Cremiger Rahm aus dem Jura

Windräder essen statt bekämpfen

Inmitten des idyllischen Berner Jura drehen sich gemächlich die Wind­räder auf den Hügeln, die Kühe kauen zufrieden saftiges Gras, und da liegt es, das kleine Saint Imier, oder zu Deutsch Sankt Immer. Eine kleine Industriegemeinde, in der sich dubiose Dinge tun! Elf Millionen Kilo Milch werden hier von der »Käserei Spielhofer« jährlich verarbeitet, und dann haben die auch noch Wind­räder im Keller. Die spinnen, die Spielhofers, könnte man meinen.

14 Sorten Käse stellt Josef Spielhofer in seinem Familienbetrieb mit seiner Frau, seinen drei Kindern und rund 30 Mitarbeitern her, darunter Spezialitäten wie »Greyerzer«, »Tête de Moine« und den kleinen, aber umso feineren »Eolienne à la crème«. Die Spielhofers nennen Letzteren »das Rahmweichkäsli der Extraklasse«. Cremig ist der kleine Runde allemal. Er zerläuft sogar so herrlich, dass man ihm fast nacheilen muss, um all die köstlichen Aromen schmecken zu dürfen. Der Eolienne ist nämlich wunderbar weich und zergeht nicht nur am Gaumen. Cremiger Rahm aus dem Jura weiterlesen

Wenig zu lachen

Kein Strom auf dem Platz und in der Kabine

Nach dem Aufstieg des »SV Tasmania« in die Oberliga ist die erste Euphorie erst einmal gewichen – schon seit zwei Monaten hat sich die Situation dazu auch abseits des Platzes prekär entwickelt.

TAsmania auf der Suche.   Foto: Hagen Nickelé

1.300 Zuschauer zum Auftakt im Werner-Seelenbinder-Sportpark – so viele hatte es wohl seit 20 Jahren nicht mehr an der Oderstraße gegeben. Da fiel die 2:4-Niederlage gegen Ligafavorit »Tennis Borussia« nicht so sehr ins Gewicht. Am zweiten Spieltag folgte ein 1:0-Sieg beim »FC Hertha 03« – da schienen die Neuköllner bereits in der NOFV-Oberliga Nord angekommen zu sein. Vor allem aber die ersten Ausflüge außerhalb Berlins dämpften die Stimmung dann aber: ob beim Mitaufsteiger »MSV Pampow« (0:4), in Torgelow (0:2) oder bei der zweiten Mannschaft von »Hansa Rostock« (1:3) – die Punkte blieben jeweils in Mecklenburg-Vorpommern. Gegen das bis dahin noch punktlose Schlusslicht aus Strausberg verlor man dazu auf eigenem Platz – Trainer Jauer musste dabei zur Vorwoche fünf Spieler ersetzen, dazu spielte man eine Halbzeit in Unterzahl. Wenig zu lachen weiterlesen

Basteln mit Rolf

Affenmann

Die sommerliche Affenhitze inspirierte auch dieses Tennisball-Objekt. Benötigt werden dafür zwei gebrauchte Tennisbälle, ein schwarzer Edding, vier Einweggabeln aus Kunststoff, ein Teelicht, ein scharfes Messer, eine scharfe, stabile Schere, ein Paar Arbeitshandschuhe und wie immer: Lust zum Pfriemeln.
Obwohl die gebräuchlichsten Gabeln nur vier Zinken haben, fällt das, wenn sie zu Gliedmaßen umgeformt werden, kaum auf. Über der Flamme des Teelichtes werden die Gabeln partiell erhitzt und so in Form gebracht, dass daraus zwei Beine und zwei Arme entstehen. Bitte dabei Arbeitshandschuhe tragen. Aus dem zweiten Ball entstehen die Ohren. Die sollten zudem unterhalb einen einen Zentimeter langen schmaleren Streifen zusätzliches Material haben, der allein zur Befestigung dient. Mit dem Messer nun vorsichtig sechs Schlitze in den Ball stechen, in die sowohl die Gliedmaßen als auch die schmalen Enden der Ohren gesteckt werden.
Mein Monkey-Ball kann frei auf seinen Füßen stehen, aber auch gut am abgewinkelten Arm hängen. Jeder darf natürlich nach eigenem Gusto die Gliedmaßen und die Bemalung mit dem Edding gestalten. Das gilt auch für die Menge des Zuckers, der später diesem Affen gegeben werden könnte.
Sollte jemand das oder so ähnlich nachgemacht haben, wäre ein Foto davon an rolf@kuk-nk.de wunderbar.

Petras Tagebuch

Von Hunden und Haltern

Seit vielen Jahren habe ich das zweifelhafte Vergnügen, die Entwicklung von Hunden und deren Besitzern zu verfolgen. Lustig war die Zeit mit Pudeln, auch wenn das Kupieren der Schwänze Tierquälerei war. Die unterschiedlichen Arten des Scherens gaben hinreichend Auskunft über die Besitzer. Der ungeschorene Pudel gehörte zum Freigeist, der akkurat rasierte zum Buchhalter und seiner wohl frisierten Ehefrau. Ältere Damen bevorzugten den niedlichen Pudel als Kuscheltier, und die ältere Künstlerin färbte ihn auch gerne rosa. Petras Tagebuch weiterlesen

Müllsammeln per Schlauchboot

Paddeln und putzen.   Foto: mr

Mit Käschern, Greifzangen und Tüten gegen den Dreck im Kanal

Nicht nur an Land, auch im Wasser findet sich reichlich Müll. Deshalb startete am 15. August eine »Paddel-Putz-Aktion« auf dem Landwehrkanal, zu der sich rund 50 Menschen an der Lohmühlenbrücke eingefunden hatten.
32 konnten am Ende mit elf Schlauchbooten starten, die von verschiedenen Bootsverleihern zur Verfügung gestellt wurden, um mit Käschern, Greifzangen und Müllsäcken Flaschen, Kaffeebecher, Papiertaschentücher und anderen Unrat aus dem Wasser zu fischen. Auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel paddelte mit und hielt fleißig Ausschau nach auf dem Wasser treibendem Müll. Das sei eine Aktion, die die Aufmerksamkeit auf das Müllproblem lenken und für ein sauberes Neukölln werben solle, sagte Hikel. Eine regelmäßige Reinigung der Neuköllner Gewässer durch Paddler sei aber nicht geplant. Müllsammeln per Schlauchboot weiterlesen

Kippen, Kunden und Konzerne

Die gelben oder pinkfarbenen Taschenaschenbecher der Aktion SCHÖN WIE WIR, die kostenlos an Raucher verteilt werden, sind an sich eine gute Idee.
In Deutschland rauchen – Stand 2015 – circa 29 Prozent der Erwachsenen, das sind etwa 20 Millionen Menschen. Spitzenreiter bei beiden Geschlechtern ist Berlin – hier rauchen 35,1 Prozent der Männer und 24,1 Prozent der Frauen. Demzufolge würden etwa 100.000 Neuköllner rauchen.
In ganz Berlin gibt es 23.000 orangefarbene Papierkörbe mit eigenem Aschenbecher, was natürlich viel zu wenige sind. Schlussfolgernd lande ich wieder bei den Taschenaschenbechern und/oder berlinweit einheitlichen saftigen Bußgeldern. Sinnvoll wäre, auf die Zigarettenindustrie einzuwirken, einen Teil ihrer Werbungskosten für »die kleinen Kippengräber« auszugeben ohne die exorbitanten Zigarettenpreise zu erhöhen.

Beate Storni

Pläne für das Weigandufer

Von Sträuchern, Bänken und Beton

Der Umbau des Weigand­ufers erhitzt weiterhin die Gemüter. Unter dem Slogan »Biotope statt Beton« protestierte die Initiative »Kiezmiezen« vor Beginn der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 28. August gegen die geplanten Rodungen.
»Die bis jetzt noch bestehenden Gehölze bieten Schatten und Lebensraum für verschiedenste Vögel und Insektenarten. In der vom Bezirk geplanten, stark verringerten Ersatzbegrünung, finden diese keine Rückzugsräume mehr. Für das Grünflächenamt steht jedoch vor allem die kostengünstigste Pflege im Vordergrund«, behauptet die Initiative in ihrem Aufruf. Pläne für das Weigandufer weiterlesen

Bürgerbegehren gegen dreckige Schulen in Neukölln

Unterschriftensammlung für rekommunalisierte Schulreinigung hat begonnen

Die Initiative »Schule in Not« will durch ein Bürgerbegehren erreichen, dass der mangelhaften Reinigung der Neuköllner Schulen durch private Dienstleister ein Ende gesetzt wird. Die Initiative will erreichen, dass die Schulreinigung rekommunalisiert und die Reinigungskräfte wieder fest beim Bezirksamt angestellt werden.

Demo vor dem Neuköllner Rathaus.   Foto: pr

Sie kritisiert, dass das Bezirksamt streng nach Landeshaushaltsordnung die billigsten Anbieter auswählt, die den Kostendruck dann auf ihre Reinigungskräfte schieben.
Diese bekommen nur wenige Stunden bezahlt, um große Flächen zu säubern. »Die Reinigungskräfte stehen vor der Wahl: Entweder schlecht reinigen oder unbezahlte Überstunden leisten. Sie wollen ihr Bestes geben, schaffen es aber nicht in der vorgegebenen Zeit«, so die Initiatoren des Bürgerbegehrens. Ihnen sind Schulen bekannt, in denen sich die Zeit für die Schulreinigung von 16 auf 8 Stunden reduziert hat. Kinder nehmen keine Getränke zu sich, damit sie nicht auf die verdreckten Toiletten müssen, und Schulleiter schicken die Kinder wegen unhaltbarer hygienischer Zustände wieder nach Hause. Bürgerbegehren gegen dreckige Schulen in Neukölln weiterlesen

Kiez statt Kies

Gemeinsam die »ReißLEINE« ziehen

»Nun sind auch wir dran! Unser Haus in der Leinestraße 8 wurde an die »Aramid GmbH & Co. KG« verkauft.« Dieser »profitorientierte Investor« hat seinen Sitz in Liechtenstein, schreiben die Bewohner des Hauses in einem Flyer, der an allen Haustüren im Schillerkiez hing. »Wir sind Ur- und Wahlneuköllner, Familien, Berufstätige, Erwerbslose, Rentner und Studierenden-WGs. Wir sind hier zu Hause.«
Am 25. August kamen mehr als fünfzig Menschen zum »Hausbankett mit Kundgebung«. Stadtrat Jochen Biedermann nahm ebenfalls teil. Er ist mehr denn je damit beschäftigt zu prüfen, ob der Bezirk oder das Land vom Vorkaufsrecht für die betroffene Immobilie noch Gebrauch machen kann. Im Kern der Forderungen steht »bezahlbarer Wohnraum für alle«. Zusätzlich wird verlangt, die Veräußerung des Gebäudes durch das bezirkliche Vorkaufsrecht« zu verhindern und die »Übernahme unseres Kaufvertrages durch eine städtische Wohnungsbaugesellschaft oder Genossenschaft« durchzusetzen.
Der weiterhin aktuelle Aufruf endet mit »Gemeinsam gegen Verdrängung.« Nachdem der Szenekneipe »Syndikat« gekündigt wurde, entstehen immer mehr Initiativen, die sich vernetzen.

th
presse@leine8.de
#leine8bleibt.

Schön wie unsere Kiezhausmeister

Miteinander gegen den Müll

In Neukölln wird dem Abfall der Kampf angesagt. Die Bewegung SCHÖN WIE WIR, die 2016 als Initiative des Bezirksamts Neukölln gegründet wurde, setzt ganz auf die Teilnahme von Bürgerinnen und Bürgern, um ein sauberes, nachhaltiges Neukölln zu fördern. Neben Projekten zur Begrünung und Mehrweg-Beratungen werden hier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagiert, die vor Ort im Kiez Hilfe für jegliche Müllprobleme anbieten: Die sogenannten Kiezhausmeister.

Kiezhausmeister mit seinem Fahrzeug.    Foto: me

9.480 Kubikmeter illegal abgeladenen Sperrmüll und Elektroschrott musste die Berliner Stadtreinigung (BSR) vergangenes Jahr allein in Neukölln entsorgen. Ein Spitzenwert in Berlin, allerdings sind die Konsequenzen gar nicht spitze. Abfall im öffentlichen Raum sieht nämlich nicht nur schlimm aus, sondern bedeutet Risiken für Hygiene, Gesundheit und Klima. Schön wie unsere Kiezhausmeister weiterlesen

Vorfahrt fürs Fahrrad

Weserstraße soll fast komplett umgebaut werden

Für Fahrradfahrer in Neukölln wird es zukünftig ein bisschen sicherer und komfortabler. Nachdem bereits im September 2017 die Weser­straße zwischen Kottbusser Damm und Pannier­straße zur Fahrradstraße umgebaut wurde, werden jetzt die Planungen für das zweite Teilstück bis zur Ederstraße in Angriff genommen. Die Weserstraße ist bereits jetzt eine viel genutzte Verbindung zwischen Neukölln und Kreuzberg. Mit der Umwandlung zur Fahrradstraße wird sie zu einer echten Alternative zur gefährlichen Sonnenallee.
Auf einer Fahrrad­straße haben Fahrradfahrer mehr Rechte gegenüber Autofahrern. Sie bestimmen das Tempo und haben Vorfahrt gegenüber den aus den einmündenden Nebenstraßen kommenden Autos. Zudem ist die Straße auch verkehrsberuhigt, also nur für Anlieger frei.
Bei einer Informationsveranstaltung am 7. August im Foyer der Sport- und Quartiershalle auf dem Campus Rütli stellten Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD), Stadtrat für Stadtentwicklung Jochen Biedermann (Grüne) und das beteiligte Planungsbüro die aktuellen Planungen vor.
Es ist vorgesehen, zwischen Pannierstraße und Thiemannstraße das Kopfsteinpflaster durch Asphalt zu ersetzen. Der Abschnitt zwischen Thiemann- und Ederstraße hat bereits eine Asphaltdecke. Die bisherigen Fahrradwege sollen zurückgebaut und zu Autoparkplätzen für die Anwohner werden. Vorfahrt fürs Fahrrad weiterlesen

Für Nachhaltigkeit und Jugendkultur

In den Flughafenkiez fließt wieder Geld für soziale Projekte

In optimistischer Stimmung bewilligte der Quartiersrat Flughafenkiez auf seiner Sitzung am 18. Juni zwei neue Projekte für insgesamt 100.000 Euro. Die Projekte können ab sofort beginnen und bis Juli 2020 laufen. Die Beschlüsse erfolgten nahezu einstimmig. Zum einen geht es um ein nachhaltiges Umweltprojekt »für Jung und Alt«, zum anderen startet ein Kulturprojekt für und mit Schülern und Schülerinnen des Albert Schweizer Gymnasiums.
Das nachhaltige Umweltprojekt setzt hohe Ziele für einen sauberen und grünen Kiez. Am Ende soll eine Vernetzung von jungen und alten Menschen, von Initiativen und lokalen Unternehmen stehen. Die Jugendarbeit ankert an der Boddin Schule.

Gemüse im Pyramidengarten     .Foto: pr

Der »Pyramidengarten« am Columbiadamm wird auch einbezogen. Ein konkretes Ziel ist, zu einem »plastikfreien Kiez« beizutragen und die Sauberkeit zu verbessern. Der Kampagne SCHÖN WIE WIR stehen dafür leider keine Mittel zur Verfügung. Für Nachhaltigkeit und Jugendkultur weiterlesen

Bald wieder Musike in Rixdorf?

Heimatverein möchte Nordneukölln umbenennen

Ein neuer Berliner Ortsteil wäre nicht ungewöhnlich, wie zuletzt Borsigwalde in Reinickendorf. Hilmar Krüger, Vorsitzender des Neuköllner Heimatvereins möchte, dass (Nord-)Neukölln wieder Rixdorf heißt. Ihm wäre es eine Herzenssache, und er verweist dabei auch auf die Historie. »Nord-Neukölln« kann er nicht leiden und bei »Kreuzkölln« sträuben sich ihm die Nackenhaare.

Foto:rr

Der Bezirk Neukölln gliedert sich derzeit in die fünf Ortsteile Britz, Buckow, Rudow, Gropiusstadt und eben (Nord-)Neukölln. Das ist geografisch weitgehend identisch mit jener Stadt, die davor Rixdorf hieß. Hermann Boddin, der damalige Rixdorfer Bürgermeister regte eine Namensänderung an, die schließlich von seinem Nachfolger Kurt Kaiser – und formal auf Anweisung von Kaiser Wilhelm II. – 1912 gegen viel Widerstand durchgebracht wurde. Aus der eigenständigen Stadt Rixdorf (250.000 Einwohner) wurde Neukölln. Dieser Wechsel sollte den schlechten Ruf als Stadt des proletarischen Vergnügens und lockerer Sitten vergessen machen. 1920 wurde Neukölln ein Bezirk von »Groß-Berlin«. Bald wieder Musike in Rixdorf? weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 209 – Freitag, 12. September 1919
Hilferufe durch Fernsprecher. Die Hilferufe durch Fernsprecher sind zunächst im Bereich der Fernsprechämter 1 und 2 in Charlottenburg (Fernsprech=Vermittlungsstellen Wilhelm und Steinplatz) eingeführt worden. Ein an diese Vermittlungsstelle angeschlossener Teilnehmer, der bei Einbruch, Ueberfall usw. polizeiliche Hilfe herbeirufen will, hat nur nötig, bei der Meldung der Vermittlungsbeamtin das Kennwort »Ueberfall« zu nennen. Er wird dann ohne weiteres mit der zur Hilfeleistung verpflichteten Stelle der Polizei verbunden, welcher er auf Meldung seine Wünsche mitzuteilen hat. Bei den übrigen Vermittlungsstellen Großberlins kann das Verfahren z. Zt. leider noch nicht eingeführt werden, weil die Umgestaltung der Polizei dies noch nicht gestattet. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Schiller‘s Zitterpartie

Kiezinstitution in Verhandlung

Als das »Schiller‘s« vor Kurzem die Kündigung zum 31.08.2019 von der »Home Real Estate GmbH« erhielt, hielt der Kiez den Atem an. Das konnte und durfte nicht wahr sein. Bitte nicht das »Schiller‘s« sollte es treffen, diesen Treffpunkt aller Generationen und Gesellschaftsschichten.
»Saveschillers« wurde sofort gegründet, eine Initiative zum Erhalt des Lokals. Die wiederum holte den Berliner Blätterwald mit in das Geschehen und es passierte, was passieren sollte. Presse und Initiative konnten den Druck auf die »Home Real Estate GmbH« so stark erhöhen, dass Verhandlungen in Gang kamen. Schiller‘s Zitterpartie weiterlesen

Prozession mit Murugan

Hindus feiern Wagenfest

Einmal im Jahr verläßt das Bildnis des Gottes Murugan seinen Platz im Tempel an der Blaschkoallee. In einer prunkvollen Prozession wird es durch die Straßen getragen, begleitet von Hunderten festlich gekleideten Gläubigen, Anwohnern, Musikern und Tänzern. Auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel sprach ein Grußwort und begleitete den Wagen ein Stück.

Hikel beim Festumzug.    Foto: mr

Diese Prozession ist der Höhepunkt des alljährlichen hinduistischen Tempelfestes.
Im Tempel gibt es acht Schreine mit Gottheiten. Im Zentrum Murugan, Kämpfer gegen böse religiöse und weltliche Kräfte. Er ist der Sohn von Shiva und Parvati, Bruder des elefantenköpfigen Gottes Ganesha, dessen Tempel in der Hasenheide errichtet wird.
Auch außerhalb des Festes steht das Gelände täglich für Besucher offen. Es gibt nur wenige Regeln: Das Betreten des Tempels mit Schuhen ist nicht gestattet, dort darf auch nicht fotografiert werden, Alkohol und Zigaretten sind auf dem Gelände tabu.

mr

Ein kleines Ristorante, versteckt in Britz

Mediterranes auf die Gabel im »Forchetta & Company«

Der Autor wurde erst durch eine Empfehlung für die leckeren Gnocchi auf »Forchetta & Company« in Britz aufmerksam. Forchetta ist das italienische Wort für Gabel. »Viele unserer Gäste kommen auf Empfehlung anderer Gäste«, bemerkt die Chefin bescheiden. Dieses kleine, gut und authentisch kochende italienische Restaurant braucht das auch, denn es liegt versteckt im nordwestlichsten Zipfel von Britz, am Rand zu Neukölln und Tempelhof.

Gemütliche Gartenplätze.       Foto: rr

»Forchetta & Company« befindet sich in einer ruhigen Nebenstraße des Tempelhofer Wegs, dem Treseburger Ufer 54. Die einseitig bebaute Straße ist gesäumt von hohen, alten Platanen und verläuft parallel zum Teltowkanal. Auf der gemütlichen Außenterrasse des Restaurants wähnt man sich, als sitze man im Grünen. Noch ein Vorteil: in der wenig befahrenen Straße gibt es sogar naheliegend Parkplätze. Ein kleines Ristorante, versteckt in Britz weiterlesen

Empanadas und andere südamerikanische Sünden

Uruguayische Esskultur auf der Sonnenallee

Empanadas, Steaks oder Chorizo al Pan sind nur ein paar der Spezialitäten des »Pecados«. In den gediegenen und großzügigen Räumlichkeiten des einstigen »Pape’s Gasthaus« in der Sonnenallee, wo zuletzt eher glücklos Edelschnitzel angeboten wurden, kommen nun »kleine Sünden«, so »pecados« übersetzt, auf den Tisch.

GAUCHOS Favorit.     Foto: hlb

Gegründet haben das Restaurant Dierk Draeger und seine Frau Mariana, die aus Uruguay kommt, aber seit über zwei Jahrzehnten Wahl-Berlinerin ist. Mit ihren Foodtrucks versorgen sie die Stadt bereits seit Längerem mobil mit uruguayischen Köstlichkeiten, jetzt haben sie seit März ihr festes Lokal, dessen Küche genug Platz für die Produktion ihrer diversen gefüllten Teigtaschen und aufwendigeren Gerichte bietet. Insbesondere südamerikanische Gäste bestätigen und freuen sich über die authentische Qualität der Speisen, die ihnen ein Stück Heimat in die Stadt bringt. Empanadas und andere südamerikanische Sünden weiterlesen

Litfaßsäulen in Gefahr?

Analoge Werbung im digitalen Wandel

Berlin ist und bleibt mit rund 3.000 Stück die Hauptstadt der Litfaßsäulen, und selbst nach 164 Jahren wird sich daran so schnell nichts ändern, obwohl gerade einige abgerissen oder ausgetauscht werden. Der bisherige Außenwerber Wall hatte die neue Ausschreibung der Säulen gegen eine Firma aus Stuttgart verloren und ist zudem vertraglich verpflichtet, nun alle Säulen abzureißen.

LItfaßsäule in Britz. Foto: rr

Der inzwischen angelaufene Austausch blieb nicht überall unkommentiert. Viele Berliner sahen plötzlich eine Institution in Gefahr, und bald trugen einige vom Abriss bedrohte Säulen Protest- oder Trauerbotschaften. Es wurde auch befürchtet, dass historisch bedeutende Litfaßsäulen ebenso verschwinden könnten. Für 24 kann das nun ausgeschlossen werden, da sie noch rechtzeitig unter Denkmalschutz gestellt wurden. Vom Abriss betroffen wären 2.500 Säulen, darunter auch solche, die wegen Mängel oder wegen einer Asbestbelastung sowieso ausgetauscht worden wären. Litfaßsäulen in Gefahr? weiterlesen

Swingen ohne Zwiespalt

Respekt für freie Körper

An der Oberlandstraße 1, bereits Tempelhof, besuche ich die »Swingeroase Zwiespalt«, um mit dem Geschäftsführer ein Interview zu führen. Eine freundliche und gut gekleidete Dame lässt mich ein und führt mich in den Barbereich. Ich darf am Tresen Platz nehmen und ein alkohol­freies Getränk bestellen.

Vorraum zum Entspannungsbereich.    Foto: pr

Die Bar ist gemütlich mit Sesseln, Sofas und bequemen Barhockern eingerichtet. Das Licht ist gedämmt. Eine Tür in Form eines großen beleuchteten Herzens führt in die Rückzugsräume. Das anwesende Publikum ist leicht bekleidet und wirkt entspannt. Im Nachmittagsbetrieb ist der Club weniger besucht als am Wochenende oder abends. Swingen ohne Zwiespalt weiterlesen

»Think positive!«

Ausstellung im Saalbau

Ein riesiger, runder Tisch, der sich durch alle Räume zieht, ist der Blickfang in der Ausstellung »Think positive!« von Thilo Droste und Saeed Foroghi in der Galerie im Saalbau. Symbolisch wird dieser Tisch im Durchgang des Saalbaus und auf dem Hof mit einer dicken schwarzen Linie am Boden fortgesetzt.

Runder Tisch von Thilo Droste.      Foto: mr

Auf dem Tisch werden Symbole und Trophäen inszeniert wie Blumen und Gläser, die von Vernissagen stammen, die Thilo Droste besucht hat. Am Ende des Abends hat er das Glas aus dem er getrunken hatte mitgenommen, in Bruchstücke zerschlagen und zu neuen Formen zusammengesetzt. »Think positive!« weiterlesen

Skulpturen im Entstehen

Ausstellung in der Galerie im Körnerpark

In der Ausstellung »The Process of Becoming – Zeitliche Dimensionen der Skulptur«, beschäftigen sich acht internationale Künstler mit dem Medium Skulptur. Ihnen geht es dabei um den Prozess der Entstehung, um das vermeintlich Unfertige. Ihre Materialien sind Stahl, Plastik und sogar einzellige Lebewesen.
Heine Kjargaard Klausen zeigt in seiner Arbeit »turning inside out« den inneren Hohlraum von Porzellanfiguren, die er abgegossen hat. Nicht das polierte Äußere, sondern das unvollkommene Innenleben ist für ihn von Interesse.

Anna Borgmans Laufbänder. Foto:mr

»The Play« von Morten Stræde ist eine Skulptur, die sich jeden Tag neu erschafft, weil die einzelnen Versatzstücke immer wieder neu arrangiert werden.
Auch Thomas Feuersteins Skulptur »Parliament« ist ständiger Veränderung unterworfen. Verschiedene Sorten von Schleimpilzen wandern auf der Suche nach Nahrung durch die Rohre einer Glas-Skulptur. Skulpturen im Entstehen weiterlesen

»Von der Friedlichen Revolution zur deutschen Einheit«

Ausstellung in der Helene-Nathan-Bibliothek

Vor dreißig Jahren fiel die Mauer. 28 Jahre lang hatte sie die beiden Nachbarbezirke Neukölln und Treptow getrennt.
Am 13. August, dem 58. Jahrestag des Mauerbaues, eröffnete in der Neuköllner Helene-Nathan-Bibliothek die Ausstellung »Von der Friedlichen Revolution zur deutschen Einheit« der »Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur«. Sie zeigt die dramatischen Ereignisse der Jahre 1989/90.

WÄnde zur Wende. Foto: mr

Mit über 100 zeit­historischen Fotos und Dokumenten wird auf 20 Tafeln an den Protest gegen die Fälschung der DDR-Kommunalwahlen, an die Fluchtbewegung im Sommer und die Massenproteste im Herbst erinnert. Sie berichtet von der deutsch-deutschen Solidarität und den außenpolitischen Weichenstellungen bis zur Wiedererlangung der Deutschen Einheit. QR-Codes verlinken zu 18 Videointerviews mit Akteurinnen und Akteuren der Friedlichen Revolution. »Von der Friedlichen Revolution zur deutschen Einheit« weiterlesen

Die Entdeckung des öffentlichen Raumes

Besondere Stadtführungen mit Christine Scherzinger

»Es mag naiv erscheinen, als Stadtführerin Fragen zu stellen, statt gleich Antworten zu geben. Dabei geht es mir darum, die Menschen zu bewegen, den öffentlichen Raum auf besondere Weise zu entdecken.« Christine Scherzinger ist Grundschullehrerin und Geographin, die ihren Doktortitel an der Berliner Humboldt Universität erwarb. Zufällig steht sie vor meinem Haus, als ich zum Einkauf gehen will. Da hängt ein alter und lange nicht genutzter Kaugummiautomat, eine Besonderheit, an der Erwachsene vorbei gehen, während Kinder von dem Drehgerät fasziniert sind. Christine Scherzinger weist darauf hin, von wann der simple Automat stammen könnte und was seinerzeit geschah. Die Entdeckung des öffentlichen Raumes weiterlesen

»Sie komponiert wie ein Mann«

Neuköllner Oper präsentiert »Casting Clara«

Beim Vergleich weiblicher Rollenbilder aus dem 19. Jahrhundert und heute rühmt sich unsere Gesellschaft großer Fortschritte. Undenkbar, dass es damals kein Frauenwahlrecht gab, keine Gleichberechtigung im gesetzlichen Sinne, ganz abgesehen von strikten Erwartungshaltungen an jede Frau, sie habe Haus und Familie zu hüten. Ein Blick in die Vergangenheit sorgt für Kopfschütteln gegenüber einem patriarchalen Geschlechtermodell und wirft Fragen auf, wie sich Frauen damals persönlich entfalten konnten und wo wir heute stehen.

Clara Schumann mal sieben. Foto: Philipp Plum

Die Neuköllner Oper widmet nun Clara Schumann zu ihrem 200. Geburtstag das Stück »Casting Clara«, in welchem anhand des Lebenswegs der Protagonistin die Komplexität jener Fragen beleuchtet wird. »Sie komponiert wie ein Mann« weiterlesen

Geflügelte Neuköllner

Von Bienen, Wespen und Hornissen

Der Neuköllner Tierpark in der Hasenheide ist um eine Attraktion reicher.
Am 24. August eröffnete Bezirksbürgermeister Martin Hikel einen Bienenwagen, in dem das Treiben im Inneren der Bienen-, Wespen- und Hornissenvölker zu beobachten ist. Eine durchsichtige Röhre bietet Einblick in das Herein- und Herauslaufen der Hornissen, ihre Materialtransporte ebenso wie ihre Begrüßungsrituale.

Die Baumeister der Wabentechnik lassen sich bei der Produktion des Honigs beobachten, der in Kürze – kaltgeschleudert – unseren Speiseplan bereichern kann.
Unterstützung hat das Team des Bienenwagens durch derzeit vier engagierte junge Leute, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) leisten. Chiara Radina, die »… auf jeden Fall zum Schutz der Umwelt studieren und arbeiten will …«, drehte mit den Kindern, die zahlreich anwesend waren, eine Bienenwachskerze nach der anderen.
Motten-Manne, der Rüpel der anwesenden »Insekten im Menschenkostüm«, initiierte ein kleines Experiment. Eine Honigbiene wurde aus dem Bienenwagen, der in der Nähe der Minigolfanlage steht, zum Columbia­damm transportiert und dort frei gelassen. Sie benötigte knapp zwei Minuten für diese Strecke von circa einem Kilometer, um wieder in ihren Bienenstock einzufliegen.
Wer sich vor Ort informieren möchte, kann täglich zwischen 9:00 und 19:30 den Bienenwagen besuchen. Es lohnt sich!

bs

Nachruf

Wolfgang Schnell (27.12.1942 – 16.08.2019)

Als Kiez und Kneipe auf der Suche nach geeigneten Redaktionsräumen war, sprach mich Wolfgang darauf an, ob wir nicht Lust hätten, in seinen Räumlichkeiten zu produzieren. Und ob wir Lust hatten. Nach Besichtigung der Räumlichkeiten war der Untermietvertrag schnell unterschrieben. Das war im Oktober 2012. Keiner von uns sollte das je bereuen.

Foto:privat

Es entwickelte sich eine wunderbare Freundschaft. Mit Stolz kann ich sagen, mit ihm einen wirklich außergewöhnlichen Menschen zu meinem engeren Freundeskreis zählen zu dürfen. Im Laufe der Zeit lernte ich viel über diesen Mann, der eines am Besten konnte, nämlich Stadtteile planen. In enger Abstimmung mit Natur- und Denkmalschutz setzte er etliche Bauvorhaben in die Praxis um.
Eine seiner besonderen Fähigkeiten zeigte sich im Umgang mit anderen Menschen. Wie kaum ein anderer konnte er im richtigen Moment mit den richtigen Worten zu den richtigen Menschen sprechen. Nachruf weiterlesen

Fenstergespräche

Blick auf Wohnwagen

KuK: Was beschäftigt Sie hier in der Oderstraße?
Halil: An sich ist alles gut, man kommt gut miteinander aus. In der Oderstraße gibt es mir mittlerweile nur zu viele Campingwägen. Es werden immer mehr, die ganze Straße ist voll damit. Ein paar Leute die campen, damit habe ich kein Problem, aber hier ist das ganze Jahr über alles zugeparkt, und als Anwohner findet man kaum noch einen Platz, das ist manchmal nervig. Außerdem stört mich der permanente Hasch- und Grasgeruch, der von der Straße hier in die Wohnung zieht und schwer wieder rauszubekommen ist.
KuK: Haben Sie in letzter Zeit sonst noch etwas beobachtet im Kiez?
Halil: Nebenan wohnt ein Mann in seinem Auto, einfach auf der Straße. Klar, er hat ein Dach über dem Kopf, aber ich kann nicht zusehen, wie jemand so vor sich hinvegetiert. Der Mann ist krank und braucht Hilfe. Ich möchte ja was tun, aber was? Ihm jeden Tag eine Stulle machen? Wir alle haben unsere Last zu tragen und können nicht immer für alle da sein. Die Stadt müsste sich mehr engagieren. Es muss doch möglich sein, die Grundbedürfnisse aller Menschen hier abzudecken. Der Mann kann ja noch nicht mal duschen. Es braucht mehr Angebote der Stadt, um die Leute von der Straße zu holen, gerade wenn sie psychische Krankheiten haben. Leider werden diese Probleme in der Politik gern vergessen, und manchmal könnte ich resignieren, wenn ich sowas sehe. Aber eins ist klar: Man darf die Hoffnung nicht verlieren –weiterkämpfen, auf die Straße gehen.

me
*Halil, Oderstraße

Des Teufels Zwirn

Zerstörerische Umarmung

Die gemeine Waldrebe ist eine alte Volksarzneipflanze und giftig. Sie gehört zu den Clematis-Pflanzen. Das Gift heißt Proteanemonin. Sie wird auch homöopathisch unter anderem bei Hautausschlägen verwendet. Der Saft der frischen Pflanze reizt die Schleimhäute stark und führt zu Blasenbildung auf der Haut.

Waldrebe Clematis chrysocoma.     Foto: historisch

Im Mittelalter entstellten sich Bettler ihre Haut mit dem Pflanzensaft, um durch ihr Aussehen Mitleid zu erregen und die Spendenfreudigkeit der Bürger zu fördern. Deshalb nannte man die Pflanze damals »Teufelszwirn«. Außerdem: In Österreich werden alte trockene Stängel gerne von Kindern angezündet und als »Lianentschik« (Tschick = Zigarette) geraucht. In der Schweiz ist das gleiche Verhalten auch bekannt als »Niele-rauche«. Des Teufels Zwirn weiterlesen

Basteln mit Rolf

Bällephant

Bleiben wir noch etwas am Ball und auch beim Tier. Es werden wieder zwei ausrangierte Tennisbälle benötigt, dazu zwei kleine Nägel mit flachen Köpfen, eine stabile Schere, vier »Mensch ärgere dich nicht«-Spielsteine, eine feine Ahle, guter Klebstoff oder Heißkleber und wie immer: Lust zum Pfriemeln.
Die vier »Mensch ärgere dich nicht« Spielsteine, möglichst gleicher Farbe, werden zu Füßen des Elefanten. Ein Tennisball wird mit gutem Kleber so auf die vier Spielsteine geklebt, dass der Ball stabil darauf ruhen kann. Aus dem zweiten Ball wird anschließend der Kopf samt Ohren, Rüssel und Stoßzähnen geschnitten. Mit dem Kleber wird der Kopf des Tieres an den Ball geklebt. Mit der Ahle werden zwei Löcher für die Augen gestochen, durch die die Nägel bis in den Ball-Körper durchgesteckt werden. Richtig platziert sind danach die Nagelköpfe die Augen des Tieres. Puristen dürfen gerne noch aus dünnem gelben Garn hinten einen Schwanz ankleben. Fertig, oder »Törööö« würde da wohl Benjamin Blümchen tröten!

Petras Tagebuch

Von Foltern und Reparaturen

Ich bin ins Stolpern gekommen. Während des Sturzes stützte ich mich an der Wand ab und landete sicher auf meinen Beinen.
Mein Handgelenk tat etwas weh, dem schenkte ich aber keine Beachtung. Vielleicht waren ein paar Sehnen gezerrt.
Am nächsten Morgen verrichtete ich die Dinge des Alltags in nahezu gewohnter Form, allerdings unter Schmerzen. Meine erste Handlung war, in meinem Badezimmerschrank nach einem Verband zu suchen, um das Handgelenk zu stabilisieren. Wie immer war ich für solche Fälle nicht ausgestattet.
Also rief ich Felix an. »Kannst du bitte mal nachschauen, ob du einen Verband hast? Ich habe mir am Handgelenk weh getan, es sollte stabilisiert werden.« Felix reagierte trocken: »Ich hab sowas, muss aber noch suchen.« Petras Tagebuch weiterlesen

Saufen und laufen

vom Barhocker auf den Rasen.   Foto: ro

Der Ball bleibt rund beim Kiezkneipenfußballturnier

Das wohl lustigste Fußballturnier auch für Nichtfußballer ist das »Neuköllner Kiez­kneipenfußballturnier«, das am 14. Juli im »Werner-Seelenbinder-Sportpark« stattfand.
Kneipiers und deren Gäste erhoben sich von den Barhockern und widmeten sich der Kunst, das Runde ins Eckige zu bringen.
Insgesamt elf Mannschaften trafen an diesem Tag in den frühen Morgenstunden zwischen elf und zwölf Uhr ein, um sich anzumelden. Der »Bierbaum 1« verblüffte den Pächter des Kioskes gleich mit einer Bestellung von 30 Bieren, die ein Fußballer einhändig und tänzelnd in die Fanmeile balancierte. Saufen und laufen weiterlesen

Transparenz stärkt Demokratie

Jede dritte Anfrage von Berlinern nach geltendem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) wird von den zuständigen Behörden nicht innerhalb der vorgeschriebenen Vier-Wochen-Frist beantwortet beziehungsweise abgelehnt. Im seltenen Ausnahmefall mag es durchaus gute Gründe geben, im Regelfall eher nicht. Gerade bei politisch aktuellen und relevanten Themen führt das zu verspäteter Aufklärung der Bevölkerung, was die Informationsfreiheit ad absurdum führt. Hinzu kommen teilweise horrende Auskunftsgebühren, die weniger wohlhabende Bürger davon ausschließen, ihre Rechte wahrzunehmen.
Für das vorliegende Transparenz-Gesetz Berlin gibt es neun gute Gründe, die auf der Website zu finden sind.
Bemerkenswert für uns alle ist: Die mit Steuermitteln zu erarbeitenden Daten sollen über eine Transparenz-Plattform zu erreichen sein, womit die Verwaltung letztendlich entlastet wird und ihre Digitalisierung in die Pötte kommt.

Beate Storni

Bio verdrängt Bio

Pionierinnen der »Bioase44«

Vorreiter seit 2013.       Foto: pr

Bis zur Katastrophe von Tschernobyl 1986 gab es eine Nische für Reformhäuser. Hier fanden sich Kunden ein, die gesunde Lebensmittel kaufen wollten. Dort erhielten sie nicht nur hochwertige Nahrungsmittel, sondern auch hervorragende Fachberatung. In anderen Läden erhielt der Kunde die Reformhausartikel wie Grünkern, besondere Heiltees, spezielle Säfte und Kindernahrung nicht. Tschernobyl war dann die Geburtsstunde der Bioläden. In diesen Zeiten suchten Mütter verzweifelt nach nicht belasteter Milch und Milchprodukten. Der Markt reagierte: Schnell wurden regionale Lebensmittel, die eine geringe oder gar keine Radioaktivität aufwiesen, von ernährungsbewussten Kunden, insbesondere von Müttern, nachgefragt.
Ein enges Netz von Bio­läden hat sich seither entwickelt. Die Karl-Marx-Straße wurde von dieser Entwicklung jedoch nicht berührt. Zusehends wurde die ehemals sehr schöne Einkaufsstraße zu einer Billigmeile. Bis zu dem Tag im Jahr 2013, als Nadia Massi und Elke Dornbach beschlossen: »Die Zeit ist reif für einen Bio­laden in der Karl-Marx-Straße«. Mit einem Mitgliedschaftssystem der Kunden konnten sie den Start schaffen. Bio verdrängt Bio weiterlesen

Der gläserne Staat

Volksentscheid Transparenz startet durch

Am 3. August startet die Unterschriftensammlung für ein Volksgesetz über öffentliche Transparenz, das bei der Bundestags- und Ab­gordnetenhauswahl 2021 den Bürgern zur Abstimmung vorgelegt werden soll.
Hier der Volksentscheid in einigen Sätzen: »Um Landes- und Bezirkspolitik besser kontrollieren zu können, wollen wir per Volksbegehren ein Transparenzgesetz auf den Weg bringen. Dies zwingt Politik, Verwaltung und landeseigene Unternehmen, wichtige Informationen für alle zugänglich auf einem zentralen Online-Portal zu veröffentlichen.
Darunter fallen sämtliche Verträge, Gutachten, Senats- und Bezirksentscheidungen, die öffentliche Auftragsvergabe, Treffen von Senatsmitgliedern mit Interessenvertretern. Landes- und Bezirkspolitik werden somit transparenter«, erläutert Oliver Wiedmann, Vorsitzender des Vereins »Mehr Demokratie«.
Bereits 33 Organisationen unterstützen das Transparenzbegehren. Auffällig ist derweil: Alle im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien meiden bislang die Stellungnahme zu diesem Volksbegehren. Nichtsdestotrotz beginnt am 3. August die berlinweite Unterschriftensammlung.

th
info@volksentscheid-transparenz.de, Tel. 030 420 823 70
www.volksentscheid-transparenz.de
www.bb.mehr-demokratie.de

Weigandufer: Streit um Sanierungsarbeiten

Wo einst Bäume und Sträucher standen, nun versiegelte Flächen und Steinbänke ihren Platz fanden

Der Streit um die Rodungen durch Sanierungsarbeiten am Weigandufer geht in die nächste Runde. Nachdem über die vergangenen zwei Monate mehr als 300 Anwohner und Anwohnerinnen Beschwerde beim Rathaus Neukölln, dem Straßen- und Grünflächenamt, dem Sanierungsträger »Brandenburger Stadterneuerungsgesellschaft mbH« (BSGmbH) und den Parteien SPD und GRÜNE einreichten, hat das »Beteiligungsgremium Sonnenallee« am 22. Juli durch einstimmigen Beschluss das Bezirksamt aufgefordert, eine Umplanung vorzunehmen.

Beton statt Büsche.    Foto: mr

Während die Verwaltung weiterhin darauf beharrt, die Rodung von Sträuchern sei notwendig, um Barrierefreiheit garantieren zu können und der Verwilderung des Ufers Einhalt zu gebieten, fordern Anwohner eine gezielte Beachtung des Klima- und Artenschutzes und nennen die Sanierungspolitik des Bezirksamtes »unzeitgemäß und rückwärtsgewandt«. Kritik wird außerdem gegenüber der »BSGmbH« geübt, da diese bei ihrer Planung und Umsetzung eine ökologische Baubegleitung versäumt habe. Weigandufer: Streit um Sanierungsarbeiten weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Nr. 178 – Donnerstag, 7. August 1919
Verleihung der Bezeichnung »Frau« an Kriegerbräute. In mehreren deutschen Staaten ist durch Ministerialverfügungen die Möglichkeit geschaffen worden, Bräuten gefallener Kriegsteilnehmer auf Antrag die Bezeichnung »Frau« zu verleihen und ihnen die Annahme des Familiennamens des Verlobten zu gestatten. Voraussetzung hierfür ist, daß die ernstliche Absicht der Verheiratung bestand und die Eheschließung nur wegen des Todes des Verlobten unterblieben ist. Ebenso kann für ein aus dem Verlöbnis hervorgegangenes Kind die Genehmigung zur Führung des väterlichen Familiennamens beantragt werden. An der rechtlichen Stellung der Braut ändert sich durch die Verleihung der Bezeichnung »Frau« und die Führung des Namens des Verlobten nichts; die Braut erlangt hierdurch nicht die rechtliche Stellung einer Ehefrau und erwirbt weder einen Anspruch auf Witwengeld, noch ein gesetzliches Erb­recht gegenüber dem Verlobten. Auch dem Kinde steht mit der Verleihung des väterlichen Familiennamens ein Anspruch auf Waisenrente nicht zu: es kann nur wie jedes uneheliche Kind im Falle des Bedürfnisses eine widerrufliche Zuwendung aus Heeresmitteln erhalten. Auskunft über die Einzelheiten der Antragstellung erteilt die örtliche Fürsorgestelle. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Gute Nachricht für den Körnerpark

Neuköllns schönster Park bekommt neue Bänke

Noch ist der Bänkemangel im Körnerpark den Besuchern ein Dorn im Auge. Entlang der Hauptgrünfläche, zwischen Galerie und Brunnen befinden sich insgesamt 16 Buchten für Sitzflächen, von denen bisher nur noch fünf auch Bänke beinhalten, während in den verbleibenden lediglich Bodenhalterungen von einst dort angebrachten Sitzgelegenheiten prangen.

Bald wieder schöner zum Sitzen. Foto: me

Doch das soll sich nun ändern. Wie Rainer Sodeikat vom Grünflächenamt Neukölln bestätigt, wurden zehn Bänke bestellt. Bereits im vergangenen Jahr versprach Bezirksbürgermeister Martin Hikel die Bestellung neuer Sitzgelegenheiten, wobei sich der Prozess als schwierig herausstellte aufgrund der hohen Kosten jedes Einzelstücks, um den Richtlinien des Denkmalschutzes zu genügen. Gute Nachricht für den Körnerpark weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner