Archiv der Kategorie: Kunst

Fundstück

Josephine und die kleinen Dinge

Die Zeichnungen von Josephine Raab als »Fundstücke« sind lange ein fester Bestandteil der Kiez und Kneipe, keine Ausgabe erscheint ohne sie.


Alltägliches verwandelt die Künstlerin in Botschaften, die bei oft hintergründigem Ernst humorvoll sind. Sie filtert aus Gesprächen stets einen Kern heraus. Manchmal regt sie zum Nachdenken an, und auch dazu, genauer auf die kleinen Dinge zu schauen. Manchmal lassen sie aber auch nur schmunzeln, besonders dann, wenn sie lustige Versprecher aufgespießt hat.
Unsere Kollegin in der Redaktion arbeitet darüber hinaus als Illustratorin und Objektkünstlerin.

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Destabilität, Durchleuchtung und politische Ästhetik

Mona Hatoum und Rémy Markowitsch im KINDL

Dunkelgraue Metallstreben, zusammengesetzt zu einer riesigen Struktur, abweisend im ersten Moment. Dann fängt diese Struktur an zusammenzubrechen, und es entsteht plötzlich etwas sehr Fragiles. Dann stabilisiert sie sich wieder, es folgt der nächste Zusammenbruch.

Fragil existent.     Foto: Jens Ziehe

Das fast neun Meter hohe gerasterte Objekt erinnert an ein im Bau oder Rückbau befindliches Gebäude. Die Installation »All of a quiver« (Alles ein Zittern) von Mona Hatoum im 20 Meter hohen Kesselhaus des »KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst« »verweist auf die Umwälzungen der Gegenwart und unsere prekäre und fragile Existenz«. Balance und Zusammenbruch sind wichtige Inhalte ihrer Werke.
Hatoum wurde 1952 in Beirut geboren, floh während des Bürgerkrieges nach London, sie lebt und arbeitet dort. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit Migration, Exil und Politik. Destabilität, Durchleuchtung und politische Ästhetik weiterlesen

Der schönste Tag

Ausstellung rund ums Thema Hochzeit im Museum Neukölln

Zu den Klängen des Hochzeitsmarsches schritten Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Kulturstadträtin Karin Korte zur Tat und durchtrennten das Band, das den Eingang zum Ausstellungsraum versperrte. Damit eröffneten sie die neue Sonderausstellung im Museum Neukölln »#Der schönste Tag – Hochzeit in Neukölln«, die sich mit der Frage beschäftigt: Ist die Hochzeit noch zeitgemäß oder ist sie es gerade wieder?

Der Füller der 10.000 Ehen.      Foto: mr

Die Besucher treten ein in ein begehbares Fotoalbum, das Einblicke gibt in die unterschiedlichen Facetten der Hochzeit – vom ersten Kuss bis zur Goldenen Hochzeit. Neuköllner Paare haben dem Museum dazu nicht nur über 150 Fotos aus ihren privaten Familienalben zur Verfügung gestellt, sie haben auch von ihren persönlichen Hochzeitserlebnissen erzählt. Die daraus entstandenen Hörstücke können sich die Besucher in der Ausstellung anhören.
Ausgewählte Objekte aus der Sammlung des Museums Neukölln wie der Füller eines Neuköllner Standesbeamten, der über 10.000 Ehen geschlossen hat, oder eine Hochzeitstruhe ergänzen die Ausstellung. Der schönste Tag weiterlesen

Starke Frauen im Rathaus Neukölln

»Was die Afghaninnen uns zu sagen haben…«

Seit der Machtübernahme der Taliban vor über einem Jahr sind afghanische Frauen und Mädchen mit Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt konfrontiert und fast aus dem öffentlichen Leben verschwunden.

Foto: mr

Aus Anlass des »Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen« wurde die Wanderausstellung »Was die Afghaninnen uns zu sagen haben…« in der ersten Etage des Rathauses eröffnet. Die Ausstellung stellt fünf afghanische Fotografinnen vor, die wegen ihrer Arbeit verfolgt, misshandelt und ins Exil getrieben wurden.
Am Abend fand in der Programmschänke »Bajszel« ein Podiumsgespräch statt, in dem die Fotografin Tahmina Alizada, die Rapperin Ziba Hamidi, die Journalistin Lailuma Sadid und Rebecca Schönenbach vom Verein »Frauen für Freiheit« über ihre Erfahrungen mit persönlichen Angriffen, die sie zur Flucht veranlasst haben, und ihre Wünsche an die westlichen Gesellschaften sprachen.
»Die Taliban wollen die Identität der Frauen vernichten«, sagte Lailuma Sadid. Sie rief dazu auf, trotz aller anderen Krisen die afghanischen Frauen nicht aus dem Blick zu verlieren.
Rebecca Schönenbach warnte vor Kulturrelativismus. Die vom Ausland finanzierten Koranschulen sorgten auch hier dafür, dass Frauen sich nicht frei im öffentlichen Raum bewegen können.

mr
Die Ausstellung endet am 10. Dezember, Bilder von Tahmina Alizada sind auch im »Bajszel«, Emser Str. 6 zu sehen.

Einblicke in Müll und Werkstätten

Neue Ausstellungen in der »Galerie im Saalbau«

Der Titel »Ersatz Teile Körper« ist auf den ersten Blick ein wenig irreführend, denn bei der neuen Ausstellung in der »Galerie im Saalbau« geht es nicht um Ersatzteile für den menschlichen Körper.

Schrauber bei der Arbeit.      Foto:mr

Es geht hier eher um die Transformation von Dingen. Dabei geben die beiden Künstlerinnen Ingeborg Lockemann und Birgit Schlieps Einblicke in Welten, die sonst eher verborgen bleiben.
Ingeborg Lockemann untersucht legale und illegale Mülldeponien in Brandenburg. Berliner Abfälle landen seit jeher in Brandenburg, seit der Wende ist das Land jedoch auch Ziel internationaler Müllentsorgungen. Einblicke in Müll und Werkstätten weiterlesen

»Tief verwurzelt«

Galerie im Körnerpark stellt Schätze aus

Die Galerie im Körnerpark wurde 1983 eröffnet, als erste kommunale Galerie in Berlin. Neben zeitgenössischer Kunst liegt der Schwerpunkt in der Ansicht von Frauen in der Kunst.

Fossilien aus der Kiesgrube.   Foto: mr

Die jetzige Ausstellung »Tief verwurzelt« wurde von zwei Frauen kuratiert. Zum einen Sonja Schönberger, die unter dem Titel »Pflaumenbaum« die Geschichte von Franz Körner (1838-1911) thematisiert. Der Körnerpark ist eine ehemalige Kiesgrube von Franz Körner. Es geht in der Ausstellung um Steine. Die andere Künstlerin Silvina Der–Meguerditchian behandelt das handgeschriebene Notizbuch ihrer Urgroßmutter, das 300 Heilpflanzen aus Anatolien beschreibt. »Tief verwurzelt« weiterlesen

Das zweite Leben der Dinge

Objekte mit Witz und Kreativität

Ob Orangenschalen, Tennisbälle, Bierdosen, Plastikflaschen oder Teebeutel – nichts ist sicher vor Rolf Reicht. Der Zahnarzt und passionierte Tennisspieler wuchs in Neukölln auf und schafft kleine Kunstwerke, die meist ein Schmunzeln beim Betrachter hervorrufen, zuweilen aber auch nachdenklich machen können oder einfach nur schön anzuschauen sind.

Rolf Reicht.Foto:     Luca Gefäller

Schon in der Schule entdeckte er seine kreative Ader, er sagt selbst, er habe das große Glück gehabt, einen Künstler als Kunstlehrer gehabt zu haben. Während des Studiums kamen Leute von der Va­gantenbühne auf ihn zu und fragten, ob er Lust hätte, Zahnkulissen herzustellen. Natürlich hatte er das, er stellte strassbesetzte, goldene und bunte Schienen für die Schauspieler des Stückes »Bella Ciao« her. Er machte auch Schmuck. Ein kurioses Stück ist ein Ring, den statt eines Edelsteins, ein Nierenstein seines Vaters schmückt. Schon zeitig probierte Rolf Reicht alles aus, jede Technik war ihm willkommen und wurde je nach Material genutzt. Er baut, malt, bastelt, schneidet, klebt, wie es ihm gefällt. Das zweite Leben der Dinge weiterlesen

»48 Stunden Nowosibirsk«

Eine letzte Bastion kritischer Diskurse

Immer wieder Krieg.     Foto: mr

»48 Stunden Nowosibirsk« ist das sibirische Partnerfestival zu »48 Stunden Neukölln«, ein Festival für zeitgenössische Kunst, das bisher zwei Mal mit zuletzt mehr als dreihundert Künstlern an mehr als vierzig Orten in Russlands drittgrößter Stadt durchgeführt wurde. Das Projekt bietet der lokalen Szene Nowosibirsks eine Plattform und vernetzt sie mit Akteuren aus Deutschland, um der Marginalisierung der zeitgenössischen Kunst, die in Russland oft als degeneriert diffamiert wird, entgegenzuwirken.
Ansätze dieser Art sind in Russland, wo künstlerische Freiräume gerade an großen Institutionen seit Jahren beschnitten werden und nunmehr kaum noch existieren, besonders relevant. ­Selbstorganisierte Initiativen sind letzte, prekäre Bastionen kritischer Diskurse und Praktiken.
Nachdem Neuköllner Künstler 2019 und 2021 in Nowosibirsk zu Gast waren, stellen jetzt sibirische Künstler in der Neuköllner »Galerie im Saalbaau« aus. »48 Stunden Nowosibirsk« weiterlesen

Betonung der Körperlichkeit

Der Ursprung des Lebens ist Kunst

Im Rahmen von »48 Stunden Neukölln« wurden drei bemerkenswerte Ausstellungen im Atelierformat eröffnet, durch den »Kunstverein Neukölln«, in der »Pequod Books« und im »Atelier Corazón Verde«.
Alle drei ­Kunstangebote vereint die Betonung der Körperlichkeit und die Suche nach Antworten aus einer bedrängenden Situation.

Nova. Teamarbeit von Jennifer Jennsel und Willi Büsing

»Die Ausstellung »Rescue Rituals« versammelt Arbeiten aus den Bereichen Video, Fotografie und Zeichnung, die mit besonderen rituellen Handlungen unter Einsatz des eigenen Körpers verbunden sind,« heißt es treffend in der Ankündigung des »Kunstvereins Neukölln«. Barbara Caveng präsentiert ausgewählte Fotografien ihrer Serie »daily wounds«. Betonung der Körperlichkeit weiterlesen

Vom Skateboardstar zum Streetartkünstler

Schloss Britz zeigt Werke des US-amerikanischen Künstlers Danny Minnick

In den USA und England gehört er zu den gefragtesten Nachwuchskünstlern. Jetzt ist Danny Minnick auch in Berlin angekommen. Unter dem Titel »My Own Privat Paradise« sind im Schloss Britz bis zum 21. August Werke des Künstlers zu sehen, die während der letzten beiden Jahre entstanden sind.

Minnicks Knochenmann.   Foto: mr

Zu sehen sind imposante großformatige Leinwandarbeiten in knalligen Farben, die Pop-Art, Street-Art und Graffiti, abstrakte und symbolische Elemente miteinander verbinden, aber auch diverse Schwarz-weiß-Werke, die häufig Knochenmänner mit Pluszeichen auf Hüft­höhe zeigen, eine Art Markenzeichen in Minnicks Wandbildern. Ein solcher Knochenmann ist auch auf einer eigens für diese Ausstellung gestalteten Fahne zu sehen, die während der Ausstellungseröffnung über dem Schloss aufgezogen wurde. Vom Skateboardstar zum Streetartkünstler weiterlesen

Ein Zeichen für Solidarität

Zeichnungen für den Frieden

Dirk Müller studierte Architektur an der Beuth-Hochschule. Er arbeitete als selbstständiger Entwurfs- und Designarchitekt. Heute arbeitet er für die öffentliche Hand und berät bei der Realisation von Schulbauten.
Aber er ist auch ein gestaltender Künstler, der ein Projekt gestartet hat, um die Menschen in der Ukraine zu unterstützen.

Zeichnung: Dirk Müller

Kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine hat er ein Bild gemalt, bestehend aus fünf Tafeln zum Thema Frieden – PEACE. Jede Tafel zeigt ein Segelschiff mit einem blau-gelben Segel, das einen sicheren Hafen ansteuert. Geleitet werden die Schiffe immer durch einen Leucht- beziehungsweise Fernsehturm. Bei dem Original im DIN A4 Format handelt es sich um eine Graphitzeichnung, die nachträglich mit Aquarellfarben koloriert wurde. Ein Zeichen für Solidarität weiterlesen

Beschützen in Kriegszeiten

Menschen im Krieg.       Druck: Anna Khodkova und Kristina Yarosh

Freundschaften mit ukrainischen Künstlerinnen

Anna ist in Kiew und behütet die Druckpresse und das Atelier. Kristina ist mit ihrer Freundin in Lviv und halbwegs sicher.
Die Verbindung von hier nach Kiew ist dicht. Wir trafen uns 2013, sprachen über unsere künstlerische Arbeit, über getrocknete Quallen, Zeichnungen und Knochen von toten Tieren – und nach fünf Minuten ist eine Seelenverwandschaft entstan­den – das mag merkwürdig klingen. Doch wir blieben in Kontakt, und es folgten Ausstellungen in Berlin und Kiew und eine andauernde Freundschaft. Beschützen in Kriegszeiten weiterlesen

Klare Formen, tiefer Kern

Lutz Anders‘ Brückenschlag zwischen Künstler und Betrachter

Betrachtet man Lutz Anders bei der künstlerischen Arbeit, zieht schnell die Idee eines soliden Handwerkers auf. An seiner Boston-Tigelpresse von Hönig steht er konzentriert mit hochgekrempelten Ärmeln. Es scheint nur ihn und das Entstehende zu geben. Hier entwickelt der Künstler sein neues Werk – den Linolschnitt. Zuvor braucht es allerdings die Idee.

Lutz Anders.Foto: sl

Seine Inspiration bekommt Anders meist von imposanten Bauwerken, die durch klare Formen bestechen. Gern arbeitet er ausschließlich in schwarz und weiß. Diese drücken das Wesentliche aus und geben seiner Kunst eine minimalistische Note, die auf Schnickschnack verzichtet. »Die Farbe denk ich mir einfach weg.« erklärt der Künstler lächelnd, »so wird das Auge auf die Kernaussage gelenkt.«
Der gebürtige Neuköllner verarbeitet seit 1976 seine Ideen autodidaktisch in Zeichnungen, Fotomontagen und Collagen. Seit 2015 kamen die Linolschnitte dazu. Klare Formen, tiefer Kern weiterlesen

Großstadt Neukölln

Austellung bekommt eine zweite Chance

Das Museum Neukölln zeigte die Ausstellung »1920-2020 Großstadt Neukölln« bereits 2020 aus Anlass des 100. Jubiläums der Eingemeindung Neuköllns nach Berlin. Pandemiebedingt war ihr nur eine kurze Laufzeit beschieden. Jetzt bekommt sie eine zweite Chance.
Anhand von acht markanten Schauplätzen wie der Karstadt-Filiale am Hermannplatz, dem Tempelhofer Feld, der Gropiusstadt, dem Guts­hof und der Hufeisensiedlung wird gezeigt, wie sich die Stadt in den letzten 100 Jahren verändert hat.

Stadtpuzzle.     Foto: mr

Große Holzregale enthalten Würfel mit Fotos dieser Schauplätze aus unterschiedlichen Epochen, aus denen sich die Besucher wie in einem Puzzle historische oder aktuelle Bilder dieser Orte zusammenstellen können. Touchscreens neben den Regalen bieten detaillierte Informationen zur bewegten Geschichte der Orte und ihrer Bewohner.
Foto-Bausteine mit Bildern von Passagieren der U8, porträtiert von Leon Kopplow, ergänzen die Ausstellung. Auch sie können frei zusammengepuzzelt werden Großstadt Neukölln weiterlesen

Neuköllner Kunstpreis 2022

Dachil Sado gewinnt den ersten Preis

Auch in diesem Jahr haben sich wieder rund 170 Neuköllner Künstler beworben, um den begehrten »Neuköllner Kunstpreis« zu ergattern. Sieben von ihnen wurden von einer fünfköpfigen Fachjury für den mit insgesamt 6.000 Euro dotierten Kunstpreis nominiert. Ihre Arbeiten sind noch bis zum 24. April in der »Galerie im Saalbau« zu sehen.

Siegerobjekt.     Foto: mr

Der Preis, der vom »Kulturnetzwerk Neukölln e.V.« und dem Fachbereich Kultur des Bezirks–amtes Neukölln ausgelobt und finanziell durch die »Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft mbH« unterstützt wird, sei zu einem wichtigen Anerkennungspreis der Neuköllner Kunst­szene geworden, mit dem der Bezirk zeige, dass er die Arbeit der in Neukölln lebenden Künstler wertschätze, sagte Kulturstadträtin Karin Korte bei der Preisverleihung am 14. Februar im Heimathafen. Bevor die drei Preisträger bekannt gegeben wurden, gedachten die Anwesenden in einer Schweigeminute der kürzlich verstorbenen Kulturamtsleiterin Katharina Bieler, die den Preis vor sechs Jahren ins Leben gerufen hatte. Neuköllner Kunstpreis 2022 weiterlesen

Kunst in Hangars

Ausstellung führt zu Aufregungen

Im Januar wurde im RBB eine Kunstausstellung angekündigt. In einer großen Halle standen meterhohe Stahlsäulen hintereinander aufgereiht. Die letzte wurde angestoßen, und alle Säulen fielen nacheinander wie beim Domino mit viel Gepolter zu Boden. Faszinierend!
Die Ausstellung Bernar Venet findet bis zum 30. Mai in den Hangars 2 und 3 des ehemaligen Flughafens Tempelhof statt.

Foto: emp

Das Schaffen des inzwischen 80-jährigen Künstlers wird in einer Retrospektive gewürdigt. Insgesamt 150 Objekte wurden mit 50 LKWs nach Berlin transportiert. Kunst in Hangars weiterlesen

Professioneller Zerstörer des Status Quo

Anton Laiko im »Kunstraum Reuter«

Der russische Künstler Anton Laiko nutzt den kleinen Raum in der Reuterstraße 82 erstmals als politische Plattform für Aktionen und Interaktionen. Der »Kunstraum Reuter« wird zur offenen Begegnungsstätte mit zeitgenössischer Kunst, für Diskussionen um Fragen wie: WAS KANN KUNST? Inspiriert durch Künstler wie Damien Hirst, Marcel Duschamp oder Lucio Fontana arbeitet Laiko mit Installationen und Bilderserien, die ihresgleichen suchen.

Selbstporträt.      Foto: sl

Der ehemalige »Tacheles«-Künstler mischt helle, leuchtende Farben mit einer Düsternis, die jeden in einen magischen Bann zieht. Anton Laiko ist Jahrgang 1962 und wurde in Moskau geboren. Der Schüler von Maxim Kantor kam 1989 nach Berlin. Hier wurde er Teil der Künstlergruppe »Neue Moskauer Schule AG«. Von Berlin ging er zunächst nach Düsseldorf und studierte dort an der Kunstakademie als Schüler von Günther Uecker. Aus dieser Zeit stammt seine Installation »green fashism«, die, damals einen politischen Skandal zur Folge hatte und ein Verbot der Ausstellung nach sich zog. Die Werke Laikos provozieren. Professioneller Zerstörer des Status Quo weiterlesen

»Out of Paris«

Die neue Ausstellung im Schloss Britz zeigt Eindrücke aus der französischen Hauptstadt

Die letzte Ausstellung im Schloss Britz mit französischer Plakatkunst hatte das Leben im Paris der Belle Epoque zum Thema. Jetzt geht es zeitgenössisch weiter.
»Out of Paris« heißt die Gruppenausstellung, in der Claudia von Funcke, Carlo Nordloh, Katinka Theis und Ulrich Vogl bis zum 24. April ihre Arbeiten zeigen. Gezeigt werden Zeichnungen, Fotografien, Videos, Klangarbeiten und Skulpturen beziehungsweise Objekte.

Tulpenturm.       Foto: mr

Die vier Künstler haben alle eine längere Zeit in Paris verbracht und mit Hilfe verschiedener Medien die Eindrücke verarbeitet, die sie dabei gewonnen haben.
Claudia von Funcke wendet sich bewusst von den touristischen Bereichen der Stadt ab. Sie interessiert sich besonders für die Architektur der Vorstädte, die sie in ihrer Videoarbeit mit Einsprengseln von Bildern alter Gebäude kontrastiert. »Out of Paris« weiterlesen

Dämonen im Kunstverein

100 japanische Geister gehen auf Nachtparade

Für ihre Ausstellung im Kunstverein Neukölln greifen Frauke Boggasch und Ayumi Rahn auf die legendären Darstellungen der einhundert Geister und Dämonen zurück, die in unterschiedlichsten Varianten seit Jahrhunderten in Japan existieren.


Die Mythologie der sogenannten Yōkai spielt bis heute in der traditionellen wie populären Kultur Japans eine große Rolle. In einer animistisch gedachten Welt ließen sich Yōkai wohl am ehesten als Verkörperungen des Unaussprechlichen begreifen. Sie können als böswillige Unheilstifter auftreten, als furchterregende Erscheinungen und strafende Dämonen, aber auch als wohlwollende Kreaturen. Als übernatürliche Wesen rufen sie ins Bewusstsein, wie sensibel und verletzlich das Gleichgewicht ist zwischen Mensch und Natur und zwischen dem Menschen und seinen Mitmenschen. Yōkai sind ebenso Ereignis, Existenz und Form. Sie stecken hinter seltsamen Vorfällen, unheimlichen Begegnungen und können unvermittelt in jeder Situation auftauchen. Dämonen im Kunstverein weiterlesen

Fahren ohne Ticket

In den Zwischenräumen der Sprache

»Das Gefühl, in einem fremden Land zu sein, ist wie Fahren ohne Ticket. Es ist ein Gefühl des Nicht-Dazugehörens.« Inspiriert von dieser Metapher, die den Blick auf das Wechselspiel zwischen Sprache und Zugehörigkeit vermittelt, präsentiert die Ausstellung eine Reihe von Strategien und Methoden, mit denen Künstler sich mit den unterschiedlichen Aspekten von Sprache auseinandersetzen. Es geht dabei um die Aneignung von Sprache ebenso wie um Sprache als Machtinstrument und als Instrument sozialer Kontrolle. Ein Thema ist in diesem Zusammenhang die Aneignung von Kulturgütern während der Kolonialzeit.
Eine Bildinstallation wiederum zeigt die nonverbale Kommunikation zwischen Frauen.

mr
bis 16. März
Galerie im Körnerpark, Schierker Str. 8

Wut tut gut

Galerie im Saalbau widmet sich einem zwiespältigen Gefühl

Wut ist ein zwiespältiges Gefühl, schwer zu kontrollieren, in Kombination mit Rachegedanken eine explosive Mischung, die in Aggression münden kann. In der katholischen Kirche gehört sie zu den sieben Todsünden, in der modernen Erregungsgesellschaft ist sie in Gestalt des »Wutbürgers« allgegenwärtig.


Wut hat aber auch das Potenzial, Energie freizusetzen, um auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen, wenn keine andere Kritik Wirkung zeigt, und Menschen dazu zu bewegen, sich zu wehren. Und wenn ein kurzer Wutanfall wie ein reinigendes Gewitter wirkt, tut Wut auch mal gut. Somit kann Wut in kontrollierter Form sogar etwas Positives bewirken.
In der Ausstellung »@wut« versucht Gunilla Jähnichen, die Facetten dieses Gefühls zu ergründen. Auf ihren Gemälden sehen wir kindliche Wesen mit niedlichen Knopfaugen, manche erinnern an Gespenster aus Zeichentrickfilmen und scheinen an sich friedlich. Werden sie wütend, mutieren sie zu grellen Monstern mit riesigen Mündern, die vor Zorn zu bersten scheinen. Andere schauen angriffslustig mit verkniffenen Mündern. Ist der Zorn verraucht, schauen sie eher betreten drein, so als würden sie sich für ihren Ausbruch schämen.

mr
Zu sehen sind die Werke bis zum 28. November in der Galerie im Saalbau, Karl-Marx-Straße 145, täglich von 10 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Neue Akzente und Nahbarkeit

Die künstlerische Direktion des KINDL in neuen Händen

Kathrin Becker.    Foto: Nihad Nino Pušija 

»Meine erste Aktion war die Schließung des Hauses.« Das war im Februar 2020. Ein merkwürdiger Einstieg der neuen künstlerischen Direktorin Kathrin Becker in das »KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst«.
Sie löst Andreas Fiedler ab, der sich nach acht Jahren wieder freier Kuration widmet. Becker greift die Ideen von Fiedler auf, setzt aber auch neue Akzente und gibt dem Medium Video mehr Raum. Sie installiert eine permanente schwarze Box für Video­installationen. Einerseits ist ein ständiger Videoraum nachhaltig, und gleichzeitig wird damit der 400 Quadratmeter große Raum »Maschinenhaus M1« etwas kleiner. Das macht es gerade für junge Künstler und Künstlerinnen, deren Werk noch nicht so umfangreich ist, einfacher auszustellen.
Videoarbeiten sind Kathrin Becker ein dringendes Anliegen. Sie hat 20 Jahre das Videoforum im »Neuen Berliner Kunstverein« geleitet. Diese Affinität wird sie im KINDL weiter fortführen. Neue Akzente und Nahbarkeit weiterlesen

Vom Glasfluss bis Bronzeguss bis Politik

»Hörstation« in der Otto-Suhr-Volkshochschule

Foto: Jürgen Schmidt

Der Schmelzofen für Emaille brennt in leuchtendem Orange. Um ihn herum sammeln sich die Teilnehmerinnen eines kreativen Seminars, entstanden 1985 unter Leitung der Künstlerin Elisabeth Rothe. Sie sitzt am Rande der Gruppe und überläßt es ihren kreativen Schülerinnen, sich in der Gemeinschaftsarbeit zu deuten. Sie offenbaren ausdrucksstarke und nachdenkliche Gesichter. Daraus ist ein Mosaik aus Emaillebausteinen erwachsen, das wie ein sorgfältig verwobenes Freskowerk anmutet. Vom Glasfluss bis Bronzeguss bis Politik weiterlesen

Die Werbewelt der Belle Epoque

Toulouse-Lautrec und seine Zeitgenossen im Schloss Britz

Henri de Toulouse-Lautrec steht im Mittelpunkt einer hochkarätigen Ausstellung im Schloss Britz, die rund 60 Werke der wichtigsten Vertreter der französischen Plakatkunst um 1900 präsentiert.

Divan Japonais.Foto: mr

Sie spiegelt die Jahre zwischen den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts und dem Beginn des Ersten Weltkriegs, die auch in der Dauerausstellung des Schlosses präsent sind: die Belle Époque.
Diese Zeit war geprägt von einem allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Produzenten waren gezwungen, auf sich aufmerksam zu machen und Bedürfnisse zu wecken, es entstand eine neue Kunstform: die Werbung. Die Nutzung der Lithographie ermöglichte die Herstellung und massenhafte Verbreitung großflächiger farbiger Drucke. Es war die Geburtsstunde des modernen Plakats. Die Werbewelt der Belle Epoque weiterlesen

Sandsturm

Ausstellung in der Galerie im Körnerpark

Um Wasser beziehungsweise dem Mangel daran und die daraus resultierende Versteppung ganzer Regionen geht es in der Ausstellung „Sandsturm – And Then There Was Dust“, die noch bis zum 14. November in der Galerie im Körnerpark zu sehen ist.

Turtles.    Foto: mr

Sieben Künstler und Kollektive aus Iran, dem Irak und der Türkei untersuchen die Wurzeln und Konsequenzen von Sandstürmen in den betroffenen Regionen Mesopotamiens und deren Ausläufern (heutige Türkei, Irak und Iran) mit künstlerischen und wissenschaftlichen Ansätzen.
Sie thematisieren die Konsequenzen menschlichen Handelns für das Leben und Überleben aller Spezies und suchen nach einem Weg, mit den Veränderungen umzugehen. Sandsturm weiterlesen

Kunst im »Örtchen«

Toilette wird zur Galerie

Die Wildenbruchbrücke über den Neuköllner Schifffahrtskanal ist eine Rarität unter den Berliner Brückenbauten, denn im Brückenpfeiler am Weigandufer neben der ehemaligen Schiffsanlegestelle verbirgt sich eine alte Toilettenanlage.

Gelungene Eröffnung. Foto: mr

Vor rund 20 Jahren stillgelegt, dämmerte das skurrile Bauwerk vor sich hin und verfiel zusehends. Lediglich der »Kunstverein Neukölln« nutzte es häufiger als temporäre Dependance bei den Kulturfestivals »48h Neukölln« und »Nacht und Nebel«.
Doch nun wurde es als ein in Berlin einmaliger dauerhafter Kulturort für bunte, vielfältige, experimentelle Kunst wieder eröffnet. Am 3. September wurde das »stille Örtchen« unter großem Publikumsandrang seiner neuen Bestimmung als kommunale Galerie unter der Führung des Kulturamtes übergeben.
Die »Kunstbrücke am Wildenbruch« umfasst neben vier kleinen Ausstellungsräumen, in denen die ursprüngliche Nutzung noch deutlich zu sehen ist, ein Außengelände mit einer großen Kunstwand.
»Fluide Realitäten« heißt die erste Ausstellung, die sich mit dem Thema Wasser als Grundlage des Lebens und den Folgen menschlicher Eingriffe beschäftigt.

mr
Geöffnet ist mittwochs bis sonntags von 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Wegen fehlender Heizung wird vom 1.11.2021 – 31.3.2022 eine Winterpause eingelegt.

Alexandra Bircken und Tatjana Doll im Kess

Leder und Latex kontrovers

Zwischen Laboratorium und Club, so fühlt es sich an, in der neuen Installation im riesigen Kesselhaus des KINDL zu stehen. Trotz der Größe und Lichte des Raumes entsteht ein Gefühl von Bedrücktheit und Unbehagen.

Foto: Jens Ziehe

Schwarze menschliche Hüllen aus Baumwolle mit Latex überzogen liegen, stehen und hängen an Wand, Boden und in der Luft. Die Künstlerin Alexandra Bircken, in deren Werk Körper, Hülle und Haut eine zentrale Rolle spielen, erarbeitete die ortsspezifische Installation »Fair Game«. Zwischen den schwarzen Figuren, stehen Bierfässer, die an eine Zeit erinnern, in der wilde Partys möglich waren, Straußeneier mit heraushängenden Lunten werden zu Molotowcocktails, markieren den Uterus, Glaskörper, deren Inhalte reagenzglasmäßig anmuten, deuten Transformationen an. Alexandra Bircken und Tatjana Doll im Kess weiterlesen

Reisen ohne Wegfahren

Austellung im Haus 104 zeigt Murmeln und mehr

Als Iris Ulbricht das letzte Mal im Rahmen der »48h Neukölln« ihre »Luftkorridore« im Haus 104 auf dem Tempelhofer Feld ausstellte, waren ihre monochromen, fotorealistischen Gemälde von Flugzeugen aus Mauerzeiten zu sehen.

Marble Planets 1.     Foto: Iris Ulbricht

Am ersten Oktoberwochenende wird die Künstlerin nun den Beginn ihrer neuen Serie »Marble Planets« vorstellen. Diese beinhaltet eine bislang offene Zahl großformatiger Ölgemälde von Murmeln, die auch Planeten sein könnten. Jeder, der einmal mit Murmeln gespielt, sie dicht vor das Auge gehalten und hin­eingeblickt hat, weiß, dass es dort eine neue Welt zu entdecken gibt. Reisen ohne Wegfahren weiterlesen

Galerie im Saalbau

Nähen gegen die Unterdrückung

Gewalt gegen Frauen, die sichtbare und unsichtbare Narben erzeugt, ist das Thema der neuen Gruppenausstellung in der »Galerie im Saalbau« mit dem Titel »Von offenen Narben und verhüllten Geweben. Textil als Sprache der Resilienz«.

Sophie Utikal.      Foto: mr

»Die Künstlerinnen der Ausstellung legen mit sichtbaren Nähten ihre persönlichen Narben offen. Die handgenähten Textilarbeiten zeugen von Widerstandskraft und dem kollektiven Protest gegen Unsichtbarkeit, Unterdrückung und Gewalt«, heißt es in der Ankündigung. Galerie im Saalbau weiterlesen

»Das Ich im Wir«

Gruppenausstellung in der »Galerie im Saalbau«

Langsam kehrt auch im Kulturbetrieb wieder Leben ein. Am 2. Juli gab es nach langer Zeit in der »Galerie im Saalbau« wieder eine richtige Vernissage, diesmal allerdings nicht in den Galerieräumen, sondern bei frischer Luft im Hof des »Café Rix«.
Thema der Gruppenausstellung von sechs Künstlern, die noch bis zum 15. August zu sehen ist: »Das Ich im Wir«.

Continuum.     Foto: mr

Jeder Mensch hat seine eigene Individualität, die sich frei entfalten soll, aber jeder ist auch ein Teil der vielfältigen Gesellschaft. So wie in der Installation »Soap is good« von Amer Al Akel, die aus 1.000 Seifenstücken besteht, die traditionell in Aleppo hergestellt wurden. Jedes Stück ist einzigartig, zusammen bilden sie ein Ganzes, eine Fläche. Ein Teil der Installation zeigt die Körperumrisse des Künstlers. Wer mag, darf sich auf den anderen Teil legen und dabei beobachten, wie die Stücke auseinanderdriften. »Das Ich im Wir« weiterlesen

Flugzeuge im Haus 104

»Luftkorridore« wecken Erinnerungen

Wohin passt ein Rosinenbomber-Gemälde? Das fragte sich Iris Ulbricht und fand die Antwort: aufs Tempelhofer Feld zu »48 Stunden Neukölln« ins Haus 104! Dort waren drei Gemälde ihres Projekts »Luftkorridore« zu bestaunen: ein Rosinenbomber, ein Hubschrauber, eine startende Pan Am.

Realistische Erinnerung.     Foto: Iris Ulbricht

Vor dem Gemälde der Pan Am stehend sieht der Betrachter, der den Flughafenbetrieb noch in Erinnerung hat, das typische Grau der Luft, hört das laute Geräusch der Motoren und erahnt den Kerosingeruch.
»Früher hab ich Flugzeuge gebaut, heute male ich welche«, sagt die Ingenieurin, die bis 2014 in verschiedenen Positionen in der internationalen Turbomaschinenindustrie in Deutschland, Belgien und der Schweiz tätig war. Dabei entdeckte sie ihr großes Interesse für realistische Malerei, leitete einen radikalen Berufswechsel ein und studierte Kunst. Seit 2019 stellt sie ihre Werke aus. Die nächste Ausstellung für das Haus 104 ist in Vorbereitung.

bs

Musik aus Metall

Ausstellung zu Karl Menzen im Schloss Britz

Lange Zeit hatte der Bildhauer Karl Menzen seine Werkstatt in der Neuköllner Fuldastraße, wo er seine stählernen Großskulpturen schuf. Der Anstieg der Mieten vertrieb ihn 2015 nach Großziethen, aber der Neuköllner Kulturszene blieb er weiterhin verbunden, unter anderem als Vorstandsmitglied im »Kunstverein Neukölln«. Im November 2020 hat ihn sein plötzlicher Tod aus der Vorbereitung zu einer neuen Ausstellung gerissen.

Spitzentanz.      Foto: mr

Martin Steffens, der neue Leiter der »Kulturstiftung Schloss Britz«, macht nun den »Versuch einer Retrospektive«. Die Austellung in den Räumen des Schlosses und im Park des Gutshofes, die noch bis zum 1. August läuft, schöpft vor allem aus dem Nachlass des Künstlers. Neben Skulpturen aus verschiedenen Schaffensperioden nehmen bisher selten der Öffentlichkeit zugänglich gemachte getuschte Zeichnungen und Entwürfe für Skulpturen einen breiten Raum ein. Musik aus Metall weiterlesen

Anerkennung für Neuköllner Künstler

Finalisten des Neuköllner Kunstpreises in der »Galerie im Saalbau«

Die Jury hat entschieden: Unter rund 170 Bewerbern um den Neuköllner Kunstpreis 2021 wurden von einer fünfköpfigen Fachjury acht Finalisten ausgewählt, deren Werke noch bis zum 27. Juni in einer Gemeinschaftsausstellung in der »Galerie im Saalbau« zu sehen sind. Mit dem vom Fachbereich Kultur in Kooperation mit dem »Kulturnetzwerk Neukölln e.V.« etablierten Neuköllner Kunstpreis soll Neuköllner Künstlern und ihren Werken Zugang zu einer breiten Öffentlichkeit verschafft werden, um für ihr Schaffen Beachtung und Anerkennung zu erhalten.

KunstpreisSieger.     Foto: mr

Den ersten Platz erkämpfte sich Hyunho Park mit der Videoinstallation »Time Crystals: Neun Räume«. Neun Bildschirme zeigen den Künstler, wie er in unterschiedlichen Räumen aus schwarzen Strichen komplexe Bildkompositionen schafft. Anerkennung für Neuköllner Künstler weiterlesen

Intensives für die Sinne

»AISTIT« berührt im KINDL

Nach einer Ausstellung wieder auf der Straße zu stehen, sich kurz sammeln zu müssen und in die »Wirklichkeit« zurückfinden, dann hat das Gesehene berührt. Genau das möchte die Ausstellung »AISTIT/coming to our senses – Kapitel 3: resonant bodies« im »KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst«. Die von Satu Herrela und Hans Rosenström kuratierte Reihe von Ausstellungen und Perfomances in Paris, Helsinki, Berlin und Gent, organisiert vom deutschen Finnland-Institut, beschäftigt sich mit unserer sinnlichen Wahrnehmung und dem kritischen Zustand der Abhängigkeit zwischen Menschlichem und Nicht-Menschlichem.

Gefühle im Maschinenhaus.      Foto: J.Raab

Das Maschinenhaus M0 ist in diesem Fall ein riesiger leerer dunkler Raum, gefüllt mit einer Abfolge von Video- und Soundinstallationen, die alle mit der Empfindung von Mitgefühl, Trauer, Einsamkeit und Intensität arbeiten. Intensives für die Sinne weiterlesen

»50g Kunst«

Ein gewichtiges Gemeinschaftswerk entsteht

Wie viel sind eigentlich 50 Gramm? Eine halbe Tafel Schokolade auf jeden Fall. Was kann noch 50 Gramm wiegen? Viele kleine Kunstwerke, die zu einem großem Gemeinschaftswerk werden. »50g Kunst« ist ein partizipatives Projekt des »KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst«.
Alle können mitmachen und ein Kunstobjekt einreichen oder in den Workshops im »KINDL« eines herstellen. Ob aus Alltagsgegenständen, Bastelutensilien, Materialien von der Straße oder aus der Natur, klein oder groß, bunt oder einfarbig, rund oder eckig – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt – einzige Vorgabe: Das Objekt muss 50 Gramm wiegen.
Vom 26. Juni bis 4. Juli werden alle Arbeiten an einem Mobile im riesigen Kesselhaus präsentiert.

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Abgabe der Kunstwerke immer mittwochs von 14-18 Uhr oder nach Vereinbarung (per email an vermittlung@kindl-berlin.de).
Workshops:
So, 6. Juni 2021, 12 – 14 Uhr und 15 – 17 Uhr
So, 13. Juni 2021, 15 – 17 Uhr
www.kindl-berlin.de/50-gramm
KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst
Am Sudhaus 3

»Hidden People«

Isländische Impressionen in der »Galerie im Körnerpark«

Pappschafe.    Foto: mr

Wer derzeit die »Galerie im Körnerpark« betritt, fühlt sich in eine fremde Welt versetzt. Das komplexe Werk der beiden Künstlerinnen Maria und Natalia Petschatnikov, das noch bis zum 22. August zu sehen sein wird, bewegt sich zwischen Malerei, Plastik und Rauminstallation. Der Ausstellungsraum verwandelt sich dabei in ein Gesamtkunstwerk, in dem sich das Publikum bewegt. »Hidden People« weiterlesen

Von Grenzen, Geistern und Menschen

Die vielschichtigen Projekte von Tawan Arun

In einer Grenzregion aufzuwachsen hat eine ganz eigene Atmosphäre. Wenn noch eine türkisch-deutsche Mutter und ein chinesisch-thailändischer Vater hinzukommen, entsteht eine interessante Persönlichkeit: Tawan Arun. 1982 in Paris geboren und im Elsass groß geworden, hat die Andersartigkeit auf der anderen Seite für ihn einen großen Reiz.

Leben vor der Kamera. Foto: Anaïs Edely

Tawan lebt seit 2005 in Berlin, studiert hier visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Weissensee und arbeitet in Neukölln. Für sein Diplom 2010 entsteht der Web-Dokufilm »Portraits de frontières«, ein Projekt über die Grenze Europas im Osten. Entstanden sind zwölf Kurzportraits von Menschen, die zwischen Bulgarien und der Türkei, Finnland und Russland, Polen, Be­larus und der Ukraine leben. Speziell an den Außengrenzen der EU entstehen absurde Situationen mit dem Verkauf von Waren, für Lkwfahrer und im Alltag. Hier entdeckt Tawan seine Leidenschaft für den Dokumentarfilm. Der Film läuft unter anderem beim »DOK Leipzig« und gewinnt den Multimediapreis des Deutsch-Französischen Journalistenpreises. Von Grenzen, Geistern und Menschen weiterlesen

Britzer Milchmädchen

Kunstprojekt im Park des Britzer Schlosses

Im Park von Schloss Britz steht seit 1998 die Skulptur des Milchmädchens Perrette. Das Original befindet sich im ehemaligen kaiserlichen Garten von Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg. Die auf einem Stein sitzende junge Frau, die traurig auf ihren zerbrochenen Krug hinabschaut, ist ein Werk des russischen Bildhauers Pawel Sokolow.

Vor dem Krugklau. Foto: mr

Das Original wurde 1816 gegossen, eine frühe Replik kam nach 1827 in den Schloss­park Glienicke. Aus Anlass der 10-jährigen Partnerschaft zwischen den Staatlichen Museen St. Petersburg und der Kulturstiftung Schloss Britz wurde mit finanzieller Unterstützung der »Freunde und Förderer Schloß Britz e. V.« 1998 ein weiterer Abguss im Britzer Schlosspark aufgestellt.
2020 wurde der Krug der Britzer Brunnenanlage entwendet und wird nun als Nachguss rekonstruiert. Bis zu seiner Fertigstellung im Sommer finden vier Kunstaktionen statt. Britzer Milchmädchen weiterlesen

»Mitten Drin Draussen«

Ohne Obdach in der Stadt

Unter diesem Doppeltitel hat der Journalist, Fotograf und Filmemacher Matthias Coers über das »Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung e.V.« einen aufschlußreichen Foto- und Interviewband produziert.

Taschen als Zuhause.      Foto: M.Coers

Er verdeutlicht, dass Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft schnell in Obdachlosigkeit geraten können, doch der Weg hinaus zu einem neuen Zuhause gestaltet sich schwieriger und langwieriger. Ohne professionelle und ehrenamtliche Helfer gelingt es kaum, wieder eine Wohnung zu bekommen und sich auf dem Weg dorthin mit dem Notwendigsten zu versorgen. »Mitten Drin Draussen« weiterlesen