell aus dem Staub mache, bin ich gleich um eine Lebensgeschichte reicher. Ansonsten scheint sich alles in gutbürgerlichen Bahnen zu bewegen, die es aber auch in sich haben können. Sobald eine Extremsituation entsteht, brechen alte Konflikte, die über Jahrzehnte sorgfältig unter den Teppich gekehrt wurden, auf. Ein zwischenmenschliches Elend offenbart sich.
So etwas gibt es in Neukölln gar nicht oder sehr wenig. Hier geht es direkter zu. Tut manchmal im ersten Moment weh, hilft aber im weiteren Umgang miteinander. Petras Tagebuch weiterlesen

»Allein unter Menschen«

Fuchs Interview
Hermann der Fuchs im Gespräch mit Kiez und Kneipe .

Fuchs Hermann im Interview mit Kiez und Kneipe Neukölln

Kiez und Kneipe: Lieber Fuchs, ich freue mich, dass Sie da sind. Stellen Sie sich doch bitte mal den Lesern vor.
H: Mein Name ist Hermann, meine Freunde nennen mich »H«, ich bin Fuchs und lebe seit 24 Jahren in Neukölln. Eigentlich komme ich ausm Tiergarten.
KuK: Was hat Sie dazu bewegt, nach Neukölln zu ziehen?
H: Die Loveparade ging mir total auf den Senkel. Ich hab in der Nähe der Goldelse gewohnt, es war nicht zu ertragen. Ich konnte weder schlafen noch im Park abhängen. Also bin ich in die Hasenheide abgehauen.

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von Neuköllnern für Neuköllner