Von Bobos und sozialem Wohnungsbau

Zwei Städte, ein Phänomen: Paris, Neukölln und die Gentrifizierung

Belleville ist ein kleines ehemaliges Arbeiterviertel im 20. Pariser Arrondissement. Das Straßenbild wird dominiert von chinesischen Supermärk­ten und Restaurants, überquellenden Mülleimern und Obdachlosen.
Doch dazwischen blitzen immer mehr nette, kleine Cafés mit Bücherregalen und Retromobiliar auf. Klingt vertraut? Ja, die Ähnlichkeit zu Neukölln ist tatsächlich so groß, dass eine Künstlerin bereits ein Fotoprojekt im Austausch der beiden Viertel startete, das letztes Jahr im Berliner »Institut Français« zu sehen war.

Paris
BourgeoisE Bohémiens beim Laissez-faire.Foto: Romy Strassenburg

Auch wenn in Neukölln statt chinesischer vielleicht eher türkische Gastronomie überwiegt, so sind die Probleme von Gentrifizierung und sozialer Verdrängung dieselben. Statt der verschrienen »Hipster« drängen hier die konsumstarken »Bobos» (Bourgeois Bohémiens) in die noch nicht so stark entwickelten Teile der Stadt mit vergleichsweise niedrigen Mietpreisen und eröffnen Vintageläden und Galerien. Von Bobos und sozialem Wohnungsbau weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

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Nr. 29 – Freitag,  4. Februar 1916
Um »Krieg spielen« zu können, sind drei dreizehnjährige Jungen in Neukölln zu Dieben geworden. Der Schüler Gustav W. aus der Weisestr., der aus der Fürsorge=Erziehung entlaufene Bruno R. aus der Selchowstr. Und der Schüler Max K., sämtlich im Alter von 13 Jahren stehend, trieben sich in letzter Zeit fast alltäglich auf dem Tempelhofer Feld herum, um »Krieg zu spielen«, wobei sie sich auch Schützengräben anlegten. Da sie nun Geld zur Beschaffung von »Waffen«, wie Luftbüchsen, Kinderpistolen usw., nicht besaßen, kamen sie auf den Gedanken, Diebstähle und Einbrüche auszuführen, um sich die Mittel zu beschaffen. Vor einigen Nächten brachen sie in ein Konfitürengeschäft in der Okerstr. ein, indem sie nach Art gewiegter Einbrecher die Eingangstür mit einem Dietrich öffneten, worauf sie die Ladenkasse stahlen und mit derselben nach dem Tempelhofer Felde eilten, wo sie den Raub untereinander teilten. Bald darauf, als W. und R. wieder auf der Straße umherlungerten, erblickten sie in der Bodestr. einen Seifenwagen, der dort einen Augenblick ohne Aufsicht stand. Sofort nahmen sie die Gelegenheit wahr und stahlen vier Kartons mit Seife, mit der sie dann in den nächsten Tagen hausieren gingen und sehr schöne Einnahmen erzielten, da Seife jetzt bekanntlich hoch im Preise steht. Schließlich fielen die jugendlichen Seifenhändler jedoch auf und wurden von der hiesigen Kriminalpolizei festgenommen. Sie haben jedenfalls noch weit mehr Diebstähle auf dem Kerbholz, als sie bisher eingestanden haben. R. wurde wieder in die Fürsorge=Anstalt eingeliefert; seine Komplicen werden dem Jugendrichter zugeführt werden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Frisch gewolft ist halb gekaut

Essentielles Burgerprogramm im »Hackbert«

Neukölln hat schon einige Hochburgen der Berliner Burgermania. Mit dem Rixdorfer »Hackbert Burger«, einem kleinen, schön renovierten Imbiss mit rund zehn Sitzplätzen, ist im letzten August eine ernstzu-nehmende neue hinzugekommen. Antikes Mobiliar, wie die als Tresen fungierende Vitrine, Spiegel oder ein Tisch aus einer alten Nähma- schine, gibt dem Laden ungewohnte Gemütlichkeit.

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RIXDORFER Burger. Foto: hlb

Das Fleisch aus regionaler Freilandhaltung für die reinen Rinderhackburger kommt in ganzen Stücken von der renommierten »Blutwurstmanufaktur« am Karl- Marx- Platz und wird täglich frisch im Laden gewolft. Die Brötchen – auch vegan zu haben – werden täglich von der Biobäckerei »Endorphina« gebacken und geliefert. Jeder Burger ist mit Rucola, Eisbergsalat, Tomate und roten Zwiebeln belegt. Jalapenos, Käse, Speck oder Schmorzwiebeln können für 80 Cent dazubestellt werden. Frisch gewolft ist halb gekaut weiterlesen

Hopfen und Malz – Gott erhalt‘s

500 Jahre deutsches Reinheitsgebot

Am 23. April 2016 wird ein bayrisch-herzoglicher Erlass, Jahrhun- derte später als das Deutsche »Reinheitsgebot« verklärt, 500 Jahre alt. Der Deutsche Brauerbund meldet, es sei »das älteste noch unverändert gültige Verbraucherschutzgesetz der Welt.« Dem Konsumenten vermittelt die Werbung, dass nur Biere mit diesem Güte­­siegel traditionell gebraut, naturbelassen und frei von jeglicher Chemie sind. Das Jubiläum ist ein willkommener Anlass, dieses Siegel kurz zu betrachten.

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In der »Rollbergbrauerei« wird nach alter handwerklicher Tradition nur mit Hopfen, Wasser und Gerstenmalz gebraut.Foto: Rollbergbrauerei

Genau genommen gab es schon Jahrhunderte früher, allerdings außerhalb Bayerns, in einigen Städten Qualitätsgebote fürs Bierbrauen. Jener Bayrische Erlass von 1516 war ein Schutzgesetz. Es steigerte zwar danach auch die Qualität der süddeutschen Biere, aber es blockierte auch den Weizenbierverkauf der nicht Bayrischen Braukonkurrenz, zu der damals auch die fränkischen Brauer gehörten. Weizen sollte fortan nur fürs Brotbacken bleiben.

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Wo die Weingläser liegen

Stilvoll-kreatives Speisen im »R« am Tempelhofer Feld

Schaut man sich das Tempelhofer Flugfeld von oben an, so lässt sich aus der Formation der Bahnen und auch auf den Bahnen selbst so manches »R« entdecken. Das inspirierte Thorsten Böcker zum Namen seines Restaurants »R«, das seit letztem September direkt am Feld neue kulinarische Höhepunkte setzen will.

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»MMMH« hört man oft im »R«.                                                                                                                                           Foto: hlb

Der erste Eindruck über- zeugt und überrascht durch Stilsicherheit und Liebe zum Detail – vom alten Flipper und den großen, attraktiv bestückten Kuchenvitrinen im Eingangsbereich über das freundlich-moderne Café-Ambiente im vorderen Raum bis zum Industriecharme des hinteren Gastraums mit seinen Rohputzwänden, originellen Lampen und ungewöhnlich eingedeckten Tischen (das Besteck etwa ruht auf liegenden Weingläsern). Alt trifft neu. Böcker, der auch das Restaurant »Raja Jooseppi« samt Ferienwohnungsresort in Mitte betreibt und bereits ein weiteres Lokal namens »L« in der Flughafenstraße plant, ist ein sichtlich kunstliebender Gastronom.
Die Karte des »R« ist erfreulich übersichtlich, dennoch vielseitig. Wo die Weingläser liegen weiterlesen

Herzwärme im »Home Slice«

Feinen Kaffee in Ruhe genießen

Die Jonasstraße im Körnerkiez war lange Jahre eher unscheinbar im Vergleich zum bunten Schillerkiez oder der Weserstraße. Doch langsam entwickelt sich auch hier so Einiges.

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Sarah Flanagan verführt mit süßen Leckereien.                                                                                                    Foto: fh

Zu Beginn des Jahres eröffnete ein kleines süßes Café. Hell und freundlich kommt das »Home Slice« daher,  die großen Fensterschei- ben lassen, auch wenn die Jahreszeit eher trübe ist, alles, was an Licht möglich ist, in den Raum. Geschmackvoll stehen Blumen auf den Tischen und Abstellflächen, durch das warme Licht merkt der Gast sofort, worum es hier geht. Ein wenig herunterkommen vom Alltags-stress, eine Zeitung lesen, ein angenehmes Gespräch führen oder vor sich hin träumen. Herzwärme im »Home Slice« weiterlesen

Kunstpädagogik im Seniorenheim St. Richard

Im Malkurs mal kreativ in die Ferne schweifen

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich: Das Senioren- heim St.Richard hat jetzt auch eine Malgruppe, die Woche für Woche kleine Kunstwerke auf die Leinwand zaubert.

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Kunstwerk aus Detlefs Atelier.                                                                                                                                           Foto: pr

Zum Erstellen eines von dem Kontinent Afrika inspirierten Bildes, in der bekannten Dreifarben-Technik wird der Pinsel geschwungen. Für schwierigere und detailreiche Motive, sowie für die Erstellung der stimmungsvollen Großstadtsilhouetten kommen Schablonen zum Einsatz. Oder aber es entstehen Collagen, die mit Acrylfarben und Spachtel bearbeitet werden. Kunstpädagogik im Seniorenheim St. Richard weiterlesen

Salonmusik bringt Vielfalt in den Februar

Gospel und Arien, indische und orientalische Musik

Bei den Konzerten der »Salonmusik« im Februar ist für jeden was dabei: Gospel und Arien, indisch beeinflußte Weltmusik mit Tabla, Saxofon und Didgeridoo und moderne orientalische Musik. Wer sich für so eine Vielfalt begeistern kann, kommt am besten jeden Sonntag um 18 Uhr ins Zitronencafé im Körnerpark. Der Eintritt ist frei und die musikalische Reise in ferne Länder ist sicher ein Ausgleich zum grauen Berliner Winter.
Ein außergewöhnliches Konzert erwartet die Zuhörer am 7. Februar. Der Leipziger Saxofonist und Didgeridoo-Spieler Andy Grosskopf kommt mit seinem Duopartner, dem aus Bangladesh stammenden Tablaspieler Syed Mostofa Jahangir, extra für dieses Konzert nach Berlin.
Mit eigenen Versionen bekannter Gospels werden »The Berlin Jazz Company« am 14. Februar auftreten. Der in Berlin aufgewachsene Sänger und Entertainer Ben Mayson beeindruckt vor allem durch seine elegante Soulig-Bluesige Stimme. Er wird begleitet von hochkarätigen Instrumentalisten, Matthias Hessel am Klavier und Helmut Forsthoff am Tenorsaxofon.

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Ben Mayson Trio.                                                                                                                                                                           Foto: pr

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One-Night-Stand mit Folgen

»Neuköllner Oper« gibt wichtigen Denkanstoß zum Thema Integration

Inszenierungen an der Neuköllner Oper beschäftigen sich immer wieder mit brisanten politischen Themen. So auch das neue Stück »Das schwarze Wasser« von Vivan und Ketan Bhatti, das am 21. Januar Premiere hatte.

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Marielou Jacquard und Robert Elibay-Hartog.                                                                      Foto: Matthias Heyde

Inszeniert hat es Michael Höppner nach dem Schauspiel von Roland Schimmelpfennig. Das war ein schwieriges Unterfangen, ist doch der Originaltext komplex und vielschichtig und nicht unbedingt für Musiktheater geeignet. Trotz einiger Längen im ersten Teil gelang dies aber vortrefflich. One-Night-Stand mit Folgen weiterlesen

Abschied vom Haus der Mutter

Auseinandersetzung mit der Erinnerung

Eine ungewöhnliche und sehr persönliche Ausstellung ist derzeit im »Museum Neukölln« zu sehen. Die Hamburger Künstlerin Dorothea Koch setzt sich darin vier Jahre nach dem Tod ihrer Mutter mit deren Haus und all den zurückgelassenen Utensilien auseinander, die ihre Mutter und sie selbst ein Leben lang begleitet haben.
Zu sehen sind Dinge, die einen kleinen Eindruck vom bescheidenen Leben der Mutter in dem Haus im Britzer Haselsteig vermitteln: Besteck, Porzellanfigürchen, ein alter Sessel, sogar uralte Rechnungen über den Kauf eines Bettes oder einer Couchgarnitur.

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Mutterns Lieblingsstück.                                                                                                                                                        Foto: mr

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Utopistische Parabel in der Reichstagskuppel

Der »Heimathafen Neukölln« überrascht mit einer ungewöhnlichen Produktion

Wer hat nicht schon mal Lust gehabt, unfähigen Politikern einen Denkzettel zu verpassen? Nicht zur Wahl zu gehen oder besser noch, einen leeren Stimmzettel abzugeben. Letzteres ist effektiver.
Diese Idee hat der portugiesische Nobelpreisträger für Literatur, José Saramago, in seinem 2004 erschienenen Roman »Die Stadt der Sehenden« aufgegriffen. Auf der Grundlage dieses Romans inszenierte der »Heimathafen Neukölln« eine ungewöhnliche Produktion, einen utopistischen Audiowalk in der Kuppel des Reichstags.

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Wahlverweigerung in der Kuppel.Foto: pschl

Mit einer Art Audioguide ausgerüstet begibt sich das Publikum zur Kuppel des Reichstags und taucht in diesem Hörspiel in eine ganz andere Welt ein. Utopistische Parabel in der Reichstagskuppel weiterlesen

Aus dem Leben eines Großstadtpolizisten

Mit Karlheinz Gaertner auf »Nachtstreife«

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Schon der Anfang ist ziemlich erschütternd. Ein Dealer hält sich eine junge Frau als persönliche Sklavin und misshandelt sie brutal. Zwei anderen jungen Frauen gaukelt er vor, sie in den Urlaub nach Ägypten mitzunehmen. Dort ange- kommen, werden sie eingesperrt, verprügelt und zur Prostitution gezwungen.
Bei dieser Geschichte handelt es sich nicht um einen Roman. »Nachtstreife« von Karlheinz Gaertner beschreibt reale Fälle aus dem Leben eines Großstadt- polizisten.
Gaertner war 44 Jahre Zivilpolizist und Drogenfahnder in Berlin und hat beim langen Kampf gegen das Verbrechen in viele Abgründe geblickt. Er beschreibt raffinierte Einbrecher, brutale Schläger, Mord und organisiertes Verbrechen.
Aber trotzdem, und das scheint immer wieder auf, hat er das Mitge- fühl nicht verloren; nicht das mit den Opfern aber auch nicht das mit den Tätern, die manchmal selber Opfer sind, wie die Junkies, die er immer wieder festgenommen hat nach Ladendiebstählen oder Ein- brüchen mit denen sie ihre Sucht finanzierten und die mit der Zeit gute Bekannte wurden. Er hat ihren körperlichen Verfall miterlebt und viele hat er sterben sehen. Aus dem Leben eines Großstadtpolizisten weiterlesen

Wenn Träume wahr werden

Ein Sonntagabend im »Café Engels«

Der Inhalt der folgenden Meldung ist ohne Zweifel die aufregendste und beste Idee für Neukölln seit dem Erscheinen der Kiez und Kneipe.
Stell dir vor, es ist Sonntag, du bist in Berlin, es ist Winter, es ist grau, es ist kalt. Du bist so melancholisch drauf, dass du dich entscheidest, ohne Regenschirm einen Spaziergang über das Tempelhofer Feld zu machen. Selbstverständlich fängt es an zu regnen. Das führt dazu, dass du dich noch niedergeschlagener fühlst. Ein Quentchen Langeweile bewegt dich raus aus dem ehemaligen Flugfeld und in die Herrfurthstrasse. Ganz plötzlich hast du eine unbändige Lust auf schwarzen, heißen Kaffee und gehst ins »Café Engels«, welches ziemlich überfüllt wirkt. Du bestellst deinen Kaffee und stehst an der Bar, als sich ein Mann in einem albern wirkenden beigen Trenchcoat zu dir gesellt. Dieser Mann erzählt dir, dass gleich »Twin Peaks« anfängt und fragt dich, ob du dir nicht vielleicht einen Sitzplatz suchen möchtest.

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Willkommen in Twin Peaks.                                                                                                  Foto: Charle

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Zwischen Homöopathie und Biochemie

Die Schüßler-Salze als eigenständiger Therapieansatz

Der Oldenburger Arzt Wilhelm Heinrich Schüßler (1821-1898) war ein Kind seiner Zeit. Ausgebildet in homöopathischer Behand-lungsweise, verfolgte er fasziniert die naturwissenschaftlichen Forschungen des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts: Der Berliner Arzt Rudolf Virchow hatte gerade die Zelle als kleinste Einheit des menschlichen Körpers entdeckt und der niederländische Physiologe Jakob Moleschott die Mineralstoffe als lebensnotwendige Grundlage des Körpers erkannt. Beide Entdeckungen sollten das weitere Wirken Schüßlers sehr stark beeinflussen und die Grundlage für seinen neuen Therapieansatz sein, den er 1873 in einer homöopathischen Fachzeitschrift veröffentlichte: die »Biochemische Heilweise«. Zwischen Homöopathie und Biochemie weiterlesen

Nicht nur bei Husten und Heiserkeit

Salbei hat das Heilen schon im Namen (lat. salvere = heilen)

Salbei ist fast weltweit auf allen Kontinenten außer Antarktika und Australien verbreitet. Mit rund 850 Arten gehört er zu einer der artenreichsten Gattungen.
Salbei ist seit dem Altertum als Heilmittel bekannt und kam mit Mönchen im Mittelalter über die Alpen nach Mitteleuropa. Dort fand er schnell Verwendung zum Beispiel zum Luftreinigen in Pesthäusern, wo mit getrocknetem Salbeikraut geräuchert wurde.

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Salve Salbei.                                                     Foto: fh

Traditionell ist die bakterien-, entzündungshemmende sowie zusam-menziehende Wirkung des Salbeis bekannt. Nicht nur bei Husten und Heiserkeit weiterlesen

Petras Tagebuch

Der Götterbote Hermes

Manchmal, und das sehr ungerne, lasse ich mich doch von der Bequemlichkeit verleiten und bestelle online. Ich habe es in dem Moment bereits bereut, als die Bestellung versendet war.
Da ist dieses nicht enden wollende Ärgernis mit der Paketzustellung. Zu oft geisterten Pakete an mich durch deutsche Lande, blieben in Rüdersdorf hängen und wurden dann wieder an den Absender zurückgesendet. Oder das Paket kam in Berlin an, aber nicht bei mir und selbstverständlich ohne Paketkarte. Wer im dritten Stock wohnt, darf nicht erwarten, dass der Paketdienst die vielen Treppenstufen läuft. Es passierte auch mal, dass ich wusste, welcher Nachbar das Paket angenommen hat, nur traf ich ihn nicht an. Das konnte sich schon mal über zwei Wochen hinziehen, bis ich das Glück hatte, einen jungen Mann zu früher Morgenstunde aus dem Bett zu klingeln. Da hatte sich die Warterei gelohnt. Petras Tagebuch weiterlesen

»Pasewald‘scher Hof« ohne Hella Böhm

18. Januar 1952 – 4. Januar 2016

17. August 2005
Hella mit Biss.                                                                                                                                                                         Foto: privat

Jetzt müssen wir ohne Dich weitermachen!
Die Stuttgarter Jahre waren durch Schule und Studium geprägt. Hella absolvierte von 1970 bis 1976 ein Studium an der Akademie für Kunsterziehung in Stuttgart. Schon während dieser Zeit erhielt sie Stipendien für die USA und Frankreich. Seit 1977 war sie freischaf- fend tätig und hat sich einen Namen als Videokünstlerin und Foto- grafin gemacht. Mehrere Preise und Auszeichnungen waren ihre Anerkennung. Von 1988 bis 2006 war Hella Lehrbeauftragte an der Universität der Künste (Institut für Kunst im Kontext).
1994 bezog sie eine Atelierwohnung im »Pasewald’schen Hof« in der Karl-Marx-Straße 137. Von Anfang an war sie eine der aktivsten Künstlerinnen im Neuköllner Kulturzentrum. Eine der ersten Kunst- aktionen waren 1995 eine Installation im sogenannten »Schlacht- raum« und eine Fotoausstellung im Aus- und Weiterbildungszentrum auf dem Nachbarhof. Vielfältige Installationen und Kunstaktionen folgten in den Jahren an diesem besonderen Ort. »Pasewald‘scher Hof« ohne Hella Böhm weiterlesen

Anpacken statt Jammern

Neuköllner Ehrennadel
Juroren und Preisträger.                                                                                                                                    Foto: mr

Bezirk verleiht Ehrennadeln für bürgerschaftliches Engagement

Uschi Glas hat zwar keinen Wohnsitz in Neukölln, die höchste Aus- zeichnung des Bezirks wurde ihr dennoch zuteil. Gemeinsam mit fünf weiteren Persönlichkeiten, die sich um den Bezirk verdient gemacht haben, wurde der Münchener Schauspielerin am 12. Dezember im Schloss Britz die »Neuköllner Ehrennadel« verliehen.
Das Ehrenzeichen belohnt vorbildliches ehrenamtliches Engagement und wird nur an Bürger außerhalb des politischen Bereichs verliehen. Vorgeschlagen werden die Kandidaten von den Fraktionen der Be- zirksverordnetenversammlung (BVV). Die Entscheidung wird jedoch unter strengster Geheimhaltung von einem Gremium, bestehend aus der Bezirksbürgermeisterin (SPD), ihrem Stellvertreter (CDU), dem BVV-Vorsteher (SPD) sowie dessen Stellvertreterin (CDU) gefällt. Das sorgte in den letzten Jahren für einigen Unmut bei den kleineren Parteien, die sich bei der Auswahl nicht vertreten fühlen.
»Kein Staatswesen kommt ohne engagierte Menschen aus«, sagte Jürgen Koglin, Vorsteher der BVV. »Indem sie aus ihrem privaten Umfeld heraustreten und ihre Kompetenzen anderen zur Verfügung stellen, stärken sie die Gemeinschaft«.
Auch Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey betonte, dass der Staat es nicht ohne Partner schaffe, allen Herausforderungen gerecht zu werden. »Wir brauchen Menschen, die es nicht dabei belassen zu klagen, sondern die anpacken.« Anpacken statt Jammern weiterlesen

Freiheit? Wohl kaum!

Es ist einfache Kindergartentheorie: Je mehr Kinder im Buddelkasten spielen, desto mehr Streitereien und Unfälle gibt es.
Im Hinblick auf die gegenwärtige Situation der Windsportler auf dem Tempelhofer Feld passt diese Theorie. Zu denken, dass durch eine Einschränkung der Nutzungsfläche für diesen Sport die Unfallquote eingedämmt würde, ist hirnrissig.
Zudem ist es ein Unding, dass lediglich die Windsportler mit den Konsequenzen von Unfällen leben müssen.
Wenn jedoch die derzeitige Entscheidung, wie angekündigt, wirklich noch einmal überarbeitet und ein Sicherheitskonzept entwickelt wird, wird hoffentlich eine sinnvolle Lösung gefunden, mit der alle leben können. Denn sonst werden garantiert Köpfe rollen – wenn auch hoffentlich nur im weitesten Sinne des Wortes.

Corinna Rupp

»Friedel54« kämpft um seine Existenz

Kiezkollektiv wehrt sich gegen die Kündigung

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Widerstand geht weiter.                                                                                                                                                         Foto: mr

Seit über zehn Jahren gibt es den Kiezladen in der Friedelstraße 54. Der selbstorganisierte Stadtteilladen »ist ein sozialer Treffpunkt, der von vielen genutzt wird«, sagt Matthias Sander, der Sprecher des Kol- lektivs. Er bietet Raum für zahlreiche Veranstaltungen, Workshops, Kneipen- und Filmabende. Hier treffen sich Freundeskreise, andere Initiativen bieten regelmäßig eine »Küche für alle« an. Im Keller gibt es Kicker und einen Umsonst-Laden, in einem anderen Raum hat eine Siebdruckwerkstatt ihr Domizil. »Getränke und Speisen gibt es auf Spendenbasis. Jeder gibt, was er kann, keiner wird ausgeschlossen, weil das Geld nicht reicht«, beschreibt Sander das Konzept. »Der Kiez braucht solche Anlaufstellen«.
Die wird es aber wohl bald nicht mehr geben, denn dem Laden wurde zum 30. April 2016 gekündigt. »Friedel54« kämpft um seine Existenz weiterlesen

Unwürdige Zustände für Flüchtlinge in den Hangars

Senatsvertreter ließen sich bei Veranstaltung im »Heimathafen« entschuldigen

Mehr als 2.200 Menschen leben derzeit in drei Hangars des ehe- maligen Flughafens Tempelhof. Damit noch mehr untergebracht werden können, möchte der Senat temporäre Unterkünfte auf dem Feld einrichten. Und dafür will er das »Tempelhof-Gesetz«, das eine Bebauung verbietet, ändern.
Den Gegnern der Bebauung wird Eigennutz und egoistische Verteidigung ihrer Privilegien vorgeworfen.

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Provisorium für Heimatlose.                                                                                                                                                Foto: mr

Aber so einfach ist es nicht. Das zeigte sich auf der Veranstaltung mit dem Titel »Senat diskutiert mit Flüchtlingsrat und Bürgern«, zu der die Initiative »100 Prozent Tempelhofer Feld« am 7. Dezember in den »Heimathafen Neukölln« geladen hatte. Allerdings glänzte der Senat komplett durch Abwesenheit. Lediglich Daniel Buchholz (SPD), Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung, hatte sich getraut zu erscheinen. Unwürdige Zustände für Flüchtlinge in den Hangars weiterlesen

Mit Schwung ins Alter

Dank Sylvia-Fee Wadehn treten Senioren verstärkt für ihre Interessen ein

Aus einem tiefen Schlaf hat sie den Rollberg wachgeküsst. Als Sylvia-Fee Wadehn 2011 in das Seniorenhaus in der Morusstraße 1 einzog, fand sie Bewohner in den 108 Wohneinheiten vor, die sich in einem tiefen Dornröschenschlaf befanden. Vereinzelt lebten sie nebeneinander, ohne Kontakt zueinander zu haben. Dabei haben sie eines gemein: Sie sind über 60 Jahre alt. Denn das ist die Voraus-setzung, in das Seniorenhaus der Wohnungsbaugesellschaft »Stadt und Land« einzuziehen. Zwei Jahre beobachtete und sondierte Wadehn, dann kam die SPD-lerin in Fahrt.

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Nicht immer einig mit dem Regierenden.                                                                                                           Foto: privat

Hier musste etwas geändert werden. Es gelang ihr, die Bewohner zusammenzubringen. Die Altmieter begannen, sich um die Neuan-kömmlinge zu kümmern, der Gemeinschaftsraum wurde wieder für Aktivitäten von der Weihnachtsfeier bis zum Lesekreis genutzt. Eine enge Zusammenarbeit mit dem »SchwuZ« entstand. Da ließen sich auch Prominente blicken.
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»Freunde Neuköllns« bauen Brücken

Städtepartnerschaften sollen wieder belebt werden

Bertil Wewer
Bertil Wewer.                                               Foto:mr

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden von den britischen Besatzern freundschaftliche Begegnungen zwischen engli- schen und deutschen Städten begründet zur Völkerver-ständigung »von unten«. Nach dem Motto, »wenn man sich kennt und miteinander redet, schlägt man sich nicht die Köpfe ein«. Anfang der 1950er Jahre – ein geeintes Europa war noch nicht absehbar – bildeten 50 deutsche und französische Bürgermeister in Genf den »Rat der Gemeinden und Regionen Europas«, der seit 1955 eine Sektion in Deutschland hat. In diesem Jahr begründete Neukölln die Ring- Städtepartnerschaft »Jumelage« mit ehemaligen Kriegsgegnern im niederländischen Zaanstad bei Amsterdam, dem belgischen Anderlecht bei Brüssel, dem französischen Boulogne-Billancourt bei Paris sowie dem britischen Hammersmith & Fulham, einem Stadtteil von London. »Freunde Neuköllns« bauen Brücken weiterlesen

Mehr Raum für Künstler

Das »Agora«-Kollektiv hat sich auf das Kindl-Gelände erweitert

Das Künstler-Kollektiv »Agora«, das bisher erfolgreich in einer sanier- ten Villa im Mittelweg 50 arbeitet, kann sich nun erweitern.
Auf dem »Kindl-Gelände« befindet sich eine eher schmucklose 1.000 Quadratmeter große Halle mit einem Untergeschoss. »Agora« konnte die Schweizer Stiftung »Edith Maryon« bewegen, die Halle zu kaufen und an das Künstler-Kollektiv zu verpachten.

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Eine Halle für Visionen.                                                                                                                                                             Foto: fh

Sie haben sich eine Menge vorgenommen, denn die Halle ist voller Schutt, Wände mussten entfernt werden, die Halle ist am besten mit Staubmaske zu betreten, wenn gearbeitet wird, und es ist kalt. Mehr Raum für Künstler weiterlesen

Der Freiheit werden Grenzen gesetzt

Windsport auf dem Tempelhofer Feld wird massiv eingeschränkt

Grenzenlose Freiheit auf dem Tempelhofer Feld, damit ist es zumindest für die Windsportler erst einmal vorbei.

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Vorsicht und Rücksicht sind gefordert.                                                                                                                         Foto: mr

Nachdem Ende Oktober ein Radfahrer nach einer Kollision mit einem Kitesurfer an seinen Verletzungen gestorben ist, hat die für den Park verantwortliche »Grün Berlin GmbH» den Windsport drastisch ein- geschränkt. Alle Windsportarten, unabhängig von ihrem Gefahren-potential, dürfen derzeit nur auf der nördlichen Wiese vor dem Flug- hafengebäude und auf einem Teil der südlichen Landebahn ausgeübt werden. Darauf habe man sich gemeinsam mit der Senatsverwaltung und den Vertretern der Windsportarten geeinigt, heißt es in der Pressemitteilung der »Grün Berlin GmbH«. Bis Ostern 2016 solle dann ein konkretes Nutzungs- und Sicherheitskonzept erarbeitet werden, in dem »die Risiken und Gefahren des Windsports analysiert und geeignete technische oder räumliche Lösungen gefunden werden«. Der Freiheit werden Grenzen gesetzt weiterlesen

Neues in 2016

Wo Licht ist, ist auch Schatten

Das dürfte nahezu alle Berliner treffen: Die BVG erhöht ihre Tarife. Betroffen sind auch mitreisende Fahrräder (plus zehn Cent). Besonders heftig trifft es die Stammkunden, die für ihre Jahreskarte 21 Euro mehr berappen müssen. Die Preise für einen Einzelfahrschein und die Vierfahrtenkarte bleiben gleich.
Eltern dürfen sich freuen oder bitter lächeln. Sie erhalten pro Kind und Monat zwei Euro mehr. Auch Bürger, die Anspruch auf Sozialleistungen haben, bekommen mehr. Fünf Euro erhalten Alleinstehende, Paare pro Person allerdings nur drei Euro. Neues in 2016 weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

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Nr. 2 – Dienstag,  4. Januar 1916
Das neue Jahr wurde in Neukölln in üblicher Weise bei Glockengeläut begrüßt. Kurze Zeit herrschte auch auf den Straßen reges Leben, wobei besonders die halbwüchsige Jugend mit Feuerwerkskörpern Unfug trieb. Die meisten Neuköllner Familien begingen den Jahreswechsel in ernster Stimmung im eigenen Heim, hat doch fast jede Familie liebe Angehörige im Felde, was eine Feststimmung nicht aufkommen läßt. Trotzdem hatten sich die hiesigen Kaffees und Gastwirtschaften eines überaus guten Besuches zu erfreuen. Als das neue Jahr begann und man sich gegenseitig unter Gläserklang beglückwünschte, war überall der innigste Wunsch, daß uns das neue Jahr den endgültigen Sieg und einen ruhmvollen, dauernden Frieden bringen möge. – Am Neujahrstage und am Sonntag machten die besten Geschäfte wieder die Kinos, die fortgesetzt überfüllt waren. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Ein Schlösschen auf dem Rollberg

Craft-Beer statt Internetkarriere

Vier Männer und der Traum vom echten Berliner Bier. Bier, das hand- werkliche Tradition mit den Ideen der Craft-Beer-Bewegung ver- knüpft. Die Mittdreißiger und Ex-Internet-Manager Uli Erxleben, Finn Hänsel und Robin Weber lernten sich über ihren Job bei einer eCommerce-Firma kennen und entschieden nach diversen Tresen-abenden, ihre Bierleidenschaft zu professionalisieren, hochwertige Biere mit Charakter zu brauen und zugleich alte Sorten in die Neuzeit zu führen.

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HIER gibt’s das neue Bier von hier.                                                                                                                                    Foto: pr

Mit dem in Virginia geborenen Braumeister Richard Hodges, der in den USA, Italien und München sowie bei einem Studium in Weihen- stephan sein Handwerk perfektionierte, trafen sie den idealen Mit- streiter, der vorindustrielle Brauverfahren ebenso schätzt wie inno- vative Experimente mit verschiedenen Malzen und Hopfensorten. Ein Schlösschen auf dem Rollberg weiterlesen

Vegane Engelskost

Waffeln, Pasten und Sandwiches im »Koffie Engel«

Je weiter die Sonnenallee in die südliche Richtung gen S-Bahnhof Sonnenallee führt, umso trostloser ist das kulinarische Angebot. Das hat nun ein Ende.
In der Nummer 206 zwischen Mareschstraße und Braunschweiger Straße hat ein kleines veganes Café eröffnet, »Koffie Engel«. Hell und freundlich, ausgestattet mit Holzmöbeln ist es eingerichtet. Hinter dem Tresen erwartet Claudia Engelmann, die Betreiberin, ihre Gäste. Neben einem sehr gut schmeckenden Kaffee bietet sie Dinkelwaffeln mit süßem Aufstrich an. »Prinzessinnenwaffel à la Schwarzwälder Kirsch« ist ein Genuss für jede Naschkatze.

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Wenn Engel waffeln.                                                                                                                                                                   Foto: pr

Täglich gibt es frische, herzhafte, selbst hergestellte vegane Pasten. Der Renner ist eine Walnusspaste, nicht zu verachten das Oliven- Humus auf Roggen-Weizen-Sandwich. Appetitlich zubereitet ist das wechselnde Angebot auch etwas fürs Auge und den kleinen Hunger. Vegane Engelskost weiterlesen

Dänische Brote lügen nicht

Skandinavisches Bäckereikonzept hat am Maybachufer feste Station gemacht

Magnus Grubbe schmun­zelt. »So vielen neuen Leuten in so kurzer Zeit bin ich noch nie begegnet.« Der smarte Däne, der eigentlich aus der Umweltberatungsbranche kommt, hält sich für eher introvertiert. Jetzt plauscht er locker mit seinen Stammkunden, nimmt Vorbestellungen entgegen, berät sich mit seinen Angestellten und plant nebenher den weiteren Umbau seines Verkaufsraums. Seit November leitet er »THE BREAD STATION«, den Berliner Ableger der gleichnamigen Bäckerei in Kopenhagen (»Unser Laden ist aber schöner als das Original«, zwinkert Magnus), die derzeit auch in Großstädte wie London oder Tokio expandiert. Hier wie dort wird Brot für Feinschmecker gebacken, nur aus ökologischem Mehl, Wasser und Meersalz, ohne industrialisierte Methoden, ohne Hefe, Zucker, Fett oder andere geschmacksverfälschende Zusatzstoffe. Schon 1901 befand sich am Maybachufer 16 eine Bäckerei. Nun soll es hier das beste Brot der Stadt geben.

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Unser täglich Brot gib uns krustig.                                                                                                                                    Foto: pr

Die Rezepte für die derzeit noch hauptsächlich auf Weizenmehl basierenden Brotsorten (Roggen- und Dinkelbrote sollen bald folgen) stammen vom dänischen Gourmetkoch Per Brun, der seine Heimat seit 20 Jahren mit hochwertigem Brot revolutioniert. Dänische Brote lügen nicht weiterlesen

Fleiß schützt nicht vor Abstieg

Am Abgrund der Obdachlosigkeit

Wie kann es sein, dass eine arbeitswillige, gebildete, fleißige Person kurz vor der Obdachlosigkeit steht?
Anja W. war eine gute Schülerin und schloss eine Ausbildung zur Floristin ab. Sie bekam viel Anerkennung für ihre geschickten Arbeiten, und es gelang ihr, ihrem Wunschberuf und ihrer Familie gerecht zu werden. Es war eine schöne Zeit, von der sie noch heute schwärmt.

Gropiusstadt
Alte Heimat Gropiusstadt.                                                                                                                                                      Foto:mr

Nach 17 Jahren musste die Gärtnerei schließen. Anja W. verlor ihre Arbeitsstelle, und ihr Mann ließ sie mit zwei Kindern allein, das dritte Kind wurde kurz darauf geboren. Fleiß schützt nicht vor Abstieg weiterlesen

Hilfe für Schulhausmeister

Arbeitsförderung hilft bei der Ordnung in Schulen

Arbeitssenatorin Dilek Kolat traf sich am 9. Dezember mit einigen Hausmeister-Assistenten, die im Rahmen einer »FAV-Stelle« (Förderung von Arbeitsverhältnissen) die Tätigkeit der festange-stellten Schulhausmeister unterstützen.
19 Assistenzstellen für Schulhausmeister wurden im Sommer 2015 über das Förderprogramm »Berlin Arbeit« der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen vom Jobcenter für Neukölln geschaf- fen. Für 2016 sollen mindestens sechs weitere Stellen hinzukommen.

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Bezirksbürgermeisterin Giffey und Arbeitssenatorin Kolat mit Schulamtsleiter Richert, Bezirks-stadtrat Rämer, Haus- meister Hübner, Assistent Bergmann, Assistent Theis, MdA Langenbrinck und Schulleiter Jaster. (v.l.n.r.)                                                                                                                              Foto: A. Simon

Neukölln verfügt dann über insgesamt 25 Stellen und ist damit der einzige Berliner Bezirk, dem es gelungen ist, alle ihm zustehenden »FAV – Stellen« zu besetzen. Der große Kraftakt, der hierfür durch die Schulverwaltung im Zusammenspiel mit dem Jobcenter und der Personalvertretung gestemmt wurde, um alle angebotenen Assi- stenz-Stellen zu besetzen, hat sich ausgezahlt. Hilfe für Schulhausmeister weiterlesen

Vom Zuhören und Verstehen

Das »Erzählcafé im Körnerkiez« macht Lebensgeschichten greifbar

In lockerer Runde zusammensitzen und sich (Lebens-)Geschichten erzählen, das kann man jetzt jeden zweiten Donnerstag-Nachmittag im »Neuköllner Leuchtturm«, Emser Straße 117. Zum »Erzählcafé im Körnerkiez« sind alle Nachbarn und deren Freunde herzlich einge-laden. Es gibt Kaffee, Tee und Gebäck.

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Gespanntes Lauschen bei Kaffee und Plätzchen.                                                          Foto: Christiane Borgelt

Jede Zusammenkunft wird von einer bestimmten Person bestritten, deshalb ist jedes Treffen anders und immer überraschend. Man lernt unterschiedliche Lebensläufe kennen, oft mit interessanten Wen- dungen. Manche sprechen mutig über Rückschläge und wie sie damit umgehen. Andere berichten über das Leben im Kiez oder ihren Beruf. Vom Zuhören und Verstehen weiterlesen

Britz, mal auf die Schnelle

Die Geschichte eines Neuköllner Ortsteils in aller Kürze

Das urkundlich erstmals 1237 erwähnte Britz kam als Ortsteil 1920 zum Bezirk Neukölln. Das typische Britz beginnt so richtig, bezirks-geographisch zwar nicht korrekt, hinter dem Teltowkanal. Britz ist ein lohnendes Ausflugsziel, das auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln schnell zu erreichen ist. Am einfachsten geht das mit der U-Bahn. Die Linie U7 wurde nämlich 1963 bis nach Rudow verlängert.

U-Bahnhof Blaschkoallee
Aussteigen und angucken!                                                                                                                                                       Foto: rr

Der erste Bahnhof dieser Verlängerung ist die Station Blaschkoallee. Die wurde erst vor kurzem runderneuert, hat nun auch einen Fahr- stuhl und ist als 97. Bahnhof seitdem barrierefrei. Britz, mal auf die Schnelle weiterlesen

Die Geister, die ich rief

Portoerhöhung in drei Akten

Es ist wie ein schlechtes Bühnenstück mit dem Titel »Portoerhöhung, eine Tragödie in mehreren Akten«. Mittlerweile wurde der dritte Akt am 1. Januar 2016 uraufgeführt. In der Hauptrolle: Die Briefmarke für den Standardbrief. Ihre Rolle ist nun tragender, sodass sie statt der bisherigen Gage in Höhe von 62 Cent nunmehr 70 Cent pro Auftritt bekommt.
Die zweite Hauptrolle spielt die Briefmarke für den Maxibrief. Sie erhält immerhin 20 Cent mehr Gage als zuvor. Die bis dato noch unbekannte Acht-Cent-Ergänzungsbriefmarke hat eine kleine Komparsenrolle ergattert. Die Geister, die ich rief weiterlesen

Orangener Wein und Tango von Bach

Verkostung und berauschende Klänge in der »Sinnesfreude«

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Celia Rojas.                                                     Foto: fh

Für Wein- und Musik­liebhaber gab es in der »Sinnesfreude« ein ganz besonderes Highlight. Am 5. Dezember bot Wolfgang Baumeister, der Betreiber des Weingeschäfts mit Veranstal-tungsraum in der Jonas-straße 32 gemeinsam mit dem benachbarten Weingeschäft »Das schwarze Glas« ganztägig eine Weinverkostung an.
Während sich »Das schwarze Glas« auf französische Bioweine spezia-lisiert hat, ist Baumeister aus »Sinnesfreude« immer auf der Suche nach neuen Produkten. Als Besonderheit bot er an diesem Tag orangenen Wein an. Das ist Weißwein, der wie Rotwein hergestellt wird. Durch die lang andau- ernde Maischegärung erhält der Wein eine nahezu orangene Farbe. Das Ergebnis ist ein völlig neues Geschmackserlebnis. Orangener Wein und Tango von Bach weiterlesen

Salonmusik startet ins neue Jahr

Erlesene Auswahl an virtuosen Musikern

Mit indischer Musik der Gruppe »Ananda Dhara« startet die »Salon-musik« am 10. Januar in die neue Saison. Ausgangspunkt jedes Stückes von »Ananda Dhara« ist ein von Babua Pahari komponierter Text, der die Stimmung vorgibt, über die dann improvisiert wird.  Pahari spielt die Bambusflöte und wird begleitet von Romeo Natur an der Darbouka und Martin Götz an der klassischen Gitarre.
Am 17. Januar entführen die drei Musiker von »Hang Caravan« die Zuhörer in eine aufregende Klangwelt mit faszinierenden Rhythmen und ungewöhnlichen Klangfarben.

Hang Caravan
Hang Caravan.                                                                                                                                                        Foto:mr

Das Hang ist ein um 2000 erfundener Resonanzkörper aus Stahl mit einem fantastischen Klangspektrum. Es ist eine Innovation auf dem Sektor der Perkussionsinstrumente. Melodie und Perkussion harmo-nieren in nahezu unerschöpflicher Klangvielfalt – in einem Instru- ment. Salonmusik startet ins neue Jahr weiterlesen

Heimat für rastlose Jazzer

Unerhört hörbare Bassklänge in der Gropiusstadt

Wie in Trance lauschten die Zuhörer den einzigartigen Klängen des »Jaspar Libuda Trios »beim »Jazzclub« im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt am 4. Dezember. Die Klanglandschaft lud ein zum Träumen, zum Entfliehen vom Alltag, zum Sinnieren.
Bandleader Jaspar Libuda entlockte seinem Instrument, dem Kontrabass, Töne und Klänge wie ein virtuoser Cellist. Dann wiederum wechselte er zu den tiefen Frequenzen und trieb mit erdigen Grooves die Musik nach vorne.

Jaspar Libuda Trio
Jaspar Libuda Trio.                                                                                                                                                                      Foto: mr

Oft dient der Bass zur Begleitung, zur Unterstützung anderer Musiker. Libuda war in diesem Trio der Kopf, stammten doch alle Kompositionen von ihm selbst. Makellos intoniert strich er mit seinem Bogen sinnliche Melodien von verzaubender Schönheit wie im Titel »Heimat für Rastlose«. Kurz darauf wurde dieser Klang gebrochen durch markante Ostinatofiguren, die eher in der Rockmusik zu hören sind. Heimat für rastlose Jazzer weiterlesen

Salz ist nicht nur zum Kochen da

Die Befreiung der Atemwege

Ein Aufenthalt am Meer kann wahre Wunder wirken, und daher wird raues Seeklima mit natürlichem Salz-Aerosol besonders zur Therapie von Atemwegserkrankungen empfohlen.

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Salzweltenmuseum: Salzbergbau bei Hallein in Österreich.                                                                        Foto: fh

Für Zuhause kann man neben physiologischer Kochsalzlösung die Solen verschiedener Mineralbäder nutzen. Das natürliche Emser Salz enthält neben Natrium und Chlorid viele weitere wertvolle Bestand- teile wie Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen, Fluorid und Sulfat. Lösungen von natürlichem Emser Salz sind durch den hohen Hydro- gencarbonat-Anteil leicht alkalisch (pH 8-10) und reinigen und befeuchten nicht nur, sondern helfen auch bei Entzündungsprozes- sen und wirken sanft abschwellend. Salz ist nicht nur zum Kochen da weiterlesen

Im Zeichen der Wollust und Sünde

Die vielseitige Walnuss

In der Thomashöhe steht einer und auch in der Lessinghöhe – ein Walnussbaum. Die Walnuss ist vor langer Zeit aus Persien zu uns gekommen. Die Pflanze ist in fast allen Bestandteilen für uns nützlich.
Zum Heilen sind es die Blätter, die frischen, grünen Fruchtschalen und die Nüsse in den unterschiedlichsten Reifegraden. In der Küche werden die Nüsse und das daraus gewonnene Öl in den unterschied-lichsten Varianten genutzt. Bei den Likörrezepten fällt auch auf, dass sowohl die reife Nuss, als auch die »grünen«, also die unreifen Ver- wendung finden. Bei einem alten Klosterrezept wurden sogar Blätter des Baumes in Sprit angesetzt. Das Holz und die Rinde werden für Möbel verwendet.

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Leckeres zum Knacken.                                                                                                                                                            Foto: fh

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von Neuköllnern für Neuköllner