Märchen aus 1001 Nacht

Vorweihnachtliche Eröffnung eines Spielplatzes

Der Weihnachtsmann war da und verteilte Süßigkeiten. Einen Engel hatte er mitgebracht, der die Kinder fragte, ob sie denn auch schön brav gewesen waren im vergangenen Jahr. Auch drei Weise aus dem Morgenland waren gekommen. Sie hatten zwar keine Kamele dabei, dafür kuschelig weiche Alpakas aus den südamerikanischen Anden.

Weihnachtsengel Nikolaus und Bürgermeisterin
Kiez und Kneipe mit Petra Roß als Weihnachtsengel und Felix Hungerbühler als Nikolaus mit der Bürgermeisterin Franziska Giffey eröffneten den Alibaba Spielplatz.                                                                                                                                                                                                     Foto: Stephanus Parmann

Sie alle schauten zu, als Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey gemeinsam mit einer großen Anzahl Kinder aus den benachbarten Kitas das Absperrband durchschnitt und damit den Spielplatz in der Walterstraße eröffnete.
Der Spielplatz greift Motive des Märchens „Ali Baba und die 40 Räuber“ auf. Ausgedacht haben sich das die Kinder und die Leiterin der Kindertagesstätte gleichen Namens. Im Vorfeld hatte es deswegen einige Irritationen gegeben, weil ein Klettergerüst mit einer Kuppel, die von einem Halbmond gekrönt und von vier Säulen flankiert wird, als Moschee angesehen wurde. Das löste bei einigen Zeitgenossen Schnappatmung und die Furcht vor dem Untergang des Abendlandes aus. „Völlig absurd“, meinte dazu die Bezirksbürgermeisterin. Der Spielplatz greife orientalische Märchenmotive auf, die mit der Realität nichts zu tun haben.
Den kleinen Räubern aus der Kita sind die Diskussionen ohnehin egal. Sie nahmen den Spielplatz begeistert in Besitz.

mr

Gestohlene Würde

Denkmale des Leids.                                                                                                                                             Foto:mr

Unbekannte stehlen Stolpersteine, Spenden ermöglichen neue Verlegung

Es wurde sehr still in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), als Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey die Namen der Nazi-Opfer verlas, deren Stolpersteine gestohlen wurden. In der Nacht vom 5. zum 6. November, kurz vor dem Jahrestag der Reichspogromnacht, wurden die kleinen Gedenktafeln in der Hufeisensiedlung und in Neubritz aus dem Pflaster der Bürgersteige gerissen und entwendet. 16 dieser Steine sind seither verschwunden, vier wurden beschädigt.
Besonders in der Hufeisensiedlung gibt es immer wieder Probleme mit Übergriffen von Nazis. Hier wurden auch die meisten Gedenktafeln entfernt.
»Sich am größten Flächendenkmal Europas zu vergreifen, ist an Dummheit, Geschichtsvergessenheit und Menschenverachtung kaum zu überbieten. Es ist einfach nur erschütternd. Wir werden gemeinsam mit den politisch Engagierten im Bezirk und der Neuköllner Zivilgesellschaft alles dafür tun, dass die Lücken so schnell wie möglich wieder mit neuen Stolpersteinen geschlossen werden können«, sagte Giffey in ihrer Ansprache. Gestohlene Würde weiterlesen

Kein Mensch ist vollkommen!

Was einst als private Verfehlung gehandelt wurde, ist heutzutage ein Eklat, der Konsequenzen fordert. Selbstredend zeigt sich die politische Konkurrenz ob persönlicher Verfehlungen immer besorgter, als wenn sie in den eigenen Reihen passieren.
Menschen dürfen Fehler machen, ja und auch Krisen haben. Dadurch wird keine Vorbildfunktion vollständig in Frage gestellt. Aus Fehlern lässt sich lernen und verbessert weitermachen. Gerade dies kann eine positive Signalwirkung in die Öffentlichkeit senden und ein nachzuahmendes Beispiel geben. Schon einen Fehler einzugestehen verdient Respekt, Konsequenzen daraus zu ziehen noch mehr.
Nicht jeder hat diese Größe, um an den ehemaligen Neuköllner Jugendstadtrat Lutz Reichert (CDU) zu erinnern.

Beate Storni

Gegen den »Feminizid«

»Internationaler Tag gegen Gewalt gegen Frauen« bewegt Neukölln

 

Lautstark gegen das Patriarchat.                                                                                                                     Foto: jt

»Me too«, ich auch – unter diesem Stichwort bekundeten tausende Frauen in den letzten Wochen, dass auch sie von sexuellen Übergriffen betroffen waren. Sexismus und sexualisierte Gewalt betrifft alle Frauen – es gibt wahrscheinlich keine einzige, die nicht »me too« sagen könnte. Nicht nur darauf wird seit 1981 mit dem »Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen« aufmerksam gemacht. Gewalt gegen Frauen kann als sexualisierte, körperliche oder strukturelle Gewalt auftreten, und sie beschränkt sich nicht auf häusliche Gewalt, sondern passiert auf der Straße, im Job, in Lagern, in der Schule und an der Uni. Gegen den »Feminizid« weiterlesen

Sozialverträgliches Bauen und Spielplatzpatenschaften

BVV diskutiert über Zukunft des »Blub« – Geländes

Eines der Themen der mündlichen Anfragen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 14. November war die Zukunft des Mädchentreffs »Schilleria« in der Schillerpromenade, des Jugendclubs »Sun­shine Inn« und des Nachbarschaftstreffs »Sonnenblick« beide in der »Weißen Siedlung«. Alle haben zum Jahresende die Kündigung erhalten, weil die Hauseigentümer die Räume anderweitig vermieten wollen. Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU) und Baustadtrat Jochen Biederman (Grüne) versicherten, dass sie mit Hochdruck daran arbeiten, um alternative Standorte für beide Einrichtungen zu finden. Dem Bezirksamt sei der Erhalt der Einrichtungen sehr wichtig, denn in der »Weißen Siedlung« gäbe es keine Alternativ­angebote, wodurch der Wegfall der beiden Einrichtungen »einer Katastrophe gleich« käme. Sozialverträgliches Bauen und Spielplatzpatenschaften weiterlesen

Vorbildfunktion verfehlt

Bezirksstadtrat Rämer tritt zurück

Der Neuköllner Bezirksstadtrat für Bildung, Schule, Kultur und Sport, Jan-Christopher Rämer (SPD), hat Ende November seinen Rücktritt erklärt. Nachdem er am Morgen des 22. November betrunken am Steuer seines in zweiter Reihe parkenden Autos aufgefunden wurde, sei »eine weitere Ausübung meines Amtes in bisheriger Stärke nicht möglich«, so Rämer.
Bezirksbürgermeisterin und Parteikollegin Franziska Giffey zeigte sich betroffen angesichts des Vorfalls. »Mit großem Engagement und Begeisterung« habe Rämer sein Amt ausgeführt.
Gerade das sei aber nun nicht mehr möglich, betont die CDU-Fraktion in einer Pressemitteilung. Der für Bildung zuständige Rämer habe eine Vorbildfunktion gegenüber Kindern und Jugendlichen, die er jetzt nicht mehr erfülle. »Herr Rämer, die Bezirksbürgermeisterin und die SPD müssen jetzt die Konsequenzen ziehen«, fordert die stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU Neukölln, Christina Schwarzer. Vorbildfunktion verfehlt weiterlesen

Das Gewissen ist stärker

Eine Frau, die sich nicht beugen will

Quelle: BVV-Nukölln

Marina Reichenbach ist eine zierliche, junge Frau. Vor zwei Jahren ist sie in die Linkspartei in Neukölln eingetreten, weil sie glaubte, dort ihre sozialen Anliegen am besten vertreten zu können. Bei der Wahl der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im vergangenen Jahr gewann sie ein Mandat für ihre Partei. Am 18. November erklärte sie den Wechsel von der Linken zur SPD. Da sie ihr Mandat behalten will, kann sich die SPD freuen, denn dadurch hat sie eine Stimme mehr in der BVV.
In einem offenen Brief erklärt Reichenbach die Gründe für ihren Austritt. Hier rechnet sie mit dem linken Bezirksverband Neukölln ab, der in ihren Augen gespalten ist. Insbesondere in der Flüchtlingsfrage sieht sie ein Abdriften der Linken nach rechts. »Dass gerade auch linke Parteien meinen, nach rechts rücken zu müssen, ist fatal. Insbesondere der linke Flügel ist es aber, der Wagenknecht, (Sahra Wagenknecht ist Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag [Anm. d. Red.]) bei aller geäußerter Kritik, stützt und hält. In Neukölln stellt dieser Flügel die Mehrheit im Bezirksverband.« Das Gewissen ist stärker weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 282 – Sonntag, 2. Dezember 1917
Weit über 3 Millionen Gefangene. Kürzlich wurde von deutscher amtlicher Seite bekannt gegeben, daß die Zahl der listenmäßig in deutschen Lagern geführten Kriegsgefangenen die Ziffer von 2 000 000 überschritten habe. Die Zusammenstellung unserer österreichisch=ungarischen Bundesgenossen vom 1. November ergibt, wie wir zuverlässig erfahren, für die österreichisch=ungarische Monarchie eine Gesamtziffer an Kriegsgefangenen von über 1 000 000 Köpfen. Auch ohne Hinzurechnung der in den deutschen Aufstellungen nicht mitgezählten, in der Etappe befindlichen Kriegsgefangen sowie der von den Bulgaren und Türken eingebrachten Kriegsgefangen ergibt das allein für Deutschland und Österreich=Ungarn eine Zahl von weit über 3 000 000 Mann. Erinnert man sich bei dieser Gelegenheit, daß vor wenigen Tagen Lord Curzon im englischen Oberhause voller Stolz verkündete, die Engländer hätten auf allen Kriegsschauplätzen im Ganzen bisher 159 000 Gefangene gemacht, so sieht auch der Blinde, wo in diesem Kriege die Sieger zu suchen und zu finden sind. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Zehn Jahre erzählte Zeitgeschichte

Britzer Gesprächskreis feiert Geburtstag

Vor zehn Jahren trafen sich interessierte Britzer in der »Tagesfreizeitstätte Bruno Taut« im Hufeisen zum ersten Mal mit dem Ziel, Bewohner der Siedlung anzuhören und deren Geschichten zu erfassen. Dieser anfangs enge Rahmen wurde früh überschritten und beeinflusste auch das Heft »Britzer erzählen«, das 2011 aus einigen dieser Beiträge entstand. Hinzu kamen bald Biografien, die zum Beispiel die beiden unterschiedlichen Teile der Britzer Großsiedlung erläutert und verglichen haben, denn schließlich wurde nur eine zum UNESCO Weltkulturerbe erhoben.

Freizeit für Senioren.                                                                                                                                             Foto: rr

So entstanden Texte über einen geplanten Flugplatz Britz oder über die eher unbekannten Besitzer des Rittergutes A. Riedel und C. Jouanne. Die Biografien von Britzern wie Heinrich Vogeler, Margarete Kubicki, Pfarrer Piechowski, Conrad Blenkle wurden erarbeitet und auch ein Blick auf die kurze Zusammenarbeit von Herbert Wehner mit dem Anarchisten Erich Mühsam geworfen.
Als sich immer mehr Teilnehmer mit jüngerer Zeitgeschichte befassen wollten, wurde das Themenfeld auf ganz Britz erweitert. Dabei wurde das Gebiet um das Rathaus Britz, den RIAS und den »Britzer Garten« erfasst. Zehn Jahre erzählte Zeitgeschichte weiterlesen

Ernst-Abbe-Gymnasium im neuen Gewand

Neuköllns ältestes Gymnasium ist komplett saniert

Zum Abschluss der sechsjährigen Sanierungsarbeiten, die sich auf acht Millionen Euro beliefen, fand am 17. November in der grunderneuerten und jetzt barrierefreien Sporthalle des Ernst-Abbe-Gymnasiums ein gro­ßer Festakt statt.

Abbe swingt.                                                                                                                                                            Foto: bs

Katrin Lompscher, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey, die Stadträte Jan-Christopher Rämer und Jochen Biedermann gratulierten dem Direktor Tilmann Kötterheinrich-Wedekind und der Schulgemeinschaft zu den glücklich überstandenen Bauarbeiten und dem teilweise neuen Qutfit der traditionsreichen Schule. Die Bauarbeiten fanden in mehreren Abschnitten statt, damit der Schulbetrieb möglichst uneingeschränkt stattfinden konnte. Die Baufachleute haben die Schwierigkeiten, die sich auf Grund des Denkmalschutzes ergaben, glänzend gemeistert. Auf dem Schulhof, den die Schüler mit entworfen haben, finden derzeit noch kleine Bauarbeiten statt, die im Frühjahr 2018 beendet sein werden. Ernst-Abbe-Gymnasium im neuen Gewand weiterlesen

Kreativstes Musiktheater Berlins feiert Geburtstag

Die Neuköllner Oper ist 40

Zu einer Zeit, als die Zeitungen noch von der »Kulturwüste Neukölln« schrieben, begann ein kleines Wanderbühnentheater, das sich »Neuköllner Oper« nannte, die Berliner Opernlandschaft mit einem bunten Programm aus Musicals, Operetten, Opern und vielen Uraufführungen aufzumischen.

Flanieren in der Opernpassage                                                                                                                     .Foto: mr

»40 Jahre Experiment in Folge« wurden am 12. November mit einer Matinee gefeiert. Unter den Gästen waren auch Vorstandsmitglieder der ersten Stunde, die über die Vor- und Frühgeschichte des Hauses berichteten, die Schwierigkeiten, Geld für die jeweils nächste Produktion aufzutreiben oder die lange Suche nach einem dauerhaften Domizil.
Angefangen hat alles in der Neuköllner Martin-Luther-Kirche mit einem studentischen Kammerchor, den der Kirchenmusiker Winfried Radeke 1972 übernahm. Am 13. November 1977 gründete er dann den Verein, der es sich zum Ziel setzte, eine Alternative zum klassischen Opern- und Theaterbetrieb zu schaffen. Anfangs wurden die Musiktheaterprojekte in Fabriketagen, Theatern und Kirchen aufgeführt. Durch Vermittlung der damaligen Neuköllner Kulturamtsleiterin Dorothea Kolland bekam die »Neuköllner Oper« 1988 mit dem Ballsaal in der Passage Neukölln ein eigenes Theater. Kreativstes Musiktheater Berlins feiert Geburtstag weiterlesen

»Buch Berlin«

Deutschlands drittgrößte Literaturmesse

Innerhalb von vier Jahren hat sich die »Buch Berlin«, die am 25. und 26. November im Hotel »Estrel« stattfand, zur drittgrößten Buchmesse in Deutschland entwickelt.

Verleger Robert S. Plaul und Autorin Miriam Rademacher stellen neue Krimis vor.              Foto: mr

Rund 250 kleine, unabhängige Verlage und Autoren, die selbst verlegen, präsentierten ihr aktuelles Programm.
Genremäßig war ein breites Spektrum abgedeckt. Von Krimis über Fantasy, Belletristik und queerer Literatur bis zu Sachbüchern war alles dabei. Einen gro­ßen Bereich gab es auch für Kinderbücher.
Für die Kinder gab es am Tag vor Beginn der eigentlichen Messe mit der »Buch Berlin Kids« einen eigenen Messeteil. 600 Kinder aus Berliner Schulen waren eingeladen, zu basteln, zu stöbern, sich Lesungen anzuhören. Damit will die »Buch Berlin« einen Beitrag zur Leseförderung leisten.

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Afrika auf der Zunge

Von Krokodilen und äthiopischem Grünkohl

Mama Afrika, Wiege der Menschheit, faszinierender, geschundener Kontinent. Und Heimat spannender Kochtraditionen. Das Rixdorfer »Pan Africa« steht seit zwei Jahren für vielfältige Spezialitäten aus allen Teilen Afrikas. Der rührig-lebensfrohe nigerianische Inhaber und Chefkoch Frank Anyangbe, 41, war mit seinem Lokal bereits in einem Restaurantwettbewerb im Privat-TV erfolgreich und betreibt schon seit 2011 einen beliebten Cateringbetrieb für afrikanische Leckereien.

PAN Africa – Munden unter Masken.                                                                                                         Foto: hlb

Die drei Gastbereiche des Lokals, der anregend grün gestrichene Eingangssalon, der sandfarbene Barraum und der erhöhte, für Veranstaltungen abtrennbare Bereich sind stimmungsvoll und authentisch dekoriert mit Stammesmasken, traditionellem Kunsthandwerk und – demnächst auch käuflich erwerbbaren – Patchworktapeten aus afrikanischen Kleidermustern. Afrika auf der Zunge weiterlesen

Geschenke für die Gelassenheit

Anna Munis Adventsbazar

Der Rixdorfer Weihnachtsmarkt ist inzwischen einer der am besten besuchten Weihnachtsmärk­te Berlins. Da drängen sich die Besucher um den Richardplatz, dass sie kaum noch Luft holen können. Wer sich davon ein wenig erholen möchte, kann nur einen Straßenzug weiter in der Mareschstraße 16 bei Anna Muni etwas Ruhe finden.

Meditationsraum.                                                                                                                                                  Foto: pr

Sie veranstaltet am 8. bis 10. Dezember einen Adventsbazar. Für das leibliche Wohl sorgt sie mit ungarischer Gulaschsuppe. Wer es etwas exotischer liebt, kann sich an indianische Gerichte aus Nordamerika wagen: Topinambur nach Art der Cherokee, Festtagsplätzchen, Cranberry Krapfen, Maispuffer und Beeren- oder Salbeibrot. Geschenke für die Gelassenheit weiterlesen

Weihnachtsmarkt im Böhmischen Dorf

Pommes zu Friedrich Wilhelms I. Füßen

Der traditionelle Weihnachtsmarkt auf dem Richardplatz ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Dieses Jahr wird er durch den Weihnachtsmarkt im Böhmischen Dorf in der Kirch­gasse erweitert. Das Prinzip ist das gleiche, der Erlös wird gespendet. Stefan Butt und Familie Zwick initiieren diesen kleinen Markt, der sich direkt an den Rixdorfer anschließt – unter dem Dach der »Hernhuter Brüdergemeine«, des »Archiv im Böhmischen Dorf e.V.« und dem »Förderkreis Böhmisches Dorf«.

Gefäßserie »Vogel und Fell« von Elisabeth Hammann und Josephine Raab.                               Foto jr

Auf Einladung Friedrich Wilhelms I. siedelten sich hier 1737 böhmische Glaubensflüchtlinge an, bis heute leben etwa 70 Nachfahren der damaligen Siedler hier. Der Verein liefert Zeugnis dieser Migrationsgeschichte.
15 Stände wird es geben, der Förderkreis und das Archiv stellen sich vor, das Quartiersmanagement, die Kinderstube »Abeona«, dazu gibt es Pommes und Crepes, Bücher und Fotografie, und vieles mehr. Außerdem gibt es einen Stand mit Baumschmuck, Keramik, Druck und Schmuck, in dem ein loses Kollektiv aus Designern und Künstlern seine Arbeiten verkauft, unter anderem eine Kooperation, in der eine Serie aus Gefäßen mit Zeichnungen entstand.

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»Die dicke Linda«

Erlesener Weihnachtsmarkt auf dem Kranoldplatz

»Die dicke Linda« zeigt sich von ihrer besten Seite. Am 16. Dezember von 10 bis 18 Uhr findet auf dem Wochenmarkt auf dem Kranoldplatz ein Weihnachtsmarkt statt. Mit besten Wintergemüsen von zwei Bauern aus dem Umland, einem Wildspezialisten und Rohmilchkäse aus den Bergen, bestem Brot und einem kleinen, aber auserlesenen Weinsortiment ist das Festtagsmenu gesichert. Bei einem Glühwein können Marktbesucher sich wärmen und entspannen.
Eine der letzten Gerbereien in Brandenburg legt ihre weichen Felle aus, selbstgemachte Kleidung aus Baum- und Tierwolle wird drapiert, hochwertiges Utensil für Küche und Hobbyköche bekommt seinen Platz. »In Ruhe stöbern, Geschenke finden, lecker essen und zwischendurch einen warmen Punsch in den Händen halten«, darauf freut sich jetzt schon Nikolaus Fink, Organisator des Markts und Inhaber von »diemarktplaner«. »Dieser Weihnachtsmarkt hat einen unaufgeregten und besonders anheimelnden Charme. So wie man ihn auf den über 80 Berliner Weihnachtsmärkten nur noch selten findet«, so Fink weiter.
Für gemütliche Stimmung sorgt der Musiker Robert Lee Fardoe. Mit seinen Wintersongs begleitet er die Marktbesucher bei ihren Weihnachtseinkäufen.

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Ein Jahr KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst

Wo Kultur auf Skater trifft

Mit der Eröffnung der Ausstellung »Berlin Fassaden« der Berliner Künstlerin Asta Gröting im September hat bereits der zweite Ausstellungszyklus des »KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst« begonnen. Am Sonntag, den 3. Dezember um 16 Uhr endet die sehenswerte Ausstellung mit einem Rundgang. Im Dialog mit Kurator Andreas Fied­ler wird sich Asta Gröting anlässlich der Finissage über ihre Arbeiten äußern.

Kultureller Leuchtturm.                                                                                                                Foto: Daniel Bokor

Der Termin bietet einen guten Anlass, einmal auf das erste Ausstellungsjahr des KINDL zurückzublicken und sich an die Eröffnung der ersten Ausstellungen im Maschinenhaus vor gut einem Jahr zurückzuerinnern. Zu diesem Zeitpunkt waren die drei Ausstellungsräume des Maschinenhauses gerade fertiggestellt worden. Die Ostfassade des Gebäudes mit Foyer und Außentreppe wurde noch von einem Baugerüst verdeckt, der Vorplatz vor dem Gebäude war von Bauzäunen umgeben. Das ganze Areal wirkte unfertig und versprühte den Charme einer Großbaustelle. Ein Jahr KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst weiterlesen

Körperarbeit auf allen Ebenen

Aus dem Leben einer Rixdorfer Lichtartistin

Reisen verändert das Leben. So war es bei der Lichtartistin Hanna Lange. Mit ihrer Zwillingsschwester Christina reiste sie nach dem Abi­tur nach Australien. Die Welt entdecken, im
Great Barrier Reef tauchen, durch die Wüste fahren, Leute kennenlernen. An den Stränden spielten viele Reisende ein ihnen unbekanntes Spiel. Das Spiel mit dem Feuer, das nachts leuchtende Muster in den Himmel zeichnet. Dabei werden an Ketten befestigte Kugeln, die Poi, mit Feuer entzündet und um den Körper geschwungen. Die Maoris auf Neuseeland verbesserten so ihre Kampffertigkeiten.

Lichtkünstlerin Hanna Lange.                                                                                             Foto: Dorothee Lange

Infiziert mit dem Poifieber spielten die Schwes­tern nach ihrer Rückkehr nach Deutschland weiter. Als Zwillinge erprobten sie Figuren zu zweit und entwickelten das bis dahin noch nicht etablierte Partnerpoi. Zusammen mit zwei Freunden, die ebenfalls an Partnerübungen tüftelten, kreierten sie neue Spieltechniken und drehten ein Youtube-Video. Auf einen Schlag waren sie in der Jonglierszene bekannt. Körperarbeit auf allen Ebenen weiterlesen

Zirkulär wirtschaften!

CRCLR-Haus in der historischen Lagerhalle

Das Gelände der ehemaligen KINDL-Brauerei wird nach und nach weiter belebt und scheint sich zu einem kulturellen Hotspot in Nord-Neukölln zu entwickeln.

Internationales CRCLR-Team.                                                                                                                          Foto: pr

Einen entscheidenden Anteil an der Ausgestaltung des KINDL-Areals hat die Schweizer »Stiftung Edith Maryon«, die das gesamte Gelände einschließlich des Lagerhauses an der Rollberg­straße 26 in Konkurrenz zu »Ziegert Immobilien« erworben und damit vor einer kommerziellen Nutzung bewahrt hat. Die Stiftung hat sich die Förderung sozialer Wohn- und Arbeitsstätten zur Aufgabe gemacht. Sie erwirbt schwerpunktmäßig im Raum Basel und in Berlin Grundstücke und Immobilien mit dem Ziel, sie auf Dauer der Spekulation zu entziehen und nachhaltigen Projekten zur Verfügung zu stellen. Zirkulär wirtschaften! weiterlesen

Avantgarde auf Schloss Britz

Kampmann – Eine Berliner Künstlerfamilie

Die Künstlerfamilie Kampmann brachte zahlreiche Maler, Bildhauer und Architekten hervor, die prägend waren für die Kunst des 20. Jahrhunderts. Ihre Kunst ist untrennbar mit der gesellschaftlichen Entwicklung dieser Zeit verbunden.
Unter dem Titel »Kampmann – Eine Berliner Künstlerfamilie« findet im Schloss Britz eine Ausstellung statt, die sich mit gleich sechs Vertretern dieser Familie beschäftigt.

Kat Kampmanns Frauen.                                                                                                                                  Foto: mr

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Arbeiten Walter Kampmanns (1887–1945). Walter Kampmann gehörte zur Berliner Avantgarde der Weimarer Republik. Er war, ebenso wie seine zweite Frau Kat, ein aktives und engagiertes Mitglied der »Novembergruppe«, einer 1918 in Berlin gegründeten Künstlervereinigung, die sich der künstlerischen wie auch gesellschaftlichen Erneuerung verschrieben hatte und führende Köpfe der Klassischen Moderne aus Architektur, Malerei, Bildhauerei, Dichtung und Musik vereinigte. Avantgarde auf Schloss Britz weiterlesen

Geschichten von Flucht und Vertreibung

Ausstellung im Saalbau gibt Opfern eine Stimme

Wenn von Flucht und Vertreibung die Rede ist, kommen die Betroffenen selten selbst zu Wort. Die neue Ausstellung in der Galerie im Saalbau, die am 17. November eröffnete und bis zum 14. Januar zu sehen sein wird, möchte diesen Menschen eine Stimme geben.

Freiheit ist immer in Gefahr.                                                                                                                            Foto: mr

»Translations«, Übersetzungen, heißt die Ausstellung, in der die Erinnerungen geflüchteter Menschen, ihre Gefühle, Sehnsüchte und traumatischen Erlebnisse im Mittelpunkt stehen.
Das Künstlerduo Anna Faroqhi und Haim Peretz versucht, mit unterschiedlichen Mitteln, diese Empfindungen für den Betrachter erfahrbar zu machen. Mittels Video, Fotografie oder Zeichnung wollen sie den Fluchtprozess nachempfinden.

Kinder zeichnen die Flucht. Foto:mr

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Besinnliche Salonmusik ohne Kitsch und Gloria

Entspannte Live-Musik statt Vorweihnachtsstress

Die Vorweihnachtszeit ist oft alles andere als still und besinnlich. Für alle, die genug haben von überfüllten Kaufhäusern und Weihnachtsmärk­ten, bietet die Reihe »Salonmusik« im Zitronencafé eine erholsame Alternative. An den ersten drei Adventssonntagen können die Zuhörer entspannten Jazz, außergewöhnliche Klänge eines Elektroakkordeons und weihnachtliche Jazz-Arrangements ohne Kitsch und Gloria genießen.

Galyna Classe.                                                                                                                             Foto: Pamela Schulze

David Can Erekul wurde 1990 in Berlin geboren und ist seit 2009 professionell als Pianist tätig. 2016 schloss er sein Studium an der Musikhochschule Köln im Fach Jazzklavier mit der Bestnote ab. Seitdem tritt er mit unterschiedlichen Bands und als Solist auf. Mit seinem Klaviertrio vereint er Einflüsse aus Klassik, Pop und Jazz zu einem eigenen modernen Jazzsound. Zu hören gibt es diese spannende Mischung am 3. Dezember. Besinnliche Salonmusik ohne Kitsch und Gloria weiterlesen

Große Opernarien hautnah

Matinee im Foyer des Kulturstalls im Gutshof Britz

Einst war es eine Brennerei zur Schnapsherstellung, später wurde dann daraus der Guts­hof Britz, und heute ist dort die »Musikschule Paul Hindemith« beheimatet. Mit 4.500 Schülern ist sie wohl die größte Musikschule Deutschlands.

Ein Genuss für die Ohren.                                                                                                                                   Foto: ro

An diesem historischen Ort, im Foyer des Kulturstalls, fand am 12. November die zweite Sonntags-Matinee statt. Veranstalter war der Verein »Freunde der Sommer Oper Britz«. Der Verein setzt sich dafür ein, dass die jährliche Sommeroper stattfinden kann. Große Opernarien hautnah weiterlesen

Über Ludwig, Maurus, Kunst & Wesen

Kiezkneipe der Möglichkeiten

Objekte, die mit der Komposition des Raumes spielen, zeitgenössische Malereien an der Wand, eine wunderbar eigene Eleganz, ein wahrscheinlich hundert Jahre alter Tresenschrank, der sich nicht mehr verrücken lässt und Maurus Knowles – das LUDWIG.

Maurus Knowles mit Schirm und Birne.                                                                                                       Foto:pr

Den Namen hat es vom alten Anzengruber, der hieß mit Vornamen so – »das ist Tradition und Veränderung«.
Maurus Knowles, der Besitzer, hatte nach 20 Jahren das Angestelltendasein satt, »da bleibt nichts anderes, als was Eigenes zu machen«, sagt er, und eröffnete mit seinem Partner das LUDWIG im Juni 2016. Über Ludwig, Maurus, Kunst & Wesen weiterlesen

Tucholsky und Fotofantasien

Ausstellung im »Landsmann« am Herrfurthplatz

Ausstellungen beim »Landsmann« sind immer etwas Besonders. In Wohnzimmeratmosphäre fühlen sich die Gäste heimisch, und so war es auch an diesem 24. November.

Wolfgang Schnell stellte seine neuen Fotofantasien vor. Beispielsweise setzt er in der Montage ein Flugzeug vom Flughafen Tempelhof vor den Dom von `s-Hertogenbosch. Irgendwo tauchen auf den Bildern, die sich mit der Veränderung von Umgebungen befassen, Möwen oder andere Figuren, wie Loriots Möpse auf.
Das Publikum indessen ist auch gefordert. Aus den Fenstern auf den Bildern schauen Menschen aus dem Schillerkiez. Die Gäste durften suchen und hatten ihren Spaß dabei.
Umrahmt wurde die Veranstaltung von Christiane Schoon. Die Schauspielerin las Texte von Kurt Tucholsky. Thema waren die Familie, die Rede und die Erfindung des Reißverschlusses. Es war ein anregender und unterhaltsamer Abend.

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Herbstmeisterschaft greifbar

Neuköllns Berlinligisten sorgten im letzten Monat für gute Neuigkeiten

Das Neukölln-Derby in der Berlin-Liga war am Ende eine klare Angelegenheit. Der »SV Tasmania« machte Anfang November in Rudow zwar weitgehend das Spiel und bekam früh zu Unrecht ein Tor wegen vermeintlicher Abseitsstellung aberkannt, der heimische »TSV« machte dann seinerseits aber in der zweiten Halbzeit eiskalt die Treffer zum letztlich deutlichen 3:0-Sieg.

Diese Herren trugen vor über 50 Jahren den Tasmania-Dress für Neukölln in der Bundesliga.                                                                                                                                      Foto: Hagen Nickelé

Das Etikett »Favoritenschreck« hatten die Rudower mit dem dritten Dreier gegen ein Topteam somit weg – und sollten gleich noch einen drauf setzen: Im Berliner Pokal lieferten sie dem eine Klasse höher spielenden »SC Staaken« einen wahren Pokalfight und setzten sich – nach Platzverweis mit einem Mann weniger – in der Verlängerung mit 6:5 durch. In der Liga konnte die Elf von Trainer Aaron Müller die Serie bis Ende November sogar auf fünf Siege in Folge ausbauen.
»Tasmania« wahrte – außer der erwähnten schmerzhaften Derbypleite – sonst aber ebenfalls eine weiße Weste und liegt nur drei Punkte hinter Tabellenführer »Blau-Weiß 90« auf Platz Vier. Herbstmeisterschaft greifbar weiterlesen

Schutz vor Hexen und Zauberern

Wacholder, ein vielseitiges Kraut

In der Lessinghöhe stehen einige Büsche Wacholder. Von ihnen könnte fast alles genutzt werden: Beeren, Nadeln, Triebspitzen, Holz, Wurzeln, aber sie stehen unter Naturschutz und dürfen nicht gesammelt werden. Wacholder ist zweihäusig.

Wacholder.                                                                                                                                  historische Zeichung

Der Wacholder stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, ist aber heute auch in den Alpen und in Mittel- bis Nordeuropa zu Hause. Der Wacholder gehört zu den Zypressen. Seine volkstümlichen Namen sind: Feuerbaum, Jachelbeerstrauch, Knirkbusch, Krametbaum, Kaddig, Reckholder, Wachandel, Weihrauchbaum. Schutz vor Hexen und Zauberern weiterlesen

Basteln mit Rolf

Kronkorkenkerzenständer

Dunkle Tage und Weihnachten stehen vor der Tür und damit die Zeit der Kerzen. Dazu passen Kerzenleuchter aus Kronkorken.

Dafür brauchen wir reichlich Kronkorken, eine Ahle, zwei Gewindestangen, zu ihr passende Muttern, vier Zierrosetten von Wasserhähnen, zwei Blindnieten mit Zange, eine Metallfeile, etwas Blitzbeton, eine Bohrmaschine mit Metallbohrern und natürlich wie immer, Lust zum Pfriemeln. Basteln mit Rolf weiterlesen

Petras Tagebuch

Pünklichkeit ist die Höflichkeit der Königinnen

Normalerweise bin ich gut sortiert, verliere keine Schlüssel und kann auch unter erschwerten Bedingungen wie neuen Wegen, schlechtem Wetter oder klingelnden Telefonen Termine einhalten.
Vor kurzem jedoch saß der Teufel im Detail. Ich hatte einen Termin und befand mich in meiner Wohnung in der komfortablen Situation, trotz Termin noch Zeit zum Aufräumen zu haben.
Da klingelte das Telefon. Eine Freundin, mit der ich nur ganz selten telefoniere, rief mich an. Nun, ich war froh, denn ich ziehe nette Gespräche dem Aufräumen vor. Die Uhr entzog sich meinem Blick und meinen Gedanken. Ich wurde wieder auf den neuesten Stand gebracht. Mit ihren Kindern geht es weniger gut, und ich war froh, dass ich nicht ganz alleine bin mit den Konflikten mit meiner Tochter. Petras Tagebuch weiterlesen

»Überleben in Neukölln«

Ein Neuköllner Juwel.                                                                                                                                   Foto:pr

Neuer Film von Rosa von Praunheim

Ist Neukölln wie New York, als es noch bezahlbar war? Der Film von Rosa von Praunheim »Überleben in Neukölln« lässt das vermuten. Hier mischt sich alles: Künstler, Einwanderer, Studenten, Menschen verschiedener Identitäten und Hintergründe. Und es scheint zu funktionieren. Man lebt zusammen, ohne sich die Köpfe einzuschlagen, es entsteht sogar ein einzigartiger Raum, in dem alle leben, wie sie möchten (mehr oder weniger) und sich entfalten können (mehr oder weniger).
Praunheim zeigt in seinem Film die, die es trotz mancher Hindernisse geschafft haben, sich zu entfalten. Der Blick der Protagonisten auf Neukölln ist ein liebevoller, aber trotzdem kritischer. In »Überleben in Neukölln« lernt man Menschen kennen, die faszinierend, eigensinnig und Neuköllnerinnen und Neuköllner wie Du und ich sind. »Überleben in Neukölln« weiterlesen

Wir sind volker

Demokratie ist anstrengend. Die meisten begnügen sich damit, zur Wahl zu gehen und dann vier Jahre lang die Füße hoch zu legen. Umso bemerkenswerter ist es, wenn Menschen sich auch zwischen den Urnengängen aufraffen und Stadtteilkonferenzen veranstalten, so wie in Britz und im Reuterkiez. Die hatten genau das zum Ziel: Gemeinsam den Kiez gestalten. Besser geht es eigentlich nicht. Wenn Menschen sich von »unten« einbringen und mitentscheiden, nehmen sie den populistischen Schreihälsen den Wind aus den Segeln, die so gerne sagen: »Wir sind das Volk.« Dem können die Engagierten getrost erwidern: »Ok, aber wir sind volker, und wir müssen uns nicht über eine Repräsentationskrise beklagen, wenn wir selbst entscheiden.« So kann übrigens auch unsere (von manchen für klinisch tot erklärte) Demokratie gerettet werden, eher als mit jedem Volksentscheid. Aber sie ist, wie sie ist, die Demokratie: anstrengend.

Jana Treffler

»Neuköllner Modell« greift

Staatsanwaltschaft vor Ort

Das »Neuköllner Modell«, eine Errungenschaft der Richterin Kirsten Heisig, beinhaltet die schnelle Strafverfolgung jugendlicher Straftäter innerhalb von vier bis fünf Wochen bis zur Verurteilung. Das war zu Beginn der 2000er Jahre. Seither gibt es im Bezirk Mitte Staatsanwälte, die diese Arbeit erledigen. Mehr schlecht als recht, wie es aus dem Antrag aus dem Jahr 2016 »Kampf gegen Jugendkriminalität: Prävention stärken« von Joschka Langenbrinck (SPD), Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin hervorgeht.
Das wird seit dem 16. Oktober dieses Jahres ernst genommen. An zwei Tagen in der Woche arbeitet nun der Oberstaatsanwalt und stellvertretende Leiter der Berliner Staatsanwaltschaft, Michael von Hagen, abwechselnd mit zwei weiteren Kollegen im Amtsgericht Neukölln in der Karl-Marx-Straße. Sie haben die Aufgabe, den Informationsaustausch zwischen Einrichtungen wie Jugenamt, Schulen, Ordnungsamt, Therapeuten, Polizei, Justiz und Jobcenter zu verbessern. Hierzu ist die Aufhebung der Schweigepflicht zwischen den Institutionen erforderlich. »Neuköllner Modell« greift weiterlesen

Benachteiligte sind Thema in der BVV

»Schilleria« durch Investor bedroht und Obdachlose werden verjagt

Auf der Besuchertribüne im Saal der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte sich eine Gruppe Mädchen und junger Frauen vom Mädchencafé »Schilleria« eingefunden, denn in der Sitzung der BVV am 18. Oktober ging es auch um ihre Zukunft.

»Schilleria« auf dem Balkon.                                                                                       Foto: Stephanus Parmann

Die »Schilleria« ist eine Freizeiteinrichtung für Mädchen von sieben bis zwanzig Jahren. Dort bekommen sie bei Bedarf Hilfe und Unterstützung bei Problemen in der Schule, aber auch bei Konflikten in der Familie. Die meisten Besucherinnen leben in der direkten Nachbarschaft und kommen fast täglich in die Einrichtung, oftmals direkt nach der Schule.
Mitte September hat die »Schilleria« vom Vermieter, einem skandinavischen Investmentfonds, die Kündigung ihrer Räume zum 31. Dezember erhalten. Der Vermieter hat zwar einen neuen Mietvertrag in Aussicht gestellt, der allerdings erheblich teurer wird. Der zuständige Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU) antwortete auf die Große Anfrage der SPD zur Zukunft der Schilleria, es habe Gespräche mit dem Investor gegeben, die aber bisher nicht von Erfolg gekrönt waren. Gleichzeitig suche das Bezirksamt nach einem geeigneten Ausweichstandort. Aber es sei nahezu unmöglich, »einen Alternativstandort zu finden, der an die Qualität des jetzigen Standortes heranreichen kann«, musste Liecke zugeben. Die Grünen nahmen diese Debatte zum Anlass, eine wirksame Mietpreisbremse auch für Gewerbeimmobilien zu fordern. Benachteiligte sind Thema in der BVV weiterlesen

Brainstorming für Britz

Stadtteilkonferenz bietet Plattform für Bürgeranliegen

Trotz eines heftigen Sturmes kamen am 5. Oktober doch noch 50 Britzer zur Stadteilkonferenz. Jochen Biedermann (Bündnis 90/Grüne), Stadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste hatte dazu in die Fritz-Karsen-Schule in der Hufeisensiedlung eingeladen. Vorbereitet war sie vom Sozialpädagogischen Institut (SPI), das auch die Anwesenden auf das Vorhaben einstimmte und später die Arbeitsgruppen begleitete.

Die private Sicht der Dinge.                                                                                                                               Foto: rr

Positiv: Auch Bezirksamtsmitarbeiter waren anwesend. Erklärtes Ziel war es, Anwohneranliegen zu erfassen, um sie möglicherweise mit in das Bezirksprofil einfließen zu lassen. Brainstorming für Britz weiterlesen

Weg vom großen Wurf

Leitfaden zur Rettung der Demokratie

Die Wahlergebnisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass autoritäre Kräfte immer stärkeren Zulauf haben. Wie können wir die Substanz unserer Demokratie verteidigen gegen ihre immer lauter werdenden Verächter?
Die Buchandlung »Die gute Seite« hat am 11. Oktober den Journalisten und Philosophen Jürgen Wiebicke eingeladen, der versucht, auf diese Frage eine Antwort zu geben. Sein Grundgedanke: «Die Demokratie ist mehr als eine Regierungsform, sie ist eine Lebensform, die wir immer wieder neu beleben und verteidigen müssen«. In seinem Buch »Zehn Regeln für Demokratie-Retter« gibt er Tipps, mit deren Hilfe jeder jederzeit damit anfangen kann. Weg vom großen Wurf weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 259 – Sonnabend, 3. November 1917
Einen Gemeinsinn höchst lobenswerter Art betätigt, wie uns aus Leserkreisen geschrieben wird, der bekannte Schlächtermeister Herr Hans Bopel, Berliner Straße 1 (Rollkrug), indem er jeden Freitag zwischen 2 und 3 Uhr warme Wurstsuppe unentgeltlich an Bedürftige abgibt. Man kann um diese Zeit zahlreiche Frauen und Kinder in den gastlich geöffneten Laden des Meisters strömen sehen, wo sie das ihnen in freundlicher Form zugeteilte Essen in Empfang nehmen und dann mit freudiger Miene nach Hause tragen. Zur Nachahmung an anderen Stellen empfohlen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

»Santa Claus on Road e.V.«

Biker im Weihnachtskostüm sammeln Spenden

Im Dezember 1997 fuhren Bernd und Tom, einer Laune folgend, noch auf ihren Motorrädern zu einem Weihnachtsessen. So kurz vor Heiligabend verkleideten sie sich als Weihnachtsmänner und cruisten vorher durch die geschmückte Berliner City vorbei an beliebten Weihnachtsmärkten.

Weihnachtsmannfieber.                                                                                  Foto: »Santa Claus on Roard.e.V«

Die Aufmerksamkeit, die ihnen dabei auf ihrer Strecke zuteil wurde, stimmte sie einerseits fröhlich, andererseits erspähten sie, trotz des Lichterglanzes, unter den Passanten auch Bedürftige. Spontan entstand der Wunsch, in dieser frohen Zeit, etwas für diese Menschen zu tun.
Seither findet an jedem dritten Adventssamstag eine Christmas Biketour statt, bei der Sachspenden von weihnachtlich verkleideten Motorradenthusiasten an ausgewählte Sozialeinrichtungen und Bedürftige verteilt werden. Rechtzeitig erhalten die Initiatoren Wunschzettel, die sie dann auch zu erfüllen versuchen. Lohn dieser Mühen ist die Freude der Beschenkten. »Santa Claus on Road e.V.« weiterlesen

Jugendberufshilfe in Neukölln

Vier Erfolgsgeschichten

Falko Liecke ehrte am 19. Oktober erstmals vier Neuköllner Jugendliche, die trotz schlechter Ausgangsbedingungen über die Jugendberufshilfe Neukölln eine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben.

Falko Liecke mit den Absolventeninnen und deren Paten.                                                                  Foto: pr

Durch die Einführung der Jugendberufsagentur in Berlin und die damit verbundene politische Schwerpunktsetzung auf die Jugendberufshilfe, können die Angebote für Neuköllner Jugendliche mit Unterstützungsbedarf gebündelt und zielgerichtet angeboten werden. Jugendberufshilfe in Neukölln weiterlesen

Advent, Advent

Unterstützung für Schüler mit Begabung

Ab dem 30. Oktober ist der Berliner Lions Adventskalender wieder im Rathaus Neukölln erhältlich. Auf 24 Türchen kommen 171 Preise im Wert von über 32.000 Euro. Insgesamt gibt es 6.500 Kalender.

Mit dem Erlös werden in Zusammenarbeit mit dem Neuköllner Albrecht-Dürer-Gymnasium Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern unterstützt. Jedes Jahr zur Adventszeit organisieren der »Lions Förderverein Berlin-Glie­nicker Brücke e.V.« und der Hilfsverein »Cosmopolitan e.V.« mit Hilfe zahlreicher Sponsoren den Lions Adventskalender. Advent, Advent weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner