Petras Tagebuch

Einkauf bei IKEA

Eine ganze Zeit lang lebte ich schon mit den defekten Türen an meinen Küchenoberschränken. Sie waren alt und nicht mehr zu reparieren.
Ich machte mich auf zu IKEA, in der Hoffnung auf eine schnelle und bezahlbare Lösung. Nachdem ich endlich die Küchenabteilung fand, sprach mich eine junge Mitarbeiterin an: »Was kann ich für dich tun?« Ich schaute mich um, aber es war außer mir niemand da. Wieso duzte sie mich? Nun gut, dachte ich mir, womöglich hinke ich der Zeit mal wieder hinterher.
Ich erläuterte der Mitarbeiterin meinen Wunsch nach drei neuen Küchenoberschränken. Sie sollten von IKEA geliefert und montiert werden. Die Mitarbeiterin fragte mich, ob ich bereits IKEA-Küchenschränke hätte, denn hätte ich keine, würde IKEA keine neuen Schränke montieren. Ich verbat mir, mich zu entrüsten, dazu wäre ja später noch Zeit. Ich habe Küchenschränke von IKEA, die erste Hürde war bewältigt, und ich wurde an eine weitere Mitarbeiterin, die mich auch duzte, verwiesen. Petras Tagebuch weiterlesen

Lesen für alle

Kids löchern den Bürgermeister mit Fragen.     Foto: mr

Berliner Büchertisch feiert Jubiläum

Jeder – unabhängig von der Einkommenssituation – soll sich Lesen leisten können, das hat sich der »Berliner Büchertisch« zur Aufgabe gemacht.
Vor 20 Jahren wurde diese Institution als Genossenschaft und gemeinnütziger Verein in Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg gegründet. Seit sieben Jahren ist er auch in der Neuköllner Richardstraße präsent. Über den Verkauf von gebrauchten Büchern wird hier nachhaltig, umweltschonend und kostengünstig Lesematerial zur Verfügung gestellt.
Beim Lesefest am 10. Juli, zu dem sich viele junge Leser unter anderem aus der benachbarten Richardgrundschule eingefunden hatten, überbrachte Bezirksbürgermeister Martin Hikel persönlich seine Glückwünsche zu diesem Jubiläum. Lesen sei das Wichtigste, um die Welt zu verstehen und zu verändern, sagte er in seinem Grußwort. Ohne schriftliche Überlieferungen wüsste die Menschheit nicht, was in der Vergangenheit auf der Welt geschehen sei. Lesen für alle weiterlesen

Verkehrskonzept der Zukunft?

Die Ilsestraße wird bald Fahrradstraße und Einbahnstraße zugleich. Das wird zur Folge haben, dass kreuzende Radfahrende im Berufsverkehr nun nicht mehr bis zu fünf Minuten auf die Möglichkeit, die Ilsestraße zu queren, warten müssen – hoffentlich jedenfalls. Zumindest wird es keine »Vollsperrungen« durch sich begegnende SUVs, die nicht aneinander vorbei kommen, mehr geben. Das wird das Vorankommen im Straßenverkehr mehr oder weniger verbessern, sofern die weiteren geplanten Maßnahmen nicht dazu beitragen, dass die hier im Kiez nicht unbedingt einfache Parkplatzsuche erschwert wird. Eines ist jedenfalls sicher: Die Gegend wird verkehrsmäßig deutlich fahrradfreundlicher.Es bleibt zu hoffen, dass sich der Fahrradverkehr wieder vom Gehweg auf die Straße verlagert, davon würden endlich auch mal die Fußgänger profitieren.

Harald Schauenburg

Gedenken an einen Unbeugsamen

Vor 90 Jahren wurde Erich Mühsam ermordet

Mühsamgedenkstätte in Britz. Foto:mr

Von 1927 bis 1933 lebten der Dichter, Publizist, Antimilitarist und politische Aktivist Erich Mühsam und seine Frau Kreszentia – genannt Zenzl – in der Dörchläuchtingstraße in der Hufeisensiedlung. In der Nacht des Reichstagsbrandes wurde er von der preußischen Polizei im Beisein von SA-Männern verhaftet und in den folgenden 14 Monaten durch Gefängnisse und Konzentrationslager (KZ) geschleppt, wo er gefoltert und gequält wurde. Anfang Oktober 1933 wurde er in das KZ Oranienburg verlegt, wo er in der Nacht zum 10. Juli 1934 von Angehörigen der SS ermordet wurde, wobei sie einen Selbstmord durch Erhängen vortäuschten.
Daran erinnerte die Ini­tiative »Hufeisern gegen Rechts« mit einer Gedenkveranstaltung. Gedenken an einen Unbeugsamen weiterlesen

Gedenken an ein anarchistisches Powerpaar

Stolpersteine für Rudolf Rocker und Milly Witkop

In der Nachbarschaft Erich Mühsams lebten seit 1932 zwei seiner anarchistischen Freunde, die Jüdin Milly Witkop und ihr Lebensgefährte Rudolf Rocker. Ihnen gelang unmittelbar nach dem Reichstagsbrand die Flucht in die USA. Nach Europa kehrten sie nie wieder zurück.
Am 12. Juli wurden zwei Stolpersteine für das dem Anarchosyndikalismus verpflichtete Paar vor ihrem letzten freigewählten Wohnort in der Buschkrugallee 246 verlegt.

Stolpersteine gegen das Vergessen.Foto: mr

Rudolf Rocker und Milly Witkop lernten sich als politisch aktive Anarchisten 1895 in der jüdischen Gewerkschaftsbewegung in London kennen.
Nach Kriegsausbruch 1914 agitierten die Anarchosyndikalisten gegen den Krieg und den damit verbundenen Nationalismus und Militarismus. Ihre Begründung: Der Unterschied zwischen den Kriegsparteien sei kein inhaltlicher, sondern beide Seiten verkörperten gleiche kapitalistische Unterdrückungsregime. Daher müssten Anarchisten dem kriegerischen Treiben generell ablehnend gegenüberstehen und in allen Staaten gegen den Krieg mobilisieren. Gedenken an ein anarchistisches Powerpaar weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Montag, 4. 8. 1924
Paddelei auf Tod und Leben. Ein junger Mann (Bruno Fischer) wollte gestern früh mit einer jungen Dame nach in Treptow durchtanzter und durchzechter Nacht in einem Paddelboot nach Berlin fahren. Unter der Treptower Eisenbahnbrücke kippte aber das Boot um, und die Insassen trieben, des Schwimmens unkundig, im Wasser. Auf ihre gellenden Hilferufe eilte ein Patrouillenboot des Wasser= und Stromschutzes herbei, und beide konnten kurz vor dem Ertrinken ergriffen und gerettet werden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Geld oder Suppe

Der »Kubus Food Truck« braucht Hilfe bei der Armenspeisung

Jeden Dienstag von 12 bis 13:30 Uhr steht ein Food-Truck auf dem Karl-Marx-Platz in Neukölln. Die gemeinnützige »Kubus GmbH« verteilt dort kostenlos warme Suppe an Bedürftige. Die Nachfrage ist hoch, durchschnittlich werden 70 bis 80 Portionen verteilt, manchmal sogar mehr.

SPD-Freiwilligevbei der Suppenausgabe.   Foto: mr

Aber auch der fahrende Suppentopf braucht Hilfe, weil Fördergel­der weggebrochen sind. Der Food Truck konnte im letzten Jahr aus Mitteln des »Netzwerk Wärme« gekauft werden, ansonsten gibt es keine Finanzierung mehr für das Projekt. Um das Angebot des fahrenden Mittagstisches aufrechterhalten zu können, ist »Kubus« daher auf Unterstützung durch Sach- und Geldspenden angewiesen. Unter dem Motto »Geld oder Suppe« sind bekannte Fernseh- und Sterneköche wie Ralf Zacherl oder Thomas Kammeier in den letzten Monaten eingesprungen und haben ihre Künste denen angedeihen lassen, denen das Geld fürs Essen fehlt. Geld oder Suppe weiterlesen

Rudow

Beteiligungsverfahren

Die Erhaltungsverordnung für den Ortskern Rudow stammt aus dem Jahr 2008 und soll aktualisiert werden. Es geht um moderne Klimaschutz- und Gebäudestandards, den Schutz der Bausubstanz, aber auch um Wirtschaftlichkeit. Vor allem aber soll der historische Ortskern als lebendiges Zentrum Rudows erhalten und aufgewertet und das besondere Aussehen des Ortsteils und der Gebäude darin bewahrt werden.
Das Bezirksamt startet deshalb ein Beteiligungsverfahren, an dem Anwohner und alle Interessierten teilnehmen und ihre Ideen, Vorstellungen und Wünsche für die Aktualisierung der Erhaltungsverordnung einbringen können.
Vom 15. August bis 15. September online mit einem Fragebogen und einer Ideensammlung auf der Beteiligungsplattform: www.mein.berlin.de/projekte/aktualisierung-der-erhaltungsverordnung-ortskern-r/

pm

Der BUND zieht nach Neukölln

Grundsteinlegung für die neue Geschäftsstelle an der Rollbergstraße

Die Projekte auf dem Areal des ehemaligen Kindl-Geländes bekommen einen neuen Nachbarn. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) baut an der Rollbergstraße seine neue Geschäftsstelle. Am 12. Juli war die feierliche Grundsteinlegung. Dabei wurde eine Zeitkapsel im Fundament versenkt, befüllt mit Erinnerungsstücken mit BUND-Bezug wie einer Fahne, einer Zeitung, Gründungsurkunden und Münzen. Mit dabei auch ein Exemplar der Juli-Ausgabe der Kiez und Kneipe Neukölln!

DIE Zeitkapsel wird versenkt.    Foto: mr

Derzeit hat der Verband noch seinen Sitz in der Kaiserin-Augusta-Allee in Moabit. Steigende Mieten führten zu der Entscheidung, sich mit einem eigenen Gebäude vom Immobilienmarkt unabhängig zu machen. Da die Suche nach einem Bestandsgebäude erfolglos war, fiel die Entscheidung für den Neubau auf einer ehemals voll versiegelten Fläche auf dem Vollgut-Areal. Das 1.500 Quadratmeter große Grundstück hat der BUND von der gemeinwohlorientierten Schweizer Stiftung Edith Maryon erworben. Der BUND zieht nach Neukölln weiterlesen

Richtfest in der Harzer Straße

Modularer Wohnungsbau für Menschen mit Wohnberechtigungsschein

Neukölln hat ein neues Vorzeigeprojekt. Auf dem Areal der ehemaligen »Geyer-Werke« in der Harzer Straße 39-46 baut die BUWOG, eine Tochter der »Vonovia«, derzeit 48 Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern, die bereits an die kommunale Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE verkauft wurden und nach ihrer Fertigstellung zu günstigen Mietpreisen an Menschen mit einem Wohnberechtigungsschein gehen sollen.

DER Richtkranz entschwebt. Foto: mr

Am 11. Juli war Richtfest, der Einzug der ersten Mieter ist für das Frühjahr 2025 geplant. Holger Deutschmann, Polier der ausführenden Firma HABAU, sprach den Richtspruch bereits auf einem Balkon und nicht wie üblich auf einem Baugerüst. Richtfest in der Harzer Straße weiterlesen

Entwicklung des Kindl-Geländes längst nicht abgeschlossen

Von der Industriebrauerei mit Ausschank zum multifunktionalen Standort mit Denkmal

Die Rollberg-Brauerei begann 1872 als Genossenschaft zur Versorgung Neuköllner Gaststätten mit Fassbier. Dazu kamen Festsaal und »Konzertgarten« an der Hermannstraße. Der Ausbau zur Industriebrauerei fand 1930 seinen Höhepunkt im neuen Wasserturm samt Sudhaus, Hochgärkeller und Wohlfahrtsgebäude. Das Ganze technisch innovativ, im Äußeren an Rekonstruktionen nüchterner kleinasiatischer Ziegelarchitekturen orientiert – von Babylon zur Moderne.

DAS Sudhaus wurde Café. Foto: mr

Nach Aufgabe des Festsaalbetriebs 1989 folgte gegen den Abstieg zum Spielhallen- und Rotlichtviertel die Entwicklung von Kindl-Boulevard und Bürokomplex. Das Einkaufszentrum funktionierte bis zur Konkurenz durch die Neukölln-Arkaden. Den Büroleerstand beseitigte das einziehende Arbeitsamt. Den Altbau nutzen Woolworth und Supermarkt. Entwicklung des Kindl-Geländes längst nicht abgeschlossen weiterlesen

Aus der Ilsestraße wird eine Fahrradstraße

Das Bezirksamt Neukölln setzt Maßnahme des Verkehrskonzeptes Körnerkiez um

Ab August 2024 wird die Ilsestraße für den Radverkehr umgebaut. Zwischen Emser Straße und Thomasstraße entsteht dann eine Fahrradstraße. Das Bezirksamt Neukölln setzt damit eine Maßnahme des Verkehrskonzeptes Körnerkiez um.
Der Umbau sieht vor, dass die Ilsestraße als Fahrradstraße gekennzeichnet und gegenläufige Einbahnstraßen eingerichtet werden. Sie führen von der Schierker Straße jeweils nach Norden und Süden und verhindern so die Durchfahrt des Kiezes mit dem PKW. Für den Radverkehr sind die Einbahnstraßen in beide Richtungen freigegeben.
Die Kreuzung zur Schierker Straße wird durch den Einsatz von Pollern übersichtlich gestaltet. Für den Fußverkehr werden an allen Kreuzungen Querungsmöglichkeiten eingerichtet. An den Kreuzungen entstehen Ladezonen für den Lieferverkehr. Aus der Ilsestraße wird eine Fahrradstraße weiterlesen

Die Jungfernmühle in Buckow

Berlins älteste noch erhaltene Windmühle

Die Geschichte unserer Mühle beginnt an einem weit entfernten Ort – in Potsdam. Windmühlen und das Wissen um deren Errichtung galten im 18. Jahrhundert immer noch als das, was man heute mit »Hochtechnologie« bezeichnen würde. Die fortschrittlichsten Windmühlenbauer jener Zeit waren die Niederländer. Und so nimmt es nicht Wunder, dass König Friedrich Wilhelm I. den erfahrenen holländischen Zimmermann Adrian den Ouden 1732 nach Potsdam holte, um ihn hier eine sogenannte »Holländische Mühle« neuesten Typs erbauen zu lassen.

DIE Jungfernmühle inmitten des 1993 errichteten »Holländerviertels«.                             Foto: Lutz Röhrig

Doch die Planungen um den Bau einer derart leistungsfähigen, vier Mahlgänge umfassenden Mühle brachten wiederum den Müller im Park von Sanssouci, Johann Wilhelm Ludewig Graevenitz, auf die, wie man heute sagen würde, sprichwörtliche Palme. Im Ergebnis musste die neue nun vor dem Nauener Tor errichtet werden, wo sie 1753 fertiggestellt wurde. Die Jungfernmühle in Buckow weiterlesen

Ein Fest der Magie

Der »Zauberkönig« regiert seit 140 Jahren

Zauberhaft.     Foto: hlb

Wenn das kein Grund zum Feiern und Zaubern ist: Der »Zauberkönig«, Institution und »Traditionsgeschäft für Zauber-, Scherz- und Vexierartikel«, wurde bereits 1884 gegründet. Am 13. Juli wurde diese 140-jährige Zauberregentschaft mit Shows und Schampus für Freunde, Familien, Kunden und alle, die sich gern verzaubern lassen, im und vorm Geschäft an der Herrfurth- Ecke Weisestraße gefeiert. Riesenseifenblasen durchwehten die Luft und zahlreiche, charmant anmoderierte Zauberkünstler unterhielten und begeisterten Jung und Alt mit ihren verblüffenden Tricks, mit Spielkarten, Münzen, Tüchern – und viel Assistenz aus dem Publikum. Ein Fest der Magie weiterlesen

Vom Umgang mit dem Erinnern

Das Museum Neukölln im Dialog mit der Stadtgesellschaft

DER Stein des Anstoßes. Foto: mr

Seit neun Monaten beschäftigt sich das Museum Neukölln mit dem Völkermord an den Herero und Nama in Namibia. Die Ausstellung »Buried Memories – Vom Umgang mit dem Erinnern«, die jetzt zu Ende ging, wurde begleitet von Führungen, Workshops, Performances und Seminaren. Die sollten dazu dienen, einen Dialog mit der Stadtgesellschaft in Gang zu setzen, um einen zeitgemäßen Umgang mit dem kolonialen Erbe zu entwickeln und zu einer Handlungsempfehlung für den künftigen Umgang mit dem sogenannten »Herero-Stein« auf dem Friedhof am Berliner Columbiadamm zu kommen, der seit über 100 Jahren in Neukölln steht und ebenso lang den Genozid an 70.000 Menschen verschweigt. Mit dem dritten Podiumsgespräch am 16. Juli endete dieses Begleitprogramm. Vom Umgang mit dem Erinnern weiterlesen

Rückkehr der Heuschreckensandwespe

Stadttiere passen sich an ihre Umgebung an

In der allgemeinen Wahrnehmung bleibt die Stadtnatur weiterhin ein ziemlich »blinder Fleck«, weil konsequent wilde Pflanzen und Tiere, aber auch Nutztiere aus dem städtischen Bereich entfernt werden. Um etwas »Natur« zurückzubringen, schufen Industrienationen zur »Naherholung« im urbanen Raum administrativ geplante und gestaltete Grünräume.

Stadtfuchs. Foto: rr

Ein Baum kühlt wie zehn Klimaanlagen! 17,7 Prozent der Fläche Berlins sind noch Wald, zusätzlich gibt es 430.000 Straßenbäume neben 575 Kilometern »grünen Korridoren«. Mit 3,6 Millionen Berlinern leben dazu noch rund 20.000 Tier- und Pflanzenarten. Ihre Habitate sind Friedhöfe, Parks, die zahlreichen Grüngürtel, Industriebrachen, Ruinen, Vorgärten, Gärten, Kleingartenanlagen, aber auch Wohn- und Geschäftsbauten. Selbst auf vielbefahrenen Mittelstreifen, wie zum Beispiel dem der Frankfurter Allee in Mitte, existieren mehr als 450 Insektenarten. Kürzlich wurde dort die seit 60 Jahren in Berlin verschollen geglaubte Heuschreckensandwespe wiederentdeckt. Diese Koexistenz ist möglich, wenn die »wilde Natur« eine Chance dazu bekommt. Rückkehr der Heuschreckensandwespe weiterlesen

Wohlige Geburtstagfeier im Britzer Kleingarten

70 Jahre Kolonie »Zufriedenheit«

»Zufriedenheit ist mehr als ein flüchtiges Glücksgefühl. Sie steht für ein Wohlbefinden, das in der gemeinsamen Idee eines Miteinanders und in der Naturverbundenheit des Gärtnerns wurzelt.« So heißt es in der Festschrift zum siebzigsten Jubiläum der Kleingartenkolonie »Zufriedenheit« am Koppelweg.

Parkranger im Kleingarten. Foto: mr

Am 10. April 1954 gründeten 30 Unterpächter der Kolonie »Umland« ihre eigene Kolonie, die sie »Zufriedenheit« tauften. 1991 stand die Kolonie wegen der Planung einer Autobahn fast vor dem Aus. Diese Planungen wurden abgelehnt, und so konnte am 13. Juli zünftig Geburtstag gefeiert werden. Wohlige Geburtstagfeier im Britzer Kleingarten weiterlesen

Leben als neues Versprechen

»Öffentlicher Luxus« rückt in die politische Diskussion

Öffentlicher Luxus klingt zunächst nach Geldverschwendung. Das Gegenteil ist gemeint. Der Begriff stammt aus dem Englischen. Er umschreibt ein komplettes Programm, um alle wichtigen sozialen Aufgaben in die Hände einer demokratischen Öffentlichkeit zu geben, im Kern durch Vergesellschaftung aller wichtigen Aufgaben und Infrastrukturen. Ja, es handelt sich von der Zielsetzung her insgesamt noch um eine (utopische) Vision, gegliedert nach den Bereichen, die immer noch von kapitalistischer Profitlogik durchzogen sind. Antikapitalistisch ist es also. Das besondere dabei: Es wird nicht von Begriffen wie Sozialismus Gebrauch gemacht, auch wenn Bezüge auf Marx und Engels stellenweise vorkommen. Leben als neues Versprechen weiterlesen

Der Hauptgewinn

Urlaub mit Schafen von Fred Haase

Ich hatte mit Glück und anstrengender Lobbyarbeit das Preisausschreiben eines Tierwohlbetriebes gewonnen. Der Hauptgewinn war unglaublich interessant: Eine Woche mit rumänischen Schafhirten Stallung und Unterkunft teilen inclusive glückliche Tiere erleben.

Voller Energie startete ich am 31. Februar vom BER mit VIOLENT-JET ins Abenteuer. Die Maschine war vollbesetzt, extrem eng bestuhlt. Jeder Passagier spürte Knie und Atem des hinter ihm sitzenden Mitreisenden. Zum Glück wurden Trombosestrümpfe als Extra von der Stewardess verteilt. Nach zwölf Stunden landeten wir nach vielen interessanten Zwischenlandungen in Bukarest. Der Schäfer Sorin Popa aus dem siebenbürgischen Bistriz erwartete mich müde am Flughafen. Er hielt einen frisch geschossenen Hasen in seinen Händen, ein perfekter Fingerzeig auf meinem Nachnamen. Ich erkannte ihn natürlich sofort. Sein Konterfei ist auf jedem Erzeugnis des Tierwohlbetriebes, nur saß diesmal kein Lamm auf seinen Schultern. Der Hauptgewinn weiterlesen

Basteln mit Rolf

Eichelaugbremse

Die Eichelaugbremse gehört zur Gattung der stummen Brumsen. Sie entstand aus einem (Sekt)Korken, etwas Draht, zwei Eicheln, einem (Berg)Ahornsamenpaar, Zangen, einem Seitenschneider, etwas Heißkleber und natürlich aus Lust zum Pfriemeln.
Aus Draht werden sechs gleich lange Beine gebogen und unter den Korken geklebt. Die Ahorn- und Eichelsamen sind jetzt schon zu finden, da ein Teil dieser Samen schon jetzt abgeworfen wird, um trotz Sommerhitze und Trockenheit den gestressten Stadtbäumen das Überleben zu erleichtern. Zwei Eicheln werden als Augen und das Ahornsamenpaar als Flügel ebenfalls auf den Korken geklebt. Der Rüssel ist aus einem Eichelsamenstiel.
Fragen an rolf(at)kuk-nk.de

Unsportlicher Kneipenknies

4. Neuköllner Kneipenfußballturnier cancelt seine Gründer

Fußballeklat am EM-Finaltag! Am 14. Juli fand im »Werner-Seelenbinder-Sportpark«, quasi bei Tasmania, das 4. Neuköllner Kneipenfußballturnier statt. Geschlecht, Generation und Herkunft ist hier egal, das fröhliche Beisammensein und Bewegen zählt – eine schöne Tradition schon fast.


Das erste Kneipenfußballturnier wurde 2018 von der Schankwirtschaft »Laidak« am Boddinplatz von Wirt Bernd Volkert und Pauline Klein ins Leben gerufen. Ihr zweites 2019 zieht schon neun weitere Mannschaften. Das »Laidak« verliert dort im Elfmeterschießen gegen die »Villa Neukölln«, das – noch ungeräumte – »Syndikat« wird Dritter. 2020: Corona, »Syndikat«-Räumung, Impfen, Testen, Abstand, Kontrollen und so weiter – es bleibt nicht das letzte Horrorjahr für die Kneipenszene.
2022 findet das Turnier wieder statt, veranstaltet zusammen vom »Linus« und »Laidak«, das Vizemeister wird, aber ohne das »Syndikat«-Team. 2023 wollen »Laidak«-Gäste das neue Turnier planen, stoßen aber auf Desinteresse und Ablehnung. Kurzfristige Absage. Unsportlicher Kneipenknies weiterlesen

Petras Tagebuch

Experimente mit Eiern

Für mein Leben gerne esse ich Eier. Gekocht, warm oder kalt, als Spiegelei oder Rührei. Die Form ist mir egal, Hauptsache es gibt Eier.
Ich weiß auch, wo es die besten gibt. Die jedoch haben, nachdem ich sie erworben habe, einen weiten Weg vor sich, bis sie dann in meinem Kühlschrank eine vorübergehend neue Heimat gefunden haben.
Bekanntermaßen befinden sich in Neukölln jede Menge Straßen mit Kopfsteinpflaster, auf denen ich mit meinem Fahrrad, die Eier im Gepäck, nach Hause fahre. Nahezu jedes Mal sind dann ein bis zwei Eier beschädigt. Sie landen im Müll. In dem Eierkarton hat sich überflüssigerweise das Eiweiß gesammelt, und am nächsten Tag kleben die noch nicht angeschlagenen Eier am Karton fest. Lange Zeit hatte ich einen großen Ausschuss. Petras Tagebuch weiterlesen

Neues urbanes Gärtnern im Britzer Waldgarten

Stadtnatur pur. Foto: rr

Ausgleichsfläche für der A100 geopferte Kleingärten

Der Baubeginn des Britzer Waldgartens war im Februar 2022. Dieses jahrtausendealte tropische Landwirtschaftsmodell nutzt die natürlichen Wuchs­ebenen in Wäldern, was nachweisbar nachhaltig Ressourcen schont. Das von der Uni Potsdam nun weiterentwickelte Nutzgartenkonzept soll zukünftig gemeinsames, umweltgerechtes und klimaangepasstes Gärtnern auf innerstädtischen Grundstücken ermöglichen. Der aktuelle Stand dieses mit Bundes- und Landesmitteln finanzierten Projekts konnte beim diesjährigen Langen Tag der Stadtnatur besichtigt werden. Neues urbanes Gärtnern im Britzer Waldgarten weiterlesen

Sport ist männlich

Sport mit hohen Einschaltquoten ist männlich, kraftvoll, meist schön anzusehen und teuer. Die Gagen, die dort bezahlt werden, lassen den Nomalbürger erblassen.
Dahinter sitzt eine Lobby. Eine Lobby, die andere Gruppen ausblendet. Das sind Frauen, Queere, Menschen mit Einschränkungen. Und wenn dann eine der Gruppen, beispielsweise Frauen im Fußball, es geschafft hat, eine Europa- oder Weltmeisterschaft zu spielen, sind sie deutlich unterbezahlt. Sie erhalten lediglich einen Bruchteil der Gagen, die ihre männlichen Kollegen mit aller Selbstverständlichkeit erhalten und kein Mensch stößt sich daran.
Vielleicht sind es patriarchalische Strukturen, die sich an dieser Stelle widerspiegeln, vielleicht ist es die Ausgrenzung, von der die oben genannten Gruppen schon immer betroffen waren. Auf jeden Fall ist es Zeit, dass sich hier etwas ändert.

Petra Roß

BVV mit breitem Themenspektrum

Unterstützung von Vereinen, Musikschulen und Hilfe für Kinder aus Krisengebieten

Im nächsten Jahr wird Britz 650 Jahre alt. Um das gebührend feiern zu können, hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) das Bezirksamt gebeten, die in Britz ansässigen Vereine und Ini­tiativen bei der Planung und Durchführung des Jubiläums finanziell zu unterstützen und Veranstaltungen auf den sozialen Medien und anderen geeigneten Veröffentlichungen der Neuköllner Öffentlichkeit bekannt zu machen Dafür sollen aus dem Bezirkshaushalt 10.000 Euro bereitgestellt werden.

Unkraut statt Blumen.    Foto: mr

In einer Entschließung, die einstimmig verabschiedet wurde, hat sich die BVV zur Musikschule und zur hohen Bedeutung der Musikschule für die kulturelle Bildung im Bezirk bekannt. Die BVV »unterstützt die Forderung nach sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung der Lehrkräfte. Wir begrüßen die Bestrebungen, hier möglichst schnell eine Lösung auf Landesebene herbeizuführen.« BVV mit breitem Themenspektrum weiterlesen

Grüner Norden – schwarzer Süden

Neukölln ist bei der Europawahl zweigeteilt

Bei der Europawahl reichte es im gesamten Bezirk Neukölln trotz herber Verluste für einen knappen Sieg für Bündnis 90/Die Grünen. Sie erreichten 19,4 Prozent der Stimmen, das sind 8,1 Prozent weniger als 2019. Die Wahlbeteiligung blieb mit 56,0 Prozent gegenüber 2019 stabil, lag aber deutlich unter dem Berliner Durchschnitt von 62,3 Prozent.

Ergebnis vom 12.6.       Grafik: Landeswahlleiter

Die CDU legte 2,8 Prozent zu und liegt mit 18,7 Prozent an zweiter Stelle, gefolgt von der SPD, die 1,1 Prozent verlor und bei 13,4 Prozent landete. AfD und Linke liegen fast gleichauf mit je 10,1 und glatten zehn Prozent. BSW kam auf 5,8 Prozent. Grüner Norden – schwarzer Süden weiterlesen

Prototyp des »TYPENHAUSeco«

Richtfest auf den Buckower Feldern betont klimafreundliche Konzeption

Es war das erste Richtfest auf dem Gelände des neuen Stadtquartiers Buckower Felder. Der Richtkranz wurde gehoben für den Prototyp des »TYPENHAUSeco« mit 15 Wohnungen, das für die Einhaltung der Klimaschutzziele angepasst wurde. Natascha Klimek, Geschäftsführerin bei »Stadt und Land«, nennt es ein Leuchtturmprojekt. Für den viergeschossigen Prototyp werden recycelbare und ressourcenschonende Materialien, insbesondere Holz, verwendet.

Holziger Typ Haus.     Foto: S.P.

Angesichts der Tatsache, dass der Gebäude­sektor in Deutschland mit rund 40 Prozent der CO₂-Emissionen eine zentrale Rolle bei der Erreichung der Klimaziele spielt, ist es gut, gerade beim Neubau neue Wege zu gehen. »Folglich ist neben der Energiewende auch eine Ressourcenschutzwende in der Bauwirtschaft notwendig«, bemerkt Klimek. Auch Ute Bonde (CDU) Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, freut sich, dass ihr Haus das Projekt unterstützt. »Unser Ziel ist es, Berlin gesünder, mobiler, sicherer und umweltfreundlicher zu machen«, betonte sie in ihrer Rede. Prototyp des »TYPENHAUSeco« weiterlesen

Neue Grundschule für Neukölln

Richtfest am Koppelweg feiert zeitgemäße Lernlandschaften

Am Koppelweg entsteht eine neue modulare Grundschule mit Sporthalle und Außen­anlagen. Am 27. Juli war Richtfest. Die Berliner Schulbauoffensive schafft damit weitere dringend benötigte Schulplätze, die Sporthalle bietet Platz für 199 Zuschauer.
Die neue »Compartmentgrundschule« entsteht nach dem Konzept der Berliner Lern- und Teamhäuser, es gibt hier also mehrere kleine Schulen in einem gro­ßen Schulgebäude. Die Unterrichts- und Funktionsräume gruppieren sich dabei um ein zentrales Forum, mit viel Licht und kindgerechten Lernlandschaften für Inklusive Bildung und Ganztagsangebote. Im Erdgeschoss sind Gemeinschaftseinrichtungen und übergeordnete Fachräume angeordnet, in den drei Obergeschossen befinden sich die allgemeinen Unterrichtsräume, angeordnet in Compartments, sowie weitere Fachräume und der Verwaltungsbereich.

Viel Platz zum Lernen.     Foto: S. P.

Die Dachflächen sind extensiv begrünt und mit einer Photovoltaik-Anlage bestückt. Die Schule ist barrierefrei. Die barrierefreie Sporthalle – die auch außerschulisch durch Vereine genutzt werden kann – besteht aus drei Hallenteilen, einer Zuschauertribüne sowie einem Empfangs- und Begegnungsbereich im Erdgeschoss. Neue Grundschule für Neukölln weiterlesen

100 Jahre Lebensort Schilling-Schule

Buntes Fest mit Tanz und Kreativständen

Mit einem großartigen Schulfest hat die Schilling-Schule in der Paster-Behrens-Straße am 1. Juni ihr 100jähriges Jubiläum gefeiert.
In ihren Begrüßungsreden gingen Schulleiter Andreas Seefeld und Schulrat Alexander Claus auf die Geschichte der Schule ein. Die Anfänge als Sprachheilschule in der Neuköllner Briesestraße gehen auf das Jahr 1924 zurück. Dabei sei die Schilling-Schule etwa so alt wie die Berliner S-Bahn »und sogar ein Jahr älter als die Hufeisensiedlung, deren Errichtung 1925 begann«, so Seefeld. Der letzte rote Backstein der Schule am Standort Briesestraße ist im Sekretariat zu besichtigen.

Ein Scheck für die Bildung.   Foto: S.P.

Die Namensgeber der Schule, Rudolf und Anton Schilling, Vater und Sohn, waren Pioniere in der Therapie und Förderung von Kindern mit sprachlichen Handicaps. 1976 zog die Schule auf das heutige Gelände in Britz. 100 Jahre Lebensort Schilling-Schule weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Mittwoch, 2.7.1924
Die erste deutsche Rechtsanwältin. Fräulein Dr. Marie Munk hat als erster weiblicher Rechtsanwalt ihren Einzug im Landgericht I zu Berlin gehalten und ihre ersten Verteidigungen geführt. Die Schilderungen der Presse stimmen darin überein, daß diese neue Erscheinung des Gerichtslebens voll schlichter Anmut sei. Ein feiner blonder Kopf von ausgesprochener Weiblichkeit, eine unauffällige Art der Bewegungen, eine tiefe, sympathische Stimme zu einem natürlichen, sicheren Auftreten. Sie wurde vom Vorsitzenden der Zivilkammer mit einer liebenswürdigen Ansprache begrüßt, ehe sie in die erste Verhandlung eintrat. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Erster Hitzeschutzplan liegt vor

Was tun, wenn es zu warm wird?

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Zahl der Hitzetage in Berlin fast verdreifacht und damit auch das Risiko für die menschliche Gesundheit. Mit einem Maßnahmenkatalog legt das Bezirksamt Neukölln nun den ersten Hitzeschutzplan für den Bezirk vor.
Bezirksstadtrat Hannes Rehfeldt: »Dabei stehen im ersten Schritt besonders verletzliche Personengruppen im Fokus. Schwangere Frauen, Kinder, ältere und obdachlose Menschen sind besonders gefährdet. Ihnen und ihrer Umgebung hilfreiche Hinweise zu geben ist das Ziel des ersten Neuköllner Hitzeschutzplans.«

Viel trinken bei Hitze.  Foto: mr

Der erste Hitzeschutzplan enthält insgesamt 15 unterschiedliche Maßnahmen. Dazu gehört der Aufbau eines Netzwerks an »kühlen Räumen« wie Stadtteilzentren, in die sich Menschen an heißen Tagen zurückziehen können. An obdachlose Menschen sollen Hilfsmittel wie Sonnenhüte oder Sonnencremes verteilt werden. Auch die fortlaufende Aufklärungsarbeit besonders betroffener Gruppen gehört zu den geplanten Maßnahmen. Dazu erarbeitet das Bezirksamt zielgruppenspezifische Informationsmaterialien für Seniorinnen und Senioren, Eltern von Säuglingen und Kleinkindern sowie für obdachlose Menschen. Erster Hitzeschutzplan liegt vor weiterlesen

Krebshilfe

Trost in der Krise

Knapp 500.000 Menschen in Deutschland erkrankten 2020 an Krebs. Die Statistik ermittelt die sogenannte »Fünf-Jahres-Überlebensrate«, die besagt, dass 80 Prozent der Erkrankten nach fünf Jahren die Krankheit überlebt haben und eine erneute Erkrankung sehr unwahrscheinlich geworden ist. Diese Ermittlung ist gewählt worden, weil geschlechtliche Unterscheidungen und Alter der Erkrankten mit ihren unterschiedlichen Einflüssen auf den Krankheitsverlauf so ausgeglichen werden können. Die Spanne bedeutet keine symptomhafte Erkrankung. Es ist eine Zeit der Beobachtung und Kontrolle. Für die betroffenen Menschen bedeutet es eine hohe psychische Belastung. So gut wie die medizinischen Therapien wirken, bleiben die psycho-sozialen Hilfen häufig mangelhaft. Dazu gehören auch finanzielle Probleme. Jürgen Walther vom Sozialdienst des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen in Heidelberg bestätigt aus seiner Erfahrung, dass der Bürokratiedschungel für viele Betroffene kaum zu bewältigen ist. Forschungsergebnisse zeigen, dass Armut eine gelebte und bittere kausale Realität ist. Krebshilfe weiterlesen

Süßer Schwips und sagenhafte Sommergefühle

Neue Kiez-Bars mit Stil und ohne Rauch

Sommer in der Stadt! Und dazu noch EM. Nicht allen steht der Sinn, im Gedränge vor Kneipen und Spätis auf Bildschirme zu starren. Zum Entspannen und sich Unterhalten bei einem gepflegten Drink bieten sich mitunter doch viel schönere gemütliche Bars an. Und davon hat Neukölln bekanntermaßen etliche, darunter bei internationalen Mixologen renommierte wie das »Velvet« oder »Wax On«.
Seit gut einem halben Jahr bereichern zwei neue Lokalitäten die lokale Barszene, die traditionsreiche Schankstätten mit ähnlichen Konzepten neu bespielen und zu Kiezwohnzimmern machen.

SPRITZ und mehr im »Honey Lou«.    Foto: hlb

In die einstige Café-Kneipe »Anzengruberin« ist das »Honey Lou« eingezogen. Der Name verweist, wie schon die vieler Gastro-Vorgänger in dem 1908 gebauten Haus, auf den straßennamengebenden österreichischen Schriftsteller Ludwig Anzengruber – kombiniert mit dem Ziel, süße Lieblingsbar süßer, reizender und zugewandter Menschen zu sein. Süßer Schwips und sagenhafte Sommergefühle weiterlesen

Dabei sein wäre alles

Eine neue Geschichte des Sports

»Dabei sein ist alles« lautet das Motto der Olympischen Spiele, bei denen sich die »Jugend der Welt« zum sportlichen Wettstreit treffen soll. Das galt aber nie für alle, denn die Geschichte des Sports ist auch eine Geschichte der Ausgrenzung vieler gesellschaftlicher Gruppen. Die Regeln machte eine weiße männliche Elite, die unter sich bleiben wollte.
In seinem neuesten Buch mit dem programmatischen Titel »Dabei sein wäre alles«, das der Politikwissenschaftler, Journalist und Publizist Martin Krauss am 13. Juni in der Helene-Nathan-Bibliothek vorstellte, richtet er seinen Blick auf die Sportler, die nicht in dieses Schema passen, wie Arbeiter, Frauen, ethnische Minderheiten, Menschen mit Behinderung oder Queere. Er beschreibt ihre Kämpfe um Anerkennung und Gleichberechtigung, aber auch alternative Sportkonzepte wie die Arbeitersportbewegung, die Gay Games, die jüdische Sportbewegung, Frauensport oder den Parasport, die als Antwort auf den Ausschluss der Sportler aus den bürgerlichen Sportbewegungen entstanden. Dabei sein wäre alles weiterlesen

»Unbändiger Glanz« in der Galerie im Körnerpark

Über den Körper und seine Beziehung zur natürlichen Welt

Was passiert, wenn die Natur die Oberhand gewinnt über die vom Menschen gemachte Ordnung? In der neuen Ausstellung »Unbändiger Glanz. Die Wahrnehmung von Körpern durch das Spektrum der Natur.« in der »Galerie im Körnerpark« präsentieren Künstler ihre Arbeiten über den Körper und seine Beziehung zur natürlichen Welt, zu Gärten, Pflanzen und ökologischen Systemen.

Jardin Asistido.    Foto: mr

Sie erforschen den Kontext, in dem wir leben, die Natur und ihre Zyklen, die Rhythmen der Fortpflanzung, unsere Beziehung zur Natur. Dabei geht es auch um Überlebensstrategien zukünftiger Lebewesen angesichts von Klimakrise und menschengemachtem Artensterben. Es geht auch um die Verbindung von Biosphäre und Sozialsphäre, von Natur und Stadt, um Vielfalt unserer Gesellschaft und ihrer Verflechtungen, ausgedrückt durch die Skulptur eines Baumes, die aus unterschiedlichen Baumarten zusammengesetzt ist. »Unbändiger Glanz« in der Galerie im Körnerpark weiterlesen

Vulpes vulpes – Der Rotfuchs

Kunstverein Neukölln zeigt die verschiedenen Seiten von Meister Reineke

Der Fuchs ist unser stiller Begleiter in der Stadtlandschaft. Im Bereich der Mythologie, Fabel und Zoologie werden dem Tier unterschiedliche Charaktereigenschaften zugeordnet. Trotz seiner Unsichtbarkeit ist der Fuchs als Idee und Charakter in der mündlichen Überlieferung und Literatur vieler Kulturen omnipräsent.

Bodo Rott: Gieremund und Reineke.     Foto: mr

Von Mai bis September 2024 zeigt der Kunstverein Neukölln eine dreiteilige Ausstellungsreihe, die sich mit der kulturellen Wahrnehmung der Tierwelt im Kontext von Urbanität und Fabel befasst. Letztere hat in der Literatur einen kulturübergreifenden, historischen, überdauernden Platz. Vulpes vulpes – Der Rotfuchs weiterlesen

Von Markt und Menschen: Turbo Global

Eine irische Erzählung von Globalisierung und Turbokapitalismus

Wie hat das Wirtschaftssystem, die Globalisierung und der Kapitalismus Einfluss auf das Leben der Menschen? Und wie es auf der geteilten Insel Irland, drei Jahre nach dem Brexit? Dieser Frage gehen sechs irische Künstlerinnen und Künstler in der Ausstellung »TURBO GLOBAL. Eine irische Erzählung« nach, die am 27. Juni im Schloss Britz eröffnet wurde und bis zum 6. Oktober zu sehen sein wird.

Flusspferdchen.     Foto: mr

Irland ist eines der Länder, die mit Turbokapitalismus in Zusammenhang gebracht werden. In der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs von Mitte der 1990er-Jahre bis zur Finanzkrise um 2008, wurden besondere Anstrengungen unternommen, um Industrie, Dienstleistungen und Firmenkapital an den Standort zu binden und so die wirtschaftliche Situation in beispielloser Weise umzustrukturieren. Multinationale Konzerne sind hier seitdem besonders präsent. Von Markt und Menschen: Turbo Global weiterlesen

Wahrheiten über Hundebesitzer

Eine Erhebung von Fred Haase

Wenn ich mit meiner Hündin Josy von ihr organisierte Runden durch Neukölln absolviere, forsche ich im Auftrag eines vegetarischen, veganen Hundefleischersatzmahlzeiten produzierenden Start-Ups die Typologie von Hundebesitzer*+#innen. Diese in einigen verschachtelnden Sätzen glänzende wissenschaftliche Erhebung, wurde durch die baldige Insolvenz des Unternehmens bedauerlicherweise nie publiziert.

ärgerliche, aus Faulheit in abgeschlossenen Müllplatz geschmissene Hundekotbeutel. Die Schlüsselinhaber werden sie schon in die Container werfen!      Foto: rr

Gestern habe ich im Keller den Ordner A-Z entdeckt. Dort waren erfolgloser Briefwechsel mit Ämtern, zurückgesandte Liebesbriefe, aber auch das Elaborat meiner Forschung säuberlich abgeheftet. Um die periodenhafte, zu Recht allerdings wirkungslose Diskussion um Hinterlassenschaften der geliebten Vierbeiner zu beenden, veröffentliche ich hier erstmalig meine Forschungsergebnisse, nur in Auszügen, ohne irgendeine Verantwortung zu übernehmen.
»Menschen mit Hunden, beobachtet durch harmlosen Autor.« Wahrheiten über Hundebesitzer weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner