Neue Hilfe für Gewerbe

Mehr Überbrückung in Coronazeit

Die Antragsfrist für die Überbrückungshilfe des Bundes für kleine und mittlere Unternehmen wurde bis zum 30.09.2020 verlängert. Hier können Sie berechnen, ob Sie antragsberechtigt sind: www.ihk-berlin.de/produktmarken/corona/finanzierung-foerderung-corona-4745444#titleInText3
Die Hilfen sind durch Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer zu beantragen. Sollten Sie einen Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer benötigen, der für Sie den Antrag einreicht, hat die Steuerberaterkammer eine Liste von Ansprechpartnern veröffentlicht, die noch Kapazitäten haben: stbk-berlin.de/aktuelles/ Neue Hilfe für Gewerbe weiterlesen

Sportlich, herzlich und kontinuierlich

Immer was los in der Nachbarschaftskneipe »Ilse-Eck«

Auch im Körnerkiez lässt es sich auf verschiedenste Weise treffen und trinken: fein, mediterran, hip, alternativ oder traditionell solide – wie im »Ilse-Eck«. An der Kreuzung Ilse- und Jonasstraße ist diese klassische Eckkneipe ein beliebter Treff für Nachbarn, die sich gern miteinander austauschen und Anregung, Unterhaltung oder einfach nur Entspannung suchen. All das gibt’s hier täglich von früh bis (auch mal sehr) spät.

WILLKOMMENSEIN seit Ewigkeiten.   Foto: hlb

Das bisher hipsterungefährdete »Ilse-Eck« ist seit Jahrzehnten in familiärer Hand. Und familiär ist auch die Stimmung. Die typische Berliner Schnauze gehört hier zum guten Ton. Zu Oldies, Schlagern und anderer Partymucke aus der Jukebox wird hier Billard gespielt, an zwei Dartautomaten die Wirkung des Zielwassers ausgetestet (auch wenn Liga-Spiele diese Saison nicht möglich sind), am Glücksautomaten gedaddelt, gewürfelt oder auch mal Skat gekloppt. Und reichlich geraucht, gebechert und gequatscht. Momentan natürlich alles mit Abstand, aber Tische draußen gibt es für Fans aerosolverdünnter Luft auch. Sportlich, herzlich und kontinuierlich weiterlesen

Zehn Jahre »Pappelreihe«

Leckeres und gemeinwohlorientierte Ökonomie für den Schillerkiez

In bester Kaffeehaus-Tradition eröffnete Tami im September vor genau zehn Jahren die »Pappelreihe« in der Kie­nitzer Straße 109.
Vorher betrieben seine Eltern in diesen Räumlichkeiten ein Zeitungs- und Zigarettengeschäft, das sich nebenbei zum Kieztreffpunkt mauserte, und in dem immer Zeit für einen Klönschnack war. »Wie der Kiez tickt, hab ich damals gelernt«, erzählt Tami, »und wie er begann sich zu verändern auch. Etliche meiner dam­aligen Stammkunden mussten wegziehen, weil sie die ständig steigenden Mieten nicht mehr zahlen konnten. Sie haben die Pappelreihe zu dem lebendigen Kiez-Treffpunkt gemacht, der er glücklicherweise immer noch ist.«

AUF mindestens einen Kaffee in Tamis »Pappelreihe«.   Foto: bs

Inzwischen sind viele der Gäste Studenten, die das Café als erweitertes Arbeitszimmer benutzen, zwei bis drei Jahre in einer Wohngemeinschaft wohnen und dann zurück nach Süddeutschland oder ihre Heimatländer verschwinden. Tami bemängelt, dass sie sich kaum mit dem Kiez identifizieren. Zehn Jahre »Pappelreihe« weiterlesen

»Silent Rixdorf« Garten

Viel Schönes zwischen Grün

Ein kleiner Weg, eine unscheinbare Holztür – ein wenig wie aus dem Roman »Der geheime Garten« – und hinter der Tür verbirgt sich auch wirklich so etwas wie ein verwunschener Garten mitten in Neukölln, mitten in einer Dreieinhalbmillionenstadt.

Karin und Brunhilde.  Foto:Silent Rixdorf

Im Garten selbst ist Karin Zwick schon mal mit einem Huhn auf dem Arm anzutreffen. Karin wohnt direkt nebenan, schon seit 1986 in Neukölln und konnte von ihrem früheren Balkon in das schöne Stück Grün schauen. Sie hat sich »immer gewünscht, da selbst einmal zu sitzen«. Seit 2008 nutzt sie mit ihrer Familie den Garten. Ihn als Ort für Nachbarschaftliches und Kulturelles zu nutzen und zu öffnen war von Anfang an Teil der Idee. Es entstand ein generationsübergreifendes Künstler-, Familien- und Freundeskollektiv, das die Veranstaltungen und Aktivitäten organisiert.

Gemütliches Beisammensein.   Foto:Silent Rixdorf

Unter dem Namen »Silent Rixdorf« finden ganz verschiedene Sachen statt: Workshopnachmittage, Konzerte, Lesungen, Flohmärkte, aber auch übriggebliebenes Essen der Tafel und von »Laib und Seele« kann von den Nachbarn abgeholt und so gerettet werden. Die Infos dazu finden sich auf Facebook. »Silent Rixdorf« Garten weiterlesen

Ein Hoch auf’s leere Schwimmbad

Corona schafft Platz

Wer kennt sie nicht oder hat sie selbst erlebt, die Geschichten ums Co­lumbiabad. Ewig an der Rutsche anstehen, volle Schwimmbecken, volle Wiesen. Doch diesen Sommer ist alles anders. Die Tickets sind begrenzt und müssen im Internet gekauft werden. Es gibt Zeitfenster für den Schwimmbadbesuch. Dafür ist es leer und viel Platz. Die Stimmung ist entspannt. Die Hygieneregeln werden zumeist eingehalten, geschwommen wird hintereinander mit Rechtsverkehr.


Und endlich rutschen diejenigen, die sich sonst nie anstellen würden. Sechzigjährige Paare, junge und ältere Menschen, die allein da sind oder mit Freunden, schwimmen ein paar Bahnen und steigen dann geschwind die Treppe zur Rutsche hinauf, um sich oben abzustoßen und durch die silbernen Kurven getragen zu werden, und alle kommen mit einem Platsch und einem fast schon seligen Lächeln unten an.

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Letzte Show für Dean Reed

»Neuköllner Oper« startet in die Saison mit »Iron Curtain Man«

Was war da los: Ein singender Cowboy landet in der Hauptstadt der DDR und reitet lassoschwingend durch »Ein Kessel Buntes«? Dean Reed, geboren in Denver, Colorado, wollte die Stimme der Unterdrückten sein. In Lateinamerika ein Star, kam er auf Umwegen über Spanien, Italien und die UdSSR in die DDR, wo er in den 70ern den Sozialismus den Hüftschwung lehrte.


Der »Rote Elvis« erlebte hinter dem Eisernen Vorhang eine beispiellose Karriere, er war DER Amerikaner des Ostblocks. Doch mit Glasnost und Perestroika begann sein Stern zu sinken, und auch in seiner Heimat wurde er bei einem Comeback-Versuch verhöhnt. Im Jahr 1986 schließlich nahm sich der Musiker unter bis heute mysteriösen Umständen das Leben.
Wie vielen Musikern und Stars war Dean Reed die große Bühne die eigentliche Heimat. In der Neuköllner Oper wird Dean nach Hause auf die Bühne geholt. In einer fantastischen Totenreise stellt sich der Sänger den Stationen seines Lebens und trifft Weggefährten und Feinde. Wir verfolgen den Weg des Mannes, der von Colorado aufbrach, um den Ostblock zu rocken.
»Nobody knows me back in my hometown«, sang er kurz vor seinem Tod. Jetzt kriegt er seine eigene Hall of Fame.

pm
Spieltermine: 3./5./6./9.-13./15.-20./23.-26./29./30. September – 20:00
Von Fabian Gerhardt/Lars Werner (Text) und Claas Krause/Christopher Verworner (Musik)

100 Jahre Neukölln!

Lebendige Geschichte im Museum

Als am 1. Oktober 1920 das »Groß-Berlin-Gesetz« in Kraft trat und neben Neukölln weitere sechs bisher selbständige Städte, dazu 27 Gutsbezirke und 59 Landgemeinden nach Berlin eingemeindet wurden, entstand mit 3,8 Millionen Einwohnern nach London und New York eine der größten und bevölkerungsreichsten Städte der Welt.
Das Museum Neukölln zeigt aus diesem Anlass mit seiner neuen Ausstellung »Großstadt Neukölln.1920-2020« anhand von acht markanten Schauplätzen wie der Karstadt-Filiale am Hermannplatz, dem Tempelhofer Feld, der Gropiusstadt, dem Guts­hof und der Hufeisensiedlung, wie sich die Stadt in den letzten 100 Jahren verändert hat.

U8-Passagiere museal.Foto: mr

Große Holzregale enthalten bedruckte Würfel, aus denen sich die Besucher wie in einem Puzzle historische oder aktuelle Bilder dieser Orte zusammenstellen können. Touchscreens bieten detaillierte Informationen zur bewegten Geschichte der Orte und ihrer Bewohner. 100 Jahre Neukölln! weiterlesen

Zu Sling und Swing nach Schöneberg

Hüte und Ledermode für besondere Anlässe

Wer auffällige Kleidung für spezielle Anlässe sucht, wird in Schöneberg fündig. Ein Besuch in der Fuggerstraße, Motzstraße und Eisenacher Straße lohnt sich. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die dortigen Bekleidungsgeschäfte Produkte von hervorragender Qualität anbieten.

Schick behütet.   Foto: th

Der »SlingKing« in der Eisenacher Straße gilt als einer der international führenden Anbieter von handgefertigten Lederwaren. Er trägt seinen Namen nicht unverdient. Ein »Sling« ist insbesondere bei Männern, die »BDSM« praktizieren, sehr gefragt. Es handelt sich um eine Art Schaukel, hauptsächlich aus Leder, die mit vier Stahlketten an der Decke befestigt wird. Der passive Mann liegt beim Sexspiel im »Sling« und beide Partner »swingen« regelrecht. Zu Sling und Swing nach Schöneberg weiterlesen

Kiezgespräch

Von Solidarität und einem kalten Bier

KuK: Was bewegt dich in deinem Kiez?
Henning: Die Räumung des Syndikats beschäftigt mich. Ich wohne zwar nicht direkt im Schillerkiez und bin auch kein Stammgast gewesen, aber ich bin fast täglich in der Gegend und beobachte seit Jahren, was hier so passiert. Die Räumung nenne ich mal symp­tomatisch dafür. Ich habe das Gefühl, dass Solidarität immer unwichtiger wird seitens der Politik. Mir ist klar, dass da ein Eigentümer seine Interessen durchgesetzt hat und das irgendwo wohl legitim ist. Was aber absolut nicht legitim ist, ist der Fakt, dass hier nicht nur Kiezkultur stirbt, sondern echte Treffpunkte von Menschen, die darauf angewiesen sind, aus welchen Gründen auch immer. Einige wollen sich vernetzen, andere haben einfach nicht mehr viel, außer diesen Orten, an denen sie aufgefangen werden können. Da spreche ich nicht explizit vom Syndikat, sondern generell von den alten Kneipen, vor allem in den angesagten, hippen Kiezen. Da stirbt die soziale Komponente vor unseren Augen.
KuK: Was findest du besonders schön im Kiez?
Henning: Wie gesagt, ich wohne zwar nicht direkt im Kiez, bin aber hauptsächlich hier unterwegs. Was mir gefällt, ist, dass zumindest Nachbar*innen sich hier solidarisieren, aber mal ganz abseits von Politik bin ich froh, dass der Schillerkiez doch irgendwo immer er selbst bleiben wird. Wenn ich zum Beispiel in der »Molle«, im »Bechereck« oder im »Schillers« sitze, da sieht man, der Kiez lebt noch. Da sitzen die echten Originale und nichts ist aufgesetzt. Ich glaube, das gefällt mir richtig gut. Ein kaltes Bier in einer Kneipe trinken, mit Blick auf die Straße.

me
*Henning, Tempelhofer Feld

Basteln mit Rolf

Das »Unrad« aus Unrat

Ich habe ein Faible fürs Recycling und nutze »Unrat« gern auch zum Basteln. Leider bestehen viele Bioartikelverpackungen weiterhin aus Plastik. Als Plastik gegen dieses Plastik soll das »Unrad« stehen. Es braucht elf gleiche Plastikschälchen, zum Beispiel für Quark. Mein »Rad« steht auf einem Sockel; zum Befestigen darauf reicht Doppelklebeband und natürlich auch noch Lust zum Pfriemeln.
Die Quarkschalen werden, wie auf dem Bild, lose zu einem Kreis zusammen gesteckt. Mein Sockel ist eine Einmalverpackung aus Holz (für Datteln). Es geht aber auch ein Brett, oder ein Stück Well­pappe, oder… Zum Fixieren des Rades werden zwei schmale Streifen Doppelklebeband an die Stellen geklebt, die den Sockel berühren. Fertig ist das »Unrad«.

rr

Grüße von der Tabellenspitze

Der »SV Tasmania« startet erfolgreich in die neue Spielzeit

Es war keine Kulisse, die dem sportlichen Anlass im Neuköllner »Werner-Seelenbinder-Sportpark« gerecht werden konnte: Mitte August startete die NOFV-Oberliga Nord in die Saison 2020/21 – und in Berlin mussten die Spiele im Gegensatz zu den anderen zugehörigen Landesverbänden des Nordostdeutschen Fußball-Verbands ohne Zuschauer ausgetragen werden. Ist gegen Hygienebestimmungen beziehungsweise -auflagen dabei nichts einzuwenden, so bleibt eben die nicht-einheitliche Regelung schwer nachvollziehbar. Wie dem auch sei: Der »SV Tasmania« eröffnete jedenfalls die Spielzeit in seiner während der Corona-Fußballpause in Eigenregie verschönerten Heimstätte ohne Besucher.

In der Klemme: Während der umkämpften Partie beim SC Staaken geriet auch das Spielgerät hin und wieder unter Druck.    Foto: Hagen Nickelé

Mannschaft und Trainer musste die fehlende Unterstützung jedoch egal sein – ein gelungener Start in die Saison ist schließlich das A und O, da zum Ende der Vorbereitung stets Ungewissheit herrscht, wie weit man denn nun tatsächlich ist. Vom Kontrahenten »Hertha 06« aus Charlottenburg war durchgedrungen, dass er längst noch nicht so weit ist mit seiner Kaderplanung. Die Neuköllner hatten jedoch bei den letzten Aufeinandertreffen 2015 und 2019 jeweils fünf Tore kassiert – ein bisschen Respekt war also schon im Spiel. Grüße von der Tabellenspitze weiterlesen

Petras Tagebuch

Lärm in der Stadt

Es ist schon etwa 30 Jahre her als ich in einer Wohnung lebte, die auf der Ecke von Kopfsteinpflasterstraßen lag. Zu jeder Tages- und Nachtzeit fuhren kleinere Autos und Lastwagen durch. Auch durchgeknallte hormongesteuerte Jungautofahrer bewiesen an dieser Ecke, dass Hochgeschwindigkeiten quietschende Reifen hervorrufen. Nicht zu vergessen sind die rivalisierenden Gruppen, die genau an dieser Ecke ihre Kämpfe ausfechten wollten. Das hatte zur Konsequenz, dass in einem Keller eine Taskforce eingerichtet wurde, die aber immerhin ein Jahr brauchte, um die Revierhengste zu vertreiben. Da hatten dann andere Anwohner ihre Probleme.
Im Erdgeschoss des Hauses war ein Restaurant mit Außenbestuhlung. Im Sommer, wenn ich gerne bei geöffnetem Fenster schlafen wollte, konnte ich mich den Gesprächen der Gäste nicht entziehen, allerdings sah es mit dem Schlafen schlecht aus. Und klar, je später es am Abend wurde und umso mehr der Alkoholkonsum stieg, umso lauter wurde es. Keiner der Hausbewohner beschwerte sich. Der Betreiber des Restaurants war sich wohl der Lärmbelästigung bewusst, denn wir bekamen einen ordentlichen Rabatt, wenn wir dort aßen. Petras Tagebuch weiterlesen

Brennende Solidarität

»Hoch die interkiezionale Solidarität.«    Foto: mr

»Raus aus der Defensive – Gegen Räumungen, Abschiebungen & Faschisierung«

Schon am frühen Abend wimmelt es rund um den Herrfurtplatz von Polizisten und Gruppenkraftwagen. Anlass für die Demo am 1. August war die geplante Zwangsräumung der linken Kiez­kneipe »Syndikat« in der Weisestraße, die für den 7. August, 9 Uhr angesetzt ist. Die besetzten Häuser »Rigaer94«, »Liebig34« und das Jugendzentrum »Potze« sowie die »Meuterei« sind ebenfalls von Zwangsräumungen bedroht oder wurden teils schon unter strittigen Umständen geräumt. Unter dem Motto »interkiezionale Solidarität« und »Kiezkultur von Unten erhalten und verteidigen« taten sich diese und andere Projekte zusammen, um gegen Verdrängung zu demonstrieren. Ungefähr 2.000 Menschen nahmen teil. Brennende Solidarität weiterlesen

Die Mörder sind unter uns!

Wie blöd kann man denn noch sein? Wer nicht blind oder taub und auch kein Legastheniker ist, sollte mittlerweile genau wissen, wie eine Mund-Nasen-Maske richtig getragen wird. Ebenso sollte die AHA-Regel allgemein bekannt sein. Und seine Adresse sollte eigentlich jeder kennen und (s.o.) auch aufschreiben können. Wer also den zum Schutz aller aufgestellten Verhaltensregeln nicht nachkommt, kann nichts zur Entschuldigung vorbringen, und ihm/ihr ist eindeutig Vorsatz zu unterstellen.
Auf jeder U- oder S-Bahnfahrt kann man sie sehen: Die Nase frei, oder gleich nur als Kinnschutz! So hilft die Maske nicht! Aber es trifft ja nicht einen selbst, sondern nur die anderen! Und dann noch Feiern bis zum Umfallen, ohne Abstand, aber dafür mit falschen Adressen. Spaß geht über Gesundheit! Das kann nur als niederer Beweggrund erkannt werden. Mit dem Vorsatz sind dann zwei Mordmerkmale erfüllt!

Harald Schauenburg

Schulwahl wird zur Qual

Kampf um die Wunschschule – ein Einzelfall?

Eine wichtige Information ist schon lange in der Berliner Elternschaft angekommen: Die ersten Schuljahre ihrer Sprösslinge sind für den späteren Lernerfolg und die Integration in die Gesellschaft von enormer Wichtigkeit. Das spiegelt sich auch in Zahlen. Laut Tagesspiegel haben Eltern in weit über 10.000 Fällen versucht, für ihre Kinder eine andere Schule zu finden als die vom Bezirksamt zugewiesene. Bei 33.000 Erstklässlern entspricht dies etwa einem Drittel. Diesem Elternwunsch kann nicht immer entsprochen werden.
In Neukölln ist das nicht anders. An einem Beispiel wird erläutert, wie ein Schulwunsch zu einer Odyssee werden kann.
Die Geschichte von Paula* beginnt im Jahr 2017. Die Eltern Sven und Cäcilie entschlossen sich, ihre Tochter in einer freien Alternativschule in Berlin-Neukölln einzuschulen. Im Mai des Jahres sprach Sven bereits mit der Schulleitung und bekundete sein Interesse an der Einschulung seiner Tochter für das Schuljahr 2019/2020. Ihm wurde bekundet, dass er ja richtig früh sei und es deshalb keine Probleme mit dem Wunsch der Eltern geben würde. Präsenz zu zeigen sei immer gut. Schulwahl wird zur Qual weiterlesen

Hausbrand in der Jahnstraße

Überwältigende Solidarität aus Kiez und Stadt

Nach einem Brand am 16. Juli musste das Eckhaus Jahnstraße 2/Buschkrugallee 30 umgehend evakuiert werden. Viele der 120 Bewohnerinnen und Bewohner hatten in der Eile keine Möglichkeit, in ihre Wohnungen zurückzukehren. Das Bezirksamt bat die Neuköllnerinnen und Neuköllner um Nachbarschaftshilfe bei der Vermittlung von Übergangswohnungen und Versorgung mit Kleidung, Kinderspielzeug sowie Artikeln des täglichen Bedarfs – und war überwältigt von der Resonanz. Nach der Verbreitung des Hilfe-Aufrufs standen die Telefone nicht mehr still und E-Mails gingen im Minutentakt ein.

Erdgeschoss bleibt dicht.     Foto: mr

Das Bezirksamt bedankt sich dafür herzlich bei den Berlinerinnen und Berlinern für die zahllosen Angebote und bittet nun, von weiteren Spenden abzusehen.
In einer Pressemitteilung vom 30. Juli verkündete das Bezirksamt, dass das Haus in Kürze wieder bewohnbar sein werde. Die Standfestigkeit konnte durch die Sachverständigen bestätigt werden, die Brandsicherheit jedoch noch nicht. Hierfür sei es zwingend erforderlich, den Brandschutz durch die Errichtung einer
Brandschutzwand wiederherzustellen. An der Wiederherstellung der Bewohnbarkeit werde mit Hochdruck gearbeitet. Hausbrand in der Jahnstraße weiterlesen

Bauen für Kids

Mehr Fläche für Jugendclub

Der Bezirk Neukölln hat sich zum Ziel gesetzt, die Ausstattung des Quartiers mit öffentlichen Einrichtungen der Bildung und Freizeit besonders für Kinder und Jugendliche zu verbessern. Zu den geplanten Maßnahmen gehört der Erweiterungsbau der Freizeiteinrichtung »Blueberry Inn« an der Reuterstraße 10.
Hier entsteht ein neues, größeres Gebäude mit neuen Außenflächen, um dem gestiegenen Bedarf in Zukunft besser entsprechen zu können. Der Jugendclub hat nach Fertigstellung auf zwei Stockwerken etwa das Vierfache der aktuellen Fläche. Baubeginn war der 6. Juli 2020.
Auch der »Käptn-Blaubär-Spielplatz« zwischen Karl-Marx-Straße und der Reuterstraße wird im Rahmen der Maßnahmen umgebaut. Die gesamten Außenflächen des Durchgangswegs werden neu angelegt.
Im Zusammenhang mit der Baustelle wird der Spielplatz sowie der Durchgangsweg bis 2023 gesperrt. Aufgrund der Baustelleneinrichtung ist die Durchführung des Jugendclub-Neubaus und der weiteren Bauten leider nicht anders möglich.
Ausweichstandort für den Spielplatz ist der 400 Meter entfernt gelegene Spielplatz am Boddinplatz. Auch für den Jugendclub wurde hier ein temporärer Standort eingerichtet.

pr
Weitere Informationen erhalten Sie auf den Seiten zum Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße/Sonnenallee unter
www.kms-sonne.de/projekte/blueberry-inn/

Getränke nerven die Glasower Straße

Zu wenig Platz für zu viele Kisten

Was für durstige Menschen sicherlich eine gute Adresse ist, ist für die Nachbarn des »GORA Getränkehandels« eine Last. Es ist Montagmorgen, die Sonne scheint, und die Polizei verlässt gerade den Getränkemarkt. Die Glasower Straße ist von Hause aus so eng, dass kaum zwei Autos aneinander vorbeikommen. In losen Abständen kommen Lastwagen aus Bulgarien, Rumänien und der Türkei, um den Handel mit Einweggetränken zu beliefern. Deutsche Lastwagen liefern dann die Mehrwegflaschen.

Der Lärmpegel ist enorm hoch, für die Nachbarn eine Qual, aber am Tag gestattet. Hinzu kommen Kunden mit ihren Transportern, deren Einkaufslisten abgearbeitet werden wollen. Leider hat der Getränkehandel keinen Firmenhof, auf dem die Waren umgeladen werden könnten. Also finden alle Aktivitäten auf der sowieso schon viel zu engen Straße statt. Gabelstapler, die eigentlich nur für Lagerhallen zugelassen sind, fahren emsig auf dem Bürgersteig und der Straße herum. Fußgänger haben hier keine Chance auf ein risikofreies Vorankommen, ganz zu schweigen, wenn noch eigene Gefährte wie Kinderwagen oder Rollator im Spiel sind. Da hilft es nur, die Straßenseite zu wechseln. Getränke nerven die Glasower Straße weiterlesen

Deutschlandatlas

Unsere Lebensverhältnisse in Karten

Seit Juli ist der aktualisierte Deutschlandatlas als interaktive Website unter www.deutschlandatlas.bund.de abrufbar. Insgesamt 56 Deutschland-Karten bilden die wichtigsten Fakten über das Leben in Deutschland ab und erlauben detaillierte Vergleiche zwischen den Regionen. Die Karten illustrieren räumliche Strukturen und regionale Ungleichgewichte in wichtigen Lebensbereichen der Menschen vor der Corona-Pandemie, von Infrastruktur und Demografie bis hin zu Gesundheitsversorgung und Sicherheit.
Der aktualisierte Deutschlandatlas zeigt für verschiedene Bereiche wiederkehrende Muster: Ost-West, Nord-Süd, Stadt-Land, Zentrum-Peripherie. Die Muster überlagern sich, aber es gibt immer wieder Ausnahmen. Im Gegensatz zu anderen Ländern, wo die Hauptstadtregion die Entwicklung dominiert, hat Deutschland viele Groß- und Mittel- und Kleinstädte, die Strahlkraft für das Umland haben und Motoren der regionalen Entwicklung sind.
Laut den für die Förderung des Projekts zuständigen Bundesministerien soll der Deutschlandatlas eine bessere Politik hinsichtlich gleichwertiger Lebensverhältnisse ermöglichen. Er mache sichtbar, in welchen Regionen noch Handlungsbedarf besteht.

mf

Pop-up-Bike-Lane für die Blaschkoallee

Sicherer mit dem Rad durch Britz

Die Blaschkoallee wird auf der südlichen Fahrbahn zwischen Britzer Damm und Buschkrug­allee mit einem übergangsweisen Radweg versehen. Auf der nördlichen Straßenseite wird eine temporäre Radspur zwischen Riesestraße und Britzer Damm eingerichtet. Insgesamt entsteht so in einem ersten Schritt auf 1.450 Metern eine Pop-up-Bike-Lane.

Demo für Radweg .     Foto: Stefanus Parmann

Bezirksbürgermeister Martin Hikel: »Bislang ist die Blaschkoallee mit dem Fahrrad kaum nutzbar. Das wird nach der nächste Woche anders sein. Die temporäre Bike-Lane schließt eine Lücke für sichere Radinfrastruktur in Britz. Die Blaschkoallee ist eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen in Neukölln. Mit einer besseren Fahrradinfrastruktur wächst so der Bezirk auch näher zusammen.« Pop-up-Bike-Lane für die Blaschkoallee weiterlesen

»HEROES« erhält Förderung

357.000 Euro für Präventionsprojekt

Das Neuköllner Gewaltpräventionsprojekt »HEROES« von »Strohhalm e.V.« erhält finanzielle Unterstützung von Bund und Land zur Fortsetzung seiner wichtigen Integrationsarbeit. Der Verein erhält vom Bundesfamilienministerium eine Projektförderung für eine bundesweite Koordinierungsstelle zur geschlechterreflektierenden Jungenarbeit für das »HEROES« Netzwerk, das die Unterdrückung im Namen der Ehre zum Thema macht. Die Förderung beläuft sich auf 212.000 Euro für drei Jahre ab 2020 bis 2023. Weitere Projektförderungen in Höhe von insgesamt 145.000 Euro erhält »Strohhalm e.V.« aus Landesmitteln, vorwiegend von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.
»Mit Strohhalm e.V. und dem Projekt HEROES können wir für die kommenden Jahre eine bundesweite Koordinierungsstelle für die gewaltpräventive und geschlechterreflektierende Jungenarbeit einrichten«, freut sich Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. »HEROES« erhält Förderung weiterlesen

Mieten im Wandel

Zwischen Markt und Deckel

Immobilien sind eine sichere Investition. Bereits der Boden trägt mit bis zu zwei Dritteln zum Wert bei. Das drückt sich im Kaufpreis und den Mieten für Wohnungen aus. Der »Immo Scout 24« zeigt Zahlen, die auf Angeboten basieren, die ohne Mietendeckel erhoben wurden.
Der durchschnittliche Angebotspreis für Wohnungen zum Kauf lag im ersten Quartal 2020 in Berlin und Umgebung bei 3.898,61 Euro pro Quadratmeter. Er ist somit seit dem zweiten Quartal 2016 um 56 Prozent gestiegen.
In Neukölln liegen die Mietsteigerungen statistisch über denen von Berlin. Der durchschnittliche Angebotspreis für Mietwohnungen lag im ersten Quartal 2020 bei 13,05 Euro pro Quadratmeter. Er ist seit dem zweiten Quartal 2016 um insgesamt 40 Prozent gestiegen. Mieten im Wandel weiterlesen

»Wo Ätnaglut im Gaumen tanzt«

Typisch Sizilianisches auf Neuköllns Märkten

Die süditalienische Leidenschaft für gegrilltes Schaf und Lamm, für frittierte Reisbällchen, saftige Pane und viele Gaumenvergnügen mehr infiziert seit Juni risikolos Besucher der Märkte auf dem Hermannplatz und samstags auf dem Kranoldplatz. »Tipico Siciliano« nennt sich der außergewöhnliche Street-Food-Stand, der mit Stolz ein stadtweit überraschendes Angebot an rustikalen Spezialitäten des wilden Siziliens feilbietet.

Grill im Trubel.     Foto: hlb

Alle Stadtbewohner und -besucher von der Sonne sizilianischer Gastronomie zu überzeugen, ist der Antrieb dreier Männer aus Marsala, die hier täglich begeisternd und ehrgeizig deftige traditionelle Spezialitäten ihrer Heimat zubereiten und servieren – überzeugt, gekonnt und leidenschaftlich. In dieser besonderen Imbissbude mit ihren gut gefüllten Kühl- und Warmauslagen finden sich keine gewöhnlichen Mafiatorten, sondern weichbodige Sfincione, zudem feine Fleischwaren (bis hin zum Pferdebraten) zum Grillen und Burger-Belegen, vielfältige Würstchenspieße oder auch hausgemachtes Süßes für danach oder zwischendurch. »Wo Ätnaglut im Gaumen tanzt« weiterlesen

Karibische Neueröffnung nach Corona

Südliches Flair im Café »Punta Cana« in Britz

Für die Dominikanische Republik besteht weiterhin eine Reisewarnung. Darüber hinwegtrösten könnte das »Punta Cana« in Britz, das in den Räumen des ehemaligen Cafés »natürlich und schön«, gegenüber vom »Vivantes Klinikum Neukölln« kürzlich eröffnete.

glückliche Cafébetreiber.      Foto: rr

Einen Tag vorm hiesigen Lockdown unterschrieben Doreen Schönborn und ihr Partner Jesus Castillo die Übernahmeverträge und durften dann, voller Tatendrang, ihr Café nicht eröffnen. Endlich, am 20. Mai, war Eröffnung. Sie hatten die erzwungene Sperre zum Umbau genutzt, halten vorerst am hier schon etablierten Konzept eines gemütlichen Cafés mit Frühstück fest. Die Umgestaltung ist gelungen und erweitert das Café um einen Raum. Obwohl es beim Interview draußen regnerisch und trübe war, sorgte die neue Einrichtung dennoch für südliches Flair. Karibische Neueröffnung nach Corona weiterlesen

Keramikaze – mehr als Töpfern

Neues Kollektiv für kreatives Arbeiten

Viel los war im Hinterhof der Braunschweiger Straße 82 am 25. und 26. Juli – das neugegründete Kollektiv »Keramikaze« hatte zu einen Keramikfestival geladen. Es war Einladung und Experiment zugleich, das Kollektiv hatte sich ungewöhnliche und lustige Formate rund um das Thema Keramik, Ton und Töpfern ausgedacht.

Ton gut in Form.      Foto: Elisabeth Hammann

Es gab Workshops wie Töpfern aus dem Begriffslostopf, Speeddatingportraits und mehr. Das Wochenende war der Auftakt und Start für Julia, Ulrike, Anna, Anissa, Lisa, Martha und Elisabeth.
Der Name kommt nicht von ungefähr, die sieben lernten sich über die Keramik kennen, leiteten Töpferkurse für Kinder und haben sich in den letzten Monaten beruflich neu orientiert und das gemeinsame Projekt gestartet. Sie haben Kunst, Produktdesign, Goldschmieden, Malerei und Bildhauerei studiert. Ihre ganz unterschiedlichen Fähigkeiten und eine ganz ähnliche Vision brachte die Idee hervor, sich zu einem Kollektiv zusammenzuschließen. Keramikaze – mehr als Töpfern weiterlesen

Zwischen Bestimmung und neuen Visionen

Künstlerinnengespräch mit Maria Kossak im »Hungerkünstler«

Der »Hungerkünstler im Salon Renate« von Käse- und Jazzkneipengröße Georg Weishäupl und Sinnesfreuden-Entdecker Wolfgang Baumeister ist nicht nur heurigenartiges Weinbistro mit Jausenbrettern, Käsespätzle oder Überraschungsküche, sondern auch Kunstvermittlungsort und Galerie. Zu »48*h Neukölln« eröffnete hier die Berliner Künstlerin Maria Kossak ihre Ausstellung »FATE *N VISION 2020« beziehungsweise »Bestimmung–Vision«.

© KOSSAK work- n’ progress studio BERLIN

Sie versponn in Gestalt der Maria Magdalena ihre Haare in der Spindel eines zufällig von der Künstlerin entdeckten und sofort als Inspirationsobjekt geliebten Spinnrads und schlug damit Brücken über die Surrealität, die uns zwischen Kulturgeschichte, Mythologie, realer Zeitenwende, Krise und Zukunft begegnet. Zwischen Bestimmung und neuen Visionen weiterlesen

Historische Grüße aus Neukölln

Eine Zeitreise per Ansichtskarte im Schloss Britz

Vor 100 Jahren entstand aus der Stadt Neukölln und den Gemeinden Britz, Buckow und Rudow ein neuer Bezirk, der zu einem Teil Berlins wurde. Die Sonderausstellung »Neukölln – historische Ansichten« im Schloss Britz vermittelt bis zum 20. September anhand großformatig aufgezogener historischer Postkarten einen Eindruck davon, wie es zu dieser Zeit im Bezirk aussah.

Die Richardstraße vor 100 Jahren.     Foto: mr

Die Karten, die überwiegend vor der Eingemeindung aufgenommen wurden, zeigen eine aufstrebende Großstadt mit Industrie, gründerzeitlichen Straßenzügen und idyllischen Ecken wie dem Körnerpark und dem Reuterplatz. Historische Grüße aus Neukölln weiterlesen

Fragile Zeiten im Körnerpark

Das zerbrechliche Verhältnis von Mensch und Natur

Die neue Ausstellung »Fragile Times« in der Galerie im Körnerpark beschäftigt sich mit dem zerbrechlichen, äußerst instabilen Verhältnis zwischen Mensch und Natur und fragt danach, wie Kunst einen Raum schaffen kann, in dem diese Beziehung auf neue Weise definiert wird. Dabei betrachten die beteiligten Künstler das Verhältnis zwischen Mensch und Natur mit ungewöhnlichen Mitteln.

Kokuspamenskulpturr.   Foto:mr

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht »Totem habitat«, eine lebende Skulptur aus Kokospalmen. Kokospalmen sind der Inbegriff tropischer Gewächse. Sie können aber auch große Mengen an Radioaktivität aus dem Boden aufnehmen und werden dadurch ungenießbar. So macht diese Arbeit darauf aufmerksam, wie Urangewinnung und Atomtests zur Zerstörung indigener Reservate und Kulturen beiträgt. Fragile Zeiten im Körnerpark weiterlesen

Zweite Jazzwoche in Berliner Klubs

»Peppi Guggenheim« vertritt Neukölln

Die heutige Berliner Jazzszene ist vielfältig und bunt. Von Dixieland bis Avantgarde sind alle Stilrichtungen vertreten. Allerdings fehlt manchmal das Publikum. Die großen Festivals wie das »Jazzfest Berlin« sind meistens ausverkauft, doch die vielen Klubs, ohne deren Engagement sich die Szene gar nicht ihren illustren Ruf erworben hätte, sind selten wirklich voll.

Trialogues.       Foto: Christian Ender

Um auf Jazz in den Klubs aufmerksam zu machen, hatte die »IG Jazz« letztes Jahr die Idee, einmal jährlich die »Jazzwoche Berlin« zu veranstalten. Damit soll auch die hauptstädtische Presse angesprochen werden, die das Geschehen in den Klubs so gut wie ignoriert. In diesem Jahr findet die zweite Auflage der Jazzwoche statt. Corona-bedingt beteiligen sich weniger Klubs an dem Event, da nicht überall die Abstandsregeln eingehalten können. Zweite Jazzwoche in Berliner Klubs weiterlesen

Liberalität seit 50 Jahren

Der Retro-Sexshop in der Karl-Marx-Straße

Es verschlägt mir glatt die Sprache. Unbeschreiblich ist dieser Sexshop, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Die Tür steht halb offen. Der erste Blick fällt auf den sympathischen Inhaber, der alles andere als von gestern ist. Die Zeitschriften in der Auslage wirken dennoch so, dokumentieren dabei zurückliegende Zeiten, zeugen von vergangenem Flair, als Sexshops noch fragwürdige Exotik waren, in die man nur verstohlen den Zugang suchte.

Heiße Höschen und schicke Schuhe.      Foto:th

Der Inhaber empfängt mich maskiert, zeitgemäß per Taschentuchvermummung. Eigentlich will er kein Interview geben, Kiez und Kneipe ist ihm allerdings geläufig, er kommt gleich zum Kern. Der Sexshop öffnete am ersten Oktober 1971. Sexkino gab es bis 2001. Inzwischen werden DVDs verkauft. Da die Filme auch im Internet erhältlich sind, sinkt die Nachfrage nach Toys und Pornos im Shopangebot. William, so nennt sich der Inhaber des Erotikshops im Interview, bespielt den Laden dennoch weiter. Liberalität seit 50 Jahren weiterlesen

Kiezgespräch

Die große Freiheit auf dem Feld

KuK: Was bewegt dich in deinem Kiez?
Claudia: Zur Zeit bin ich froh, endlich wieder meine Lieblingsaktivität machen zu können, und zwar Tanzen. Normalerweise mache ich das in Tanzclubs mit meinem Partner, aber die haben im Moment alle geschlossen. Ich habe von Freundinnen gehört, dass es hier auf dem Tempelhofer Feld tolle Flächen gibt, auf denen man tanzen kann, also habe ich das vor ein paar Wochen einfach ausprobiert. Mir war gar nicht bewusst, dass die Leute hier so viele verschiedene Sportarten machen und den Platz frei zur Entfaltung nutzen. Abstände einhalten ist hier gar kein Problem, die meisten achten auch aufeinander. Natürlich finde ich es trotzdem schade, dass meine Tanzlokale und -hallen erstmal auf unbestimmte Zeit geschlossen sind. Tanzen ist eben ein Sport, bei dem man engen Kontakt hat, dabei werden zum Beispiel Partner gewechselt. Ich glaube kaum, dass ich dieses oder sogar nächstes Jahr an meinen Lieblingsorten tanzen kann. Kiezgespräch weiterlesen

Basteln mit Rolf

Knorkiger Untersetzer

Anlässlich meines Corona-Pandemie-Lock­downs sammelten sich einige Weinkorken mehr an. Ihre Rücknahme zum Recyceln stellen leider immer mehr Läden ein, und zum Wegwerfen sind sie eigentlich zu schade. Daher entstand mal eben ein nahezu quadratischer Untersetzer. Er besteht aus 18 ungefähr gleichlangen Korken, die nur mit Kleber verbunden sind. Benötigt wird eine Heißklebepistole und natürlich Lust zum Pfriemeln.
Zuerst werden immer zwei Korken an ihrer Längsseite zusammengeklebt. Wir brauchen neun Paare. Die werden anschließend versetzt, wie auf dem Foto zu sehen ist, miteinander verklebt. Natürlich steht jedem frei, die Anordnung der Korken selbst zu bestimmen.

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»Stell dir vor, es ist Neukölln-Derby…«

Geisterspiele noch bis 21. August

Berliner Senat und Fußballverband bilden bundesweit die Nachhut bezüglich der Zulassung von Publikum bei unterklassigem Fußball – der aktuelle »Kompromiss« hätte unschöne Folgen unter anderem für den »SV Tasmania«.

… Und keiner guckt zu.    Foto: Hagen Nickelé

Das Interesse war groß am Neuköllner Derby – Ende Juli trafen der »SV Tasmania« und der »TSV Rudow« in einem Testspiel aufeinander. Doch am Ende blieben die Ränge leer. Streng genommen durfte man natürlich schon froh sein, dass der Ball angesichts der Coronavirus­pandemie überhaupt wieder rollt und der Startschuss in die neue Saison in den Spielklassen ab der Regionalliga abwärts im August wohl stattfinden kann. Schade um das Derby ohne Besucher war es aber schon – und auch ein wenig fragwürdig, weil Berlin als letzter Fußballverband in Deutschland dieser Regelung unterliegt. »Stell dir vor, es ist Neukölln-Derby…« weiterlesen

Petras Tagebuch

Zwei Tanten namens Käthe

Eine von uns zwei Frauen erwähnte den Namen Tante Käthe. Das war bei einem der zufälligen Treffen, die ich so liebe. Birgit und ich sind im gleichen Alter, das heißt, unser Erlebnishorizont ist ähnlich.
Eine Tante Käthe hat uns beide begleitet und einen starken Eindruck bei uns hinterlassen. Birgits Tante Käthe kaufte ihr einmal im Jahr eine »Levi‘s«. Das tat sie bis ins hohe Alter. Die Vorstellung, wie die hochbetagte Dame in einem Jeansgeschäft eine Jeans kaufte, erheiterte uns sehr. Birgit lebte damals in Ostberlin, ihre Tante Käthe in Westberlin in der Neuköllner Donaustraße. Diese Tante Käthe muss eine sehr selbstbewusste Frau mit Prinzipien gewesen sein. Als Birgit die erste eigene Wohnung bezog und mit Alternativmöbeln ausstattete, besichtigte Tante Käthe die Räumlichkeit. Ihre erste Frage war: »Und wann kommen die Möbel, mein Kind?«
Meine Tante Käthe war die Freundin meiner Mutter. Sie war schwerhörig und hatte ihr Leben so eingerichtet, dass sie wenig mit Menschen reden musste. Mit mir aber tat sie es. Sie konnte alles von den Lippen ablesen, und manchmal vergaß ich ihre Schwerhörigkeit.
Tante Käthe spielte unheimlich gern »Mühle«. Wir haben so oft ge­spielt, dass ich, wenn ich den ersten Stein hatte, immer gewann. Außerdem hatte sie eine Strickmaschine. Während ich alle Stricksachen von meiner Mutter ablehnte, weil sie kratzen, liebte ich die Röcke, Jacken und Pullover, die ich von der Tante erhielt. Und ich lernte, mit der Strickmaschine zu stricken. Für mich war das faszinierend, weil die Kleidungsstücke so schnell fertig waren.
Unsere Tanten Käthe waren beeindruckende Frauen, die sich nicht unterkriegen ließen.

BVV kämpft um Karstadt

Gehen hier bald die Lichter aus?     Foto: mr

Dutzende Arbeitsplätze in Gefahr

René Benko, der Eigentümer von » Galeria Karstadt Kaufhof« will deutschlandweit 62 Filialen schließen, sechs davon in Berlin. Eine davon ist das Kaufhaus in den »Gropius Passagen«. Mit einer Entschließung hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in ihrer Sitzung am 24. Juni den Regierenden Bürgermeister von Berlin, die Wirtschaftssenatorin und den Bezirksbürgermeister von Neukölln aufgefordert, »intensive Gespräche mit Karstadt-Kaufhof, den Interessenvertretungen der Arbeitnehmer sowie der Arbeitsagentur Süd und den Gropius Passagen zu führen, um gemeinsam ein Konzept für den Weiterbestand des Kaufhauses zu entwickeln.
Außerdem wollte Michael Morsbach (SPD) in einer mündlichen Anfrage wissen, in welche Aktivitäten zum Erhalt von Karstadt-Warenhäusern oder der Perspektiventwicklung für arbeitslos werdende Beschäftigte das Bezirks­amt eingebunden sei. BVV kämpft um Karstadt weiterlesen

Saubere Schulen

Verlässliche Teams von Reinigungskräften gehören fest an die Schulen. So kennen sie nach kurzer Zeit nicht nur die Abläufe und besonderen Gegebenheiten vor Ort, sondern auch die Schüler, die es mit der Sauberkeit und Müllentsorgung nicht so genau nehmen. Der Hygiene der Bildungstempel ist dies auch zuträglich, besonders im Hinblick auf Corona.
Dank des erfolgreichen Neuköllner Bürgerbegehrens »Schule in Not« ist unser Bezirk der erste in Berlin, der zukünftig an vorerst 30 öffentlichen Schulen wieder feste Mitarbeiter für die Sauberkeit einstellen wird. In Folge sollten nicht nur neue Stellen geschaffen werden, sondern auch Ausbildungsplätze. Wünschenswert ist, dass dies auf alle 60 Schulen ausgedehnt werden kann. Der nächste Schritt sollte dann sein, für jede Schule wieder einen Hausmeister einzustellen.

Beate Storni

Unteilbar im Widerstand

Demonstrieren in Zeiten von Corona

Nachdem die erste Welle der Corona-Pandemie überstanden ist und Berlin sich auf eine mögliche zweite Runde einstellt, bleibt neben vielen anderen Fragen die nach dem »Wie« von Demonstrationen.

Demo im Coronamodus.     Foto: mr

Berlin ist eine politische Stadt und Präsenzveranstaltungen als Ausdruck politischer Partizipation sind hier immens wichtig. Wie kann also demonstriert werden unter Beachtung aller Auflagen?
Die »Black Lives Matter«-Demonstration vom 6. Juni am Alexanderplatz ist sowohl Hobby- als auch professionellen Virologen ein Dorn im Auge. Zurecht, bezogen auf die Ansteckungsgefahr während sogenannter »Super-Spreading-Events«. Die Veranstalter hatten noch vor der Demo darum gebeten, Mundschutz zu tragen und Desinfektionsmittel mitzuführen. Viele hielten sich zwar an ersteres, allerdings gab es keine Möglichkeit, die geltenden Abstandsregeln einzuhalten. Aerosole hatten an diesem Tag leichtes Spiel.
Acht Tage später – ein völlig anderes Bild: Die #Unteilbar-Demo vom Brandenburger Tor bis über den Hermannplatz hinaus. Laut Veranstaltern waren 20.000 Menschen gekommen, 5.000 mehr als zur »Black Lives Matter«-Demo eine Woche zuvor. Das Konzept funktionierte. Unteilbar im Widerstand weiterlesen

Vorfahrt für die Straßenbahn

Nahverkehrskonzept der Neuköllner Linken sieht dichtes Liniennetz vor

»Unsere E-Mobilität heißt Straßenbahn.« Unter dieser Überschrift stellte Ludwig Lindner bereits am 8. Oktober 2019 das Nahverkehrskonzept der Neuköllner Linken vor. Es sieht einen starken Ausbau des Straßenbahnnetzes und die Verlängerung der U-Bahnlinie U8 vor. Der Autoverkehr soll weiter reduziert und die Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger erhöht werden. Der Vorschlag lehnt sich an die Planungen der rot-rot-grünen Koalition an, die bereits den Ausbau zweier Straßenbahnlinien nach und durch Neukölln und die Verbesserung des Radwegenetzes vorsehen. Dazu hat die Neuköllner Linke detaillierte und erweiternde Möglichkeiten entworfen. Es soll ein dichtes Netz von U-Bahn- und Straßenbahnlinien entstehen.

Straßenbahn am Alex.Foto: mr

Demnach würde die U8 von der Hermannstraße in Richtung Britz verlängert werden, mindestens bis zur Gutschmidtstraße. Die Verlängerung der U7 nach Schönefeld wird hinterfragt, da bereits eine S-Bahnverbindung bestehe.
Umfangreicher soll sich der Ausbau des Straßenbahnnetzes gestalten. Die Verlängerung der M10 von der Warschauer Straße zum Hermannplatz ist bereits vom Senat festgelegt. Die M10 soll dem linken Konzept nach künftig auch über den Platz der Luftbrücke möglichst bis zur Julius-Leber-Brücke geführt werden. Vorfahrt für die Straßenbahn weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner