Ein Lichtblick in meinem täglichen Irrsinn ist eine alljährlich stattfindende Radtour, deren Ursprung die Fahrradfahrt von Berlin nach Kopenhagen hat.
Zu viert geht es seither immer im August an einem Sonnabend auf dem Drahtesel mit gebuchtem schönen Wetter ins Grüne.
Werner liebt es, in freier Natur Feuer zu machen. Olaf ist Ingenieur und hilft ihm dabei. Karin schwimmt im See, und ich liege auf der Decke, lese den »Tagesspiegel« und beobachte, ob die Männer alles richtig machen. Nach spätestens 30 Minuten, nachdem Werner im Wald verschwunden war und mit Holzstämmen bewaffnet wieder zurückkommt, gibt es frisch gebrühten Kaffee. Olaf beschäftigt sich unterdessen mit Grillkonstruktionen, denn trotz aller Modeerscheinungen in Sachen Ernährung wird Fleisch gegrillt. Petras Tagebuch weiterlesen →
»Heute darf ich mal ganz legal auf Neuköllns Straßen schießen«, sagte Kultur- und Sportstadtrat Jan-Christopher Rämer, kurz bevor er den Startschuss für das Hauptrennen der Eliteklassen KT, A, B und C des 59. Rollbergrennens gab.
Nur wenige Zuschauer hatten sich an diesem verregneten 17. Juli an der Rennstrecke eingefunden. Das war schade, hatte sich doch der seit 1910 bestehende Traditionsverein, die Neuköllner Rennfahrer Vereinigung (NRVg.) »Luisenstadt 1910« e.V. Berlin alle Mühe gegeben, den Radsport in das eher kulturbestimmte Nordneukölln zu tragen.
Spannende Rennen gab es aber trotzdem. Die regennasse Strecke verlangte den Fahrern alle Steuerkünste ab. Zum Glück hielten sich die Stürze in Grenzen und endeten glimpflich. Nach 105 Kilometern (50 Runden à 2,1 Kilometer) siegte Marcel Kalz klar vor Konrad Geßner und dem Tschechen Jan Stöhr. Rollbergrennen weiterlesen →
Die Seiten 4 bis 5 stoßen bei unseren Lesern auf großen Anklang. Das veranlasste die Redaktion, über eine Sonderausgabe zu den Berliner Wahlen nachzudenken.
Das Projekt wird umgesetzt. Ende August erscheint die Kiez und Wahlen, in der Neuköllner Kandidaten für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus der Kiez und Kneipe Rede und Antwort stehen. Somit sind die Antworten vergleichbar. Außerdem werden die Wahlen zur Bezirksverordnetenversammlung erklärt.
Ziel der Sonderausgabe ist es, den Wählern die »Qual der Wahl« etwas zu erleichtern, um dann das Kreuzchen an die richtige Stelle setzen zu können.
Die Hoffnung der Redaktion ist es, dass die Leser die Zeitung aufheben und zu einem späteren Zeitpunkt kontrollieren, ob die Abgeordneten auch das tun, was sie in der Sonderausgabe versprochen haben.
Für eine hohe Auflage dieser Ausgabe hilft jeder gespendete Euro. Je mehr Zeitungen gedruckt werden können, umso größer wird die Leserschaft, die den Politikern auf die Finger schaut.
Stimmungsbild nach den jüngsten Ereignissen in der Türkei
Was denken in Neukölln lebende türkische Mitbürger über den Putschversuch des Militärs in der Türkei und die anschließenden Verhaftungen und Säuberungen in den öffentlichen Verwaltungen?
Kiez und Kneipe befragte in Neukölln lebende Türken über ihre aktuelle Stimmungslage.
Viele glauben, der Putschversuch des Militärs sei von der Regierung geplant worden. So auch Metin, 38-jähriger Kioskbetreiber: »Das war doch alles von Erdogan inszeniert, um die von langer Hand geplanten Säuberungen rechtfertigen zu können.« Auch Gülhan, Angestellte im türkischen Konsulat, glaubt nicht an eine Militäraktion: »Das war alles nur Show. Erdoğan brauchte einen Vorwand, um die Säuberungsaktion durchführen zu können.« Nach dem Putsch weiterlesen →
Besonders in Norden Neuköllns ist bei der Fahrradinfrastruktur noch Luft nach oben. Das wurde deutlich bei der Diskussionsveranstaltung »Neukölln fährt Rad« am 6. Juli im Rathaus. »Wir wissen, dass nicht alles gut ist, aber Radverkehr ist nur ein Thema neben vielen anderen«, sagte Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey, die sich zusammen mit Baustadtrat Thomas Blesing den Fragen der zahlreich erschienenen Radfahrer stellte.
Besonders an den Hauptdurchgangsstraßen fehlt es an Radstreifen. Die Radfahrer fühlen sich bedrängt von viel zu nah an ihnen vorbeirauschenden Autos. Die Nebenstraßen eignen sich häufig nicht als Ausweichmöglichkeit, da das dort vielfach verbaute Kopfsteinpflaster zum Radfahren denkbar ungeeignet ist. Eine Nord-Süd-Durchquerungsmöglichkeit auf Nebenstrecken fehlt vollständig. Das waren nur einige der vorgetragenen Kritikpunkte seitens des Publikums. Gefordert wurde auch, den Autoverkehr insgesamt zurückzudrängen und beispielsweise die Karl-Marx-Straße in Teilen für den Autoverkehr zu sperren. Knappe Kassen verhindern große Sprünge weiterlesen →
Die Flüchtlingsunterkunft in der Haarlemer Straße mit derzeit etwa 400 Plätzen kann weiterbetrieben werden. Sozialstadtrat Bernd
Szczepanski antwortete auf eine Große Anfrage der Grünen in der Bezirksverodnetenversammlung am 13. Juli, dass der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses dem zugestimmt habe.
Geplant ist außerdem ein Erweiterungsbau, so dass hier zukünftig bis zu 1.200 Menschen untergebracht werden können. Die Bauarbeiten dafür haben bereits begonnen, eine Teilinbetriebnahme wird noch vor Weihnachten angestrebt. Senat durchkreuzt Bezirkspläne weiterlesen →
Nördlich der lärm- und verkehrsreichen Sonnenallee wirkt der Reuterkiez idyllisch. Sein Strand erstreckt sich vom Maybachufer über das Dreiländereck (zwischen Kreuzberg, Treptow und Neukölln) bis zum Weigandufer. Hinzu kommen schöne Parks, wie am Reuter-, Wildenbruch- und Weichselplatz. Letzterer soll durch aktuelle Bauarbeiten noch attraktiver gestaltet werden. Bekannt ist die Rütli-Schule als Leuchtturm der Neuköllner Bildung.
Besonders interessant ist der Kiez für Investoren. So wie die inzwischen weltweit bekannten Maybachufermärkte, verteuert sich die Gegend rasant. In manchen Straßen kostet der Quadratmeter satte 12 Euro pro Monat und mehr. Design-Läden, Co-Working-Räume, hippe Cafés, Restaurants, Bars und auch Spätis vermehren sich rapide, besonders in der »Partymeile« Weserstraße. Hilfe, die Yuppies kommen! weiterlesen →
Für den Reuter- und den Schillerkiez ist die »Verordnung zur Erhaltung der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung« am 29. Juni in Kraft getreten. Das Bezirksamt kann dort eine Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen ebenso untersagen, wie mietensteigernde Sanierungen, oder den Anbau von Balkonen.
Nun hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 13. Juli den Milieuschutz auch für die Kieze Flughafenstraße/Donaustraße, Rixdorf und Körnerpark beschlossen. Vorausgegangen war eine Haushaltsbefragung, deren Ergebnisse am Vortag im Bauausschuss vorgestellt wurden. Milieuschutz weitet sich aus weiterlesen →
Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe
Nr. 178 – Dienstag, 1. August 1916 Weibliche Schalterbeamte sind jetzt auf verschiedenen Großberliner Postämtern, auch in Neukölln, eingestellt worden. Sie versehen an denjenigen Schaltern Dienst, in denen Postanweisungen, Einschreibebriefe und Zahlkarten für den Postscheckverkehr entgegengenommen werden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen →
Nummer 50 klingt wie eine Hausnummer, ist aber ein Internetportal für Menschen ab 50.
Andreas Pötter, Mitarbeiter im Kundencenter einer Krankenkasse, konnte Kunden, die um Unterstützung baten, aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht miteinander vernetzen. Die von ihm entwickelte Webseite www.nummer50.de soll diese Lücke schließen. Nummer 50 weiterlesen →
Bereits zum dritten Mal in Folge veranstaltete BALLY WULFF auf seinem Firmengelände ein Kickerturnier für Kinder aus dem eigenen Bezirk und liegt damit voll im Trend. Denn im Jahr der Fußball-Europameisterschaft dreht sich alles darum, das Runde ins Eckige zu bekommen – sei es auf dem Fußballrasen oder beim Tischkickern.
Am 8. Juli organisierte die BALLY WULFF Stiftung das traditionelle Tischkickerturnier für soziale Einrichtungen in Neukölln. 150 Kinder und Jugendliche waren gekommen, um sich spannende Matches zu liefern und die heißbegehrten Pokale zu ergattern. Das Runde muss ins Eckige weiterlesen →
Vor dem kleinen Laden in der Ilsestraße 1 steht eine große goldene Eistüte. Seit Mai gibt es den Eisladen, der eigentlich keiner ist – Mo und Indra, die Inhaber sehen es als Miniaturkaufhaus, in dem aber eben auch Bio-Eis der kleinen Berliner Manufaktur »Rosa Canina« verkauft wird.
Nachdem die beiden elf Jahre durch Asien gereist sind, haben sie in der »eismanufaktur Berlin« gearbeitet und den Laden in der Weserstraße in den Wintermonaten mit Kreativen und Künstlern aus Berlin bespielt. Daraus entstand der Wunsch nach einem eigenen »Ilse Eins« weiterlesen →
»Sehr geehrter Kunde, Sie haben in zwei Stunden einen Termin bei uns. Wir bitten um Bestätigung.« Mit dieser kundenfreundlichen Nachricht wird jeder Gesundheitswillige auf seinen bevorstehenden Termin in der Physiotherapiepraxis »raum5« erinnert.
Joana Rose und Sabrina Föllmer verwirklichten sich in den letzten drei Jahren den Traum von der eigenen Wirkungsstätte. Am 1. Mai dieses Jahres feierten sie Eröffnung. Die beiden gestandenen Physiotherapeutinnen haben ganz klare Vorstellungen von der Bedeutung ihrer Arbeit und hohe Ansprüche an diese, die weit über den straff organisierten Praxisalltag hinausgehen. An Größe gewinnen weiterlesen →
Für echte Spätzle, da muss ich doch ins Schwabenland oder nicht? Das wird sich der eine oder andere fragen, wenn er in Berlin steht und der Melancholie verfällt, die originale schwäbische Küche sowie die Bräuche zu genießen. Zum Glück muss zumindest der Feinschmecker nicht so weit reisen, denn in der Pannierstraße 9 gibt es seit ein paar Monaten das »Schwabylon«.
Dominik Eisele, der gebürtig aus dem Schwabenland kommt, ist vor knapp neun Jahren nach Berlin gezogen. Bevor er die Idee für das »Schwabylon«, ein Spätzle-«Gasthäuschen« mitten in Neukölln, hatte, hat er in Berlin als Cutter für Fernsehbeiträge seinen Lebensunterhalt bestritten. »Schwabylon« weiterlesen →
Nach langem Hin und Her ist Neukölln der Weingarten am Koppelweg erhalten geblieben. Seit 2016 ist nun die »Agrarbörse Deutschland Ost e.V.« die Betreiberin. Was geblieben ist, ist der Winzer Viktor Suxdorf, der als fest angestellter Winzer den Wein anbaut.
Und Berlin ist seit 2016 offizielles Weinanbaugebiet. Damit hat die Agrarbörse das Recht erhalten, selbst zu keltern und das fertige Produkt zu verkaufen. Um dem allen die entsprechende Würde zu Weinanbaugebiet Berlin weiterlesen →
Gutes Essen, fast alles Bio und ausgewählte Getränke zu erschwinglichen Preisen sind das eine, was das »mAy am ufer« kann. Das andere: außergewöhnliche kulinarische Veranstaltungen – die liegen Betreiberin und TV-Journalistin Conny Schulze genauso am Herzen.
Der »Story-Teller« ist ein solches besonderes Format. Tischbegegnungen mit Tiefgang, fremde Menschen treffen aufeinander und stellen sich gegenseitig die großen und kleinen Fragen des Lebens: »Welche wichtigen Entscheidungen hast Du getroffen?« oder »Wie war der erste Urlaub ohne Eltern?« Die Teilnehmer tauchen in Mit May, Mord und Mahlzeit weiterlesen →
Die öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften haben seit 2016 die Verpflichtung, einen Mieterrat zu bilden. Dieser hat eine Stimme im Aufsichtsrat und kann damit die Geschicke der Konzerne wie »Stadt und Land« und »Gewobag« beeinflussen. Seit Juli werden die Wahlunterlagen an die Haushalte versendet, die aufgerufen sind, ihre Stimme bis zum 17.8. für »Stadt und Land« und 8.9. für »Gewobag«, abzugeben.
Matthias Lohre liest bei »Kutschen-Schöne« am Richardplatz
Als »Kriegsenkel« werden die Angehörigen der Geburtsjahrgänge 1960 bis 1975 bezeichnet. Sie sind die Kinder der »Kriegskinder«, die als Begründer unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft gelten: Zu jung für den direkten Fronteinsatz, aber alt genug, um Hunger, Vertreibung und Bombenangriffe zu erleiden. Ihr ganzes Leben lang mit dem Aufbau einer gesicherten Existenz und dem Anhäufen materieller Güter beschäftigt, blieben sich die Kriegskinder ein Leben lang selbst fremd, sie versagten sich die Konfrontation mit den eigenen schmerzhaften Empfindungen und Erlebnissen. Die vererbte Schuld weiterlesen →
Der öffentliche Raum ist für Christian Hasucha Bühne und Atelier zugleich. Scheinbar völlig unspektakuläre alltägliche Situationen bilden die Grundlage für seine öffentlichen Interventionen wie die Balustrade aus dem Baumarkt, die er in einen Sandhaufen baut. Mit diesen Eingriffen will er irritieren, Anwohner ebenso wie zufällig vorbeikommende Passanten.
Reisen mit dem Auto nutzt er, um Videos zu drehen, deren Schnipsel er in Endlosstreifen aneinander reiht. Für die Ausstellung in der Unterwegs Zuhause weiterlesen →
Die Konzertreihe von »Sommer im Park« hat es sich zur Aufgabe gesetzt, auch Topmusiker aus Neukölln zu engagieren. Im Juli traten Lehrer der Röntgen-Schule mit ihrer Rockband »Die Lehrer« auf. Im August sind mit »SaraBande Berlin« und »Ruperts Kitchen Orchestra« Bands am Start, die bekannt sind für mitreißende Auftritte.
»SaraBande Berlin«, die am 7. August mit großer Besetzung – Cajon, Ukulele, Bass, Perkussion, zwei Gitarren, Trompete und Flöte – auftreten werden, sind im Kiez bestens bekannt durch ihre Auftritte bei Stadtfesten, Sessions in der Hasenheide und auf dem Tempelhofer Feld, und ihre Mitwirkung beim jährlichen »Kiez und Kneipe«-Fest.
Mandy lackiert sich die Fußnägel und sieht mich nicht an. Wir sitzen auf ihrem kleinen Balkon mitten im Rollbergviertel und sie schweigt schon seit mindestens fünf Minuten. Das ist, seit wir uns kennen, noch nie passiert. »Mandy, was hätte ich denn machen sollen? Ich habe alles versucht.« Zwischen ihre Zehen hat sie kleine, lange, schmale, selbstgemachte Abstandhalter aus Pappe geschoben. »Du weißt ganz genau, dass ich ein halbes Jahr lang nichts anderes mehr gemacht habe, als eine Wohnung in Neukölln zu suchen. Jeden Tag habe ich direkt nach dem Aufwachen und noch vor dem Aufstehen in meine Mails und Apps geguckt. Jeden Tag habe ich mindestens fünf Besichtigungstermine vereinbart. Jedes Mal waren Rollberger Geschichten weiterlesen →
Seit Jahren verfällt das einst weit über die Stadtgrenzen hinaus beliebte und bekannte »Berliner Luft- und Badeparadies«, kurz »Blub« genannt. 1985 eröffnete es mit viel Politprominenz und Pomp auf einem 9000 Quadratmeter großen Areal an der Britzer Buschkrugallee. Kosten: 44 Millionen D-Mark und natürlich von der öffentlichen Hand mit einem zinslosen 10 Millionen Mark Kredit gefördert. Das Spaßbad punktete mit Wellen-und Brandungsbecken, Kräuterdampfbad, einer Saunalandschaft, Whirlpool, mit Außenbecken und einer extravaganten Wasserrutsche, so dass 1992 die Stiftung Warentest befand: im »Blub« stimme rundherum alles. Blub, blub, blub weiterlesen →
In der Hochzeitsnacht muss Blut auf dem Laken sein, sonst gilt die Braut als ehrlos. Notfalls gibt es im Internet künstliche Jungfernhäutchen zu kaufen. Im Film »Der Jungfrauenwahn«, der am 8. Juli im Cineplex-Neukölln, in den Neukölln Arcaden gezeigt wurde, geht Regisseurin Güner Balci der Frage nach, wie sich für junge Muslime, die in einer freien Gesellschaft leben, die Herkunftskultur der Eltern mit den eigenen Wünschen verträgt. Und wieso es für sie lebensgefährlich sein kann, sich sexuelle Freiheit zu erlauben.
Die Gespräche, die Balci im Film mit muslimischen Jugendlichen führt, illustrieren, dass viele muslimische Familien es für die Familienehre als weniger schlimm betrachten, wenn der Sohn mit Drogen dealt, als wenn die Tochter eine sexuelle Beziehung vor der Heirat hat. Der Jungfrauenwahn weiterlesen →
»Ich bin in der Vergangenheit oft als Lesbe diskriminiert worden, auch im Bekanntenkreis. Das kann mir in diesem Besuchsdienst nicht passieren«, erzählt eine der 25 Frauen, die von Ehrenamtlichen besucht werden. Dieser einzigartige Besuchsdienst wurde 2005 vom Verein »RuT« (Rad und Tat) gegen die Vereinsamung älterer und behinderter Lesben ins Leben gerufen.
Zu oft behaupten Einrichtungen der Altenpflege im Bezug auf Homosexualität: »Bei uns gibt es so etwas nicht.« Die Zahlen belegen das Gegenteil. Daher fordert das »RuT« eine in dieser Hinsicht »kultursensible« Pflege. Da sich ältere Generationen aufgrund von Unterdrückung im NS-Faschismus sowie danach oft seltener als »Lesben« outen, spricht der Verein bewusst von »frauenliebenden« Frauen. »RuT« macht Mut weiterlesen →
Bei mundraub.org steht, dass in Neukölln keine Fundstellen für Kräuter bekannt sind. Das muss das Grünflächenamt gefreut haben. Ich wollte mit einer Freundin Ruccola aus der Lessinghöhe holen, um uns einen leckeren Salat zu machen und stellte fest, dass dort alle Bepflanzung an den Wegrändern weggesichelt war. Bei einem Anruf im Grünflächenamt wurde mir erklärt, dass auf Wunsch der Polizei die Sicht unter die Büsche verbessert werden sollte, da der Park hin und wieder von Wohnungslosen zum Übernachten genutzt würde. Dumm nur – unter die Büsche kann man auch jetzt nicht gucken – und trotzdem wurden massenhaft Nutzpflanzen vernichtet.
Wie immer bin ich mit dem Fahrrad auf dem Bürgersteig gefahren. Geht ja auch nicht anders, denn auf dem Kopfsteinpflaster mache ich mir nicht nur die Knochen kaputt, was viel schlimmer ist, auch das Fahrrad.
Da sagte ein sein Fahrrad schiebender Mann zu mir: »Mutti, steig‘ ab, hier darfst Du nicht fahren!« Ganz gegen meine Gewohnheit stieg ich entsetzt vom Fahrrad ab. »Ich bin keine Mutti, bitte nennen Sie mich nie wieder so und das nächste mal »Sie« und setzte mich wieder auf meinen Drahtesel.
Wer um Himmels Willen nennt einen Menschen Mutti? Petras Tagebuch weiterlesen →
Parteien suchen Möglichkeiten für flexiblere Sonntagsöffnungszeiten
Was Tankstellen dürfen, ist für Spätis verboten: die Sonntagsöffnung. Lange haben die Ämter weggeschaut, aber in jüngerer Zeit wird besonders in Neukölln strenger kontrolliert, den Betreibern drohen hohe Strafen. Für viele Späti-Inhaber ist das existenzbedrohend, denn der Sonntag ist ihr umsatzstärkster Tag.
Alper Baba, Vorsitzender des »Späti e.V.« mit rund 50 Mitgliedern, fordert: »Wir wollen ein freies Verkaufsrecht an Sonn- und Feiertagen und damit dieselben Rechte wie Bäckereien und Tankstellen.«
Unterstützt werden sie dabei besonders von den Grünen. Am 3. Juni waren die beiden Abgeordneten Anja Kofbinger aus Neukölln und Ramona Pop, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus, auf Späti-Tour durch Neukölln. Immer wieder sonntags bleibt der Späti zu weiterlesen →
Der »Rückenwind e.V.« hat für seine Arbeit allen Respekt verdient. Flüchtlinge reparieren unter fachlicher Anleitung Schrotträder, die sie dann behalten dürfen. Das Projekt ist in der Startphase fremdfinanziert worden.
Das soll in Zukunft anders werden. Der Ansatz des Vereins, sich von Fremdmitteln frei zu machen, ist ambitioniert und könnte mit guten Produkten und einem intelligenten Marketing funktionieren. Sie wollen mit Flüchtlingen zusammen Räder reparieren, die dann verkauft werden. Mehr Wertschätzung der Studenten und der Flüchtlinge wäre damit garantiert.
Damit schlagen sie dem Ehrenamt ein Schnippchen. Sie haben ihr anfängliches unentgeltliches Engagement so ernst genommen, dass sie nun auch davon leben möchten. Sie möchten nicht nur die Politik überholen – das machen die Berliner schon lange. Sie wollen wirtschaftliche Anerkennung und kein Politikergeschwafel von wegen, wie wichtig das Ehrenamt sei. Ein Ehrenamt, auf dem der Staat sich letztlich nur ausruht.
Bürokratie wider Menschlichkeit – BVV debattiert über die Berliner Abschiebepraxis
Ayla ist sieben Jahre alt und Klassenbeste in ihrer Grundschule. Ihre beiden jüngeren Geschwister besuchen eine Kita. Die Eltern stammen aus Aserbaidschan, einem Land, in dem seit Jahren ein Bürgerkrieg um die abtrünnige Region Berg-Karabach tobt, und leben seit 16 Jahren in Berlin. Die Kinder wurden in Neukölln geboren. Dennoch war die Familie bislang nur geduldet. Jetzt soll sie abgeschoben werden. Das hat Innensenator Henkel (CDU) gegen die Empfehlung der Härtefallkommission entschieden. Das Problem: Der Vater hatte bei seiner Einreise falsche Angaben zur Person gemacht. Für die Kinder heißt das: Sie verlieren ihre Heimat und werden in ein Land geschickt, das sie nie zuvor gesehen haben. Abschiebung für eine Klassenbeste weiterlesen →
Über 100.000 Unterschriften in vier Wochen, damit hat der »Volksentscheid Rad« einen Rekord aufgestellt. Und wie Umfragen zeigen, unterstützt die Mehrheit der Berliner, selbst die Autofahrer unter ihnen, eine Verbesserung der Infrastruktur für die Radfahrer.
Jetzt sind der Senat und die Parteien gefordert, diesem Auftrag der Berliner Bürger schnellstmöglich nachzukommen. Rechtlich wären 20.000 Unterschriften innerhalb von sechs Monaten erforderlich gewesen. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat inzwischen den Gesetzesentwurf des Volksentscheides Radverkehr ins Berliner Abgeordnetenhaus eingebracht. Am 8. September wird darüber entschieden.
Ganz so weit ist das Volksbegehren »Volksentscheid retten« noch nicht. Nach siebeneinhalb Wochen Sammelzeit fehlen noch rund 10.000 Unterschriften, denn die Initiative will bis Ende des Monats 70.000 Unterstützerunterschriften sammeln, um sicher 50.000 gültige einzureichen. Demokratie macht Arbeit weiterlesen →
Zwischen Gärten,Kulturerbe und gestörter Idylle – Der Wahlkreis 4
Der Wahlkreis 4 umfasst Teile von Britz und Buckow. Auf den ersten Blick ist hier die Welt noch heil. Das Britzer Schloss ist auf jeden Fall eine Besichtigung wert. Das Museum Neukölln ist 2010 vom Norden nach Britz gezogen. Nach anfänglicher Kritik am Umzug entwickelte sich das Museum zum Publikumsmagneten. 2015 wurden dort stolze 22.000 Besucher gezählt. Der Gutshof avancierte zu einem Zentrum für Musik. Hier findet seit Jahren das Jazzfest statt, die »Musikschule Paul Hindemith« hat hier ihre Heimat gefunden.
Die Hufeinsensiedlung, die von dem Architekten Bruno Taut entworfen und 1933 fertiggestellt wurde, gehört zum Weltkulturerbe und ist architektonisch eine Besichtigung unbedingt wert.
In der Späthstraße entstand 2014 eine Flüchtlingsunterkunft. Dort trieben Rechtsradikale ihr Unwesen. Regelmäßige Demonstrationen von Bürgern und den Politikern aller Parteien, die auf dem Boden der Verfassung stehen, machten Front gegen Rassismus und braune Gewalt. Politiker zur Wahl weiterlesen →
1000 Tage ist es her, seit Christina Schwarzer (CDU) ihre Tätigkeit als Bundestagsabgeordnete für Neukölln antrat. Um ihre Arbeit vorzustellen, veranstaltete sie am 20. Juni ein Pressefrühstück mit den lokalen Zeitungen.
Im Bundestag ist sie Mitglied in den Ausschüssen »Familie, Senioren, Frauen und Jugend« und »Digitale Agenda«. Neben dieser Tätigkeit hat sie nie den Kontakt zu Neukölln verloren. In der Mitte des Bezirks am Britzer Damm hat sie ihr Wahlkreisbüro, das von Montag bis Freitag geöffnet ist. Tausend Tage Bundestag weiterlesen →
Diskussion um die Umbenennung der Wissmannstraße und Woermannkehre
In Berlin finden sich noch viele Spuren, ob auf Straßenschildern oder Denkmälern, die einen direkten Bezug zur deutschen Kolonialgeschichte haben. Den wenigsten Menschen ist das bewusst, denn es mangelt an Erklärungsschildern.
Wie eine Auseinandersetzung mit dieser Form der öffentlichen Erinnerung aussehen könnte, bei der der Täter und nicht der Millionen Opfer gedacht wird, war Thema des Kiezgespräches »Wissmann & Co. – Vom Versäumnis Neuköllns, sich kritisch mit kolonialen Straßennamen auseinanderzusetzen«, zu dem Susanna Kahlefeld (Grüne) am 22. Juli ins »Café Blume« eingeladen hatte.
Bei vielen der rund 50 Straßennamen mit kolonialem Bezug reiche eine kritische Kommentierung, sagte Christian Kopp von »Berlin Postkolonial e. V.«, einem Verein, der sich um die Aufarbeitung der regionalen Kolonialgeschichte bemüht. Bei anderen Straßen fordert der Verein eine Umbenennung. Das betrifft in Neukölln die Woermannkehre und die Wissmannstraße.
Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe
Nr. 162 – Donnerstag, 13. Juli 1916
Der Körnerpark. Die verhältnismäßig arme Ausstattung des inneren ältesten Stadtteils Neuköllns mit größeren Erholungsplätzen und Freiflächen ließ bei der Stadtverwaltung schon früh die Erkenntnis reifen, daß man darauf bedacht sein müsse, jede sich etwa bietende Gelegenheit zu ergreifen, um durch Ankauf freien Geländes der Neuköllner Einwohnerschaft die zur Erhaltung ihrer Gesundheit erforderliche Zuführung von Licht und Luft zu gewährleisten. – Als im Jahre 1910 der inzwischen verstorbene Kiesgrubenbesitzer Franz Körner mit einem Verkaufsangebot seines zwischen Waßmannsdorfer, Selke=, Thomas und Schierkestraße belegenen Grundbesitzes an die Stadtgemeinde herantrat, wurde ihrerseits sogleich das Augenmerk darauf gerichtet, dasjenige Gelände, welches nach seinen Bodenverhältnissen die Möglichkeit einer günstigen städtebaulichen Entwicklung bot, einer ungünstigen Aufschließung zu entziehen. Auf dem zwischen Thomas= und Kirchhofstraße liegenden Gelände hatte in den 1880er Jahren eine erhebliche Bodenausbeute (Kiesgruben) stattgefunden, wodurch das nach der Hermannstraße zu höher belegene Gelände von dem nach der Bergstraße zu Abfallenden nahezu abgetrennt war.
Mit Schwung und guter Laune ist selbst das Unmögliche zu stemmen. Das bewies der »Rückenwind e.V.«, als er sich im September vergangenen Jahres gründete.
Als die Vielzahl der Flüchtlinge in der Stadt ein noch nie gesehenes bürgerliches Engagement hervorrief, überlegten sich die befreundeten Studenten, die Flüchtlinge mobil zu machen. Sie entwickelten die Idee, eine Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge einzurichten. In der Lenaustraße 3 sind sie fündig geworden. Rückenwind für Flüchtlinge weiterlesen →
Vier Studentinnen der Technischen und Humboldt-Universität Berlin betreuen den nördlichen Eingang zum Tempelhofer Feld an der Herrfurthstraße Ecke Oderstraße. Der kleine Platz davor – eher ein breiter Bürgersteig – soll im kommenden Jahr mit Mitteln aus »Stadtumbau West« durch das Grünflächenamt vor allem in verkehrstechnischer Hinsicht umgestaltet werden, da er den Anstürmen auf das Feld und dem normalen Querverkehr in seiner heutigen Form nicht gewachsen ist. Dazu wurde das Projekt »Stadtplatz Oderstraße« gegründet. Die Aufgabe der Studentinnen besteht darin, diese Umgestaltung anzuleiten und eine Handlungsempfehlung zu erstellen.
Während es auf der Insel regnet, herrschen in Berlin tropische Temperaturen an diesem geschichtsträchtigen 23. Juni, an dem die Briten über den EU-Verbleib abstimmen. Viele Neuköllner Briten gehen ins »Gift«, um dort dem Abstimmungsergebnis entgegenzufiebern.
»Public Viewing« gibt es aber erst nach Mitternacht. Bis dahin bestimmen lautstarke Diskussionen die Atmosphäre.
Richtig spannend wird es dann um ein Uhr nachts, als die ersten Abstimmungsergebnisse eintrudeln. Alle blicken gespannt auf den Bildschirm, wo die BBC die ersten Ergebnisse bekannt gibt. Gibraltar will in der EU bleiben. Die EU-Ablehnung von Sunderland wird mit lautstarken Buh-Rufen begleitet. Schlaflose Nacht für Berliner Briten weiterlesen →
Lauter Eis in Mengen und Qualität braucht der Mensch nicht nur bei heißen Temperaturen, sondern auch zur Pflege der Seele, egal ob Sommer oder Winter. »Lauter Eis« ist dafür eine gute Adresse in Neukölln.
Bei den Standardprodukten vom Fruchteis bis hin zum Schokoladeneis sagt Betreiberin Katharina Laute: »Was als erstes geschmeckt wird, soll auch im Nachgang schmecken«. Wie sie das erreicht, gleicht Experimenten in der Versuchsküche. Der Zuckeranteil soll so gering wie möglich gehalten werden, damit der Fruchtgeschmack so intensiv wie möglich zur Geltung kommt. Ganz ohne geht es jedoch nicht, denn der Zucker ist notwendig für die Cremigkeit und Struktur des Eises. Der Fruchtanteil ist innerhalb der Saison frisch vom Markt, außerhalb aus der Tiefkühltruhe und beträgt mindestens 50 Prozent. Lauter Eis weiterlesen →
Als im April klar war, dass der Vintage-Markt DIE FESCHE LOTTE an ausgewählten Sonnabenden auf dem Kranoldplatz stattfinden wird, war der Ärger bei den Händlern und dem Betreiber des Wochenmarkts DIE DICKE LINDA groß. Sie sind davon ausgegangen, das gesamte Jahr durchgängig jeden Sonnabend diesen Platz inne zu haben. DIE FESCHE LOTTE wollte aber nichts mit dem Verkauf von Lebensmitteln zu tun haben.
DIE FESCHE LOTTE konnte sich behaupten und DIE DICKE LINDA verschob den Markttag ein Mal im Monat auf den Freitag. Der Flop war zu erwarten. Die Händler der DICKEN LINDA klagten über geringen Umsatz. Die Kunden waren irritiert und verpassten den Termin oder konnten ihn nicht wahrnehmen, weil es ihre Berufstätigkeit verhinderte. Immer wieder sonnabends weiterlesen →