Mit konstruktivem Pessimismus zur »Zwei Staaten Lösung«
Unter der Eindruck des Pogroms am 7. Oktober 2023 auf israelischem Boden und dem folgenden brutalen Krieg in Gaza schrieb der israelische Historiker Moshe Zimmermann sein aktuelles in diesem Jahr erschienenes Buch »Niemals Frieden? Israel am Scheideweg.« Moshe Zimmermann ist ein engagierter Vertreter der »Zwei Staaten Lösung« eines unabhängigen Israels und Palästinas. Gleich im Vorwort betont er, dass er bei seiner historischen und aktuellen Analyse wieder zu einer Prognose kommen wird, wenn er auch eine zunehmend pessimistische Sicht hat; doch die darf den Blick nicht trüben. Die Greueltaten der Hamas am 7. Oktober erfolgten nicht im luftleeren Raum, sondern in einem historischen und politischen Zusammenhang. Moshe Zimmerman weiterlesen →
Um große, stabile Seifenblasen selbst zu erzeugen braucht es gutes Seifenblasenwasser, eine Bohrmaschine, ein Stück Ast, Draht, Wolle oder Schnur, ein Gefäß und Lust zum Pfriemeln. Ich empfehle diese Seifenmischung: 500 ml Wasser, 200 ml Baby-Shampoo, 50 g Zucker (besser Puderzucker) und einen drei cm langen Streifen Zahnpasta. Zuerst das Wasser, den Zucker und die Zahnpasta mischen, bis alles gelöst ist; dann erst das Shampoo dazugeben und ohne viel Schaum zu produzieren lösen. Aus dem Draht formen wir den Blasring (Durchmesser ca. 3-4cm). Die Drahtenden drehen wir zusammen und stecken sie in das in den Ast gebohrte Loch. Es geht auch ohne Ast, dann sollten die Drahtenden länger sein und dick umwickelt werden. Der Ring wird mit der Schur oder, der Optik wegen, mit bunter Wolle eng umwickelt. Das erleichtert, eine Seifenwassermembran zu bilden. Auf die Ringmitte dosiert pusten, um die Seifenblase(n) zu bilden. Fragen? rolf(at)kuk-nk.de
»SV Tasmania« trägt seine Heimspiele erstmals unter Flutlicht aus
In diesem Monat beginnt für gewöhnlich die Saison der romantisch veranlagten Menschen – laue Abende im Mondenschein sorgen eben für das passende Ambiente. Der Untergattung der »Fußballromantiker« wiederum – es wird hier vielleicht manche geben, die die beiden Begriffe nicht unbedingt zusammenbringen – geht es ähnlich in Zeiten des Sonnenuntergangs. Am besten freitagabends im Stadion, und das Flutlicht wärmt die Seele an Stelle des Erdtrabanten.
Wie in den letzten Monaten hier immer mal wieder thematisiert, verfügt der »SV Tasmania« nun im »Werner-Seelenbinder-Sportpark« endlich auch über eine solche Anlage, die die Durchführung von »Pflichtspielen« erlaubt – denn auch in der fünften Liga gelten gänzlich unromantische Bestimmungen bezüglich der erforderlichen Beleuchtung. Romantische Abende im Stadion weiterlesen →
Es gibt Banken mit unglaublich guten Konditionen. Eine solche hatte ich mir ausgesucht. Leider hat diese Bank den Nachteil, nahezu ohne Personal zu arbeiten, ist also eine Onlinebank. Die Kontoeröffnung im Onlinemodus erschien mir zunächst einfach. Bis vor dem letzten Schritt, nämlich der Verifizierung, klappte alles. Doch dann kam ich ganz schön ins Straucheln. Für die Verifizierung musste ich mich mit meinem Smartphone mit einer Mitarbeiterin der Bank verbinden, wobei mir bis heute nicht klar ist, ob das alles KI war oder eine lebendige Person, mit der ich es zu tun hatte. Sie oder es wollte meinen Personalausweis sehen und mein Gesicht abgleichen. Petras Tagebuch weiterlesen →
Die größte Berliner Freifläche bietet laut der »Wertigkeitsstudie zum Tempelhofer Feld« des »Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung« (UfZ) einen enormen Mehrwert für die Stadt. Gleichzeitig wird in allen Arten gesportelt und gespielt, auf den Wiesen, die nicht den Feldlerchen und Schafen vorbehalten sind, verweilt, gerillt, gegärtelt. Menschen aus allen Stadtteilen und aller Welt begegnen sich friedlich. Natur- und Artenschutz sowie die bedeutungsvolle Geschichte des Feldes sind erlebbar und auf etlichen Info-Tafeln nachzulesen. Für das Stadtklima leistet das Feld Unersetzliches als Kaltluft-Entstehungsgebiet und Versickerungsfläche. Begegnungen mit Mehrwert weiterlesen →
Bundesweit stehen nach den entsetzlichen Enthüllungen über rechtsradikale Umsturzpläne und für die Deportation von 20 Prozent der deutschen Bevölkerung nach einer angestrebten »Machtergreifung« weiterhin starke Demonstrationen an. Ein klares Ja zur Demokratie, ein klares Ja zu kreativer Vielfalt, das gewinnt an Kraft. Es kommt jetzt darauf an, diese aus der Mitte der Gesellschaft kommende Gemeinsamkeit weiter zu tragen. Ohne kritische Fragen geht das nicht, vor allem, wenn die brennende soziale Frage ausgeblendet wird. Diese Frage verlangt nach Gerechtigkeit, sie erwartet konkrete Antworten, auch nach sozialem Ausgleich. Und nach einer sozialen Antwort auf die Klimakrise. Und nach dem Wunsch friedlicher Sicherheit. Alles auf einmal lässt sich allenfalls schrittweise verwirklichen, doch nur, wenn alle demokratischen Parteien es ernst nehmen mit ihren Versprechungen für eine bessere Zukunft. Die radikale Rechte beschwört Angst, das demokratische Spektrum kann positive Zuversicht wecken.
Anlässlich des Tags gegen Rassismus rief die »Initiative Rudow empört sich« zu einer Menschenkette in Rudow auf. Am 23. März kamen, trotz niedriger Temperatur und Dauerregens, 350 Menschen, um ihr demokratisches Engagement zu zeigen. Eine deutliche Willenskundgebung für den Erhalt und Ausbau kultureller Vielfalt, gesellschaftlicher Toleranz und sozialer Gerechtigkeit.
Der Brandenburger Geschichtslehrer Norbert Krüßmann, erinnerte eindringlich daran, dass vor 1933 die Aktivitäten und Ankündigungen der Nationalsozialisten bedauerlicherweise niemand ernst nahm. Es sei besorgniserregend, dass sich rechter Autoritarismus zunehmend wieder in der Mitte der politischen Landschaft etabliere. Protest gegen Rechts weiterlesen →
Am 9. März, nur einen Monat nach dem Raub der Gedenktafel, die an ein Zwangsarbeiterlager in der Onkel-Bräsig-Straße in Britz erinnerte, konnten die Initiatoren eine neue Tafel feierlich enthüllen. Möglich machten das zahlreiche Spenden, die unmittelbar nach Bekanntwerden des Diebstahls bei der Britzer Initiative »Hufeisern gegen Rechts« eingingen.
Es erschienen über 150 Bürger, darunter auch die Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses Bahar Haghanipour (Grüne) und Roland Borchers vom Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit. Alle Redner unterstrichen, dass eine kritische Aufarbeitung sowie die Erinnerung an die bestialischen Naziverbrechen Bestandteil Deutscher Geschichte seien und bleiben müssen und jeglichem Rückfall zu völkischer Gesinnung und rassistisch überhöhtem Nationalismus entschieden entgegengetreten werden müsse. Getreu dem Satz von P. Levi: »Es ist geschehen, folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.« Die Gruppe »Querbeet« untermalte die Veranstaltung musikalisch mit fröhlichen, tanzbaren Klängen, die die Teilnehmer sichtlich begeisterten. Das animierte Jürgen Schulte zur Schlussbemerkung, dass auch am Tag der Befreiung die Britzer Zwangsarbeiter vor dem Lager auf der Straße getanzt haben.
BVV diskutiert über bessere Versorgung mit Bibliothen im Bezirk
Nach einem jahrelangen Rechtsstreit konnte eine beschlagnahmte Villa des Remmo-Clans endlich an das Land Berlin übergeben werden. »Der Rechtsstaat hat gezeigt, dass er handlungsfähig ist«, sagt Bezirksbürgermeister Martin Hikel in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 20. März. »Demokratische Regeln gelten für alle, Regelverletzungen gehören geahndet.« Und dazu brauche es einen funktionierenden, konsequenten Rechtsstaat, der Geldströme verfolge und zuschlage, wenn er Beweise habe. In diesem Zusammenhang dankte er besonders den Finanzfahndern, die im Remmo-Imperium nach Indizien für versteckte Beute, Schwarzgeld und Geldwäsche-Objekten gesucht haben. Kann C&A Bibliothek werden? weiterlesen →
202 Zwangsräumungen auf richterlichen Beschluss, bei denen das Sozialamt nicht mehr helfen konnte und die Spuren der betroffenen Menschen sich verlieren, mutmaßlich sogar auf der Straße in die Wohnungslosigkeit. Davon geht der sozialpolitische Sprecher der Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Georg Frankl aus, und seiner Schlussfolgerung aus vorherigen Anfragen beim Sozialamt wurde bislang offiziell nicht widersprochen. Für die Neuköllner Linksfraktion ist das ein Grund, die BVV zu bitten, ein musterhaftes Vorgehen gegen Wohnungslosigkeit wegen Mietrückständen zu erwirken.
Am 24. April berät der Sozialausschuss über kurz gefasst dieses: »Das Bezirksamt wird gebeten, bei allen landeseigenen Wohnungsunternehmen (LWU), die in Neukölln Wohnungen vermieten, auf den Abschluss einer Kooperationsvereinbarung mit einem Träger der Wohnungslosenhilfe oder der sozialen Wohnhilfe des Bezirks mit dem Ziel der Vermeidung von Wohnungsräumungen hinzuwirken.« Zwangsräumungen und Wohnungsleerstand weiterlesen →
Mit Eva Willig haben die Armen ihre streitbare Anwältin verloren
Im Alter von 74 Jahren ist Eva Willig von uns gegangen. Über Neukölln und Berlin hinaus bleibt sie als streitbare Frau für soziale Gerechtigkeit in herzhafter Erinnerung.
Herzhaft kommt nicht allen leicht über die Lippen. Eva Willig war nicht nur streitbar, sie konnte an den Nerven sägen in ihrer fordernden Pointiertheit, und mit diesem Sägen an den Nerven der Politik blieb sie denen, die Verantwortung tragen für das, was unverändert ist, stets ein Dorn im Auge. Jenen wollte Eva Willig nicht gefallen, sie blieb eckig und kantig. Das traf auch diejenigen politisch Engagierten, die aus ihrer Sicht nicht konsequent genug waren auf dem Weg zu sozialer Gerechtigkeit. Der sehr gängige Begriff der »Aktivistin« trifft Eva Willig nur unzureichend. Sie lebte ihre Aktivität, und das sehr konsequent. Das Mindeste war ihr nie genug weiterlesen →
Das Bezirksamt Neukölln macht Gewalt gegen Frauen sichtbar, indem Sitzbänke im öffentlichen Raum in grün-blau umlackiert werden. Die erste Bank versah Bezirksbürgermeister Martin Hikel gemeinsam mit der bezirklichen Gleichstellungsbeauftragten Sylvia Edler und engagierten Frauen am Karl-Marx-Platz mit dem Schriftzug »StoP: Hier ist kein Platz für Gewalt an Mädchen* und Frauen*«. »StoP« nimmt Bezug auf das neue Pilotprojekt »Stadtteile ohne Partnergewalt« in Neukölln, bei dem das Umfeld von Opfern und Tätern systematisch eingebunden wird.
»Gewaltvorfälle gegen Frauen sind keine Einzelfälle, sondern sie sind tägliche Realität in unseren Kiezen, in unseren Straßen, in unseren Wohnhäusern. Gerade weil diese Gewalt oft hinter verschlossenen Türen stattfindet, will ich sie sichtbar machen im öffentlichen Raum – und den Tätern ein klares Stopp-Signal schicken«, sagte Martin Hikel.
Inzwischen ist eine zweite Bank im Park am Buschkrug umlackiert. Die Farbe für diese Bank spendete die Bezirksverordnete Gabriela Gebhardt (SPD).
Mit diesen Sitzbänken sollen Menschen im Kiez zu Zivilcourage ermuntert werden und betroffene Frauen niedrigschwellig erreicht und ermutigt werden, Hilfe aufzusuchen.
Das Modellprojekt »Stadtteile ohne Partnergewalt« wird durch den Senat in drei Berliner Bezirken realisiert. Das Neuköllner Nachbarschaftsheim setzt das Projekt in Neukölln um.
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Für den Anstrich und das Aufsprühen des Schriftzuges kann auch gespendet werden. Wer Interesse hat kann sich per E-Mail bei dem Projekt »Stadtteile ohne Partnergewalt« melden: stop@nbh-neukoelln.de.
Ulrich von Hassell – Nationalist und Widerstandskämpfer
Der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen hat ein Dossier erstellt, in dem er Straßennamen mit antisemitischem Bezug in den Blick nimmt. 18 davon befinden sich in Neukölln. Die Kiez und Kneipe stellt die Namensgeber vor. Der Ulrich-von-Hassell-Weg, der von der Lipschitzallee abgeht, ist ein Beispiel dafür, dass die Zuordnung nicht immer einfach ist, weil die Namensgeber sich zum Beispiel einerseits antisemitisch geäußert haben, andererseits aber auch am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt waren.
Christian August Ulrich von Hassell, geboren am 12. November 1881 in Anklam, entstammte einem alten Adelsgeschlecht. Nach einem Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre trat er 1909 als Assessor in das Auswärtige Amt ein. Im Ersten Weltkrieg wurde er schwer verwundet. Während der weiteren Dauer des Krieges fungierte er als Berater und Privatsekretär seines Schwiegervaters Alfred von Tirpitz, über den er nach dem Krieg eine Biographie verfasste. Im September 1917 war er Gründungsmitglied der Deutschen Vaterlandspartei, nach deren Auflösung trat er der Deutschnationalen Volkspartei bei, einer nationalkonservativen Partei, deren Programmatik Nationalismus, Antisemitismus, kaiserlich-monarchistischen Konservatismus sowie völkische Elemente enthielt. Umstrittene Straßennamen weiterlesen →
»Wir sind wieder zu Hause« rief Birgül Sanal. Die Leiterin des Jugendzentrums »NW80« freute sich gemeinsam mit vielen Kindern, Jugendlichen und deren Eltern über die Wiedereröffnung des Hauses am 15. März. Fünf Jahre, in denen sie mit unterschiedlichen Ausweichquartieren vorlieb nehmen mussten, hatten die Kinder auf diesen Tag warten müssen.
Begeistert nahmen sie das Haus in Besitz, nachdem Bausenator Christian Gaebler, Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey, Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (alle SPD) und Jugendstadträtin Sarah Nagel (Linke) feierlich das rote Band durchschnitten hatten und den Neubau so für die Nutzung freigaben. Das »NW80« dessen Name sich von der Adresse am Neudecker Weg 80 in Rudow ableitet, gibt es bereits seit 1985. Lange war es in einem einfachen Containerbau untergebracht, der aber für die Vielzahl der Nutzungen zu klein wurde. Ab 2018 starteten dann die Arbeiten an dem Neubau, der aus Fördermitteln des Investitionspakts »Soziale Integration im Quartier« finanziert wurde. Insgesamt wurden 5,3 Millionen Euro investiert. Nach fünfjähriger Bauzeit weiterlesen →
Giraffen und Nilpferde auf langen stelzenartigen Beinen – fantastische Figuren im Stil des spanischen Expressionisten Salvator Dali warten auf die spielenden Kinder. Auch die berühmten zerfließenden Uhren schmücken die Klettergerüste. 232.000 Euro hat sich das Bezirksamt die Sanierung des Spielplatzes an der Kirchgasse kosten lassen und damit einen unverwechselbaren Platz geschaffen mit einem eigenen Gesicht.
»Ich freue mich, dass der Spielplatz rechtzeitig zum Frühling mit ganz neuen und ausgesprochen schönen Spielgeräten eröffnet werden konnte«, sagte Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) bei der Wiedereröffnung am 22. März. Eigentlich hatte sich der Spielplatz zu diesem Zeitpunkt aber schon selbst eröffnet, denn eine Gruppe Kindergartenkinder hatte ihn bereits in Besitz genommen und turnte fröhlich auf den Geräten herum. Spielen mit Salvador Dali weiterlesen →
Meine Geschichte beginnt damit, dass meine Mutter zu mir sagte, ich solle aufhören, zur Schule zu gehen, weil es nicht sicher für mich sei. An jenem Tag war ich voller Lehrbücher und Träume von der Universität Kabul, doch sie verschwanden vor meinen Augen. Wir begaben uns auf einen schwierigen Weg in den Iran, voller Albträume. Dort konnte ich nicht zur Schule gehen, weil ich keinen Aufenthaltstitel hatte. Ich entschied mich, mir selbst Englisch beizubringen.
Nach drei Jahren im Iran fühlte ich eine Leere, denn während meine Altersgenossen zur Schule gehen konnten, durfte ich dort nicht hin. Die Zukunft war für mich düster und ungewiss. Meine Mutter beschloss, nach Europa zu flüchten, damit ich studieren konnte. Aber wir wussten nicht, dass es zweieinhalb Jahre dauern würde, um unser Ziel zu erreichen. Die Reise war voller Angst und Unsicherheit. Wir durchquerten viele Länder, in der Dunkelheit der Nacht wanderten wir kilometerweit zu Fuß zwischen riesigen und dunklen Wäldern, fernab von menschlichen Augen. Die Angst, dass uns jemand sehen und die Polizei informieren würde, war jede Sekunde präsent. Als ich die Polizei sah, fühlte ich mich nicht mehr sicher. Ich hatte Angst. Von Kabul bis Berlin weiterlesen →
Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe
Neuköllner Tageblatt, Donnerstag, 3.4.1924 Die mangelhafte Schulreinigung. Eine der ersten Aufgaben, die die Berliner städtischen Behörden zu lösen haben, nachdem infolge der wertbeständigen Währung auch die städtischen Finanzen einigermaßen festen Boden gewonnen haben, wird die Ausgestaltung der im letzten Jahre so überaus stark vernachlässigten Schulreinigung sein. Man kann geradezu von einer Verwahrlosung der Schulen sprechen. Die Kämpfe, die im vorigen Jahre in der Stadtverordnetenversammlung und den Bezirksversammlungen gegen die allzu weitgehende Einschränkung der Schulreinigung geführt wurden, sind wohl noch in frischer Erinnerung. Für den Rest des diesjährigen Haushalts hat der Magistrat noch keine Aufbesserung vorgenommen, sondern nur der Pauschbetrag von 30 M. je Klasse eingesetzt, während die Bezirke, um überhaupt auskommen zu können, wenigstens 50 M. gefordert hatten. Bleibt die Schulreinigung so mangelhaft wie jetzt, dann kann von irgend einer Schulgesundheitspflege oder gar von Maßnahmen gegen Krankheiten und Seuchen in den Schulen überhaupt nicht mehr gesprochen werden. Es wird daher Pflicht der Stadtverordneten sein, bei der bald nach Ostern beginnenden Haushaltsberatung in allererster Reihe ausreichende Mittel für die Schulreinigung in den Voranschlag einzustellen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen →
Burger, Pizza, Döner, Gyros, Shakshuka, Bibimbab, Ceviche, Austern, Sushi, Veganes aller Art und ach so vieles mehr – der Reuterkiez ist reich an weltweit bekannten und beliebten Spezialitäten und deren Rezepten, Zubereitungen und Darreichungen. Doch auch die traditionell deutsche Küche setzt wieder erfreuliche neue Zeichen.
Wer sich als Alteingesessener nostalgisch an das »Nansen« oder die erste »Kantina von Hugo« mit ihrer spannenden Kombi aus lokalen Klassikern und kreativer Kochneugier erinnert (in den Nullerjahren war‘s), dem kommt »Frieda Schlamassel« entgegen. Die Anfang Februar eröffnete Ablegerin und gewollte wie gefühlte Schwester des »Peter Schlehmil« am Kreuzberger Chamissoplatz serviert Rindscurrywurst, Käsespätzle, Serviettenknödel, bis hin zu Rinderroulade mit Kartoffelstampf (mit etwas Schale, das Beste sitzt unter der Haut!) und gebratenem Rotkohl – und mit schönen Soßen, Charme und Gastroleidenschaft. Abseits der festen Karte lassen sich auch mal Gulasch oder Lammragout erhaschen. Rückkehr der Roulade weiterlesen →
»Auf dem Wochenmarkt am Maybachufer kam es gestern mittag zu Streitigkeiten zwischen Käuferinnen und dem Besitzer eines Käsestandes. Der Standinhaber, der Plünderungen befürchtete, benachrichtigte sofort die Schutzpolizei.
Bevor die Beamten jedoch erschienen, stürmten die über die hohen Preise erregten Frauen den Verkaufstisch des Händlers und raubten seinen gesamten Warenvorrat. Inzwischen
war die Schutzpolizei erschienen und sperrte den Markt ab. Die Beamten stellten nun eine sofortige Untersuchung nach dem gestohlenen Käse an. Um die Täter zu ermitteln, rochen sie unter allgemeinem Gelächter an allen Körben der Käuferinnen, die der Plünderung verdächtig erschienen. Auf diese Weise gelang es in ganz kurzer Zeit, die »duftende« Ware wieder abzunehmen. Verschiedene Frauen wurden polizeilich festgestellt.« So der Originalton der Neuköllnischen Zeitung vom 1.September 1922.
Damals litt Deutschland unter einer Inflation. Die Menschen holten körbeweise Geld von der Bank, das innerhalb weniger Stunden an Wert verlor. Die Zeiten sind heute nicht so dramatisch wie damals, aber auch heute haben wir eine Inflation. Das Geld verliert an Wert, die Kriminalität nimmt zu. In der Nacht vom 19. auf den 20. März wurde bei Peppikäse in der Weichselstraße 65 eingebrochen. Die Beute bestand aus Käse. Etwa 400 Kilogramm der Köstlichkeiten wechselten in der Nacht und Nebel Aktion den Besitzer.
Nicht nur die Mitarbeiter rätseln über die unglaubliche Tat, selbst die Polizei staunte. So etwas sei ihnen in ihrer Laufbahn noch nie passiert, kommentierten sie den Vorfall. Es verschwand eine Lieferung von speziellen Goudas, ganze Leiber, ganze Wagenräder von österreichischem Käse und Blauschimmelkäse. Wer etwas mitbekommen hat oder einen der Käse angeboten bekommt, melde sich bitte telefonisch: 0176 5030 7656.
Bereits seit 2010 ist die Naturkosmetikpraxis »Anna Muni« eine fest etablierte Oase für Körper, Geist und Seele in Rixdorf. An diesem besonderen Ort bietet Anna Muni naturkosmetische Gesichtsbehandlungen, Fußreflexzonenmassagen und andere ganzheitliche Therapien an. Daneben finden regelmäßige Qi- Gong Übungsgruppen, Klangschalenmeditationen und Zeremonien für Frauen statt. Schon im Schaufenster sind die Katzen ein Blickfang und neuerdings auch ein weiteres Angebot: Der Katzenflüsterkreis.
Das Motto der beiden Initiatorinnen Anna Muni und Karen Jung »Mit Wissen, Herz und Seele für unsere Samtpfoten« wendet sich an alle Katzenliebhaber und solche, die es noch werden möchten. Zu jedem Veranstaltungsthema gib es einen einführenden Infoteil von Katzenflüsterin Karen Jung, an den sich ein gemeinsamer Austausch anschließt. Hier geht es um allgemeine und individuelle Fragen der Teilnehmer. Katzenflüsterkreise weiterlesen →
Es ist wohl einer der schönsten Märkte in Berlin: Die Dicke Linda auf dem Kranoldplatz. Die Marktstände befinden sich zwischen Bäumen und aktuell den Frühlingsblühern wie Tulpen. Es ist ein Wochenmarkt, der zum Verweilen einlädt. Das nehmen auch die Besucher so wahr. Sie sitzen während der Marktzeit auf Bierbänken, frühstücken oder feiern Geburtstage oder Einschulungen, treffen Freunde. Gerne wird auch von Tisch zu Tisch kommuniziert. Da der Kranoldplatz zwischen Nord- und Südneukölln liegt, treffen sich die beiden Wohnwelten unweigerlich. Zuweilen entstehen dann neue Bekanntschaften.
Neben den lebensnotwendigen Produkten wie Brot, Käse, Pasten, Gemüse, Kaffee und Wein gibt es einige hochwertige Caterer, die für das leibliche Wohl sorgen. Ob es nun die besten Schnitzel Berlins sind, die ausgezeichnete Pizza, das asiatische Essen und der türkische Spezialitätenkoch, für jeden ist etwas dabei. Während der Sommersaison ab 13. April bis September tritt monatlich eine Band auf. Auf dem Wochenmarkt spielt dann die Musike. Kinder und Erwachsene zuckt es dann in den Beinen. Jeden 2. Samstag eines Monats findet ein solches Event statt und lockt nicht nur mehr Besucher sondern auch Händler auf den Platz.
ro Wochenmarkt jeden Samstag von10-16 Uhr, Musik immer am zweiten Samstag im Monat.
Er ist der meistübersetzte französische Autor, und seine Romane faszinieren nach wie vor: Jules Verne erschuf in seinen Romanen Welten in denen er Wirklichkeit und Fantasie auf hinreißende Weise vermischte. Der französische Schriftsteller und Pionier der Science-Fiction-Literatur steht nun im Fokus der Ausstellung »Ferne Welten Jens Hanke – Jules Verne«, die bis zum 26. Mai im Schloss Britz zu sehen ist.
Den Illustrationen seiner Bücher sind die Werke des zeitgenössischen Künstlers Jens Hanke zur Seite gestellt, eine »Versuchsanordnung«, die fantastische Literatur des 19. Jahrhunderts in Beziehung zu setzen in davon eigentlich nur mittelbar beeinflussten zeitgenössischen Kunstwerken. »Die Arbeiten Jens Hankes sind nicht als Kommentar oder Reflektion zu Jules Verne entstanden. Sie können aber als solche gelesen werden oder sind eventuell doch auch Resultate einer Jules-Verne-Rezeption – dies aber eigentlich absichtslos«, heißt es im Katalog zur Ausstellung. Ferne Welten im Schloss Britz weiterlesen →
Kaste, Klasse und Staat nicht unter den Tisch fallen lassen
Wie schnell sind wir mit Begriffen. Neukölln wird als »sozialer Brennpunkt« bezeichnet, auch von »guter Vielfalt« ist die Rede. Weitere Begriffe kommen auf dem Weg zu »Lösungen« ins Spiel, »Bildungsferne« und »gute Bildung und Chancen für alle«. Politisch leichter gesagt als getan. Für die Soziologie gilt das auch. Die »sozial Schwachen« tauchen auf. Loïc Wacquant greift das alles zu kurz. Sein Buch »Die Erfindung der »Unterklasse«« ist eine fundierte Studie zu einer »Politik des Wissens«. Diesen Begriff allerdings hinterfragt Wacquant ebenfalls. Denn Wissen habe mit einem geprägten Blick zu tun. Drei wissenschaftliche Ansätze führt Loïc Wacqant zusammen. Der Ansatz, dass es in der Politik grundsätzlich um die asymmetrischen Begriffe »Freund und Feind« gehe. Hier komme schnell ins Spiel, aus Unruhen, die sich 1977 in Harlem ereigneten, einen »rassisierten Volksteufel« als »Unterklasse« entstehen zu lassen. Die Erfindung der »Unterklasse« weiterlesen →
Sara Reichelt liest aus ihrem neuen Roman »Gefährliche Mietschaft«. Der widerspricht allen Klischees und erwartet Aufgeschlossenheit von den Lesenden. Die Mietnomadin Jennifer zieht in die Wohnung der Übersetzerin Katharina ein. Das Unheil nimmt seinen Lauf.
Bei Axel Svehla geht Milan Lenze in die Trinkerheilanstalt »Bärwald-Klinik«, irgendwo im Nirgendwo gelegen. Ihm fällt schnell auf, dass der dortige Therapieansatz nicht weiterführt, denn die Wege aus der Krise sind jeweils unterschiedlich. Am Tag der Offenen Tür bringt er mit einer Handvoll anderer Patienten alles durcheinander. Eintritt frei, Spenden erbeten. Freitag 26. April –20.00 Uhr. Landsmann, Herfurtplatz 11
Das Vogelgezwitscher ist wieder laut. Meine »Vögelchen« entstanden aus Toilettenpapierinnenrollen, einer Schere, Heißkleber, Pinsel und Farben, einem Faden, einer Stoffnadel und Lust zum Pfriemeln.
Die T-Rolle wird an einem Ende leicht flach gedrückt und zusammengeklebt. Danach die Rolle um 90 Grad drehen und ebenfalls zusammendrücken, und zwar so, dass dabei das geklebte Ende senkrecht steht. Vor dem Kleben wird mit der Schere dieser Teil bogenförmig zugeschnitten, das wird der Kopf mit Brustpartie (s.Bild). Aus einem der Reste entsteht der Schnabel. Nun wird auch diese Öffnung plus Schnabel verklebt. Soll der Vogel auch hängen können, sollte vor dem Kleben noch ein Faden mittels der Stopfnadel nach innen gebracht und dort fixiert werden. Nach Belieben bemalen oder Verzieren, fertig. Fragen? rolf(at)kuk-nk.de
Oberligateam des »SV Tasmania« ist zum Zuschauen verurteilt
Mitten in der Saison vier Wochen Pause, und das nicht witterungsbedingt – zu dieser kuriosen Konstellation kommt es aktuell beim »SV Tasmania«. Zu den zwei spielfreien Wochenenden, die der NOFV ohnehin Ende März für die Oberliga Nord eingeplant hatte, kommt noch der Ausfall des Heimspiels gegen »CFC Hertha 06« (ursprünglich 05.04.), weil die Charlottenburger die Saison nicht zu Ende spielen. Die schöne neue LED-Anlage – die einerseits Beleuchtung auf verschiedenen Stufen bietet, andererseits im Betrieb stromsparend und umweltschonend arbeitet – muss nun ebenso wie die Fans der Blau-Weiß-Roten weiter auf ihren historischen Einweihungstermin warten.
Der Bezirk, der die Maßnahme bis zur Genehmigung begleitete und unterstützte (allerdings nicht finanziell), versprach in diesem Zusammenhang in Anerkennung der Eigeninitiative, nun die bereits vorhandene Beleuchtung an den beiden Kunstrasenplätzen ebenfalls auf den entsprechenden Stand der Technik zu bringen. »Das hat insgesamt alles sehr reibungslos geklappt – und für die Erneuerung der Lichtanlagen auf den Nebenplätzen sind wir dem Amt natürlich sehr dankbar«, erklärte Tasmanias Vorsitzender Almir Numic dazu. Einen Monat Zwangsurlaub weiterlesen →
Endlich hatte ich mich entschlossen, eine gute Freundin, die in Brandenburg lebt, zu besuchen. Trotz des Streiks der Deutschen Bahn hatte ich Glück, denn die Odeg, die Bahn, die mich nach Brandenburg bringen sollte, fuhr. Also holte ich mir ein Ticket am VBB-Automaten, wartete auf dem etwas verwaisten Bahnsteig auf meinen Zug und stempelte mein Ticket vor dem Besteigen des Zuges ab. Im Laufe der Fahrt wollte die Schaffnerin meinen Fahrschein sehen. Ich wunderte mich über ihre Ausdauer des Studiums meines Tickets. »Es ist ausschließlich meine Aufgabe, Ihr Ticket abzustempeln, nicht Ihre.« Ich wollte der Frau nun wirklich nicht den Eindruck vermitteln, dass ich ihren Arbeitsplatz vernichten wollte, und sagte es ihr auch. Dann erklärte sie mir in einem durchaus freundlichem Ton, dass die Stempelautomaten für den innerstädtischen Verkehr für U- und S- Bahn da stünden und nicht für den Verkehr über die Stadtgrenze hinaus. Gut, ich hatte gelernt. Petras Tagebuch weiterlesen →
Seit 2024 dürfen niedergelassene Ärzte zehn Prozent weniger Patienten nehmen bei gleichbleibendem Honorarsatz, so die Empfehlung der »Kassenärztliche Vereinigung« (KV). Wie viele derzeit davon Gebrauch machen, wird sich erst nach dem ersten Quartal herausstellen.
Patienten erleben seither noch längere Wartezeiten auf einen Termin, insbesondere bei Fachärzten, und benötigen für eine schnelle Überweisung »Dringlichkeit«. Das führt zu manchem Unmut, doch die meisten Patienten folgen der Bitte, die an der Rezeption einiger Praxen steht: »Ab hier bitte lächeln.« Das Personal macht seine wertvolle und unverzichtbare Arbeit täglich und ist selbst mit der Situation im Gesundheitswesen nicht zufrieden. Weiterhin bieten viele Praxen Notfallsprechzeiten an. Rettungsstellen mehr denn je überlastet weiterlesen →
Seit mehr als 100 Jahren gibt es den Internationalen Frauentag. Seither gehen Frauen immer am 8. März auf die Straße, um für ihre Rechte einzutreten.
Die Themen sind vielfältig: Es geht um bessere Arbeitsbedingungen in den klassischen Frauenberufen, denn dort wird schlecht bezahlt und viel erwartet. Es geht aber auch um häusliche Gewalt. Rund 80 Prozent dieser Opfer sind weiblich. Das hat mit einer verbreiteten Verachtung gegenüber Frauen zu tun.
Auch wenn inzwischen mehr Mädchen studieren und ihren Master machen, so sieht es bei den Doktortiteln deutlich dünner aus.
Und wie geht es den alleinerziehenden Müttern? Die stehen an der unteren Stelle der Einkommensleiter. Womöglich müssen sie sich noch anhören, dass sie, wenn sie arbeiten, Rabenmütter seien.
Es ist trotz allem viel von Frauen hinsichtlich der Gleichberechtigung geschafft worden, aber es gibt noch viel zu tun. Und, von allein kommt nichts.
Mehrere Sitzungsunterbrechungen wegen Gebrülls von der Zuschauertribüne
Tumultartige Szenen spielten sich bei der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 21. Februar ab. Ursache waren eine Entschließung und ein Antrag, die sich mit der Situation in Israel und Gaza beschäftigten.
Die Entschließung unter der Überschrift »Neukölln fordert ein Ende des Krieges in Gaza« hatte die LINKE eingebracht. Die Begründung dafür lieferte der Fraktionsvorsitzende Ahmed Abed mit einer polemischen Rede, in der er mit drastischen Worten das Leid der Bewohner des Gazastreifens beschrieb, aber kein Wort über das Massaker verlor, das die Hamas an jüdischen Zivilisten am 7. Oktober 2024 verübte.
Als Markus Oegel, Fraktionsvorsitzender der CDU, ihm vorhielt, Ursache und Wirkung zu verwechseln und die Ächtung der Hamas als Signal für den Frieden empfahl, wurde er von Besuchern auf der Tribüne niedergeschrien. Auch Marko Preuß (SPD), der darauf hinwies, dass Außenpolitik nicht in der Zuständigkeit der BVV liege, konnte sich kaum verständlich machen. Tumult in der Bezirksverordnetenversammlung weiterlesen →
»Rudow empört sich. Gemeinsam für Respekt und Vielfalt« ruft zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 23. März um 11:00 zu einer Menschenkette mit Kundgebung auf.
Mit ihrer Hetze gegen alle, die nicht in ihr Weltbild passen, vergiftet die AfD das gesellschaftliche Klima. Migranten und Geflüchtete zu Sündenböcken für alle ungelösten Probleme zu machen, schürt nicht nur Rassismus. Vermeintliche Einzeltäter fühlen sich dadurch zu Gewalt- und Terrorangriffen aufgerufen.
Geschlossene Grenzen und Abschiebungen schaffen weder zusätzliche Wohnungen noch bezahlbare Mieten, weder niedrigere Energiepreise noch weniger Inflation. Sie schaffen weder Frieden noch verhindern sie die von der AfD geleugnete Klimakatastrophe.
Nach Björn Höcke, dem ideologischen Führer der AfD, kann nur ein »alleiniger Inhaber der Staatsmacht« alles »wieder in Ordnung« bringen. Offen spricht er von »wohltemperierten Grausamkeiten«. Die AfD nutzt die Demokratie, um sie von innen heraus zu zerstören. Mit der AfD sind verurteilte Neonazis, Antisemiten und Rassisten in die Parlamente eingezogen. Deshalb muss jetzt über ein Verbot der AfD diskutiert werden!
Ihre Vertretung in den Parlamenten verschafft der AfD Präsenz in den Medien, finanzielle Mittel und Zugang zu sensiblen Daten. Zu den Wahlen zum EU-Parlament am 9. Juni 2024 tritt die AfD an, obwohl sie die EU abschaffen will. Sie nutzt den Wahlkampf, um Hass und Hetze zu verbreiten, und das EU-Parlament, um sich mit Rechtsaußen-Parteien aus anderen EU-Staaten zu vernetzen.
Die stille Mehrheit muss endlich laut werden! Es ist an der Zeit, sich für die Demokratie zu engagieren!
Gehen Sie wählen und wählen Sie demokratische Parteien!
Am Abend des 9. Februar 2024 haben Anwohner der Hufeisensiedlung in Britz bemerkt, dass die Gedenktafel für das Zwangsarbeiterlager neben dem Gebäude Onkel-Bräsig-Straße 2 entwendet wurde. Auf Anregung der Anwohnerinitiative »Hufeisern gegen Rechts« und aus Spenden finanziert wurde diese Gedenktafel erst am 24. April 2023 in Anwesenheit von Vertretern des Berliner Abgeordnetenhauses, der Neuköllner Bezirksstadträtin für Bildung und Kultur Karin Korte und circa 150 Britzern feierlich enthüllt.
Die Tafel erinnert an das Zwangsarbeiterlager auf dem Gelände Onkel-Bräsig-Straße 2-4 und 12, in dem ab Ende 1941 bis zum April 1945 18 sowjetische und polnische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unter menschenunwürdigen Verhältnissen untergebracht waren. Bereits eine Woche davor war ihr Entfernen noch misslungen. Es liegt auf der Hand, dass damit auch die Erinnerung an eines der größten Verbrechen des faschistischen Deutschlands, die Zwangsdeportation und Entrechtung von mehreren hunderttausend Menschen aus den vom Raubkrieg überzogenen Ländern, getilgt werden soll. Neukölln beweist wieder eindrucksvoll Solidarität weiterlesen →
Kulturpädagogisches Angebot mit niedriger Zugangsschwelle
Das Neuköllner Puppentheater-Museum muss bleiben!
Das Puppentheater- Museum an der Karl-Marx-Straße ist eine feine Einrichtung, die viele von uns kennen. Anscheinend selbstverständlich da, ist es nun akut gefährdet, denn der Bezirk hat die Mietzahlungen eingestellt.
Neukölln hält sich viel auf seine Kultur zugute. Es gibt die festen Größen wie Oper, kommunale Galerie, Kino und Saalbau sowie das KINDL. Aber schon die etablierten »48-Stunden Neukölln« müssen sich mittelfristig nach neuen Förderern umsehen. Die meisten anderen suchen ständig.
Das Puppentheater-Museum besteht seit fast 30 Jahren. Die Räumlichkeiten wurden durch die Kulturamtsleiterin Dorothea Kolland vermittelt, die Eröffnung mit Berliner Kulturpolitikern gefeiert. Der Status war gefühlt kommunal.
Die laufenden Kosten wurden wesentlich vom Bezirk gedeckt. Der Förderstopp wegen der Sparvorgaben bedroht jetzt aber die Existenz der Einrichtung. Das Puppentheater-Museum ist in Gefahr weiterlesen →
Einen »Stein des Anstoßes« nennt Matthias Henkel, Leiter des Museums Neukölln, den sogenannten »Hererostein« auf dem Garnisonfriedhof am Columbiadamm.Mit diesem Denkmal werden namentlich sieben Soldaten der sogenannten Schutztruppe geehrt, die an der Niederschlagung der Aufstände der Herero und Nama im heutigen Namibia, den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts beteiligt waren und zwischen 1904 und 1907 gefallen sind.
Der Stein wurde 1907 errichtet und stand zunächst auf einem Kasernengelände in Kreuzberg. Seit 1973 steht er auf dem Friedhof. 2009 wurde eine Bodenplatte mit den Umrissen Namibias hinzugefügt, die an die rund 80.000 Menschen erinnert, die von deutschen Soldaten ermordet wurden. Zuvor hatten Initiativen und Vereine jahrelang dagegen protestiert, dass hier zwar an die Täter, aber nicht an die Opfer der Kolonialherrschaft erinnert wurde. Umgang mit einem zwiespältigen Denkmal weiterlesen →
Albert Einstein soll einst gesagt haben: »Jeder von uns hat unglaubliches Potenzial! Aber wenn ein Fisch daran gemessen wird, wie gut er auf einen Baum klettern kann, wird er immer denken, er wäre dumm.« Es ist nicht belegt, dass diese Aussage wirklich von Einstein stammt, doch der Inhalt ist aus meiner Sicht mehr als zutreffend. Denn Menschen sind eben keine Maschinen, jeder von uns hat seine Stärken und Schwächen. Und diese sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Ich bin gut in Geografie, aber dafür schlecht in Mathe. Viele denken wohl, dass das Schulsystem die Stärken fördern sollte. Leider geschieht das aber nicht.
Viele fordern aktuell eine Reform des Schulwesens. Lehrer sollen individueller auf die Schülerinnen und Schüler eingehen. Der Unterricht sollte auf die Stärken ausgerichtet werden. Es wird viel über die Entlastung gesprochen, ohne die Lehrkräfte und ihren Belastungsgrad dabei zu berücksichtigen. Es gibt viel zu wenig Lehrkräfte. Auch die Kosten sind ein weiteres Problem, schon für die Ausbildung der Lehrkräfte. Ja, das Schulwesen muss reformiert werden! Doch es gibt eine einfache Lösung. Auf dem Weg in die Politik weiterlesen →
Theodor Loos – Staatsschauspieler im Dienste der NS-Propaganda
Der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen hat ein Dossier erstellt, in dem er Straßennamen mit antisemitischem Bezug in den Blick nimmt. 18 davon befinden sich in Neukölln. Die Kiez und Kneipe stellt die Namensgeber vor.
In Berlin-Gropiusstadt erinnert seit 5. August 1966 der Theodor-Loos-Weg zwischen Zwickauer Damm und Wutzkyallee an den einstigen Theater- und Filmstar.
Theodor August Konrad Loos wurde am 18. Mai 1883 im hessischen Zwingenberg an der Bergstraße geboren.
Über Danzig und Frankfurt am Main kam der junge Schauspieler 1912 nach Berlin, wo er sich rasch einen Namen als herausragender Charakterdarsteller machte und zu einem der bekanntesten Schauspieler der deutschsprachigen Bühnen avancierte. Umstrittene Straßennamen weiterlesen →
Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe
Neuköllnische Zeitung, Sonnabend, 8.3.1924 »Ausgerechnet Bananen.« Die Bananenliedseuche ist aus Amerika eingeschleppt worden. Zwei New Yorker Librettisten haben die Sache auf dem Gewissen. In Brasilien wachsen 300 verschiedene Arten von Bananen. Wieviel Arten des Bananenliedes es gibt, wissen wir nicht.
Neuköllner Tageblatt, Sonnabend, 8.3.1924 Am Donnerstag, den 6. März d. J., fand die 13. Sitzung der Berliner Stadtverordneten=Versammlung in diesem Jahre statt. Keine von diesen Sitzungen verlief ruhig. Von Sitzung zu Sitzung steigerten sich die Gegensätze im Sitzungssaale und auf der Tribüne mit und ohne Stinkbomben. In jeder Sitzung zeigte es sich, dass diese Versammlung nicht mehr verhandlungsfähig ist und nicht mehr verhandlungsfähig wird. Der Schwerpunkt liegt heute nicht mehr im Plenum, sondern in den Deputationen und Ausschüssen, daher oft die leeren Bänke und die Beschlußunfähigkeit der Versammlung. Oft sind kaum 100 Personen im Saale. Die Magistratsplätze sind meistens leer. Neuköllner Alltägliche weiterlesen →
Erinnern Sie sich noch? Der unnachahmliche Geruch loser, in kleinen hellgrünen Kartons aufbewahrter Kräuter, das legendäre China-Öl, wenn es einem mal nicht so gut ging, oder die berühmten Kräuterbonbons – das alles gab es bis 2019 auch noch in der Neuköllner Karl-Marx-Straße 160.
Begonnen hat das später stadtweit bekannte, in fast jeder Berliner Einkaufsstraße vertretene Filialunternehmen in Stuttgart, wo 1949 von Hedwig Kühne und ihrem Sohn Hans-Joachim die »Chemische Fabrik Kühne GmbH« begründet worden war. »Kräuter Kühne« weiterlesen →