Bundesweite Bewegung für staatliches Gesundheitswesen

Streik für Pflegeschlüssel bei Vivantes war ein erster Erfolg

Mia arbeitet als Krankenpflegerin in der Psychia­trie, bis vor Kurzem im Krankenhaus Neukölln. Sie ist Mitglied in der Gewerkschaft Verdi. So bereitete sie die erfolgreichen Streiks im Pflegebereich bei Vivantes in diesem Sommer mit anderen Kollegen und Kolleginnen vor.

»Wir sind zufrieden mit den erzielten Pflegeschlüsseln für die Stationen, da ist ein beispielhafter Anfang gemacht. Außerdem ist es uns gelungen, für das Küchen- und Reinigungspersonal einen Tarifvertrag durchzusetzen. Diese Kolleginnen und Kollegen sind bei ausgegliederten Tochterunternehmen beschäftigt. Sie verdienen immer noch weniger als die Leute, die direkt bei Vivantes angestellt sind, haben aber mehr Sicherheit, da sie nun voll an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes angegliedert sind.« Bundesweite Bewegung für staatliches Gesundheitswesen weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Dienstag, 2.12.1921
Rasieren zwei Mark. Infolge der dauernd steigenden Preise auf allen Gebieten und der auch dadurch hervorgerufenen Lohnforderungen der Gehilfen sehen sich die Friseure von Groß=Berlin gezwungen, ihre Preise für die Bedienungen bis zu 40 Prozent zu erhöhen. Der Mindestpreis für Rasieren beträgt jetzt 2 Mark, für Haarschneiden 6 Mark. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Lass den Esel von der Kette

»Club del Burro« hat feinen neuen Ableger im Schillerkiez

Was passiert, wenn sich ein Esel und ein Affe aus der Großstadt zusammentun? Im Falle der beiden Herren mit den Spitznamen Burro und Mono entstand daraus 2018 der »Club del Burro«, ein Imbissrestaurant auf der Gastromeile der Herrfurthstraße, das für prall gefüllte Burritos, Tacos und Quesadillas bekannt ist. Neben den mexikanischen Klassikern in lebhaft buntem Ambiente ziehen auch vegetarische Näpfe (aka Bowls) und der berüchtigte »Margarita Monday« mit seinen kühlen gezapften Tequila-Cocktails ein junges internationales Publikum an.

ESELEI.    Foto: hlb

Nach dem Burger-Ableger »NKLN ZOO« auf der anderen Straßenseite hat der Esels-club nun noch ein weiteres Domizil im Schillerkiez eröffnet und in der Allerstraße sozusagen eine feine Schwester bekommen. Im »Burro Unchained« geht es weniger gewalttätig zu als im Quentin-Tarantino-Film »Django Unchained«, aber die Einrichtung mit ihren wild zuplakatierten beziehungsweise knallbunt und kunstvoll bemalten Wänden hat schon das Zeug zur Filmkulisse. Schon das rosarote »MEZCAL«-Neonschild und der Schriftzug »Do or Dine« über und neben der Eingangstür machen klar: Hier geht es um handfestes Abendessen mit alkoholischer Begleitung. Lass den Esel von der Kette weiterlesen

Gute Nacht, »Lange Nacht«?

Eine Institution wird vertrieben

Als Stefan Lange im Jahr 2005 die »Lange Nacht« eröffnete, schuf er in kürzester Zeit eine Institution im Neuköllner Kneipenleben. Jedes Fußballspiel wurde geschaut, Tatort-Abende zelebriert, Musikveranstaltungen abgefeiert. Die nähere und weitere Nachbarschaft lief zusammmen, selbst Fans unterschiedlicher Fußballclubs gingen fair und aggressionsfrei miteinander um.

Lange war`s so schön hier.    Foto: mr

Stefan kannte die meisten der Gäste schon seit einigen Jahren, da er viele Jahre davor die Geschäftsführung für den Vorbesitzer innehatte.
Dann zogen die ersten Gäste seiner Stammkundschaft weg, sie konnten die Mieten nicht mehr zahlen, die »Hipsterisierung« begann, wie Stefan es nennt. Die Gentrifizierung zog mit rasender Geschwindigkeit durch den Schillerkiez. Vor zweieinhalb Jahren bekam auch er eine saftige Mieterhöhung. Die Adler-Group, der das Haus in der Weisestraße 8 inzwischen gehört und die mit dem Slogan »mehr Zukunft pro m²« wirbt, begann die Gegenwart pro Quadratmeter zu zerstören. Gute Nacht, »Lange Nacht«? weiterlesen

Grünkohl trifft Punsch und Handwerk

Wochenmarkt DIE DICKE LINDA wird weihnachtlich

Die Weihnachtsedition der DICKEN LINDA, sie weckt am Samstag, den 11. Dezember von 10 bis 18 Uhr Vorfreude aufs Fest. Wenn es nach Wildgulasch mit Preiselbeer-Sauce schnuppert, der Punschtopf dampft und der Waffelduft in die Nase steigt, dann ist es wieder soweit: Es weihnachtet auf dem Neuköllner Kranoldplatz.

Markt im weihnachtlichen Glanz.   Foto: pm

Wer am dritten Adventssamstag hierher kommt, wird von mehr als 30 geschmückten Ständen empfangen. Darunter auch Künstler und Handwerker aus Berlin und Brandenburg mit ihren Unikaten: Weiche Schafsfelle, besondere Weihnachtskarten, handgefertigte Schmuckstücke, upgecycelte Lampen, Neuköllner Keramik – es gibt vieles zu entdecken.
»Beschaulich ist es hier im Kiez rund um den Kranoldplatz. Und wenn dann noch die Stände weihnachtlich funkeln, glaubt man gar nicht, im trubeligen Neukölln zu sein«, gerät Nikolaus Fink ins Schwärmen. Der Inhaber von »diemarktplaner« organisiert den Weihnachtsmarkt und bringt vor allem kleine Produzenten aus Berlin und Brandenburg auf diese besondere Ausgabe der DICKEN LINDA. Grünkohl trifft Punsch und Handwerk weiterlesen

Dämonen im Kunstverein

100 japanische Geister gehen auf Nachtparade

Für ihre Ausstellung im Kunstverein Neukölln greifen Frauke Boggasch und Ayumi Rahn auf die legendären Darstellungen der einhundert Geister und Dämonen zurück, die in unterschiedlichsten Varianten seit Jahrhunderten in Japan existieren.


Die Mythologie der sogenannten Yōkai spielt bis heute in der traditionellen wie populären Kultur Japans eine große Rolle. In einer animistisch gedachten Welt ließen sich Yōkai wohl am ehesten als Verkörperungen des Unaussprechlichen begreifen. Sie können als böswillige Unheilstifter auftreten, als furchterregende Erscheinungen und strafende Dämonen, aber auch als wohlwollende Kreaturen. Als übernatürliche Wesen rufen sie ins Bewusstsein, wie sensibel und verletzlich das Gleichgewicht ist zwischen Mensch und Natur und zwischen dem Menschen und seinen Mitmenschen. Yōkai sind ebenso Ereignis, Existenz und Form. Sie stecken hinter seltsamen Vorfällen, unheimlichen Begegnungen und können unvermittelt in jeder Situation auftauchen. Dämonen im Kunstverein weiterlesen

Fahren ohne Ticket

In den Zwischenräumen der Sprache

»Das Gefühl, in einem fremden Land zu sein, ist wie Fahren ohne Ticket. Es ist ein Gefühl des Nicht-Dazugehörens.« Inspiriert von dieser Metapher, die den Blick auf das Wechselspiel zwischen Sprache und Zugehörigkeit vermittelt, präsentiert die Ausstellung eine Reihe von Strategien und Methoden, mit denen Künstler sich mit den unterschiedlichen Aspekten von Sprache auseinandersetzen. Es geht dabei um die Aneignung von Sprache ebenso wie um Sprache als Machtinstrument und als Instrument sozialer Kontrolle. Ein Thema ist in diesem Zusammenhang die Aneignung von Kulturgütern während der Kolonialzeit.
Eine Bildinstallation wiederum zeigt die nonverbale Kommunikation zwischen Frauen.

mr
bis 16. März
Galerie im Körnerpark, Schierker Str. 8

Rosa Luxemburg in Berlin

Ein biografischer Stadtführer

Unter diesem Titel hat Claudia von Gélieu einen bemerkenswerten Stadtführer vorgelegt, veröffentlicht bei »Dietz Berlin«. Das 138 Seiten umfassende Werk wurde im handlichen Taschenformat gedruckt, enthält eine Übersichtskarte, einen Audioguide und mehr als 120 Abbildungen sowie einen Lebenslauf und eine Bibliografie. In 40 Kapiteln werden die Stationen vorgestellt, in denen Rosa Luxemburg lebte und wirkte. Es entsteht eine umfangreiche Schilderung des Schaffens dieser starken Frau, auch ihrer Liebesbeziehungen.
Claudia von Gélieu schildert die Stationen in 40 chronologischen Kapiteln, die je mindestens zwei Seiten umfassen. Rosa Luxemburg in Berlin weiterlesen

Deutsche Digitale Bibliothek bündelt Wissen

Auch Zeitungen aus mehreren Jahrhunderten jetzt online verfügbar

Wer auf die Homepage der Deutschen Digitalen Bibliothek DDB tappt, wird mit dem Hinweis empfangen, dass er/sie/es sich über 39.216.028 Objekte aus Kultur und Wissenschaft informieren kann.
Dies ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit, genauer seit 2012, als die erste Betaversion ins Netz gestellt wurde. Ende 2014 war die erste Vollversion startklar. Seitdem schafft sie über das Internet kostenfreien Zugang zu den digitalen Angeboten deutscher Bibliotheken, Archive, Mediatheken, Museen, Denkmalpflegeeinrichtungen und Forschungsinstitutionen, indem sie diese vernetzt. Über ein zentrales Portal sind so Millionen von Archivalien, Büchern, Bildern, Skulpturen, Filmen, Musikstücken und anderen Tondokumenten zu finden. So ist das kulturelle und wissenschaftliche Erbe Deutschlands in gebündelter Form zugänglich. Deutsche Digitale Bibliothek bündelt Wissen weiterlesen

Vom Flughafen in die Welt des Films

Pop-up-Kinoreihe im Flughafen Tempelhof

Die Haupthalle des alten Flughafens Tempelhof ist auf ihre Weise schon beeindruckend und wirkt wie ein Kulisse. In diese geschichtsträchtige Kulisse wird bis Ende Dezember eine zweite Kulisse gesetzt – die des Films.

Kino THF.               Foto: Verena Eidel

Das Programmkino der »Neuen Kammerspiele« aus Kleinmachnow bringt mit dem »thf cinema« das Kino in den Flughafen.
Am 25. November startete die Reihe mit dem Filmklassiker »Außer Atem« von Jean-Luc Godard. Jeweils von Donnerstag bis Sonntag wird ein handverlesenes und vielfältiges Programm für Menschen jeden Alters gezeigt. Der Fokus liegt auf Klassikern, aber auch Höhepunkte dieses Kinojahres sind zu sehen. Jede Woche steht dabei unter einem eigenen, vereinenden Thema, das spielerisch Bezüge zur Gegenwart andeutet. Vom Flughafen in die Welt des Films weiterlesen

Ein Abschied mit Gesang

Nachruf Birgit Rettner

Sie fehlt mir. Ich komme bei Edeka raus – und sehe sie vor mir, wie sie ihr kleines rotes E-Bike schiebt. Oder am Samstag auf dem Schillermarkt.
Birgit und die Musik, hier besonders der Gesang. Sie sang oder summte vor sich hin, wo auch immer sie war.
Bis zuletzt hat sie in den Räumen von Kiez und Kneipe als Psychologin mit Menschen in Krisensituationen gearbeitet. Zusätzlich hat sie ehrenamtlich Telefondienst fürs Silbernetz gemacht.
Am 31. Oktober 2021 fand in der Genezarethkirche eine Abschiedsfeier zum Gedenken an Birgit Rettner statt. Alle, die sie über Jahre kannten und geschätzt hatten, nahmen an dieser Feier teil.
Birgit war nacheinander Mitglied in zwei verschiedenen Chören.
Lange war sie beim Köpenicker Chor »Sing, Sing« und später bei der ökumenischen Seniorenkantorei Berlin. Beide haben während der Feier für Birgit gesungen.
Die Rede hielt eine Nichte von Birgit, die über Birgits Leben und ihre Familie erzählte. Zum Ende der Feier sangen wir alle gemeinsam (mit Mundschutz) Lieder, die Birgit geschätzt hat.
Birgit hätte es genossen dabei zu sein.

emp

Zuversicht statt Krise

In zehn Schritten zu mehr Gelassenheit

Nach fast zwei Jahren Leben mit der Pandemie ist das »Hier und Jetzt« herausfordernder denn je: Es fällt vielen von uns schwer, zuversichtlich zu bleiben. Unsicherheiten und Ängstlichkeiten entstehen, und unsere Gesellschaft polarisiert sich mehr und mehr. Häufig werden aus Freunden Gegner, Familien zerstreiten sich.


Die Bedürfnisse nach Freiheit, Selbstbestimmtheit und klarer Orientierung einerseits und Zugehörigkeit und Verbundenheit andererseits bleiben unerfüllt. Der Wunsch, wieder ein »normales« Leben zu leben, wird stärker, und gleichzeitig lernen wir einen Strudel aus Hilflosigkeit und Zukunftsangst kennen. Zuversicht statt Krise weiterlesen

Basteln mit Rolf

Rühriger Weihnachtsstern

Schnell, einfach und edel ist der hölzerne Schmuckstern, den ich in diesem Jahr als Weihnachtsbaum- oder Fensterdekoration vorschlage. Gebraucht werden vier Rührstäbchen aus Holz, die es oft dort gibt, wo auch Coffee to go verkauft wird, etwas Klebstoff, wahlweise ein dünner Holzbohrer (Durchmesser zwei Millimeter), ein dünner (Schmuck-)Faden oder auch dünner Draht und, wie immer, Lust zum Pfriemeln.
Mit dem Bohrer wird mittig aber endständig ein Loch in ein Stäbchen gebohrt. Das sollte unbedingt vor dem finalen Zusammenkleben erfolgen, damit, im Falle eines Zersplitterns, nicht alle Stäbchen verloren sind. Dann werden die Hölzchen, so wie es auf dem Foto zu sehen ist, mittig übereinander- gelegt zu einem Stern geklebt. Wer sich das Lochbohren ersparen will, kann den Hänger auch nur ankleben. Damit wäre der Stern schon fertig.
Jedem, der es jedoch üppiger oder mit Glitter mag, steht es natürlich frei, den Stern zusätzlich noch zu verhübschen. Wir von K&K wünschen allen ohne Corona ein gesundes Fest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2022.

Für Hilfe Mail an: rolf@kuk-nk.de
rr

Eddas Erlebnisse

Der Winter kommt

Ich hatte etwas verloren. Etwas, was mich durch die kalte Jahreszeit begleitet. Mein kleines Alu-Sitzkissen. Jetzt, wo es kalt ist und sowieso draußensitzen angesagt ist, fehlt es mir.

Als ich das so in der Nachbarschaft erzählte, fiel meinen Bekannten ganz schnell ein, was ihnen noch so für den Winter fehlt. Da kam einiges zusammen: ein Schal, Stulpen, warme Socken, warme Hausschuhe und zuletzt warme Unterwäsche. Bevor die Einkaufsliste unübersichtllich voll wurde, hüllte ich mich in Schweigen und begann zu suchen. Eddas Erlebnisse weiterlesen

Zweites Schäfchenzählen

Selektives futtern.         Foto: mr

Die wolligen Rasenmäher vom Tempelhofer Feld

Als Niels Rickert, Mitbegründer der Allmende-Gärten, 2018 das erste »Schäfchen zählen« auf dem Tempelhofer Feld initiiert hatte, war das auch der Start der erneuten Beweidung für diese Fläche. Bis 1992 war das Feld ohnehin ganzjährig beweidet.
Achtzig Skudden-Schafe leben seit 2019 das ganze Jahr auf dem Feld und futtern die Wiesen kurz. Im Sommer sind sie in unterschiedlichen Bereichen anzutreffen, den Winter verbringen sie in eigens dafür hergerichteten Zelten in der »Alten Gärtnerei« am Südrand des Feldes.
Dies ist ein wissenschaftlich angelegtes Projekt über fünf Jahre, das zeigen soll, wie sich die Beweidung auf Flora und Fauna auswirkt. Da Schafe beileibe nicht alles futtern, sondern selektiv mampfen, bleibt genug Grünes für Vögel und Insekten stehen. Das kommt auch den bodenbrütenden Feldlerchen zugute, deren Anzahl sich seit Beginn der Beweidung deutlich erhöhte. Zweites Schäfchenzählen weiterlesen

Die Kunst lebt auf

Nach einem langen und dunklen Coronawinter ist die Kunst­szene wieder aktiv. Open Air Konzerte, Ausstellungen, Vorstellungen in den Kinos, alles lebt wieder auf. Die dunkle Wolke der Pandemie hat sich in Luft ausgelöst. Vorläufig. Die »3G«-Regelung macht derzeit einen unbeschwerten Kulturbetrieb möglich, vielfach wird auf »2G« gepocht.
Die Weichen für einen weiterhin freien Kulturbetrieb vor und mit Publikum sind gut gestellt. Leider steigen zeitgleich die Inzidenzen und Hospitalisierungszahlen. Die Sonderermächtigung für die Regierungen in Bund und Ländern existiert noch bis Ende November. Sollte die erneute Coronawelle überhand nehmen, kann es als erstes, noch vor der Gastronomie und Hotellerie, wieder die Kunst treffen
Halten wir doch bitte die Regeln ein. Wer will denn schon wieder zu zweit zuhause sitzen oder sich bei Ausgangssperre nach einer Houseparty vorsichtig auf die Straße schleichen?

Thomas Hinrichsen

Zu Hause heilt es sich am Besten

Sozialpsychologische Hilfe im vertrauten Umfeld

Pionier einer neuen Sozialpsychiatrie.      Foto: Sandeep Rout privat

Mehr als ein Drittel aller Menschen gerät mindestens einmal im Leben in eine seelische Krise. Mit Hilfe von Freunden und Familien und aus eigener Kraft lassen sich solche Situationen bewältigen. Doch es offenbaren sich bei vielen Betroffenen tieferliegende Probleme, die sie in einer schweren Krise aus dem gewohnten Leben reißen können. Die konventionelle Behandlung bietet diesen Patienten in der Regel nur den Gang in die psychiatrische Klinik an, häufig in eine geschlossene Einrichtung, da es keinen anderen Ausweg zu geben scheint.
Dieser Schritt fällt vielen von seelischen Problemen Betroffenen oft schwer. Sie müssen dann ihr soziales Umfeld und ihre Angehörigen verlassen. Demgegenüber stellt »StäB« alias »Home Treatment« eine sehr gute und niedrigschwellige Alternative dar: Die ärztliche und sonstige fachliche Hilfe kommt flexibel zu den Patienten nach Hause. Zu Hause heilt es sich am Besten weiterlesen

Fehler, aber kein Chaos

Stadtrat Jochen Biedermann antwortet in der BVV auf Fragen zur Wahl

Wenige Tage vor dem Ende der Legislaturperiode trat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 28. Oktober noch einmal zu einer Sondersitzung zusammen. Einberufen hatte sie die AfD, die über die Probleme und Fehler am Wahltag sprechen wollte und dabei schweres Geschütz auffuhr.
In den Drucksachen war die Rede von massenhaft verschwundenen oder untergeschobenen Stimmzetteln und von Menschen, die an der Ausübung ihres Wahlrechts gehindert wurden. »Diese Wahl in Berlin weckt bei vielen Berlinern die Erinnerung an die gefälschte DDR-Kommunalwahl im Mai 1989« hieß es in einem Antrag. Die neue BVV sei nicht demokratisch legitimiert, sagte Steffen Schröter und forderte gleich Neuwahlen. Fehler, aber kein Chaos weiterlesen

»Die Linke« will es einfacher machen

Sarah Nagel als Bezirksstadträtin für Ordnung nominiert

 

Es ist das Ordnungsamt, welches die Neuköllner »Linke« leiten wird. Nach dem sehr guten Abschneiden bei den Wahlen am 26. September besteht Anspruch auf Mitwirkung im Bezirks­amt. »Die Linke« erzielte 14,8 Prozent und zieht mit einer neunköpfigen Fraktion in die Bezirksverordnetenversammlung ein. Sarah Nagel wurde von der Mitgliederversammlung als Bezirksstadträtin nominiert.

Gut aufgestellt und eingetopft.     Foto: Die Linke Neukölln

»Das Ordnungsamt ist erst einmal nicht so naheliegend. Doch wir werden die Aufgaben jetzt anpacken. Wir fordern schon lange, die stigmatisierenden Razzien in Shisha-Bars und Spätis zu beenden. Hier ist eine Aufarbeitung nötig.« Um den öffentlichen Raum werde es in den nächsten Jahren sicher noch Auseinandersetzungen geben. »Wir wollen Politik für die Neuköllnerinnen und Neuköllner machen, nicht für diejenigen, die Profite aus unseren Kiezen schlagen wollen. Deshalb können wir uns zum Beispiel gut vorstellen, dass illegale Hostels und Ferienwohnungen stärker kontrolliert werden«, sagt sie.
»Die zunehmende Vermüllung stellt für viele Neuköllnerinnen und Neuköllner ein großes Problem dar. Das ist eine soziale Frage. »Die Linke« will es einfacher machen weiterlesen

Mehr Miteinander auf der Hermannstraße

Markierung neuer Radwege und Lieferzonen geht los

Voraussichtlich am 18. Oktober beginnen die Arbeiten für eine sichere Radinfrastruktur auf der Neuköllner Hermannstraße. Neu markiert werden eine Radspur beziehungsweise eine gemeinsame Bus­spur sowie neue Lieferzonen für das Gewerbe an der Hermannstraße. Die neue Radspur wird an vielen Stellen durch Poller abgesichert. Auf Höhe der Schierker Straße entsteht eine zunächst provisorische Mittelinsel.

Glücklich auf Spur.   Foto: Bezirksamt

Bezirksbürgermeister Martin Hikel: »Die Radinfrastruktur auf der Hermannstraße ist ein wichtiges Signal für mehr Miteinander im Verkehr. Sie ist nötig für einen sicheren Radverkehr und bietet gleichzeitig mehr Übersicht für den Autoverkehr auf der bislang uneinheitlichen Führung mit anderthalb Spuren. Auch wenn der Weg bis zur fertigen Anordnung sehr zäh war – heute bin ich einfach nur glücklich, dass es losgeht. Und dann setzen wir uns zeitnah an die Planung für das nächste Stück bis zum Hermannplatz.« Mehr Miteinander auf der Hermannstraße weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung – Dienstag, 1.11.1921
An den Unrechten gekommen. In einem Lokal in der Steglitzer Straße machte sich in der Nacht zu Sonntag der 35 Jahre alte Kellner Kurt Winkler an einen ihm völlig unbekannten Mann heran und forderte ihn auf, mit ihm gemeinschaftlich den Buchbinder Franz Berger zu überfallen und zu berauben. Der Fremde ging auch scheinbar auf den Vorschlag ein. Als nun Winkler über Berger herfallen wollte, bemerkte er zu seinem nicht geringen Schreck, daß sich nicht nur sein vermeintlicher Helfershelfer, sondern auch zwei plötzlich auftauchende Kriminalbeamte gegen ihn wandten und ihn festnahmen. Winkler war gründlich hereingefallen, denn er hatte zu seinem Komplizen – den Bruder des Berger erkoren. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Versteckter Held des Alltags

Thomas de Vachroi

Thomas de Vachroi wird im November als erster Berliner mit dem »Voice Aid Award Hidden Champions of Life Deutschland 2020« geehrt.
Seit vielen Jahren setzt er sich für die Ärmsten und Schwächsten unserer Gesellschaft ein.

Stimme für Menschen in Not.      Foto: Diakoniewerk Simeon

Sei es als Armutsbeauftragter des evangelischen Kirchenkreises Neukölln, als Leiter des »Haus Britz« des Diakoniewerks Simeon oder als Sozialbeauftragter der CDU Neukölln. Durch seine breitgefächerten Kontakte hat er Zugang zu vielen Einrichtungen und Projekten, die er auch mit erhaltenen Spenden versorgt. Versteckter Held des Alltags weiterlesen

Hilfe ist nicht einfach zu bekommen

Ein Hürdenlauf für Menschen mit Pflegebedarf

Herta B. (73) besteht auf Pflegehilfen, die ihr gesetzlich zustehen. Sie ahnt nicht, dass ihre Suche nach Pflegehilfen einer Odyssee gleichen würde. Die alte Dame ist gehbehindert und benötigt ein Hörgerät. Ihre Tochter lebt in Frankreich und ihr Sohn in Dänemark.


Mit dem Rollator als »Gehhilfe« ging es vergleichsweise glatt. Ein Rezept von ihrer Ärztin genügte, um gegen Zuzahlung in einem orthopädischen Fachgeschäft ein Modell zu erwerben. Das Kassenmodell war ihr allerdings zu klapperig. Sie griff tief ins eigene Portemonnaie und kaufte ein solides Gerät, mit dem sie auch ihre Einkäufe tätigen konnte. Vom Hörgerät kannte sie das bereits. Das Modell der Kasse piepste, wenn zuviele Geräusche gemeinsam zu verarbeiten waren, und aus dem Fernseher klangen wirre Geräusche. Das eigene Portemonnaie verhalf ihr zu einem störungsfreien Gerät. Hilfe ist nicht einfach zu bekommen weiterlesen

Essen gehen wie an der Ägäisküste

Frischer Wind und Fisch am Weigandufer

Das »Begur«, das hier an der luftigen Ecke, wo die Brücke der Treptower Straße über den Neuköllner Schifffahrtskanal führt, seit 2015 eine gehoben kulinarische Reise nach Katalonien bot, ist, auch krankheits- und coronabedingt, nicht mehr. Doch auf delikate Kost muss hier in »Trepkölln«, wie manche die Gegend schon nennen, nicht verzichtet werden. Mit einem freundlichen neuen Wirt, der aus Bodrum an der türkischen Südwestküste stammt und von dort immer gern an die Ägäis fuhr, wurde ein neuer Betreiber gefunden, der viel Lust und Kenne hat, hier mit seinem familiären Team ein neues Konzept zu etablieren: Ein Restaurant für authentische mediterrane Fischgerichte, mit Fokus auf die Ägäisküche. Fisch wie an Urlaubs- und Sehnsuchtsorten zubereitet gibt es also zum Glück weiterhin hier.

Muschelrock.         Foto: hlb

Ziemlich guten Fisch für die heimische Küche zu ergattern, ist in Neukölln kein Problem; Märkte, Supermärkte oder Feinkost- und Fisch­läden wie die zuletzt eröffnete »Fischwelt« in der Hermannstraße bieten ein breites Angebot an frischer Vielfalt. Diese auch lecker zubereitet zu bekommen, ist etwa in der »Fischtheke« in der Flughafenstraße oder im »Ocean Fisch Restaurant« in der Sonnenallee möglich – allerdings in eher kühlem Imbissambiente.
Wenn es ein gemütlicher Abend mit exquisiten Fischgerichten, mittelmeertypischen Vorspeisen, ein paar Glas Wein und fürsorglichem Service sein soll, empfiehlt sich das »Ägäis Fisch Restaurant«. Essen gehen wie an der Ägäisküste weiterlesen

Wider die Großstadtanonymität

Nun hat auch Buckow seinen Heimatverein

Buckow geht auf das slawische Wort »buck« für Buche zurück. Als 1920 Großberlin entstand, kam Buckow zu Neukölln. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Buckow immer großstädtischer. Es gab kaum noch Ackerflächen und, als 2002 die Gropiusstadt zum eigenen Ortsteil wurde, wurde Buckow sogar zweigeteilt.

Ein Dorf hat seine Heimat gefunden.        Foto: rr

Seit 2020 hat nun auch Buckow endlich seinen Heimatverein, sogar mit kleinem Museum. Beides befindet sich im Haus des Schmiedemeisters Herzer, das der Familie seit 1864 gehört. Symbolträchtig liegt es an jener Straße, die damals und heute Buckow mit dem Zentrum Berlins und mit Brandenburg verbindet. Wider die Großstadtanonymität weiterlesen

Drinnen und draußen

Ausflüge nach Marzahn und Potsdam

Mein Nachbar hatte Besuch. Wenn Besuch kommt – das kennt man von früher, da muss was unternommen werden.
Der Besuch hatte klare Vorstellungen, da er viele Jahre in Berlin gelebt hat. Montag, »Gärten der Welt« in Marzahn, Dienstag »Biosphäre Potsdam«. Da habe ich mich angeschlossen.
Also auf zur berühmten Seilbahn der »Gärten der Welt«, die über den Kienberg schwebt. Im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung Berlin 2001 wurde sie von österreichischen Seilbahnbauern entwickelt und umgesetzt.
Die Anreise zur U-Bahn Kienberg gestaltete sich etwas holprig. Schienen­ersatzverkehr ab Friedrichsfelde. Dann eine Station mit der U-Bahn. Beim Ausstieg war die Seilbahn schon zu sehen. Dort oben angekommen, fuhr sie aber nicht. Was nun?

Gärten der Welt.Foto: Edda

Wir studierten die Karte und fanden einen Weg am Kienberg entlang. Sehr schön angelegt mit vielen Gräsern am Rande des Weges. Am Haupteingang gönnten wir uns einen Kaffee. Dann sind wir alle Gärten abgelaufen. Mein Liebling ist der japanische Garten, und zum Abschluss gab es einen grünen Tee im chinesischen Garten. Mein Tagesprogramm von 10.000 Schritten habe ich locker übertroffen. Drinnen und draußen weiterlesen

100 Jahre Märchenwiese

Von der Hermannstraße in die freie Körperkultur

Vor langer Zeit, genauer 1921, entdeckte eine Gruppe Wanderer einen Wiesenstreifen voller Blumen am Ufer eines Sees in Brandenburg – sie nannten diesen verwunschenen Ort »Märchenwiese«. Einer von ihnen war der Unternehmer Wilhelm Bartsch. Er kaufte das Areal mit eigenen Mitteln und gründete 1928 den »Freilichtbund Märchenwiese«. Nicht untypisch für diese Zeit. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich eine bürgerlich elitäre, meist illegale Nacktkultur.


Auf dem Gelände konnte, neben einer Vereins- oder Besuchergebühr, auch gegen Geld gezeltet oder eine kleine Hütte aufgestellt sowie eine Bootsanlegestelle gemietet werden. Immer mehr Menschen kamen, was auch mit der guten Anbindung an Berlin zu tun hatte – so gab es zum Beispiel eine Direktverbindung vom der Haltestelle Hermannstraße. Und doch ist es keinesfalls selbstverständlich, dass dieses Gelände heute, nach 100 Jahren, noch immer nach gleichen Idealen genutzt werden kann. Eine Geschichte mehrerer Staatsformen und der Kampf um den Erhalt das Geländes liegt hinter den heutigen Bewohnern. 100 Jahre Märchenwiese weiterlesen

Wut tut gut

Galerie im Saalbau widmet sich einem zwiespältigen Gefühl

Wut ist ein zwiespältiges Gefühl, schwer zu kontrollieren, in Kombination mit Rachegedanken eine explosive Mischung, die in Aggression münden kann. In der katholischen Kirche gehört sie zu den sieben Todsünden, in der modernen Erregungsgesellschaft ist sie in Gestalt des »Wutbürgers« allgegenwärtig.


Wut hat aber auch das Potenzial, Energie freizusetzen, um auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen, wenn keine andere Kritik Wirkung zeigt, und Menschen dazu zu bewegen, sich zu wehren. Und wenn ein kurzer Wutanfall wie ein reinigendes Gewitter wirkt, tut Wut auch mal gut. Somit kann Wut in kontrollierter Form sogar etwas Positives bewirken.
In der Ausstellung »@wut« versucht Gunilla Jähnichen, die Facetten dieses Gefühls zu ergründen. Auf ihren Gemälden sehen wir kindliche Wesen mit niedlichen Knopfaugen, manche erinnern an Gespenster aus Zeichentrickfilmen und scheinen an sich friedlich. Werden sie wütend, mutieren sie zu grellen Monstern mit riesigen Mündern, die vor Zorn zu bersten scheinen. Andere schauen angriffslustig mit verkniffenen Mündern. Ist der Zorn verraucht, schauen sie eher betreten drein, so als würden sie sich für ihren Ausbruch schämen.

mr
Zu sehen sind die Werke bis zum 28. November in der Galerie im Saalbau, Karl-Marx-Straße 145, täglich von 10 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Neue Akzente und Nahbarkeit

Die künstlerische Direktion des KINDL in neuen Händen

Kathrin Becker.    Foto: Nihad Nino Pušija 

»Meine erste Aktion war die Schließung des Hauses.« Das war im Februar 2020. Ein merkwürdiger Einstieg der neuen künstlerischen Direktorin Kathrin Becker in das »KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst«.
Sie löst Andreas Fiedler ab, der sich nach acht Jahren wieder freier Kuration widmet. Becker greift die Ideen von Fiedler auf, setzt aber auch neue Akzente und gibt dem Medium Video mehr Raum. Sie installiert eine permanente schwarze Box für Video­installationen. Einerseits ist ein ständiger Videoraum nachhaltig, und gleichzeitig wird damit der 400 Quadratmeter große Raum »Maschinenhaus M1« etwas kleiner. Das macht es gerade für junge Künstler und Künstlerinnen, deren Werk noch nicht so umfangreich ist, einfacher auszustellen.
Videoarbeiten sind Kathrin Becker ein dringendes Anliegen. Sie hat 20 Jahre das Videoforum im »Neuen Berliner Kunstverein« geleitet. Diese Affinität wird sie im KINDL weiter fortführen. Neue Akzente und Nahbarkeit weiterlesen

Adventsmärkte

Richardplatz wird 2G

Auch in diesem Jahr werden wegen der Coronarestriktionen nur wenige Weihnachtsmärkte in Neukölln stattfinden.

Schneekönigin in Britz.       Foto: mr

In der Martin-Luther- Kirche in der Fuldastraße 50 gibt es am 1. Adventswochenende einen Adventsbasar. Am Samstag 27. und Sonntag 28. November, jeweils von 11 bis 16 Uhr, öffnen sich die Türen für einen Flohmarkt und Begegnung am selben Ort zum Einläuten der Advents- und Vorweihnachtszeit.
Der traditionelle Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt findet immer am zweiten Adventswochenende im historischen böhmischen Dorf rund um den Richardplatz statt. Zur Eröffnung findet am Freitag, 3. Dezember um 18 Uhr ein Gottesdienst in der Bethlehemskirche am Richardplatz statt.
Bereits ab 17 Uhr präsentieren mehr als 200 karitative Vereine, Organisationen und Verbände selbstgemachte Kleinigkeiten, schönes Kunsthandwerk und liebevoll Gebasteltes für die zahlreichen Besucher, aber auch Kulinarisches wie Feuerfleisch, Bratwurst, Waffeln, Erbsensuppe und zahlreiche Sorten Glühwein, gebraut nach alten Familienrezepten. Adventsmärkte weiterlesen

Neuköllner Achterbahn

Sieg gegen »Energie Cottbus« und Niederlage gegen »FC Eilenburg«

Zum ersten Mal trafen die beiden Ex-Bundesligisten in ihrer Historie aufeinander – doch die Rollen zwischen dem »SV Tasmania« und »FC Energie Cottbus« waren am vorletzten Oktober-Wochenende klar verteilt.

Kampf ums Tor.       Foto: Hagen Nickelé

Der Gast aus der Lausitz kam zwar nur als Tabellen-Achter ins Stadion Lichterfelde, spielte vor zwei Jahren aber noch in der dritten Liga. Dazu war die Mannschaft des Ex-Bundesligaprofis Claus-Dieter »Pele« Wollitz seit sieben Pflichtspielen ungeschlagen. »Tasmania« hingegen wartete seit dem 1. September auf den dritten Sieg in der Regionalliga Nord­ost 2021/22. Doch das »kleine Wunder« sollte den Neuköllnern gelingen – und das hatte durchaus damit zu tun, dass der Aufsteiger aus den zahlreichen Lektionen zuvor etwas gelernt hatte. Neuköllner Achterbahn weiterlesen

Kiezerfahrungen

Fränk Stiefel besucht Neukölln

Nach zwei Jahren endlich mal wieder in Berlin gewesen – genauer, in Berlin Neukölln. Ein schöner Sonntag im Oktober. Keine zeitnahen Termine oder Verabredungen, einfach nur mal wieder »meinen« alten Schillerkiez genießen.
Das Tempelhofer Feld anschauen war meine erste Idee. Was hat sich da inzwischen verändert? Einfach in die Wiese setzen, eine Kippe rauchen und die Gedanken schweifen lassen. Keinen Tabak! Ok, ich wollte in den nächsten Späti. Zu. Dann halt der nächste Späti. Wieder geschlossen.

Dritter Späti das Gleiche. »Anything that can go wrong will go wrong.« Murphys Law hatte mich bezüglich meiner Nikotinsucht erreicht. Aber warum? Ich habe dann einen Mann nach einer Kippe gefragt. Er hat es mir kurz erklärt. »Nikotin musste dir spätestens am Samstach besorjen, Spätis haben Sonntags zu. Aber ick verkoof dir nen Tabak, ick habe noch dreie uff Tasche.«
Das Tempelhofer Feld mal wieder zu sehen war sehr schön (mit Rauchgenuss). Die spätere Recherche, warum die Spätis sonntags zuhaben, war indes nur traurig. Warum kann sich irgendeine Behörde anmaßen zu entscheiden, dass Spätis sonntags geschlossen haben müssen. Bei einer Tanke geht es. Auto, Wegzehrung, mit 3 Promille und 180 ins Nirvana. Die Behauptung, dass entweder alle offen haben müssen,(Aldi, Lidl, etc.) oder keiner, ist doch absurd. Wenn ein Aldi sonntags geschlossen hat, isses halt so, wenn ein Späti sonntags zuhaben muss, raubt »das Gesetz« dem Menschen seine Exi­stenzgrundlage. Liebe Beamte: Nächstes Jahr bin ick wieda zurück. Und dann gibt’s Alarm. Ich bin Pazifist, ihr braucht keine Schutzweste, aber einen Funken Gehirn.
Trotzdem: Ich liebe Neukölln.

Basteln mit Rolf

Vogelfutterhaus

Die Futterzeit für Vögel naht. Für ein Vogelfutterhaus mit nachfließendem Vorrat reichen ein leerer, sauberer Getränkekarton, ein scharfes Messer, zwei dünne Äste, eine Ahle und etwas Draht oder eine Schnur. Natürlich auch Vogelfutter und Lust zu Pfriemeln!


Drei Zentimeter über dem Kartonboden schneiden wir parallel dazu jede Eckwand 2,5 Zentimeter ein. Die vier Ecken darüber werden anschließend nach innen gedrückt. So entstehen vier Futterluken. Mit der Ahle wird in jede Futterlukenecke bodennah ein Loch gestochen, durch das die zwei Äste, unsere Anflugstangen diagonal durchgesteckt werden. Zum Aufhängen mittels Draht oder Schnur erhält der Falz oben zwei Löcher.
Das Vogelfutter wird durch den Schraubverschluss eingefüllt. Damit ist das Futterhaus, mit reichlich Vorrat, fertig. Wer es individueller mag, könnte es nun noch bemalen und bekleben
Für Hilfe: Mail an rolf@kuk-nk.de

rr

Petras Tagebuch

Fortsetzung Telefon 115

In der letzten Ausgabe beschrieb ich das Onlineverfahren des Senats für den Austausch des alten Führerscheins in die Plastikkarte. Es endete darin, dass ich einen Brief von der Führerscheinstelle erhielt mit der Bitte, über die Telefonnummer 115 einen Termin zu vereinbaren.
Viele, viele Anrufe bei der 115 wurden schnöde von einem Automaten beantwortet mit dem Hinweis »Versuchen Sie es später noch einmal.«
Ich entschloss mich, zu Beginn der Telefonzeit um 7 Uhr anzurufen. Das ist nun leider nicht meine Hochzeit. Mein Gehirn und auch das Sprachzentrum befinden sich noch in einer gewissen Schläfrigkeit, die erst nach einer Kanne Tee beseitigt ist. Petras Tagebuch weiterlesen

Endlich doch noch

Neues Haus für Bücher.     Foto: rr

Eröffnung der Stadteilbibliothek in Rudow

Die Stadtteilbibliothek in Rudow, davor stets etwas vernachlässigt, was ihre Räumlichkeiten und die technische Ausstattung anbelangten, logierte zuletzt in der Clay-Schule am Bildhauerweg 9. Die Schule entsteht gerade neu, und der Kosten wegen wollte der Senat dort nicht auch noch eine öffentliche Bib­liothek mitfinanzieren. Daraufhin verständigten sich die Neuköllner Bezirksverordneten auf einen Neubau direkt im Herzen von Rudow. Dafür musste die ohnehin baufällige Seniorenfreizeitstätte weichen, die inzwischen einen Neubau hinter der Alten Dorfschule bekam.
Nun endlich, nach sechs zähen Jahren Bauzeit, konnte am 17. September die neue »Gertrud-Haß-Bibliothek« an der Straße Alt-Rudow 45 feierlich eingeweiht werden. Bezirksbürgermeister Hikel, Bildungsstadträtin Karin Korte, die ehemalige Neuköllner Bürgermeisterin Franziska Giffey und wenige, ausschließlich geladene Gäste nahmen an diesem Festakt teil. Den musikalischen Rahmen bildeten die munteren Bläser von »House of Bones« der Neuköllner »Paul-Hindemith-Musikschule«. Endlich doch noch weiterlesen

Segen ist für alle da

Ja, und im besten christlichen Sinne für Menschen, Tiere und die gesamte Natur.
Dass Hunde die besten Freunde der Menschen sind, ist hinlänglich bekannt. Dieser Tatsache folgend, und der, dass die christlichen Kirchen seit Jahren Mitglieder verlieren, wurde das Team des Segensbüros kreativ.
Am ersten Oktober-Montag kamen zahlreiche Mensch-Hund-Teams in die Genezareth-Kirche, um Segen zu empfangen. Spürbar war eine entspannte und zufriedene Athmospäre.
Segen soll Kraft spenden, Trost, Unterstützung und Mitgefühl geben. Die Besinnung auf die zugrundeliegende Spiritualität (lat.: spiritus: Geist, Hauch -> spiro: ich atme) wirkt wohltuend und stärkt unser inneres Wesen. Wir können wieder durchatmen. Helfen wir anderen, dies auch tun zu können, und lasst uns gemeinsam tief durchatmen und Luft schnappen.

Beate Storni
Mario Landsmann

von Neuköllnern für Neuköllner