Ruhe gibt es bei einer schönen Zigarette zum Kaffee und in gemütlicher Runde mit Freundinnen, Freunden und der Familie, beispielsweise nach einem gemeinsamen Essen. Fernsehabende, Kino- oder Konzertbesuche gehören ebenfalls zur entspannenden Geselligkeit. Gerne zeichnet Christiane auch Skizzen. Sie ist Mutter von vier Kindern, drei Söhnen und einer Tochter.
Alles macht Christiane flink. Die nächste Aufgabe wartet schon. Wie ist das zu schaffen? »Organisation ist alles. Das habe ich schon von meiner Mutter gelernt. Die hatte fünf Kinder und natürlich auch Enkelkinder. Mir ist und bleibt es wichtig, bei so einer großen Familie wie meiner stets die Fäden zusammen zu halten. Jaa.« Christiane betont ihre Erzählungen öfter mit »Jaa«. Das drückt ihre Freude über und ihren Stolz auf ihr Leben und ihre Familie aus. Organisation ist alles weiterlesen →
»Wie bist Du denn auf mich gekommen?«
»Du hast von Elisabeth Hammann Keramik gekauft und mir fiel Dein Blick für schöne Werke auf. Und dann stellte sich heraus, dass Du Musikerin bist, die auch sehr filmische Musikvideos macht. Ich habe mir das angeschaut und angehört. Man merkt, dass Du schon früh in den Neunzigern Musik gehört hast. Du unterlegst die Musik elektronisch mit schönen Melodien, die zu Deiner Altstimme passen, und es läuft ein Basso Contino als Grundlage. Deine Basslinien tragen etwas von Herzschlag mit sich. Das stimmt mit den Texten überein, auch auf Englisch.«
»Weiter bitte.«
»Die Texte erzählen schon sehr viel vom Verlangen nach herzlicher Kommunikation,von Neugier auf das Kennenlernen, ja, natürlich auch nach Liebe und Zärtlichkeit, und ich höre heraus, dass Du sehr gerührt bist, weil doch vieles sehr oberflächlich und unverbindlich abläuft. In einem Song wacht ja Deine Sängerinnenfigur in Sehsucht aber ohne Julian auf.« Gefühl in den Lyrics, Herzschlag im Bass weiterlesen →
Auf der Schillerpromenade war oft ein Mann zu sehen, der langsam entlangwanderte und dem eine alte Hündin folgte. Er ging langsam, damit sie hinterher kam. Sie war eine waschechte Brasilianerin, er ist es auch. Aufgewachsen ganz im Süden von Brasilien, »in Deutschland sagt man wohl in der Pampa«, meint Thiago und lacht.
Später zog es ihn nach Porto Alegre, er studierte Literatur, Sprachwissenschaften und Übersetzung. 2009 war er zum ersten Mal für einen Studentenaustausch in Deutschland. Ein Jahr später bekam er ein Stipendium aus Brasilien, um hier in Editionswissenschaften über die Werke aus dem Nachlass von Franz Kafka zu promovieren. Er brach ab und ärgert sich bis heute nicht darüber. Er wollte keine Karriere als Professor. Danach hatte er überhaupt keine Lust, sich mit intellektuellen Themen zu beschäftigen und widmete sich einer seiner anderen Leidenschaften – der Musik. Die vielen Saiten von Thiago weiterlesen →
In Waldemars »Schillers« hat der Neuköllner Peter S. (64) vor vollem Haus zweimal eine grandiose Travestieshow geboten. Das begeisterte Publikum der Eckkneipe ging mit bis hin zur Teilnahme an einer Polonaise und bot starken Applaus zu der ausdrucksvollen Playbackshow. Der Travestiekünstler knüpfte an Erfolge an, die nicht nur er in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts in Westberlin feiern konnte. Jetzt fehlt ihm die Kraft zu weiteren Auftritten. Er nutzt zum Gehen einen Rollator und ist zunehmend auf einen Elektrorollstuhl angewiesen.
Peter S. arbeitete als Verkäufer für Obst und Gemüse, bevor er seine Leidenschaft für die Kunst der Travestie entdeckte. Der verheiratete Mann und Vater einer erwachsenen Tochter erzählt: »Ich bin bisexuell. So traf ich eines Tages einen Mann, der sich gern in eine Frau verwandelte. Petra Strass glitzert weiter weiterlesen →
Andreas Isaak, Zupfinstrumentenbaumeister, geboren 1985 und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in der Nähe von Paderborn, wohnt und arbeitet etwas versteckt in Britz.
Übers Gitarrenspiel entstand sein Wunsch, selbst solche Instrumente zu bauen, was er mit siebzehn in der Tischlerei des Vaters erstmals realisierte, um danach das Instrumentenbauhandwerk zu erlernen. 2011 meisterte er die Fachhochschule in Markneukirchen und legte im selben Jahr auch noch an der Handelskammer Chemnitz die Meisterprüfung ab.
Für ein Praktikum kam er nach Berlin zum renommierten Jörg Kuhlo vom »Plekhaus«, was später kurz zu einer Teilhaberschaft führte. Meisterhafte Klangkörper aus Britz weiterlesen →
Besondere Stadtführungen mit Christine Scherzinger
»Es mag naiv erscheinen, als Stadtführerin Fragen zu stellen, statt gleich Antworten zu geben. Dabei geht es mir darum, die Menschen zu bewegen, den öffentlichen Raum auf besondere Weise zu entdecken.« Christine Scherzinger ist Grundschullehrerin und Geographin, die ihren Doktortitel an der Berliner Humboldt Universität erwarb. Zufällig steht sie vor meinem Haus, als ich zum Einkauf gehen will. Da hängt ein alter und lange nicht genutzter Kaugummiautomat, eine Besonderheit, an der Erwachsene vorbei gehen, während Kinder von dem Drehgerät fasziniert sind. Christine Scherzinger weist darauf hin, von wann der simple Automat stammen könnte und was seinerzeit geschah. Die Entdeckung des öffentlichen Raumes weiterlesen →
Wir sitzen über einem großen Plan, auf dem allerlei Straßen, Flurstücke, Häuser und noch vieles mehr eingezeichnet sind, und ich löchere Wolfgang Schnell mit Fragen, was dies oder das zu bedeuten habe. Er sagt: »Mensch, da gibt’s eine Legende, ich erkläre dir jetzt nicht jeden eingezeichneten Baum.« Am Ende tut er es doch, sehr liebevoll und geduldig.
Schnell ist Architekt, Stadtplaner, Fotograf und ein »echter« Berliner. Nur eine kurze Zeit lebte er nicht in der Stadt: Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges ging er mit seiner Mama, sie war Schriftstellerin, ins Künstlerdorf Worpswede und später dann für ein Jahr nach Hannover. Geplantes, Gezeichnetes, Gespiegeltes weiterlesen →
Beate Hauke – Gründerin des neuen Schillermarktes am Herrfurthplatz
Der Schillermarkt rund um die Genezarethkirche wird im Mai zehn Jahre alt. Ins Leben gerufen hat ihn Beate Hauke, eine Hauseigentümerin in der Okerstraße, die in Neukölln dafür bekannt ist, sich sozial für das Zusammenleben im Kiez zu engagieren, und das schon seit langem. »Wir hatten hier lange einen Markt, der sich über die Schillerpromenade zog. Er war einst der größte in Berlin. Der musste wieder her.« Die Vereinsmitglieder vom »Pro Schillerkiez e. V.« schrieben ein Konzept, reichten es bei einem Wettbewerb ein und erhielten einen Preis. Es wurden Kontakte zu Behörden aufgenommen, Marktleiter und -Händler gesucht, sehr viel Vorbereitungsarbeit also. »Ich wollte einen Markt, auf dem gute Lebensmittel angeboten werden, der gleichzeitig als unterhaltsamer Treffpunkt für die Anwohner dient. Rund um die Genezarethkirche haben wir doch einen richtigen Dorfplatz.« Das ist ihr gelungen. Ein Herz für den Schillerkiez weiterlesen →
Es ist ein bisschen wie das Hineingehen in eine andere Welt – eine Zeitreise. Alte und neue Stoffe aus aller Welt, Stickereien und die vielen Kapitänsmützen. Der Laden »Salonlöwin« von Verena Conrad lädt zum Stöbern und Verweilen ein – es lassen sich Kleider, Röcke, Hosen und Blusen aus den 20er bis 90er Jahren finden.
Verena wuchs in Hamburg auf, studierte dort Mode/Textil/Kostümdesign und lebt seit 13 Jahren in Berlin. Sie hat lange als Stylistin unter anderem für Werbeagenturen gearbeitet. Doch die Werbeleute und das Geld haben sie nicht glücklich gemacht, sie war schon immer selbstständig und entwickelte vor einigen Jahren ihr ganz eigenes Konzept. Dies bewegt sich zwischen dem Verkauf und Verleih von ausgewählten Vintage- und ihren eigenen Kollektionsteilen. »Salonlöwin« Verena Conrad weiterlesen →
Sie gehen im Schillerkiez spazieren, einkaufen und kehren in Cafés und bei Waldemar im »Schillers« ein: Ilse und Thea, zwei agile Witwen, über achtzig Jahre alt. Auffällig ist schon ihre bunte, durchaus elegante Kleidung, vor allem die Kopfbedeckungen. Ilse trägt Baskenmützen in verschiedenen Farben, Thea selbst gehäkelte Mützen in Blautönen. Sie machen sich den Lebensabend so angenehm wie möglich. Ihre Lebensgeschichten lassen sich nur im Zeitraffer zusammen fassen.
Als Kinder erlebten sie den Zweiten Weltkrieg, Ilse in Berlin, Thea in Schlesien auf »Landverschickung«. Ilses Mutter starb im Alter von 24 Jahren. »Mein Vater wurde eingezogen und abgeschossen. Ich wuchs bei meiner Großmutter auf. Es ist nicht schön ohne Familie. Ilse und Thea weiterlesen →
Sie gestikuliert in fließenden Bewegungen, steht zwischendurch auf und setzt sich wieder hin, um etwas mit dem Körper zu erklären, über das sie gerade spricht – im Gespräch mit Isabelle Linden über Bewegung, Modern Dance und Unterricht.
Sie tanzt selbst seit sie sechs Jahre alt ist. Ihre Ausbildung machte sie in Berlin und Frankreich und begann vor vielen Jahren neben ihrer künstlerischen Tätigkeit, Laien im Modern Dance zu unterrichten. Eine Tanzrichtung, die sich aus akademischem Tanz und Ausdruckstanz entwickelte – es gibt eine Grundtechnik, der Stil kann jedoch ähnlich wie in der Jazzmusik sehr vielseitig variiert und erweitert werden. Isabelle Linden liebt diese Freiheit im Modern Dance. Er »nutzt den großen Raum, sein besonders abenteuerlicher Aspekt ist dabei, die Balance mit Schwung zu verlieren und wieder aufzufangen.« Balance und Schwung weiterlesen →
»Bassercharlie« – ein ausgezeichneter Lehrer und Sessionmusiker
»Gib mir mal eine Basslinie«, bitte ich Charlie. Er nimmt seine akustische Gitarre und ich höre »Hey Joe«, bekannt durch Jimi Hendrix. Mit Charlie verständige ich mich am besten über Musik. Er gibt beim Interview ständig Beispiele, und wir schauen bei YouTube Videos von ihm oder seinen Kollegen und Kolleginnen. Charlie, der auch »Bassercharlie« genannt wird, war schon zu Westberliner Zeiten aktiver Mitgestalter der freien Musikszene und gleichzeitig Musiklehrer. Es füllt ein Buch, seine Historie bis in die Gegenwart zu verfolgen. Verschiedene Stilrichtungen der Weltmusik hat er auf die Bühne und in den Unterricht gebracht, im Kern stets Blues, Folk und Rock. Er ist bekannt für anspruchsvolle und mitreißende Sessions und Fusions, und sein Musikunterricht gipfelt oft in der Gründung einer Band. »Musik ist für die Aufführung da, ist doch klar«, stellt er fest. Vielseitiger Fusionierer weiterlesen →
Tori Knewberry (26) aus Belfast arbeitet als Barfrau in der »Keith Bar«, doch ihre kreative Profession ist die Arbeit als Frauen-DJ. Sie engagiert sich als Feministin und Queeraktivistin, ebenso liegt ihr die instabile Situation in Nordirland am Herzen. Warum lebt sie in Berlin? »Ich möchte mein Bewußtsein öffnen. In Belfast gibt es noch keine solche Offenheit«.
Ihre Musik produziert sie im Studio. »Musik ist eine Übung. Ich schaffe Musik, die mir hilft, mich spirituell von den Spannungen zu lösen. Sie ist gesund«. Insbesondere nimmt sie an der Entwicklung einer queeren Tanzkultur teil, die offen für alle ist. »Mit Musik bin ich nie allein, ich arbeite weiter daran. Es bedeutet einen langen Prozess, meine Kunst auszuüben und eine Plattform dafür zu entwickeln«, erklärt sie in lebendiger Stimmung. Aktive Woman-DJ weiterlesen →
Elektronische Sounds verbinden sich mit traditionellen Klängen aus aller Welt, Percussion und Alltagsgeräuschen und werden so zu Hybriden. Die gegenseitige Einflussnahme von Neuem und Altem stehen im Fokus der Arbeit des Musikers Andi Stecher.
Aufgewachsen ist er in Innsbruck, lebt seit sechs Jahren in Berlin, lange Zeit auch in Neukölln. Mit acht Jahren fing er an, Schlagzeug zu spielen, mit vierzehn bereits begann das Interesse an elektronischer Musik, die einen Rhythmus entstehen lassen kann, der abstrakter ist.
Sein erstes Solo-Album »austreiben / antreiben« erschien 2015 auf dem Label »Heart of Noise Editionen«. Es ist eine klangliche Auseinandersetzung mit den in Europa weit verbreiteten und bis in die vorchristliche Zeit zurückreichenden Maskenbräuchen. Roher Rhythmus weiterlesen →
Es regnet in Strömen – Jens Karsten zieht seine Kapuze über den Kopf und bemerkt, dass er eigentlich jedes Wetter mag, nur nicht, wenn es ihm auf den Kopf regnet – doch damit hat er sich irgendwie arrangiert – seit 20 Jahren schon ist er Gärtner im Körnerpark. Er pflegt und hegt ihn, pflanzt, begrünt, repariert und liebt »sein« kleines Sanssouci von Herzen. Der Berliner machte seine Ausbildung zum Landschaftsgärtner beim Grünflächenamt in Neukölln. Seit er im Körnerpark arbeitet, ist er »sehr glücklich mit seinem Beruf und möchte nichts anderes machen«. Der Gärtner des Körnerparks weiterlesen →
Neukölln spielt eine wichtige Rolle im Leben des Musikers Kalle Kalkowski. Dort wird er am 20. Januar 1950 als Gottfried Kalkowski im Haus von »Musik-Bading« geboren. Dort macht er seine Malerlehre und dort gewinnt er mit seiner Band 2011 den Wettbewerb »Unser Lied für Neukölln« mit seinem Song »Neukölln, du alte Hure…«.
Gottfried Kalkowski, den alle »Kalle« nennen, beginnt 1966 mit seinen Freunden Musik zu machen. Bald darauf wird er von »Screaming Butlers« als Schlagzeuger engagiert. Die Band spielt Beat und Soul, Songs von den »Rolling Stones« und »Pretty Things« und ist bei Bandwettbewerben oft auf den vorderen Plätzen. Trotzdem wirft die Musik nicht genug Geld ab, um eine Familie zu ernähren. Kalle macht eine Ausbildung zum Malermeister, ein Beruf, den er bis heute ausübt. Neukölln, du alte Hure… weiterlesen →
Moritz Ecker, Singer-Songwriter, Gitarrist und leidenschaftlicher Radfahrer aus Neukölln ist wieder auf Reisen. Im Gepäck sein im April erschienenes Debüt-Album »YES« und seine Gitarre.
Alles fing an mit einem Fahrrad vor der Hochschule, an dem ein Zettel hing: »Zu Verschenken«. Das gefundene Fahrrad wurde repariert und ist seitdem treuer Begleiter von Moritz. Die erste gemeinsame Reise führte ans Nordkap. Und da Abende alleine im Zelt manchmal recht einsam sein können, kaufte er sich in Stockholm eine Ukulele, und damit nahm seine Karriere als Singer-Songwriter ihren Lauf. Die nächste Reise führte nach Istanbul und Albanien. Eine Gitarre, ein Fahrrad und 20.000 Kilometer weiterlesen →
Jetzt müssen wir ohne Dich weitermachen!
Die Stuttgarter Jahre waren durch Schule und Studium geprägt. Hella absolvierte von 1970 bis 1976 ein Studium an der Akademie für Kunsterziehung in Stuttgart. Schon während dieser Zeit erhielt sie Stipendien für die USA und Frankreich. Seit 1977 war sie freischaf- fend tätig und hat sich einen Namen als Videokünstlerin und Foto- grafin gemacht. Mehrere Preise und Auszeichnungen waren ihre Anerkennung. Von 1988 bis 2006 war Hella Lehrbeauftragte an der Universität der Künste (Institut für Kunst im Kontext).
1994 bezog sie eine Atelierwohnung im »Pasewald’schen Hof« in der Karl-Marx-Straße 137. Von Anfang an war sie eine der aktivsten Künstlerinnen im Neuköllner Kulturzentrum. Eine der ersten Kunst- aktionen waren 1995 eine Installation im sogenannten »Schlacht- raum« und eine Fotoausstellung im Aus- und Weiterbildungszentrum auf dem Nachbarhof. Vielfältige Installationen und Kunstaktionen folgten in den Jahren an diesem besonderen Ort. »Pasewald‘scher Hof« ohne Hella Böhm weiterlesen →
Michael Freiberg über seine Arbeit im Abgeordnetenhaus
Locker kommt er daher, dieser CDU-Mann aus dem Abgeordnetenhaus, Michael Freiberg. Seit 2011 ist er Mitglied des Abgeordneten-hauses von Berlin und vertritt die In- teressen der CDU als Sprecher im Hauptausschuss, als Mitglied im Ausschuss für Arbeit, Integration, berufliche Bildung und Frauen und als stellvertretender Vorsitzender im Unterausschuss für Vermögensverwaltung.
Der Hauptausschuss ist der wichtigste aller Ausschüsse, denn hier geht es ums Geld, der gesamte Berliner Haushalt wird hier erörtert. An ihm kommen weder der Senat noch die Fraktionen des Abgeordnetenhauses vorbei, vor ihm verteidigen die Bezirke ihre Etats. Die genehmigten Budgets werden dann dem Plenum zur Abstimmung vorgelegt. Mit Spannung erwartet Freiberg die Verteidigung des Neuköllner Etats, der von der frisch gebackenen Neuköllner Bürgermeisterin und Finanzstadträtin Franziska Giffey vorgetragen wird. Im September finden die erste und zweite öffentliche Lesung im Abgeordnetenhaus statt. Die genauen Termine werden in der Septemberausgabe bekanntgegeben. Von den Finanzen bis zum Freilandlabor weiterlesen →
Robbin Juhnke über seine Arbeit im Abgeordnetenhaus
Im ruhigen Buckow, sozusagen im Dorf, residiert Robbin Juhnke unfern vom Restaurant Linden- garten, Alt-Buckow 6, in einem kleinen Büro auf dem ehemaligen Gutshof. Seit 2006 ist er im Abgeordnetenhaus von Berlin für die Buckower und Britzer tätig. Zuvor war er Mitglied in der Bezirksverordnetenversammlung für die CDU in Neukölln. Während dieser Zeit zog er für etwa ein Jahr in die Stadt, in den Richardkiez und kehrte dann reumütig zurück aufs Land.
Wichtig ist ihm die Bebauung der Buckower Felder. Es ist in seinem Sinne, dass dort gebaut wird, weil er die Notwendigkeit akzeptiert, im größer werdenden Berlin Wohnraum zu schaffen. Juhnke hat sich allerdings dafür eingesetzt, dass die ursprünglich 1.000 geplanten Wohneinheiten auf 480 reduziert wurden. Die Wohnungsbaugesellschaft »Stadt und Land« wird dort familienfreundlich bauen. Sicherheit ist sein hohes Gut weiterlesen →
Ich treffe Chris in einem Café in Neukölln. Auf dem Tisch liegt eine Kamera, keine Digitalkamera, sondern eine alte Messsucherkamera, mit der viele Kinder und Jugendliche wahrscheinlich nichts anfangen könnten. Ein waschechter Fotograf geht eben nie ohne sein »Werkzeug« aus dem Haus. Chris Noltekuhlmann hingegen arbeitet damit, wenn er seine Fotostrecken macht.
»Ich hab schon immer gerne fotografiert«, erzählt er. Schon jung hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Er beschreibt sich als »Kamera-Nerd« und lacht. Wahrscheinlich könne er mittlerweile sämtliche Fragen rund um das Thema Fotografie beantworten.
Alexa Feser. Foto: Chris Noltekuhlmann
»Wenn ich erzähle, dass ich fotografiere, ist das für viele gar nicht so interessant. Aber sie bekommen große Ohren, wenn ich sage, dass ich in dem Bereich nie eine Ausbildung oder ein Studium absolviert habe.« Und er bekommt Anerkennung und Lob. Stolz kann er auf jeden Fall sein, denn der 24-jährige hat bisher schon viel erreicht.
Zu Beginn hat sich Chris in der lokalen Musikszene herumgetrieben und viele Bands fotografiert. »Um an Fotos von bekannten Bands zu kommen, habe ich mich eine zeitlang am Schreiben von Blogbeiträgen versucht, denn ein Interviewtermin war die einzige Chance auf ein anschließendes Bandfoto«, erzählt er und lacht. Das Fotografieren läge ihm jedoch besser, gesteht er.
Mittlerweile ist Chris sehr gefragt und macht zum Beispiel auch Porträts von bekannten Schauspielern aus Film und Fernsehen. Bands und Musiker allgemein sind immer noch eines seiner Lieblingsmotive. Seit einiger Zeit führt Chris neben seiner Fotoarbeit auch Regie für Musikvideos und Werbespots.
Berlin ist zu seiner Heimat geworden, doch es zieht ihn übers Meer nach Amerika. »Ich war dort viele Male und habe mich wohlgefühlt, dort könnte ich auch viel erreichen, außerdem gibt es da die Motive, die in Berlin immer weniger werden«, sagt er. Ob und wie lange er noch in Berlin bleibt, ist noch nicht entschieden. Dennoch ist er auf der Suche nach einem kleinem Fotostudio mit Büro, denn im Moment arbeitet er noch aus seinem WG-Zimmer.
Floyd Brothers, Spezialist für amerikanische Autotechnik
Um die Nachfrage muss sich Floyd Brothers keine Sorgen mehr machen. Per Internet kontaktieren ihn Kunden aus ganz Europa und schicken ihm ihre Automatikgetriebe zur Reparatur. Motorsportler nutzen auch sein spezielles Getriebe-Tuning, um Automatikgetriebe für Autorennen aufzurüsten.
Der in North Carolina (USA) geborene Experte für Automatikgetriebe, Floyd Brothers, kam bereits in den 70er Jahren nach Berlin. Nachdem er längere Zeit für die Alliierten gearbeitet und die deutsche Kfz-Meisterprüfung abgelegt hatte, eröffnete er Ende der 80er Jahre in der Weserstraße 184 in Neukölln seine erste Werkstatt. Dort ist er noch heute. Er war einer der ersten in Berlin, der Werbung für Automatikgetriebe über das Internet machte und dort seine Dienste anbot. Dadurch bekam er auch Kontakt zu Vertragswerkstätten, die ihm Automatikgetriebe zur Diagnose und Reparatur schickten. Floyd Brothers´ Werkstatt bietet einen umfassenden Service: Instandsetzung, Reparatur, Austauschgetriebe, Reprogrammierung, Diagnostic Scans (Fehlercodes lesen) und Updates besonders für US-Automatikgetriebe von Chrysler, Ford und GM.
Seine Leidenschaft für Autos und alles, was mit Automechanik zu tun hat, entdeckte Floyd Brothers schon in frühester Jugend. Bereits als Jugendlicher nahm er an Quarter Mile Rennen teil und gewann auch einige. Danach besuchte er Kurse über Automatikgetriebe und arbeitete in der Werkstatt seines Schwagers in New York.
Floyds andere große Leidenschaft sind klassische Automobile. Seine Werkstatt wurde daher auch schon öfter für Filmdrehs, insbesondere für Werbefilme und TV-Serien, genutzt. Außerdem gibt er Kurse über Automatikgetriebe, die besonders bei Frauen beliebt sind, da Floyd die Damen im Gegensatz zu manchen anderen Kollegen wirklich ernst nimmt.
Neben seiner Arbeit hat er ein ungewöhnliches Hobby: die Entwicklung der Wasserwirbelbremse. Gemeinsam mit zwei Freunden konstruierte er eine Wasserpumpe, die mit Windkraft arbeitet. Das Wasser fließt in die Pumpe und wird durch den Reibungswiderstand erhitzt. Diese Art Heißwasserzubereitung ist sein kleiner Beitrag im Bereich der alternativen Energien.
Wer Probleme mit seinem Automatikgetriebe hat, ist bei dem sympathischen Wahl-Neuköllner an der richtigen Adresse.
pschl Floyds Auto Galerie, Weserstraße 184, www.automatikgetriebespezialist.eu
Als Firelilly begeistert sie das Publikum in ganz Europa mit ihrer hohen Kunst der Feuerperformance. Seit einigen Jahren wohnt sie zwar in Nordneukölln in der Hertzbergstraße, ist aber nicht oft zu Hause. Sie tritt bei renommierten Pyrofestivals in Wales, Stockholm, Amsterdam und Istanbul auf, begeistert die Leute mit ihrer Show bei Mittelaltermärkten in ganz Europa. Ihre Feuershows bestechen durch eine mitreißende Choreographie und bieten viele pyrotechnische Effekte. Dabei vereinigt sie die klassische Feuertechnik mit spektakulärer Pyrotechnik. In ihren Burlesque-Programmen wie Bollyburlesque, Lady Lou & Lady Fire und Cowgirl Burlesque verbindet sie ihre außergewöhnliche Feuershow mit prickelnder Erotik. Sie wirkt auch beim Ensemble Entourage mit, das Tanz, Akrobatik und Theater zu einem farbenprächtigen Spektakel vereint. Die Shows von Entourage reichen von Burlesque und Lichtshows bis zu Varieténummern und Feuershows.
Auf Grund ihrer langjährigen Erfahrung, durch spezielle Workshops bei der Feuerwehr und durch ihre Ausbildung bei Experten der Pyrotechnik arbeitet Fabienne Freymadl sehr professionell und legt auf Sicherheit größten Wert. Sie beherrscht aber nicht nur die hohe Kunst der Feuerperformance, sondern auch andere Bereiche des Varietés wie den Stelzenlauf. In ihrem Programm »Glanz & Gold« präsentieren sich Klara Glanz und Gloria Gold als bezaubernde Engel auf Stelzen und treten dabei in Interaktion mit den Gästen. Für Kinder bietet Freymadl Gesichtsbemalung und Kinderschminken an.
Fabienne Freymadl wurde 1978 in Freising geboren und kam zum Studium der Sozialpädagogik 2003 nach Berlin. Bereits während ihres Studiums in Augsburg hatte sie mit Feuerperformances begonnen. Berlin war aber die große Chance, gibt es doch in der Hauptstadt wesentlich mehr professionelle Feuerkünstler, mit denen sie sich austauschen kann.
Die diversen Programme von Freymadl können auch privat gebucht werden, für Hochzeiten, Firmenevents und mehr. Dabei sollte aber bedacht werden, dass die Shows nicht ganz billig sind, weil der finanzielle Aufwand für eine Show immens ist. Es sind Versicherungen, Materialkosten und Transport zu berücksichtigen. pschl Buchungen an: info@firelilly.de, Tel.: 0178 / 7804715 Weitere Informationen: www.firelilly.de, www.glanzundgold.de, www.entourage-berlin.de
»Einmal in der Woche ins Fitnessstudio, das muss sein«, erklärt die 88-jährige kleine Frau, die mit beachtlich forschem Schritt unterwegs ist. Die Artistin hat alle Zirkusse Europas gesehen. Während der Saison von April bis Oktober war sie immer mit ihrer Artistengruppe unterwegs, im Winter nahm die Gruppe Engagements in Varietes an. Gerne war sie im Friedrichstadtpalast, um ihr Kunststück, das sonst keiner schaffte, zu zeigen. Auf einer sechzehnstufigen Leiter balancierte sie kopfüber auf den übereinander stehenden beiden Kollegen.
Bereits im Alter von vier Jahren begann ihr Training. Der Vater, auch Artist, gestattete keine überflüssigen Spielchen mit Freundinnen, nein, es wurde hart gearbeitet. So bestimmte Training und Schule ihr Leben, bis sie mit zwölf Jahren den ersten Auftritt mit ihrem Vater hatte. Damit stand ihre Zukunft als Artistin endgültig fest, vorstellen konnte sie sich schon damals keinen anderen Beruf.
Es kam wie es kommen musste. Eines Tages lernte sie den Mann ihres Herzens kennen, es wundert nicht, dass auch er Artist war und die Heirat war beschlossene Sache. Es wurde eine neue Artistengruppe gegründet, drei Männer, einer davon der Gatte und sie als Perle und Höhepunkt mit der Spezialität auf dem menschlichen Turm auf dem Kopf zu stehen. Als die Ehe nach zehn Jahren aufgelöst wurde, blieben sie trotzdem Kollegen. »Unter Artisten muss man vertrauen können, da gilt es Privates von der Arbeit zu trennen«. Und schon klagt Frau Böhmer darüber, dass die »Privaten«, damit sind die Menschen gemeint, die nicht zum fahrenden Volk gehören, nicht ehrlich sind, man sich nicht auf sie verlassen kann. Natürlich nicht alle, aber einige schon.
Frau Böhmer wäre keine echte Artistin, wenn es nicht auch Unfälle gegeben hätte. Das Schlimmste, das ihr passierte, war ein Armbruch. Trainiert wurde weiter und wenn die Schmerzen zu heftig waren und sie darüber klagen wollte, gab es den geflügelten Spruch »Hab dich doch nicht so«, die Arbeit ging weiter. Bis zu vier Jahren probierte die Gruppe an einem Kunststück, denn vor dem Publikum wollte man sich keinen Patzer erlauben.
Die großen politischen Ereignisse berührten das Leben der Neuköllnerin in keiner Weise. Während des dritten Reichs traten die Künstler an der Front vor Soldaten auf, der spätere eiserne Vorhang war für Artisten durchlässig.
Die Frage, ob sie jemals davon geträumt habe, ein bürgerliches Leben zu führen, beantwortet Frau Böhmer mit einem klaren Nein. Sie hat sich nie etwas anderes vorstellen können, als Artistin zu sein.