Basteln mit Rolf

Q-Tipp-Segler

Mein Bastelvorschlag für Juni war etwas anspruchsvoll.
Für meinen Q-Tipp- Segler brauchen wir nur einen Q-Tipp, etwas festes Papier, einen Stift, eine Schere, Klebstoff und Lust zum ­Pfriemeln.
Ein rechteckiges Papierstück (4x8cm) so falten, dass ein Quadrat entsteht. Einen Zeigefinger bis zum ersten Gelenk über den Falz legen und mit etwas Abstand den Mittelfinger daneben. Mit einem Stift beide Umrisse aufs Papier zeichnen und die »Finger« ausschneiden. Werden beide Teile aufgeklappt, ergibt der Mittelfinger die Tragfläche und der Zeigefinger das Heck. Vom Q-Tipp die Watte entfernen, ans eine Ende mittig das Heck und etwa ein Zentimeter vorm anderen Ende die Tragfläche kleben. Aus dem Papierrest einen dünnen Streifen schneiden und vor den Tragflächen um die Q-Tipp-Spitze rollen und festkleben. Nun fliegt der Segler.
Bei Hilfe: rolf(at)kuk-nk.de

Petras Tagebuch

Käse auf Augenhöhe

m Laufe der Jahre sind mir Veränderungen immer unangenehmer geworden. Wenn Produkthersteller ein neues Design auf den Markt bringen, bin ich erstmal völlig irritiert, bis ich es dann gefunden habe. Dann denke ich immer wieder: »Muss das sein?« Offensichtlich ja, es erschwert mir aber das Leben.
Ähnliches passierte mir, als ich auf dem Markt, auf dem ich Käse verkaufe, einen Verkaufswagen bekam. Zuvor stand ich in einer Bude und war Wind und Wetter ausgesetzt. Im Winter, wenn es stürmte, hielten die Kunden manchmal die Planen oder das Gestell fest, damit es nicht über mir zusammenbrach. Insgesamt habe ich die Bude sehr gemocht. Gefühlt war ich auf Augenhöhe mit den Kunden, es musste improvisiert werden und ich wusste vorher nie, welches Abenteuer auf mich zukommt. Petras Tagebuch weiterlesen

99 Luftballons und ein Regenbogenkuchen

Feiern gegen Hass und Intoleranz.    Foto: mr

Kundgebung gegen Queerfeindlichkeit auf dem Boddinplatz

Der 17. Mai ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- Trans- und Queerphobie. Mit einer Kundgebung auf dem Boddinplatz setzte die schwule Fachberatungsstelle »Maneo« gemeinsam mit dem Neuköllner »Netzwerk gegen Queerfeindlichkeit« ein Zeichen gegen Hass und Gewalt, für Liebe und Akzeptanz in Neukölln. Es wird daran erinnert, dass an diesem Tag im Jahr 1990 die Weltgesundheitsorganisation WHO beschloss, Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten zu streichen. Transsexualität folgte erst im Jahr 2018.
An diesem Tag wird weltweit darauf aufmerksam gemacht, dass noch immer Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität ausgegrenzt, diskriminiert und angegriffen werden. In zahlreichen Ländern droht ihnen Gefängnis oder die Todesstrafe – nur weil sie sind wie sie sind.
In Berlin bildet dieser Tag auch den Abschluss der jährlichen von »Maneo« initiierten Kampagne »KissKissBerlin«, die am 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus be­ginnt. Sie soll Zeichen setzen für gesellschaftliche Toleranz und Vielfalt, gegen Rassismus, LSBTIQ+-Feindlichkeit und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. 99 Luftballons und ein Regenbogenkuchen weiterlesen

In eigener Sache

Es gibt eine gute Nachricht: Die Kiez und Kneipe wird es weiterhin geben. Die vielleicht nicht so gute Nachricht, wenigstens auf den ersten Bick ist die Tatsache, dass die Redaktion nicht mehr in der Schillerpromenade 31 sitzt. Wir sind umgezogen.Die erste Produktion außerhalb des Schillerkiezes fand in der Jonasstraße 23 statt. Schade ist, dass hier kein Publikumsverkehr stattfinden kann.
Aber jede Veränderung hat auch etwas Positives: Da die Miete nicht mehr tragbar war, können diese Kosten eingespart werden. Das gewährleistet den Fortbestand der Zeitung.
Durch den fehlenden Publikumsverkehr werden wir dazu übergehen, ein Mal im Monat eine öffentliche Redaktionssitzung stattfinden zu lassen. Termin und Ort werden in der jeweiligen Ausgabe der Kiez und Kneipe bekanntgegeben.
Das ist auch eine gute Gelegenheit für interessierte zukünftige Redaktionssmitglieder, sich über die Kiez und Kneipe zu informieren.

Petra Roß

Für Tarifverträge und gegen Einschüchterung

BVV stärkt Kitapersonal und Gewerbetreibenden den Rücken

Auf den Besuchertribünen im Rathaus hatte sich eine ganze Reihe Erzieherinnen eingefunden, im Saal der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wurde über eine Entschließung diskutiert, die die Linksfraktion in der Sitzung am 29. Mai eingebracht hatte.
Darin wird die BVV aufgefordert, sich beim Senat dafür einsetzen, mit ver.di über einen »Tarifvertrag Pädagogische Qualität und Entlastung« für die pädagogischen Fachkräfte der Berliner Kita-Eigenbetriebe zu verhandeln. Finanzsenator Stefan Evers (CDU) verweigert sich bis heute der Aufnahme solcher Tarifverhandlungen.
»Ohne Kitas würde in Berlin nichts funktionieren, aber die Kinder müssen auch ordentlich gefördert werden, und die Erzieher dürfen an der Arbeit nicht kaputt gehen«, begründete Carla Assmann (Linke) den Antrag. Die pädagogischen Fachkräfte der Kita-Eigenbetriebe berichten, dass sie dem Anspruch an die pädagogische Arbeit nicht mehr gerecht würden. Sie können unter den gegebenen Bedingungen nur noch »verwahren«. Für Tarifverträge und gegen Einschüchterung weiterlesen

Gartenfeeling lässt noch auf sich warten

Temporäre Platzumgestaltung am Markt Britz-Süd

Noch ganz im Sinne der autogerechten Stadt stellte 1959 die GEHAG einen Parkplatz in Britz-Süd fertig, mit Einkaufszeile, einem Kino, einer Bibliothek, einer Kindertagesstätte und einem Postgebäude. Das gilt als Abschluss der in den 1920er-Jahren begonnenen Großsiedlung Britz, zu der auch die Hufeisensiedlung, heute UNESCO Weltkulturerbe, gehört. Der gesamte, groß dimensionierte Parkplatz mit Hochbeeten, dem Brunnen und einem Toilettenhäuschen sowie alle Bodenbeläge stehen seit 1995 unter Denkmalschutz.

Pflanzenkübel als Parkplatzschmuck.     Foto: rr

Seit Fertigstellung gibt es hier an drei Tagen einen Markt. Der private Marktbetreiber Nikolaus Fink tüftelt ständig daran, seine Märkte attraktiver und konkurrenzfähig zu gestalten. Ein Gartenteil, so sein Gedanke, mit weiterem Grün und Sitzmöglichkeiten, könnte den großen, fast schatten- und schmucklosen Raum nicht nur als Treffpunkt aufwerten, sondern auch sein Mikroklima verbessern. Gartenfeeling lässt noch auf sich warten weiterlesen

Barrierefrei in den Anita-Berber-Park

Zugang an der Leinestraße wurde umgebaut

Es darf gerollt werden.    Foto: mr

Der Anita-Berber-Park hat einen neuen barrierefreien Zugang bekommen. Das Bezirksamt hat seit dem vergangenen August die Stichstraße zwischen dem Park und der Leinestraße umgestalten lassen.
Der Park liegt niedriger als der angrenzende Schillerkiez. Von der Leinestraße aus geht es über metallene Treppen nach unten. Neben der westlicheren der beiden Treppen befindet sich eine Rampe, ebenfalls aus Metall, die einen barrierefreien Zugang ermöglicht. Der Weg dorthin bestand aus ramponierten Betonplatten und war keineswegs barrierefrei. Barrierefrei in den Anita-Berber-Park weiterlesen

Weniger Durchgangsverkehr im Körnerkiez

Neues Verkehrskonzept ist fertig

Der Körnerkiez soll verkehrsberuhigt und autoärmer werden. Dabei geht es besonders darum, den Durchgangsverkehr zu unterbinden, der derzeit bei 56 Prozent des Verkehrsaufkommens liegt, die Verkehrssicherheit besonders für die Schulkinder zu erhöhen, die Bedingungen für den Fußverkehr zu verbessern, Infrastruktur für den Radverkehr zu schaffen und dadurch Konflikte mit dem Fußverkehr zu vermindern.

Verkehrsführung für Kfz.

Basierend auf Anregungen der Anwohner, die in verschiedenen Beteiligungsformaten ihre Ideen und Meinungen einbringen konnten, sowie der Auswertung der Verkehrsdaten haben zwei Planungsbüros mit dem Bezirksamt Neukölln einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, der am 21. Mai in der Aula des »Albrecht-Dürer-Gymnasiums« vorgestellt wurde.
»Wir haben hier eine sehr komplexe Gemengelage mit Feuerwehr, Schulen, aber auch Handel und Gewerbebetrieben, die beliefert werden müssen, wir haben Menschen, die auf den PKW angewiesen sind. Deshalb haben wir versucht, nicht nur einen Kompromiss des kleinsten gemeinsamen Nenners, sondern einen Mehrwert für den gesamten Körnerkiez zu erreichen«, sagte der zuständige Stadtrat Jochen Biedermann (Grüne) bei seiner Begrüßungsansprache. Weniger Durchgangsverkehr im Körnerkiez weiterlesen

Umstrittene Straßennamen

Will Meisel – Musiker, Filmproduzent, Verleger, Komponist unzähliger Evergreens

Der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen hat ein Dossier erstellt, in dem er Straßennamen mit antisemitischem Bezug in den Blick nimmt. 18 davon befinden sich in Neukölln. Die Kiez und Kneipe hat in den letzten Monaten die Namensgeber vorgestellt. Mit Will Meisel endet diese Serie.
Der Will-Meisel-Weg in Rudow geht gegenüber der Dora-Mendler-Straße vom Ostburger Weg ab, biegt dann nach Nordwesten ab und endet am Schirpitzer Weg. Benannt ist er nach einem deutschen Tänzer und Komponisten.
Will Meisel, eigentlich August Wilhelm Meisel, wurde am 17. September 1897 in Rixdorf geboren. Seine Eltern, der Ballettmeister Emil Meisel und seine Frau Olga, betrieben in der Jonasstraße 22 die Tanzschule Meisel, die wegen ihres großen Ballsaals auch als »Prachtsäle Neukölln« bekannt wurde. Umstrittene Straßennamen weiterlesen

Feste der Nachbarschaft machen‘s möglich

Vergnügte Anlässe zum Kennenlernen

Alljährlich wird am letzten Mai-Wochenende das »Fest der Nachbarschaft« gefeiert, so auch in Neukölln.
An 19 »Langen Tafeln« kamen Nachbarn zusammen, die sich teilweise nur vom Sehen oder gar nicht kannten. So auch im Schillerkiez am Herrfurthplatz, an der vom Bezirksamt Neukölln finanzierten und von Felix von Ploetz organisierten »Langen Tafel« der «Startbahn Genezareth-Kirche«. Generations- und kulturübergreifend lernten sich Nachbarn kennen, führten interessante Gespräche und teilten Brot, Beobachtungen und Erfahrungen miteinander.

Begegnung.    Foto: bs

Ein wichtiges Thema waren die explodierenden Mieten, die im Schillerkiez in den letzten Jahren um 200 Prozent gestiegen sind. Dieser Umstand zwingt nicht nur viele Mieter, sich nach einem preiswerterem Domizil umzuschauen, auch Geschäftsinhaber werden vertrieben.
An zahlreichen Ständen wurde informiert, getauscht und diskutiert. Die Atmosphäre war heiter und entspannt bis in die frühen Abendstunden. Feste der Nachbarschaft machen‘s möglich weiterlesen

Interreligiöser Austausch in Zeiten des Nahost-Konflikts

Neuköllner Rabbi und Imam für Frieden und Zusammenhalt

Nach der Terrorattacke der Hamas auf Israel am 7. Oktober entstand ein verstärkter Austausch zwischen Vertretern der jüdischen und muslimischen Community in Neukölln, dem Rabbi Jeremy Borovitz und dem Imam Mohammed Taha Sabri, die nicht weiter als einen Kilometer voneinander arbeiten und beten. Mit dabei war auch der Bundestagsabgeordnete Hakan Demir.

Dialog der Religionsvertreter.    Foto: pm

Rabbiner Jeremy Borovitz wuchs in New Jersey auf. Er hat öffentliche Verwaltung studiert und arbeitet als Direktor für Jüdisches Leben und Lernen bei »Hillel«, der weltweit größten jüdischen Studierendenorganisation. »Ich habe keine magischen Worte, um eine Lösung für alle Probleme zu finden. Ich glaube an die Kraft des Dialogs und des gegenseitigen Mitgefühls. Ich bin Mensch, ich bin Jude, ich bleibe hier.« Interreligiöser Austausch in Zeiten des Nahost-Konflikts weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Sonntag, 1.6.1924
Grabschändungen auf dem Garnisonfriedhof in der Hasenheide. Diebesgesindel, dem nicht einmal die Stätte der Toten heilig ist, hat in den letzten 14 Tagen auf dem Garnisonfriedhof in der Hasenheide arg gehaust. Von etwa 150 Gräbern haben die Diebe nach und nach die Lebensbäume gestohlen. Zweifellos kommt hier eine gewerbsmäßige Diebesbande in Frage, welche die gestohlenen Bäume bei gewissenlosen Gärtnern oder Blumenhändlern absetzen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Neue Halle für kleine Kämpfer

»Eurasia«-Verein verspricht Lebenskompetenz durch Fitness

Gerade junge Leute sind heute mit vielen verunsichernden und Energie raubenden Einflüssen und Herausforderungen konfrontiert, die oft aufs Selbstbewusstsein und die Konzentration schlagen. Zum Rückhalt in einer Gemeinschaft und körperlicher wie mentaler Stärke kann der Sport eine Menge beitragen. Das neue »Sport & Philosophy Center« namens »Eurasia« hat sich auf die Fahnen geschrieben, vor allem für Jüngere jeglicher Herkunft zu einer Art Orientierung gebender »Familie« zu werden, wo sie durch Kampfsporttraining und frei von Diskriminierungen ihre Potenziale entfalten und mithilfe von Respekt und Teamgeist ihren Charakter weiterentwickeln können sollen.

AUFS Kreuz legen erlaubt. Foto: hlb

Das »Eurasia« sei ein »Dojo«, japanisch für »Ort zum Studium des Weges«; hier ist es konkret eine Trainingshalle, wo sich idealerweise Freunde und eigene Kräfte finden lassen. Neue Halle für kleine Kämpfer weiterlesen

Bier, Burritos und Blitzkrieg Bop

»19:77« rockt die Weserstraße

19:77? Komische Uhrzeit. Ach nein, in der »19:77«-Bar in der Weser- Ecke Finowstraße geht es um das Jahr 1977 – und die Musik und das Lebensgefühl dieser Zeit, als Elvis starb und die Progressive-Rock-Dinosaurier abbauten. Dafür zeigten Bands wie The Clash und die Sex Pistols im UK den musikalischen Stinkefinger. Der Punk ging ab. In New York sprengten die Fake-Brüder Ramone als The Ramones mit wenigen Gitarrenakkorden, aber großer Lässigkeit Verkrustungen ab und ließen die Köpfe der Jugend rhythmisch schütteln.

70s wieder da.     Foto: hlb

Anfang April mit viel Musikprominenz eröffnet, erinnert das »19:77« der Geschäftsführenden Florian Hayler und Beate Tscheschner an diesen Sound und ­solch­ coole Typen – wie schon die einstigen Berliner Ramones-Museen, die mit vielen Artefakten, Andenken und Reliquien sowie Bar-, Café- und Eventbetrieb zu beliebten Berliner Rockszene-Treffpunkten wurden, nach Mitte zuletzt in der Kreuzberger Oberbaumstraße. Miete und Coronaauflagen ließen Betreiber und Impresario Flo Hayler dort schließen und private Pause machen. Bier, Burritos und Blitzkrieg Bop weiterlesen

Fußball mit Käse und Eis

POP-UP zur Europameisterschaft

Fußball mit Käse? Geht das? Wenn Currywurst und Kartoffelsalat hinzukommen – denkbar. Interessant wird die Mischung unter Hinzunahme von französischem Wein und Bier vom Hahn. Richtig spannend wird es, wenn auch noch Weineis dazu kommt, das Erwachseneneis.
Diese, auf den ersten Blick wilde Mischung gibt es im »Salon Renate« während der Fußball Europameisterschaft. Dort werden vom 14. Juni bis 14. Juli alle EM-Spiele auf einer Leinwand gezeigt. Die Gäste sind allerdings nicht gezwungen, alle Köstlichkeiten zu erwerben. Der Käseverkauf findet während der üblichen Öffnungszeiten von »Peppikäse« statt.
Fußball geguckt wird im Geschäft oder von draußen.
Organisiert wird das einmonatige Event von Stefan Bubenzer, Betreiber des Weinladens »Das Schwarze Glas« in der Jonasstraße und von Georg Weishäupl, Betreiber von »Peppikäse«.

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Peppikäse: Weichselstraße 65
Das Schwarze Glas: Jonasstraße 33

Mit Basteln zum Erfolg

Die »Schnippelgirls« feiern 25jähriges Jubiläum

Es war eine »Schnaps­idee«, aber eine, die seit 25 Jahren Erfolg hat. Dieses Jubiläum wurde nun am 18. Mai zünftig gefeiert.
Auf einer feucht-fröhlichen Silvesterfeier beschloss eine Gruppe von Frauen aus der Kleingartenanlage »Freiheit« am Dammweg 208, eine Bastelgruppe zu gründen, die hergestellten Produkte zu verkaufen und mit dem Erlös Spielgeräte für einen Kinderspielplatz zu erwerben.

Spatenstich für die Fitness.      Foto: S. Paarmann

Im Mai 1999 kam es dann zur Gründung der »Schnippelgirls«. So erzählt es Marina Jubelt, die Leiterin der Gruppe. Seitdem werden fleißig Kuscheltiere, Lampen, Weihnachtskrippen, Gestecke, Vogelhäuser und vieles mehr gebastelt. Außerdem gibt es selbstgemachte Liköre, Marmeladen oder Seife, seit Kurzem auch Kunst aus Schrott. Anfangs verkauften die Frauen ihre Basteleien an andere Pächterinnen in der Kolonie, später auf Weihnachtsmärkten. Inzwischen organisieren sie ihren eigenen Weihnachtsmarkt in der Waldgaststätte »Hanff’s Ruh« in Grünau.
2008 war der Spielplatz fertig, aber die »Schnippelgirls« dachten nicht daran, die Hände in den Schoß zu legen. Mit Basteln zum Erfolg weiterlesen

Es darf gekräht werden

In Rudow haben die Hähne das Sagen

Viele Menschen reagieren eher ungehalten, wenn sie frühmorgens durch ein lautes Kikeriki geweckt werden. Anders in Rudow. Dort sollen die Hähne krähen, zumindest einmal im Jahr, beim Rudower Hähnewettkrähen, je öfter desto besser.

Gespannte Erwartung.     Foto: mr

In diesem Jahr wurde der Wettbewerb zum 35. Mal ausgetragen. Am 4. Mai präsentierten sich 48 Hähne in ihrer Farbenpracht und Vielfalt im Garten des »Eigenheim- und Grundbesitzer Rudow e.V.« und krähten in unterschiedlichen Tonhöhen und Lautstärken. Sie waren angetreten, um sich um den Titel des größten Schreihalses zu bewerben. Es müssen keine Rassetiere sein, die bei diesem Wettbewerb antreten, auch die Größe spielt keine Rolle. Die Hauptsache ist: Der Hahn kräht! Nach dem Startsignal wird etwa 45 Minuten lang jeder noch so kleine Schrei von der Jury notiert. Sieger ist, wer in dieser Zeit am häufigsten die Stimme erhebt.
Der Siegerhahn von Lejs M. brachte es am Ende auf 86 Kikerikis und erhielt dafür einen »Rixi«, gespendet von Bezirksbürgermeister Martin Hikel. Aber nicht nur die Sieger, alle Teilnehmer, selbst die, deren Hähnen es vor lauter Trubel die Stimme verschlagen hatte, konnten sich über kleine Präsente freuen.
Natürlich geht es bei dieser Veranstaltung auch um Geselligkeit und gemütliches Beisammensein. Da ist es kein Wunder, dass auch jede Menge Politiker vorbeischauen, um im geselligen Rahmen mit ihren potenziellen Wählern ins Gespräch zu kommen.

mr

Reiseführer in die Kolonialgeschichte

Bernd Heyl stellt »Namibische Gedenk- und Erinnerungsorte« vor

Rund 30 Jahre lang, von 1884 bis 1915, war das Deutsche Reich Kolonialmacht im heutigen Namibia, eine Geschichte, die den namibischen Alltag bis heute prägt. Sie scheint auf in Straßennamen, Ortsnamen und historischen Denkmälern. Zudem sind die Deutschsprachigen eine der wohlhabendsten Gruppen des Landes. Die Problematik der deutsch-namibischen Kolonialgeschichte ist aber den wenigsten deutschen Besuchern bewusst.
Der Pädagoge und Gewerkschafter Bernd Heyl organisiert seit Jahren Reisen in das Land, bei denen genau diese Geschichte und das Erinnern an den von den Deutschen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts begangenen Völkermord an den Ovaherero und Nama im Fokus steht. Auch Bärbel Ruben, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums Neukölln, war mit ihm dort und hatte dabei die Gelegenheit, mit Lokalpolitikern, Vertretern von NGOs und Aktivisten zu sprechen.
Am 25. Mai führte sie im Schloss Britz ein Gespräch mit dem Reiseleiter über den deutsch-namibischen Umgang mit dem Erinnern.
Es werde eine »konservierte Kolonialgeschichte« sichtbar, das Beharrungsvermögen der Deutsch-Namibier sei enorm, fasste sie ihre Eindrücke zusammen. Es gebe viele liebevoll restaurierte Gebäude aus der Kolonialzeit, viele Denkmäler, die an deutsche Gefallene in den Kolonialkriegen erinnern, aber wenig, was auf die Tausende von Toten in der einheimischen Bevölkerung hinweise. Reiseführer in die Kolonialgeschichte weiterlesen

Mülltonnen und Beichtstühle

»Redemption, Maybe« befragt unser Verhältnis zur Arbeit

In der Galerie im Saalbau in Neukölln widmet sich die spanische Künstlerin Mariona Berenguer unter dem Titel »Redemption, Maybe«, zu Deutsch etwa »Erlösung, vielleicht« dem Thema der Arbeit und unserem Verhältnis zu ihr.

Ora et labora.      Foto: mr

Mit Skulpturen, Grafiken, textilen Stücken und Installationen fragt die Künstlerin nach den Werten, die unserer Arbeitskultur zugrundeliegen.
Auf die Arbeit als Element der Erlösung im Sinne der Tradition des »ora et labora«, spielt die Installation »Latin Locutions« an, eine Struktur aus Gerüst­elementen vom Bau, angeordnet als eine Art Beichtstuhl mit Kniebank und Gitterfenster. Arbeit wird zum Religionsersatz – wer leistet, der verdient. Mülltonnen und Beichtstühle weiterlesen

»Erste Welle« im Kino

Dokumentarfilm zeigt Schillerkiez in Zeiten der Pandemie

Screenshot

Im Rahmen des Kunstfestivals »48 Stunden Neukölln« wird am 28. und 30. Juni der Dokumentarfilm »Erste Welle« im Il Kino und im Rollberg Kino in Anwesenheit der Protagonisten und Regie vorgeführt. Der 55-minütige Film, eine offizielle Auswahl der Internationalen Hofer Filmtage, fängt die ersten vier Wochen der Pandemie im Schillerkiez ein. Dokumentiert wird das Leben rund um das Café »Pappelreihe« und das Tempelhofer Feld. »Erste Welle« zeigt Gespräche über Ängste, Szenarien und die Bedeutung des sozialen Treffpunkts und ist eine Zeitkapsel dieser unsicheren Tage und ein Porträt eines Viertels im Wandel. Tragischerweise wird das Café »Pappelreihe« am Wochenende der Vorführung wegen Mieterhöhungen geschlossen, ein weiterer Verlust durch die Gentrifizierung. Die Vorführung ist Erinnerung und Ehrung dieses besonderen Ortes.

pm
Vorführzeiten sind am 28.6. um 19 Uhr im »Il Kino« in der Nansenstraße 22, und am 30.6. um 19 Uhr im »Rollberg Kino« in der Rollbergstraße 70.

Kuscheltiere

Eine Betrachtung von Fred Haase

Auf meinen orientierungslosen ausgedehnten Spaziergängen in Neuköllner Kiezen muss ich leider immer wieder Missstände zur Kenntnis nehmen. Nun wird fast im Dreivierteltakt in Medien, unter Nachbarn, Touristen, Tierliebhabern und einem Medium, das ich persönlich kenne, sogar oft zu Recht, unangemessenes Verhalten der Neuköllner beklagt. Die Hoffnung, dass durch gewaltfreie Pädagogik positive Reaktionen der angesprochenen Personen erfolgen werden, beträgt statistisch gesehen 44,36 Prozent. Aber immerhin, eine Chance besteht. Darum möchte auch ich mein Anliegen ohne Hemmung äußern.

Das Elend der Kuscheltiere.         Foto:Fred Haase

Eher durch Zufall, beim Blick in ein Auto, das ein Parkverbot bewusst missachtend mir als anständigem Fußgänger ein anstrengendes Ausweichmanöver aufzwang, habe ich erstmals zur Kenntnis genommen, dass in Fahrzeugen Kuscheltiere ein fremdbestimmtes Dasein führen müssen. Darum dokumentiere ich seit ungefähr elf Monaten und vier Tagen diese Problematik, denn Stofftiere zum Schmusen waren überall in Karossen anzutreffen. Ihre traurigen Blicke sowie statischen Körperhaltungen alarmierten mein Infarkt-gestähltes Herz. Kuscheltiere weiterlesen

Basteln mit Rolf

Pterodactylus

In Filmen fliegen sie noch. Für den »Pterodactylus« (Flugsaurier) reicht ein Sektkorken, vier Büroklammern, vier kleine Perlen, eine Rund- eine Flachzange, ein Seitenschneider, eine Schere, ein Stift, Papier, Schere, Farben, Klebstoff und Lust zum Pfriemeln.
Die Büroklammern gerade biegen. Zwei Drähte bekommen nach circa 2 cm eine Schlaufe, sie sind die Kurbellager. Vorm Biegen des »Zapfens« (1cm tief und 1cm breit, dritter Draht) der Kurbelwellenachse zwei Perlen aufschieben und dann dahinter den Draht senkrecht hoch biegen. In einer Ebene in rechten Winkeln so abbiegen, dass sie eine Achse bilden. Dabei muss ein Ende länger sein, woraus die Kurbel wird. Der vierte Draht ist die »Hubstange« und erhält an einer Seite eine Öse, die zwischen den Perlen den Zapfendraht umschließt.
Auf Papier einen Flug­saurier zeichnen. Jetzt oder später bemalen. Auf die Achse vor und hinter dem Zapfen die Perlen durch beide Achsenösen stecken. Im Sektkorken so befestigen, dass die Achslager gleiche Höhe haben. Das kurze Ende der Welle dahinter nur abknicken, aus dem längeren die Kurbel biegen (s. Bild). Die Hubstange mittig in den »Vogelkörper« stecken und mit dem Rumpf verkleben. Die beiden Achsenstangen kommen jeweils unter die Flügel.
Kurbeln und er schlägt mit den Flügeln.
Hilfe? rolf(at)kuk-nk.de

Kehraus mit Kaugummieffekt

Saisonausklang bei Tasmania – die kommende bringt neue Fragen

Nach der sportlich eher dürftigen Flutlichtpremiere am 3. Mai gegen die »TSG Neustrelitz«, die mit einer 0:2-Niederlage bei einsetzendem Dauerregen endete, hatten sich die Fans des »SV Tasmania« für das nächste Freitagabendspiel gegen den »FC Hertha 03« schon auf einiges gefasst gemacht. Doch die Partie gegen den Spitzenreiter der NOFV-Oberliga Nord nahm dann einen ganz anderen Verlauf, als die meisten erwartet hatten: Die jenseits von Gut und Böse in der Tabelle stehenden Neuköllner zeigten sich noch einmal bissig, erkämpften ein verdientes 2:2 – und zeigten dabei, wie erfreulich Flutlichtspiele im »Werner-Seelenbinder-Sportpark« sein können, wenn der Funke vom Platz auf die Ränge und wieder zurück springt.

Tas gegen Hertha        .Foto: Hagen Nickelé

Wegen des Berliner Pokalendspiels folgte darauf ein freies Wochenende, bevor »Tas« im letzten Heimspiel der Saison nach wieder durchwachsenerer Leistung gegen den »SV Sparta« (1:3) das sechste Mal in Folge ohne Sieg blieb. Kehraus mit Kaugummieffekt weiterlesen

Petras Tagebuch

Eingeölt

Ich liebe es noch immer, in der Marheineke-Halle in Kreuzberg einzukaufen. Obwohl ich schon seit vielen Jahren in Neukölln wohne, zieht es mich als Ex-Kreuzbergerin noch immer dorthin. Einer meiner Lieblingsstände ist der Grieche mit seinen Pasten und Salaten.
Es war ein Tag mit unbeständigem Wetter, an dem ich versuchte, während einer Regenpause mein Ziel zu erreichen und meine Einkäufe zu tätigen. Auf dem Hinweg hatte ich Glück und kam trocken in Kreuzberg an.
So konnte ich mich genüsslich in der Halle herumtreiben. Beim Griechen kaufte ich unter vielen anderen Leckereien getrocknete Tomaten in Öl. Wie immer wurde alles in diesen unsäglichen kleinen, nicht strapazierfähigen Plastikdosen verpackt. Petras Tagebuch weiterlesen

Palast der »Kreativklasse« auf der Karl-Marx-Straße

 

Edelkalle. Foto: hlb

»Kalle Neukölln« codiert altes Warenhaus um

Quelle, SinnLeffers, Karstadt, Schnäppchen-Center – das passte zur gemäßigt pulsierenden Karl-Marx-Straßen-Meile. Nun wird das 1970 errichtete ehemalige Kaufhaus umgebaut und mit einem neuen Nutzungskonzept versehen. Samt der Hochgarage an der Donaustraße beim Stadtbad wird aus dem unspektakulären Kiezshoppingziel nach langem Leerstand seit 2019 ein imposantes Bauwerk »für zeitgemäße Nutzungen«, das für Aufsehen und wohl auch Aufregung sorgen wird.
Beim Alfred-Scholz-Platz wird die Umnutzung bisheriger Waren- und Parkhäuser generell neu gedacht und eine preiswürdige Stadt- und Projektentwicklung versucht. Neue Wohnungen werden hier nicht entstehen, dafür auf 26.000 Quadratmetern, verteilt auf fünf Etagen, von diversen Architekturbüros entworfene neuartige, mieterspezifisch-individuelle Bürostrukturen. Dazu 4.000 Quadratmeter Handelsfläche, 6.000 Quadratmeter »Foodmarket« und eine Liveevent-Location. Palast der »Kreativklasse« auf der Karl-Marx-Straße weiterlesen

Bewegung an der KMS

Insgesamt ist die Karl-Marx-Straße aus dem Baustellendasein noch nicht heraus und erweckt noch nicht den vollständigen Eindruck eines Boulevards mit einer Mischung aus Wohnen und Gewerbe. Mit der für 2024 geplanten Eröffnung des »Kalle« an der Karl-Marx-und Donaustraße scheint Bewegung in die Gewerbelandschaft zu kommen. Auf jeden Fall belegen Geschäfte das Erdgeschoss. Seit die Zukunft von Karstadt unklar ist, macht sich ein umgestaltetes Haus vielleicht gut.
Das ändert nichts daran, dass insgesamt die Gewerbemieten steigen und Geschäfte wegen drastischer Miet­erhöhung schließen müssen, wie es der »Pappelreihe« im Schillerkiez passiert ist. Diese Mieten unterliegen keinen Begrenzungen. So ist weiterhin mit dem Verschwinden von Geschäften und Fluktuationen in den Angeboten zu rechnen, insbesondere wenn Investoren Häuser aufkau­fen.

Thomas Hinrichsen

Alltag Zwangsräumungshorror

Demonstration gegen Mietenwahnsinn, Verdrängung und Wohnungsnot

Die Mieten sind zu hoch! Der Kauf von Häusern durch Spekulanten hält ungebremst an. In Sachen Wohnungspolitik ist gerade viel los in Berlin. In Neukölln kämpfen die Mieter der Innstraße 44/45 weiter um den Erhalt ihrer langjährigen Mietverträge.
In Tegel droht einem 84-Jährigen eine Zwangsräumung, weil die Siedlung, in der er geboren wurde und bis jetzt wohnte, 2010 vom Land Berlin an eine private Gesellschaft verkauft wurde. Er trat weinend vor die Kamera der Abendschau, unter starker Anteilnahme seiner Nachbarn, die alle fassungslos und nahezu ohnmächtig wirkten.

Demo am Alex.     Foto: Bündnis gegen Mietenwahnsinn

Erwiesen ist: Jedes Jahr werden über 3.000 Wohnungen zwangsgeräumt, Tendenz stark steigend. Das betrifft die Mietenden, die bis zuletzt ausharren und nicht schon vorher ihre eigenen vier Wände oder ihre Stadt verlassen müssen. Bei diesen liegt die Zahl wohl um ein Vielfaches höher.
Der laut Mieterverein häufigste Grund, warum Menschen aus ihrem Zuhause verdrängt werden, sind derzeit die Eigenbedarfsklagen.
Auch Indexmieten, Zweckentfremdung und Spekulation tragen zur Verdrängung bei. Alltag Zwangsräumungshorror weiterlesen

Zäune und halbe Stunden

BVV ändert ihre Geschäftsordnung

Wenn eine Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) bisher kurzfristig ein aktuelles Thema besprechen wollte, musste sie einen Dringlichkeitsantrag stellen, dem durch Mehrheitsbeschluss stattgegeben werden musste. Andernfalls wurde es in die reguläre Tagesordnung einsortiert. Da die aber in der Regel nicht in einer Sitzung abgearbeitet wird, werden solche Drucksachen häufig so lange vertagt, bis sie nicht mehr gar so aktuell sind.
Mit großer Mehrheit hat die BVV am 17. April eine Änderung der Geschäftsordnung beschlossen. Zukünftig wird eine »aktuelle halbe Stunde« eingeführt, die jede Fraktion kurzfristig beantragen kann, um zu Beginn einer Sitzung ein »aktuelles, bezirklich relevantes Thema von allgemeinem Interesse« zu debattieren. Lediglich die AfD war dagegen. Zäune und halbe Stunden weiterlesen

Starke Strukturprobleme bei der Polizei

Untersuchungsausschuss zum rechtsextremen Neuköllkomplex deckt auf

Am 20. April, einem für Nazis symbolischen Tag, wurden am Haus der Eltern von Ferat Koçak wieder Nazisymbole geklebt. Er ist für DIE LINKE im Abgeordnetenhaus Sprecher für Antifaschistische Politik, Flucht- und Klimapolitik. »Ich habe Angst um meine Familie, dass sich ein Brandanschlag wiederholt. Offenbar dringen die Nazis weiter in die Privatsphäre von Antifaschisten ein. Die Nazis fühlen sich offenbar weiterhin sicher und kommen selbst dann, wenn quasi Polizei vor dem Haus steht.

Basta Britz vor dem Abgeordnetenhaus.    Foto: Basta Britz

 

Wir lassen uns davon nicht einschüchtern, auch meine Eltern sind aktiv. Doch wir haben Angst.« Der Linken Politiker spart nicht mit Kritik an der Polizei. »Ich greife die Polizei deswegen an, weil sie aktiver sein soll, weil sich das alles nicht wiederholen darf. Gegen den Naziterror hilft nur die Offensive in der Öffentlichkeit.«
Der Brandanschlag auf Koçaks Familie, ein weiterer auf ein linkspolitisches Café sowie die Zertrümmerung der Scheiben des engagierten Buchhändlers Heinz O. hat den Parlamentarischen Untersuchungsausschuss Neukölln II bereits mehrfach beschäftigt, das heißt vor allem die Frage, warum es mit der Aufklärung durch die Polizei und Staatsanwaltschaft nur schleppend voran gegangen ist. Starke Strukturprobleme bei der Polizei weiterlesen

Für mehr Lebensqualität und Sicherheit im Kiez

Verkehrskonzept zur Verkehrsberuhigung im Körnerkiez vorgestellt

Rund 56 Prozent der Autos, die im Körnerkiez unterwegs sind, nutzen die Straßen als Ausweichstrecken und Verbindungsstraßen zwischen der Hermannstraße und der Karl-Marx-Straße. Die Hauptrouten sind die Ilsestraße, die Thomasstraße, die zugleich eine der wichtigsten Verbindungsstraßen für Radfahrer zum Tempelhofer Feld ist, und die Hertabrücke.
Im Juni des letzten Jahres übergab die »Initiative Körner-Kiezblock« einen Einwohnerantrag mit rund 1.500 Unterschriften für ein Verkehrskonzept, das die Anwohner wieder ins Zentrum stellen und für mehr Verkehrssicherheit und weniger Verkehr sorgen soll, an die Bezirksverordnetenversammlung.

Modalfilter und Einbahnstraßen.

Seit Februar dieses Jahres ist nun ein Beteiligungsverfahren im Gange, um ein solches Konzept zu erarbeiten. Ziel ist es, den Durchgangsverkehr zu unterbinden und für weniger Lärm zu sorgen, die Verkehrssicherheit besonders für die Schulkinder zu erhöhen, die Bedingungen für den Fußverkehr zu verbessern, Infrastruktur für den Radverkehr zu schaffen und dadurch Konflikte mit dem Fußverkehr zu vermindern. Für mehr Lebensqualität und Sicherheit im Kiez weiterlesen

Simulierte Demokratie

Bürgerwerkstatt versus Volksentscheid über Zukunft des Tempelhofer Feldes

Nachdem der schwarzrote Berliner Senat am 18. April erneut Flächen (14,4 Hektar) aus dem »Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes« (ThFG) herausgeschnitten hat, soll über das Schicksal des Feldes jetzt von höchstens 500 aus 20.000 angeschriebenen- zufällig ausgelosten Berlinern gerichtet werden.An drei Wochenenden sollen sie Thesen für die zukünftige Entwicklung des Tempelhofer Feldes erarbeiten.

Saisonstart auf dem Feld.    Foto: bs

2014 stimmten 739.124 Berliner für den Volksentscheid. Im Anschluss wurde von mehreren Hundert Berlinern sowie Vertretern der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt und der landeseigenen »Grün Berlin GmbH« die künftige Entwicklung des Feldes im »Entwicklungs- und Pflegeplan für das Tempelhofer Feld« (EPP) festgehalten und 2016 vom Abgeordnetenhaus beschlossen. Bei der Übergabe des EPP an den damaligen Staatssekretär Gaebler lobte dieser ihn als »besonderes Ergebnis einzigartiger Bürgerbeteiligung«.
Nun soll, nach seiner jetzigen Meinung als Senator, ein nicht legalisiertes Bürgerbeteiligungsverfahren die Entwicklung des Feldes in die Hände nehmen. Simulierte Demokratie weiterlesen

Europa wählt ein neues Parlament

Alle ab 16 können über die Zukunft unserer Union mitentscheiden

Vom 6. bis 9. Juni 2024 wählen die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union zum zehnten Mal das Europäische Parlament. In Deutschland findet die Wahl am Sonntag, den 9. Juni statt.
Mit ihrer Wahl entscheiden die Bürgerinnen und Bürger in den Mitgliedstaaten der EU über die Zusammensetzung des Parlaments, das für die europäische Gesetzgebung zuständig ist.
Das Europäische Parlament ist nicht nur das einzige direkt gewählte Organ der Europäischen Union, sondern die einzige direkt gewählte transnationale Versammlung der Welt. Seine Abgeordneten vertreten die Interessen der EU-Bürgerinnen und -Bürger auf europäischer Ebene.
Digitalisierung, Verbraucherschutz, die Regulierung des Binnenmarkts, die Zukunft der Asyl- und Migrationspolitik, die Energie- und Klimapolitik, Verkehr, Landwirtschaft, fast alle europäischen Richtlinien und Verordnungen, die den Alltag prägen, müssen vom Europaparlament beschlossen werden. Die Gesetzgebungsfunktion teilt es sich mit dem »Rat der Europäischen Union« – der Länderkammer, in der die Regierungen der Mitgliedsländer vertreten sind. Das Parlament übt die demokratische Kontrolle über alle EU-Organe einschließlich der Europäischen Kommission – der Exekutive – aus, deren Präsidenten es wählt, auch genehmigt es den Haushalt der Europäischen Union. Ohne das Parlament geht fast nichts in der EU. Europa wählt ein neues Parlament weiterlesen

Blühwiesen für Neukölln

Arbeiten am Wildenbruchplatz haben begonnen

Das Bezirksamt Neukölln hat im letzten Jahr an zahlreichen Stellen im Bezirk Blühwiesen angelegt. Dieser Tage haben nun auch die Maßnahmen auf dem Wildenbruchplatz begonnen, wo an den Randbereichen insektenfreundliche Blühmischungen ausgesät worden sind. Auf der Innenfläche wird in einem zweiten Schritt eine Aussaat mit trittfestem Rasen erfolgen. Die frisch angelegten Blühwiesen werden mit einem Zaun geschützt.

Hier soll es grüner werden.  Foto: mr

Damit die unterschiedlichen Pflanzen sich richtig etablieren können, werden die Blühflächen die nächsten Jahre eingezäunt bleiben. Die frisch ausgesäte Rasenfläche hingegen wird nur etwa sechs bis acht Wochen eingezäunt, bis der frische Rasen angewachsen ist. Danach wird dieser Teil des Parks wieder geöffnet. Blühwiesen für Neukölln weiterlesen

Umstrittene Straßennamen

Wilhelm Busch – Dichter, Zeichner, Kinderschreck

Fotografie von Edgar Hanfstaengl 1870 in München

Der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen hat ein Dossier erstellt, in dem er Straßennamen mit antisemitischem Bezug in den Blick nimmt. In Neukölln hat er dabei 18 Straßen und Plätze identifiziert, deren Namensgeber antisemitische Verstrickungen haben.
Die Kiez und Kneipe stellt in den kommenden Ausgaben die Namensgeber vor.
Die Wilhelm-Busch- Straße, die ihren Namen seit 1914 trägt, verläuft parallel zur Sonnenallee zwischen Treptower Straße und Roseggerstraße.
Heinrich Christian Wilhelm Busch (* 14. April 1832 in Wiedensahl; † 9. Januar 1908 in Mechtshausen) war einer der einflussreichsten humoristischen Dichter und Zeichner Deutschlands. Der Schöpfer von »Max und Moritz« und vielen weiteren, bis heute populären Werken gilt als Pionier des Comics. In seinen Bildergeschichten griff er satirisch die Eigenschaften bestimmter Typen oder Gesellschaftsgruppen auf, etwa die Selbstzufriedenheit und Doppelmoral des Spießbürgers oder die Frömmelei von Geistlichen und Laien. Umstrittene Straßennamen weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Donnerstag, 1. 5. 1924
Ein Ungeheuer. Bei der Neuregelung der preußischen Amtsbezeichnungen sind wiederum einige Wortungeheuer entstanden; so führen jetzt die Lehrer der Schiffsingenieurschulen die Amtsbezeichnung »Schiffsingenieurschuloberlehrer«. Uff

Neuköllnische Zeitung, Freitag, 9.5.1924
Der Tod des alten Tigers im Zoo. Im Zoologischen Garten wurde heute der alte Tiger von seinem Wärter Olsen erschossen. Er ist einer der ältesten Freunde der Zoogäste. Er war einmal ein wunderschönes Tier, ein wahrer König des Dschungels. Im Kriege bekam er meist nur Mohrrüben – wahrlich kein Essen für einen Tiger – er magerte ab und schlich wütend in seinem viel zu weit gewordenen Fell=Paletot herum. Nach dem Krieg schien er sich zuerst rasch zu erholen, aber er hatte doch seinen Knacks weg. Seit ein paar Wochen ging es mit ihm zu Ende, er konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten, seine Augen schwollen zu. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Willy Schmidt und die Grabmale

Erinnerungen an Neuköllns letzten Steinmetz

Zum hohen Anteil an Grünflächen im Bezirk tragen auch die vielen Friedhofsanlagen bei, die insbesondere der Hermannstraße ihr ganz besonderes Gepräge geben. In den ersten Nachkriegsjahren siedelte sich hier zudem auf den damals günstig von den Kirchengemeinden anzumietenden Seitenstreifen entlang der Hermannstraße eine Reihe von Gewerbebetrieben an.

Steinmetz Damerau.     Foto: Lutz Roehrig

Und so kam es, dass auch Willy Schmidt, welcher bei den Spaziergängen mit seiner in der Nähe wohnenden späteren Ehefrau zufällig auf das Gelände eines alten Löschteiches an der Hermannstraße aufmerksam wurde, beschloss, dieses kurzerhand von der Kirchengemeinde anzumieten. 1947 begann er damit, den alten Teich zuzuschütten und ein Werkstattgebäude zu errichten. Kein leichtes Unterfangen in jener Zeit.
Doch der neue Betrieb lief gut, so dass man bald auch mit der Ausbildung von Lehrlingen beginnen konnte. Willy Schmidt und die Grabmale weiterlesen

Kunst im Klo

»Kunstbrücke am Wildenbruch«

Einer der außergewöhnlichsten Kulturorte in Neukölln hat nach der Winterpause wiedereröffnet. Die »Kunstbrücke am Wildenbruch« am Neuköllner Schifffahrtskanal befindet sich in einer ehemaligen öffentlichen Toilettenanlage. Da es keine Heizung in den Räumen gibt, ist sie nur im Sommer geöffnet.
Im April startete die neue Saison mit der Ausstellung »You are among us and we are among you« von Marcelina Wellmer in Zusammenarbeit mit dem »Leibniz-Institut für Gewässer« und der Stiftung »Naturschutz Berlin«.

Wasserleben.    Foto: mr

Die Künstlerin beschäftigt sich in ihrem Projekt mit dem Thema Stadtgewässer und den Einfluss der Menschen auf diesen Lebensraum. Indem sie Techniken wie Fotografie, Unterwasservideo, Tonaufnahmen und die Aufzeichnung von Wasserdaten einsetzt, bringt sie bewegte und eingefrorene Bilder von Tieren, Verschmutzung und Technologie in Zusammenhang. Vielfach vergrößerte Kleinstlebewesen schwimmen im Video gemeinsam mit Plastikteilen und erzeugen dabei einen Sog, dem der Betrachter sich kaum entziehen kann. Da bekommt sogar eine zerknautschte Plastiktüte eine gewisse Ästhetik. Besser wäre es allerdings, sie wäre gar nicht da.

mr
Geöffnet ist die kommunale Galerie mittwochs bis sonntags von 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es auf kunstbruecke-am-wildenbruch.de und unter Tel. 902 39 24 31

Süße Adern des Lebens

Entlang der Flüsse Kurdistans im »Spore« Neukölln

Zu ihrem einjährigen Bestehen hat die Neuköllner »Spore Initiative« die Ausstellung »Wasserspiegel – Water Bodies« eröffnet. Die Bedeutung der Flüsse für das Leben als »Wasseradern« wird anschaulich »entlang der Flüsse Kurdistans« gezeigt, einer kollaborativen Arbeit der Anthropologin Şermin Güven, ein vielschichtiges multimediales Projekt.
»Wasserspiegel – Water Bodies« beschäftigt sich mit den Erfahrungen vom Leben und Überleben im Angesicht der zunehmenden Wasserknappheit. Es sprechen Flüsse wie der Munzur und die Spree, sowie Bewohner und Wasserschützer entlang der einst schnellen, nun nur noch rinnenden Gebirgsbäche im Fließgewässernetzwerk von Firat/Euphrat und Dîcle/Tigris.

Im Mittelpunkt des Projekts stehen Techniken der Wasserpflege, die seit Generationen durch Lieder, Volksgeschichten, alte und neu erfundene Mythologien und Erfahrungsberichte weitergegeben werden. Süße Adern des Lebens weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner