Viel Au und Ciao in der Kiezgastro

Abschied von liebgewonnenen Klassikern

Frohes neues Jahr? Gäste einiger gastronomischer Institutionen und Oasen werden schon Tränen ob deren Verschwindens verdrückt haben. So musste Wirtin Rosie ihre Kneipe »Oase« in der Bürkner- Ecke Hobrechtstraße nach 20 Jahren aufgeben. Das lange Stehen und Schleppen ging für die Mittsechzigerin aus gesundheitlichen Gründen schon länger nicht mehr, doch befreundete gute Seelen wie Bärbel wussten, wenn auch selbst keine Springinsfelde mehr, den Laden noch zu schmeißen und sich um Leib- und Seelenheil der durstigen Gäste zu kümmern. Auch damit ist seit 26.12. aber Schluss. Kein »DAB«-Pils oder Küstennebel nun also mehr zu Oldies im dichten Zigarettennebel – ade »Oase«!
Die besten Fritten weit und breit, einzigartige Sandwiches mit Kroketten oder Steak, gute Currywurst und dazu »Pinkus«-Bier vom Fass – das gab’s so nur im »Style Stallone«. Nach knapp vier Jahren ist auch dieser originelle Reuterstraßen-Imbiss mit kultigem 80er-Flair Geschichte. Inhaber und Koch Style, bürgerlich Till Heinisch, mochte sich nicht mehr die Abende um die Ohren hauen und wird nun, frisch verheiratet, mehr Zeit mit und für seine Familie genießen. Möge diese Frittieroase bald einen Neubeginn erleben.

Letzter Tag im »Style Stallone«.   Foto: hlb

Sorgen sind angebracht um die linke Kollektivkneipe »Tristeza« in der Pannierstraße. Schon seit Jahren wurde der Stand für das engagierte Lokal durch die Verhipsterung der Nachbarschaft und das Wegbrechen und -ziehen des Zielpublikums schwerer und die Einnahmensituation immer unerfreulicher. Die Getränke sollten für jeden bezahlbar bleiben, die Nutzung der angenehm zerrockten Barräumlichkeiten für Lesungen, Filmvorführungen, Diskussionsveranstaltungen oder Plenen hätte besser sein können – und dann kam Corona mit all seinen Auflagen und Beschränkungen. Nun ist Tristesse darüber angesagt, dass dieses wichtige Fanal linker Kultur im Kiez zu hat. Viel Au und Ciao in der Kiezgastro weiterlesen

Raus aus der Finsternis

Starke TV-Filme lehren: Nichts darf vergessen bleiben

Zu allererst: Es handelt sich nicht nur um starke Regiefilme nach gründlichem Drehbuch, sondern außerdem um megastarke Leistungen der Schauspieler und Schauspielerinnen. Vor allem die Kinder haben in »Die Nazíjäger« der Kamera ihr Bestes gegeben. Sie hatten dabei mit Sicherheit starke auch psychologische Betreuung, die bei Filmproduktionen stets gewährt wird. Sollten sie dem Schauspiel treu bleiben, werden wir starke Charakterdarsteller und -darstellerinnen zuschauend und packend erleben können.
Die Männer als Schauspieler überwinden ihre Abscheu vor den Faschisten, schlüpfen in Rollen, die ihnen im realen Leben von Herzen gar nicht passen und haben ein schwere Bürde auf sich genommen. Mit ihren Kahlschnittfrisuren und Hackenschlägen im militärischen Stil schaffen sie es, uns den Eindruck dieser überzeugten Verbrecherriege zu vermitteln. Raus aus der Finsternis weiterlesen

»Out of Paris«

Die neue Ausstellung im Schloss Britz zeigt Eindrücke aus der französischen Hauptstadt

Die letzte Ausstellung im Schloss Britz mit französischer Plakatkunst hatte das Leben im Paris der Belle Epoque zum Thema. Jetzt geht es zeitgenössisch weiter.
»Out of Paris« heißt die Gruppenausstellung, in der Claudia von Funcke, Carlo Nordloh, Katinka Theis und Ulrich Vogl bis zum 24. April ihre Arbeiten zeigen. Gezeigt werden Zeichnungen, Fotografien, Videos, Klangarbeiten und Skulpturen beziehungsweise Objekte.

Tulpenturm.       Foto: mr

Die vier Künstler haben alle eine längere Zeit in Paris verbracht und mit Hilfe verschiedener Medien die Eindrücke verarbeitet, die sie dabei gewonnen haben.
Claudia von Funcke wendet sich bewusst von den touristischen Bereichen der Stadt ab. Sie interessiert sich besonders für die Architektur der Vorstädte, die sie in ihrer Videoarbeit mit Einsprengseln von Bildern alter Gebäude kontrastiert. »Out of Paris« weiterlesen

Kreatives Spielen in der Pandemie

Deutsch-italienisches Künstlerduo inszeniert »Antigone« als Zimmertheater

Die Theater- und Eheleute der Companie Barletti/Waas wählten zum Überleben in der Pandemie das »Zimmer­theater« als Spielform. Das erlaubt ihnen weiterhin eigenständige, freie und selbstbestimmte Auftritte, ohne ihre kleine, staatliche Corona-Unterstützung antasten zu müssen. Dieses Auftreten vor und für einen kleinen, überschaubaren Kreis ohne die übliche Bühne wird zum Spiel auf Augenhöhe.

Eheduo spielt Tragödie.       Foto: privat

Ein Spielen in Privaträumen klingt einschränkend, doch beide sehen im Garten einen weiteren Wohnraum, und das erweitert die Auftrittsmöglichkeiten als sehr privates Spielfeld, das sich äußerst flexibel auf sich schnell ändernde Kontaktbeschränkungen anpassen lässt.
Lea Barletti, Schauspielerin, Performerin und Autorin, kam 1967 in Rom zur Welt, verbrachte ihre Kindheit und Jugend jedoch in Apulien (Lecce). Ihre eigenen Texte und Gedichte sind oft multilingual. Im Spiel überwiegt Italienisch; inzwischen nutzt sie aber auch ihr kreatives, unperfektes, oder wie sie es selbst nennt, »schmutziges Deutsch«. Kreatives Spielen in der Pandemie weiterlesen

Eigentum verpflichtet

Jedoch nicht zur Ausbeutung

Sabine Nuss hat eine sehr fundierte Analyse zu dem Komplex Eigentum und Enteignung bei »Dietz Berlin« veröffentlicht. Der provokante Titel entspricht der herausfordernden aktuellen Diskussion um die Vergesellschaftung großer Immobilienkonzerne, für die nahezu 60 Prozent aller wahlaktiven Berliner und Berlinerinnen in einer Volksabstimmung »Ja« sagten. Das Buch heißt »Keine Enteignung ist auch keine Lösung«.
Sabine Nuss kommt gleich in der Einleitung zur Sache. Im Kern gibt es zwei Formen der Enteignung, die sich historisch und bis heute nachvollziehen lassen. Die eine Enteignung hat mit der derzeitigen Diskussion um die Vergesellschaftung von finanzkräftigen Immobilienfirmen zu tun, die andere mit der früheren Welle der Privatisierung nach dem Spätmittelalter, in der Grund und Boden durch Feudalherren und frühen Geschäftsbetreibern in Beschlag genommen wurde, ein Vorgang, den Karl Marx als »ursprüngliche Akkumulation« bezeichnete. Den auf den Boden wirtschaftenden Menschen blieb nichts anderes, als ihre Haut als Arbeitskraft zu Markte zu tragen. So geht es vielen heute weiterhin, die keine Profite beziehen. In die laufende Debatte bringt Sabine Nuss zusätzlich den Aspekt ein, wie es um das weltweit umstrittene Urheberrecht auf »geistiges Eigentum« bestellt ist. Ebenso nimmt sie unter die Lupe, wie es in den »realsozialistischen Ländern« zu Fehlplanungen kommen konnte, die ihre Ursache in »dem Markt« hatten. Eigentum verpflichtet weiterlesen

Engagiert, zugewandt und streitbar

Neuköllner Kulturleben trauert um Katharina Bieler

Foto: mr

Nach langer schwerer Krankheit ist Katharina Bieler, die Leiterin des Fachbereichs Kultur im Bezirksamt, im Dezember gestorben. Sie wurde nur 50 Jahre alt.
Seit sie im August 2013 die Nachfolge von Dorothea Kolland antrat, hat sie im Neuköllner Kulturleben vieles bewirkt.Ein erster großer Erfolg war die Fotoausstellung «Die Berlinerin« im Körnerpark, ein Berlin-Porträt mit einer Serie von 375 Fotografien von in Berlin lebenden Frauen, die sie 2015 gemeinsam mit Ashkan Sahihi verwirklichte.
Im Folgejahr erfreute sie die Neuköllner aus Anlass des Jubiläums »100 Jahre Körnerpark«mit einem 100 Tage dauernden Kulturfestival. 2017 rief sie den Neuköllner Kunstpreis ins Leben. Seitdem werden jedes Jahr aus rund 180 Bewerbungen drei Künstler für den mit insgesamt 6000 Euro dotierten Preis ausgewählt. Engagiert, zugewandt und streitbar weiterlesen

Niemand soll vergessen werden

Würdevolle Gedenkfeier für die einsam Verstorbenen des letzten Jahres

Drei Minuten lang läuteten die Glocken der Neuköllner Kirchen, als am Nachmittag des 16. Januar in der Philipp-Me­lanchthon-Kirche die Gedenkfeier für Menschen begann, die im vergangenen Jahr einsam verstorben sind und denen niemand das letzte Geleit gegeben hat.
182 Menschen waren das allein in Neukölln, die durch das Bezirksamt »ordnungsbehördlich« bestattet wurden, weil sie keine Angehörige hatten, die sich um eine angemessene Bestattung und Trauerfeier kümmern konnten oder deren Angehörige nicht aufzufinden waren. Das bedeutet dann eine ano­nyme Beerdigung ohne Trauerfeier. Die Urnen werden in großen Gemeinschaftsgräbern, versehen mit einem kleinen Namensschild, begraben. Niemand soll vergessen werden weiterlesen

Der »Leuchtturm« zu Neukölln

Kooperation von »Sport-Club Lebenshilfe« und »SV Tasmania«

Die 1. Herrenmannschaft des »SV Tasmania« ist gerade erst am letzten Wochenende im Januar gegen »Chemie Leipzig« (Ergebnis: 0:1) in das zweite Halbjahr der Regionalliga Nord­ost gestartet. In diesem Monat stehen dabei noch Heimspiele gegen »Lichtenberg 47« (02.02.), »BFC Dynamo« (11.02.), und »Carl Zeiss Jena« (27.02.) auf dem Programm. Austragen müssen die Neuköllner diese jedoch weiterhin im Stadion Lichterfelde, da sich beim Umbau im heimischen »Werner-Seelenbinder-Sportpark« noch nichts getan hat.

Spaß an gelebter Inklusion bei allen Beteiligten       .Foto: SCL

Es gibt aber auch Erfreuliches zu berichten: So arbeitet Tasmania abseits des Leistungs- und ambitionierten Freizeitsports im Herren- und Jugendbereich nun auch am Aufbau einer Fußballgruppe mit inklusivem Hintergrund. Schon Ende Oktober nahm ein gemeinsam mit dem »SCL Sport-Club Lebenshilfe Berlin« (SCL) aufgestelltes Team am Fußball-Freunde-Cup (Schirmherrin: Sepp-Herberger-Stiftung des DFB) teil. Der »Leuchtturm« zu Neukölln weiterlesen

Basteln mit Rolf

Mandarin(e)

In er Winterzeit sind Vitamine wichtig! Und ja, mit Essen spielt man nicht! Das Fruchtfleisch einer Zitrusfrucht muss zum Verzehr ohnehin von der Schale befreit werden. Warum dann nicht auch mal etwas Futter für die Augen?
Für meinen «Mandarin«, eignet sich die gleichnamige Frucht besonders gut, deren Schale sich meistens einfach löst. Wir benötigen eine Mandarine, unsere Finger, eigentlich keinen Kugelschreiber zum Vorzeichnen und auch kaum ein Messer, jedoch immer Lust zum Pfriemeln.
Das Fruchtobjekt im oberen Bildbereich wurde freihändig rausgepult. Die Arme nahe dem Fruchtäquator und die obere Rückenpartie bleiben an der Frucht. Der Kopf und die untere Körperhälfte werden dagegen vorsichtig gelöst. Dann wird die Fruchtfleischkugel auf einen Eierbecher gesetzt, damit sich die Beine arrangieren lassen. Zum Leidwesen vom Kerl darunter wurde seine Frucht ihm noch nicht »entrissen«. Gepresst hält sich die Schale einer Mandarine dann Jahre.
Bei Hilfe Mail an: rolf@kuk-nk.de

rr

Petras Tagebuch

Auf der Suche nach der Steckrübe

Mehrheitlich wurde beschlossen, am Produktionswochenende einen Steckrübeneintopf zu kochen. Hierbei ist es meine Aufgabe, die Zutaten zu besorgen.
Im Laufe der Woche hatte ich meine Einkaufsliste nahezu abgearbeitet. Es fehlten nur noch die Steckrüben. Und die entwickelten sich zu einem Problem.
Am Freitag machte ich mich auf die Suche. Die erste Anlaufstation war der Markt am Maybach­ufer. Dort hatte ich kein Glück. Selbst die deutschen Gemüsehändler schüttelten mit dem Kopf, auch nachdem wir geklärt hatten, dass die Steckrübe eigentlich einen anderen Namen trägt. So wird sie an manchen Orten Kohlrübe genannt, in Norddeutschland heißt sie Wruke oder in Österreich Dotsche. Petras Tagebuch weiterlesen

»Internationaler Tag des Ehrenamts«

Der Bezirk bedankt sich für vorbildliches Engagement

Millionen Menschen engagieren sich ehrenamtlich. Sie opfern die eigene Freizeit, um anderen Menschen zu helfen. Ihre freiwillige Arbeit trägt maßgeblich dazu bei, das Netz zu knüpfen, das unsere Gesellschaft zusammenhält.
Stellvertretend für die vielen Engagierten hat Bezirksbürgermeister Martin Hikel am 5. Dezember letzten Jahres, dem »Internationalen Tag des Ehrenamts«, 28 Neuköllner, die von ihren jeweiligen Initiativen und Projekten vorgeschlagen wurden, für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.

Anerkennung und Stolz.Foto: mr

Die gemeinsame Veranstaltung des Bezirksamtes und der bezirklichen Freiwilligenagentur, dem »Neuköllner EngagementZentrum«, fand im feierlichen Rahmen im Saal der Bezirksverordnetenversammlung des Rathauses statt.
»Im Namen des Bezirks möchte ich Danke sagen für das Engagement, für den Einsatz an den unterschiedlichsten Stellen, ob in der ganz konkreten Nachbarschaftshilfe, der ehrenamtlichen Unterstützung in Kinder- und Jugendprojekten oder bei der Arbeit im sozialen Bereich. An so vielen Stellen leisten Neuköllner Engagierte einen großen Beitrag, um unseren Bezirk lebenswerter, solidarisch und nachhaltig zu gestalten«, sagte Hikel. »Internationaler Tag des Ehrenamts« weiterlesen

Impf-Solidarität ist das Gebot der Stunde

Hilflos sind wir nicht, wenn wir eine Wand gegen die neue Corona-Variante Omikron errichten. Wir haben Impfstoff, der ständig verbessert wird, und sind bereits beim Boostern. Zwei Drittel der Menschen in der Bundesrepublik nutzen diesen Schutzschirm. Sie schützen sich und dabei auch alle anderen, sie sind impf-solidarisch. Das andere Drittel der Impf-Verweigerer besteht zum Großteil aus ideologisch motivierten Menschen, die teilweise dem politisch rechten Spektrum angehören. Wir erleben vor allem im Süden unserer Republik maskenlose und gewalttätige Proteste, mit denen die Polizei kaum fertig wird oder nicht fertig werden will. Die Ordnungskräfte gehen erstaunlich mild mit diesen Demonstranten um. Wasserwerfer kommen so gut wie gar nicht zum Einsatz. Es bleibt abzuwarten, wie die neue Berliner Innensenatorin Iris Spranger mit Hilfe ihrer Polizeimacht dem rechten Rand begegnen wird.

Thomas Hinrichsen

Komplettwechsel beim Nachbarschaftsprojekt

Neues BENN-Team baut auf erfolgreichen Strukturen auf

Das BENN-Britz-Team der Stephanus Stiftung bekam eine tolle Resonanz, die ihrem unermüdlichen wie engagierten Einsatz zu verdanken war. BENN steht für »Berlin erschafft neue Nachbarschaften«, ein Förderprojekt der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in Kooperation mit den Bezirken.

Berlinweit gibt es rund 40 Standorte, meist dort, wo große Flüchtlingsunterkünfte angesiedelt wurden.
Jedes solcher »Transformations-Projekte« ist auf vier Jahre angelegt. Bei Bedarf kann, nach einer Neuausschreibung, verlängert werden. Die Neuköllner Verwaltung hat sich, auch der Finanzen wegen, für den Komplettwechsel und gegen eine Kontinuität der hier bereits erprobten und inzwischen gut vernetzten Akteure entschieden. Wer jedoch einen Kiez wirklich fördern will, zerschlägt dort keine sozial erfolgreichen Strukturen, was kaum belebend noch förderlich ist. Komplettwechsel beim Nachbarschaftsprojekt weiterlesen

Fair wie wir

Neukölln darf sich »Fairtrade Stadtbezirk« nennen

Nachdem Bezirksbürgermeister Martin Hikel am 5. Dezember die Ehrenamtlichen ausgezeichnet hatte, konnte er sich auch selber über eine Ehrung freuen. Neukölln darf künftig als 777. Kommune in Deutschland und als neunter Berliner Stadtbezirk den Titel »Fairtrade Stadtbezirk« tragen. Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz überreichte ihm die Ernennungsurkunde des gemeinnützigen Vereins »Fairtrade Deutschland«.

Steuerungsgruppe freudig fairsammelt.    Foto: mr

Kommunen, die diesen Titel tragen, unterstützen gezielt den Fairen Handel und setzen sich gegen ausbeuterische Arbeits- und Produktionsbedingungen ein.
»Für die Auszeichnung »Fairtrade Town« sind weltweit die gestellten fünf Anforderungen recht hoch, aber erfüllbar«, sagte Holz in seiner Laudatio. So einen Titel bekomme man nicht geschenkt, doch Neukölln habe die Kriterien bestens geschafft, nach dem Motto: »Visionen ohne Aktionen bleiben eben Illusionen!« Fair wie wir weiterlesen

Neue Stolpersteine in der Buschkrugallee

Andenken an Elisabeth und Eleonore Rosenthal

Elisabeth »Betzi« Rosenthal gehört zu den Menschen, an die das Museum Neukölln in der Ausstellung »Das Museum des Lebens. Private Erinnerungskultur aus Neukölln« erinnert. Die pädagogische Arbeit des Museums regte Schülerinnen und Schüler der Britzer Fritz-Karsen-Schule dazu an, die Patenschaft für zwei Stolpersteine zu übernehmen, die an Betzi und ihre Mutter Eleonore erinnern. Am 20. Dezember wurden sie in der Buschkrugallee 250a, wo die beiden Frauen von 1933 bis 1937 wohnten, ins Straßenpflaster eingelassen.

Verneigung.     Foto: Stefanus Paarmann

Als Jüdinnen wurden die Frauen von den Nazis verfolgt. Unterstützung fanden sie bei der Familie von ­Betsis Mitschülerin Käthe Krause, die sie zeitweise versteckte und versorgte. Neue Stolpersteine in der Buschkrugallee weiterlesen

Berliner Mietenmarkt wenig reguliert

Es bleiben »Mietenspiegel«, »Mietenbremse« und mehr zu bauen

Das Land Berlin hat aktuell vier verbleibende Möglichkeiten, um den Wohnungsmarkt zu regulieren. Dazu zählen der »Mietenspiegel«, die bundesweite »Mietenbremse« sowie die anhaltende Absicht, bezahlbaren Wohnraum durch Bauen zu schaffen. »Vorkaufsrecht« und »Mietendeckel« wurden bekanntlich höchst­richterlich gekippt. Einen vierten Hebel gibt es dennoch. Dieser kann über den Weg der Baugenehmigungen genutzt werden und ist bislang nicht gerichtlich angefochten worden.

Kampf um bezahlbares Wohnen.Foto: th

Baugenehmigungen in Berlin werden an Auflagen gebunden. Das Land und die Bezirke verbinden das mit der Aufforderung, 30 Prozent des neu entstehenden Wohnraumes zu »sozial verträglichen« Mieten für »einkommensschwache Haushalte« zur Verfügung zu stellen. An solche Auflagen hält sich dem Versprechen nach bislang die »Vonovia«, beispielsweise bei ihren Neubauten am Mariendorfer Weg auf dem Gelände der ehemaligen Frauenklinik. Jochen Biedermann als Neuköllner Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung hob bereits im Januar 2018 hervor, dass er »am liebsten« mit Bauträgern wie beispielsweise Genossenschaften oder Gesellschaften der Kirchen zusammenarbeite, die von sich aus sogar 40 Prozent erschwinglichen Wohnraum bereitstellen wollen, sofern Grundstücke zur Verfügung stehen. Berliner Mietenmarkt wenig reguliert weiterlesen

Fieberhaftes Impfen gegen die Misere

Niedergelassene Ärzte und Ärztinnen legen sich ins Zeug

Schlange stehen mit Abstand, das findet auch vor den Türen von Ärztinnen- und Arztpraxen statt. Anti-Corona-Impfungen müssen mit den anderen Patientenversorgungen kombiniert werden. Doch es geht zügig. Das Team der Gemeinschaftspraxis von Dr. Christine Bonitz und Dr. Isabella Binnewies-Sawin in der Anzengruberstraße ist durch die lange Dauer der Pandemie eingespielt auf diese stressigen Situationen.

Eine zusätzliche Ärztin kümmert sich als Impfbeauftragte ausschließlich um Impfungen, sie hat dafür ihren Ruhestand unterbrochen. Die allermeisten Arztpraxen beteiligen sich an der Impfkam­pagne.
Dazu nennt die Kassen­ärztliche Vereinigung Berlin beachtliche Zahlen. Von den 3.000 niedergelassenen Ärzten beteiligten sich 2.703 Praxen und 3.315 Ärztinnen und Ärzte im Zeitraum vom 17. März bis 30. Dezember 2021 an Impfungen. Durch dieses Engagement wurden insgesamt mehr als drei Millionen Menschen geimpft, davon entfallen mehr als jeweils eine Million auf Erst- und Zweitimpfungen, sowie derzeit etwas weniger als neunhunderttausend auf das Boostern. Fieberhaftes Impfen gegen die Misere weiterlesen

Quo vadis, Vivantes Klinikum Neukölln?

Verschwindet die Zahnstation für Menschen mit Behinderung wieder vom Klinikgelände?

Als 2014, nach acht Jahren kompliziertester Verhandlungen, der Facharzt für Mund- und Kieferchirurgie Matthias Viehoff die Behandlungsräume für Menschen mit Behinderung im Vivantes Klinikum Neukölln offiziell eröffnen konnte, feierten der Berliner Senat, der Bezirk Neukölln, zahnärztliche und Behindertenverbände das als überfällig und richtungsweisend. Nun, nur sieben Jahre später, steht dieses Projekt möglicherweise vor dem Aus.

Als Facharzt Viehoff noch auf den Zahn fühlte.   Foto: pr

Das noch senatseigene Vivantes Klinikum wird gerade gewaltig erweitert und zwar um rund 37.000 Quadratmeter, was etwa 30 Fußballfeldern entspricht. Selbstverständlich auch mit einem Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach, einer neuen großen und modernen Rettungsstelle und, und, und… Schon jetzt wirbt die Klinik online damit, zu den größten Krankenhäusern mit Maximalversorgung in Berlin zu gehören. Nun soll ihr kleines, auch international eingeführtes Zentrum für Zahn- und kieferchirurgische Behandlungen von Menschen mit Behinderung plötzlich nicht mehr ins Klinikkonzept passen? Quo vadis, Vivantes Klinikum Neukölln? weiterlesen

Schwarzfahrer gehören nicht in den Knast

Ein Gastbeitrag von Maria Glänze

Die Aktion »Freiheitsfonds – Raus aus der JVA« hat es geschafft, bis Weihnachten 113 Menschen vor einer Haftstrafe zu bewahren, die sie wegen Fahrens ohne Fahrschein hätten ableisten müssen.
Fahren ohne Fahrschein gilt in Deutschland als Erschleichen von Leistungen nach Paragraph 265a StGB und wird mit bis zu einem Jahr Haft geahndet.

Schwedische Gardinen.    Foto: mr

Dieses Gesetz wurde 1935 beschlossen, um die Gesetzeslücke für »Betrug am Automaten« zu schließen und die Interessen der privaten Automatenbetreiber gegenüber denen der Bevölkerung zu schützen.
Damals wie heute sind Haftstrafen für kleine Vergehen absurd und kosten den Staat Unmengen an Steuergel­dern, zudem befinden sich die Verurteilten in einer weiteren sozialen Abwärtsspirale, aus der sie nur schwer alleine entkommen können.
87 Prozent der so genannten Täter sind arbeitslos, hinzu kommen häufig Obdachlosigkeit und psychiatrische Erkrankungen. Schwarzfahrer gehören nicht in den Knast weiterlesen

Solidarität mit Wohnungslosen

Kaffeewette und Christmasbiker für Wärme und Obdach

Auch in diesem Jahr hieß es wieder: Bezirksbürgermeister Martin Hikel wettet für die Kältehilfe gegen Supermarktbetreiber Michael Lind. Ziel der Wette ist es, die Neuköllner Einrichtungen der Kältehilfe zu unterstützen, die wohnungslosen Menschen Schlafplätze, warme Mahlzeiten und Waschmöglichkeiten bieten. Für je 100 Packungen Kaffee, die von den Neuköllnern gespendet wurden, versprach Lind, seinerseits 200 Euro Geldspende obendrauf zu legen. Am Ende standen 521 Päckchen Kaffee im Foyer des Rathauses, die zusammen mit vielen anderen Spenden an die Einrichtungen der Kältehilfe gebracht werden. »Einmal mehr hat Neukölln wahre Größe und Solidarität gezeigt«, freute sich Martin Hikel.

Kaffee gegen Kälte.    Foto: mr

Nach der Wette hätte Lind mindestens 1.000 Euro spenden müssen. Er hat aber noch draufgelegt und gab insgesamt 2.500 Euro. Die Wette solle eine nachhaltige Aktion sein, um die Aufmerksamkeit auf die wichtige Arbeit der Kältehilfe zu lenken, begründete Michael Lind sein Engagement. Solidarität mit Wohnungslosen weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Dienstag, 3.1.1922
Der entführte Damenhut. Herr Sturm ist ein lockerer Gesell, der sich mitunter recht eigenartige Späße erlaubt, wobei er auch das schöne Geschlecht nicht verschont. So riß er am vergangenen Sonnabend nachmittag in der Hermannstraße in wildem Ungestüm einer Dame einen grünen Hut mit rotbraunem Bande vom Kopfe, wirbelte ihn eine zeitlang in der Luft herum und ließ ihn dann auf das Verdeck eines in Richtung Hermannplatz fahrenden Straßenbahnwagens fallen. In der Nähe der Steinmetzstraße wehte er den Hut auf die Straße und dort soll ein Knabe den letzteren eingefangen haben. Der Finder wird um Abgabe an Kulick, Hermannstr. 164=65 gebeten. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Das ist neu in 2022

Von der Briefmarke bis zum Führerschein

In diesem Jahr kommen auf die Verbraucher wieder einige Änderungen zu. Bei der Deutschen Bahn können kurzentschlossene Kunden keine Papierfahrkarte mehr im Zug beim Schaffner kaufen. Ein Ticket kann dann nach der Abfahrt nur noch über die App oder die Bahnwebsite gebucht werden.
Briefeschreiber müssen ab Neujahr tiefer in die Tasche greifen. Die Post erhöht wieder einmal das Porto. Der Standard-, Kompakt-, Groß- und Maxibrief kosten dann jeweils fünf Cent mehr. Der Versand einer Postkarte kostet 70 statt 60 Cent. Der Standardbrief wird von 80 auf 85 Cent verteuert.
Auch das Rauchen wird teurer. Am 1. Januar gibt es erstmals seit sieben Jahren eine Tabaksteuererhöhung. Damit kostet eine Packung mit 20 Zigaretten ab Januar im Schnitt zehn Cent mehr. Ab dem 1. Juli wird auch bei Wasserpfeifentabak und erhitztem Tabak sowie bei den Liquids für E-Zigaretten an der Steuerschraube gedreht. Das ist neu in 2022 weiterlesen

Bunter Gastroreigen im Reuterkiez

Wer macht auf, wer zu und wer anders?

Das »Kuschlowski« in der Weserstraße hat seit 2007 schon manchen Umbau und Konzeptwechsel durchgemacht. Als Wohnzimmerbar mit Kaminfeuer, Eimerhockern und Wodkagedecken gestartet, war es zuletzt russisch-veganes Restaurant und dann nur noch Wochenendcafé. Nun hat Gastronom Artem Hein seine »Vater Bar« in der Reuterstraße zugemacht und hierher verlegt. Der Ausgangspunkt des Bargeschehens befindet sich neuerdings mitten im Lokal; rund um den großen zentralen Tresen wird nun wieder ausgiebig geplaudert, gefeiert, Cocktail oder Bier getrunken und natürlich sich warmgekuschelt. Raucher kommen in einem winzigen Seitenkabuff zu ihrer Sucht und garantiert ins Gespräch.

Göttlich trifft gambisch.     Foto: hlb

Auch die wohnzimmerliche Einrichtung des Nachbarschafts- und Kulturlokals »Göttin der Weisheit« in der Lenau­straße wurde seit Oktober 2018 immer mal wieder umarrangiert. »Trinke Denke Gedeihe« heißt weiterhin das Motto der Geschäftsführerschwestern Jana und Svenja Rühland, die aus dem Voralpenland kamen, um unter dem Eulen-Logo mit Konzerten und Jam Sessions, wissenschaftlichen Vorträgen und Gesprächsrunden sowie begleitenden Getränken zur Grips- und Horizonterweiterung der Gäste beizutragen. Bunter Gastroreigen im Reuterkiez weiterlesen

Seit 150 Jahren ein Dauerbrenner

Andrej Holm zur Wohnungsfrage

Die anhaltende Pandemie hat verdeutlicht, was Wohnen für die Menschen bedeutet und an welche Grenzen es stößt. »Insbesondere Familien merkten in der Corona-Krise schnell, dass ihre Wohnung nicht für Home-Office und Home-Schooling geeignet ist und Wohnungsgrößen und Grundrisse nicht auf ein paralleles Arbeiten und Kinderbetreuung ausgerichtet sind.« Das hebt der Sozialwissenschaftler und wohnungspolitische Aktivist Andrej Holm gleich zu Anfang seiner fundierten Analyse »Zur Wohnungsfrage und was Engels noch nicht wissen konnte« hervor.
Im Wohnen spiegeln sich die Widersprüche des Lebens unter Bedingungen der »kapitalistischen Urbanisierung« gleich in drei Dimensionen wider: »Wohnen als Zuhause«, »Wohnen als Immobilie« und »Wohnen als Umverteilungsmechanismus und politischer Kampfplatz«. Seit 150 Jahren ein Dauerbrenner weiterlesen

Die »Be-Suchenden« kommen zu Besuch

Fantasievolle Performances in Neuköllner Hinterhöfen und auf Plätzen

Ein paar Menschen, eine Hauswand, dazu Licht und Musik. Mehr braucht es nicht für ein traumhaftes Schattentheater. Hände tanzen über Mauern, Videoprojektionen verwandeln die Brandmauer des Nebenhauses in eine Unterwasserwelt voller schwebender Medusen. Vögel fliegen in verschiedenen Formationen durch die Wolken, ein besonders großes Exemplar mit grünen Federn und Geierschnabel sinkt langsam auf die Erde.

Freiheit in den Wolken.   Foto: mr

Eine gigantische Marionette tanzt heran. Ganz sanft berührt sie den sterbenden Vogel und gibt ihm neue Kraft. Als Freunde ziehen sie davon. Auf der Brandmauer des Nebenhauses leuchtet der Mond.
Das »Theatre of Details« ist im Rahmen der Theater-Performances »Die Be-Suchenden« mit Musik, Tanz, Videoprojektionen und ihren Großpuppen zu Besuch in einem Hinterhof in der Braunschweiger Straße. Die »Be-Suchenden« kommen zu Besuch weiterlesen

Ketchup-Effekt ohne Krönung

Torflaute beendet – Punkte gab es dafür aber wieder nicht

Es lief die 53. Spielminute – der »imaginäre Zeitmesser« aber hatte längst die Zehn-Stunden-Marke überschritten: So lange war der »SV Tasmania« in der Regionalliga Nordost ohne eigenen Torerfolg geblieben. Mit all den damit verbundenen Nebengeräuschen – heißt: Gewinnen ist erst mal nicht, und zumindest einen Punkt gibt’s eben auch nur, wenn die Abwehr hinten dicht hält. Schwer genug für den Aufsteiger: So sollten am Ende nur zwei Pünktchen aus den letzten sieben Spielen des Jahres 2021 gelingen.

Der Kampf ums Tor.      Foto:Hagen Nickelé

Auch zum Abschluss bei der zweiten Mannschaft von »Hertha BSC« sprach nichts dafür, dass »Tas« wenigstens den Torfluch würde beenden können. Die Gastgeber führten nach nicht mal einer Viertelstunde bereits 2:0 – und auf der anderen Seite hatte der mutterseelenallein auf den gegnerischen Torwart zulaufende Nigel Bier den zwischenzeitlich möglichen Ausgleich verpasst. Aber: aufgeben ist nicht. Ketchup-Effekt ohne Krönung weiterlesen

Basteln mit Rolf

Erdnusshuhn

Winterzeit ist auch Nussknackzeit. Die Formenvielfalt von Erdnussschalen inspiriert. Diese Henne entstand aus einer huhnkörperähnlichen Nussschale, Draht, einer Zange, einer Ahle, Heißluftkleber, Acrylfarben und der Lust zum Pfriemeln.
Dosierter und gezielter Druck auf die deutlich sichtbare »Schalennaht« ergibt zwei passgenaue Hälften, die sich anschließend wieder passgenau zusammenkleben lassen. Aus dem Draht werden zwei dreizehige »Hühnerbeine« gebogen. Mit der Ahle erhält jede Nusshälfte (Vorsicht!) ein kleines Loch, durch das je ein Bein gesteckt und im Innern mit einem Heißkleberklecks fixiert wird. Anschließend werden beide Hälften ganz mit Heißkleber gefüllt und zusammengefügt. Beide Füße werden nach Erkalten so ausgerichtet, dass das Huhn gut steht. Diese Vorgehensweise erlaubt, dass der Erdnussinhalt gegessen werden kann und dass die dünnen Beine so optimal fixiert sind. Mit Acrylfarben entstehen die Augen, ein Schnabel und ein Kamm.
Bei Hilfe Mail an: rolf@kuk-nk.de

rr

Petras Tagebuch

Silvestereinkäufe ohne Stress

Für den letzten Tag des Jahres 2021 war ich gut vorbereitet. Mein Plan war, um 7 Uhr aufzustehen, damit ich um 9 Uhr zu den ersten Kunden gehörte, denn ich hatte noch etliche Einkäufe zu erledigen. Tags zuvor sah ich nur die langen Schlangen vor den Geschäften und fürchtete mich schon davor, lange im Regen zu stehen. Ich ging davon aus, dass ich vor jedem Geschäft wohl eine halbe Stunde warten müsste.
Die Fleischerei, der Bio­laden, der Tabakladen und der Gemüseladen standen auf der Liste.
Beim Verlassen des Hauses erlebte ich die erste Überraschung: Es regnete nicht. Mein Wetterfrosch hatte mir eine falsche Auskunft gegeben. Petras Tagebuch weiterlesen

Hermannplatz: Eine Hassliebe

HERMANNPLATZZeichnung: Josephine Raab

Ein Knotenpunkt im Wandel

Für die Anwohner Neuköllns und Kreuzbergs ist der Hermannplatz von zentraler Bedeutung, ob für Nahversorgung, Dienstleistungen und Kundgebungen oder als Treff- und Verkehrsknotenpunkt.
Auf dem Platz spiegelt sich daher auch die breite Diversität der Bevölkerung der benachbarten Bezirke wider: Menschen aus verschiedensten Gesellschaftsschichten, Kulturen und Diaspora Communitys mit deren Vielfalt an Bedürfnissen, ob nach öffentlichem Aufenthaltsraum oder einem breiten Angebot an Einkaufsmöglichkeiten, um nur einige zu nennen.
Der Platz spielt auch gesamtstädtisch eine sehr wichtige Rolle mit seinen zwei U-Bahn- und sieben Buslinien – und künftig auch der Endhaltestelle der Verlängerung der M10-Tramlinie – sowie regem Fahrrad-, Fußgänger- und motorisiertem Individualverkehr. Hermannplatz: Eine Hassliebe weiterlesen

An Gerichten führen politische Wege nicht vorbei

Nach dem Mietendeckel kippt jetzt das Vorkaufsrecht der Berliner Bezirke in einer höchstrichterlichen Instanz. Damit geht ein wichtiges Instrument verloren, soziale Stadtpolitik so zu gestalten, dass Verdrängungen von Mieterinnen und Mietern verhindert werden können. Es wird schwierig werden und erfordert gründliches Vorgehen, im Falle des erfolgreichen Volksbegehrens »Deutsche Wohnen und Co enteignen« einen weiteren Gerichtsgang zu vermeiden.
Die Unabhängigkeit der Judikative ist ein hohes Gut innerhalb einer Demokratie. Die Anforderung an die Politik, in der viele Juristen involviert sind, besteht darin, ihre Arbeit so gründlich wie möglich zu machen. In diesem Zusammenhang kommt der Initiative des Landes Berlin große Bedeutung zu, über den Bundesrat Änderungen im Baugesetzbuch zu erwirken. Darüber wird dann der neu gewählte Bundestag, angeführt von der Ampelkoalition, zu entscheiden haben.

Thomas Hinrichsen

BVV wählt das Bezirksamt

Sechs Stadträte teilen sich künftig die Verantwortung für den Bezirk

Die konstituierende Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 4. November war zugleich ein Jubiläum: Es war die 800. Sitzung seit ihrer ersten Einberufung 1946.

von li:.Lars Oeverdieck, Mirjam Blumenthal, Sarah Nagel, Martin Hikel, Jochen Biedermann, Karin Korte, Falko Liecke.Foto: mr

Als ältestes Mitglied der BVV hatte Franz Wittke (FDP) die Ehre, die Sitzung als Alterspräsident zu eröffnen und bis zur Wahl des Bezirksverordnetenvorstehers zu leiten.
»Die nächsten fünf Jahre werden uns viel abverlangen«, sagte er zur Begrüßung und rief die Bezirksverordneten dazu auf, zu Kompromissen bereit zu sein, wenn es dem Wohl der Einwohner Neuköllns diene. Parteipolitische Profilierungen seien dafür nicht zielführend.
Die zu verhindern hatte er dann auch gleich Gelegenheit: Er forderte die Verordneten der Linken, die in Westen mit der Aufschrift »Deutsche Wohnen und Co enteignen« erschienen waren, auf, diese abzulegen.
Um die Beschlussfähigkeit der BVV festzustellen, wurden anschließend alle Mitglieder namentlich aufgerufen und gebeten, sich von ihrem Platz zu erheben. BVV wählt das Bezirksamt weiterlesen

Spaßbremsen in der BVV?

Über Vorkaufsrecht und Feuerwerksverbot

Die zweite Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung am 21. November begann mit einer Entschließung der Linken, in der gefordert wurde, sich beim neuen Senat dafür einzusetzen, »den Volksentscheid »Deutsche Wohnen & Co. enteignen« noch in dieser Legislaturperiode umzusetzen und ein Vergesellschaftungsgesetz im Sinne des Volksentscheids zu verabschieden. Eine entsprechende Verpflichtung soll im Koalitionsvertrag der künftigen Regierung formuliert werden.« . Bei der anschließenden Diskussionen wurden die allseits bekannten Argumente ausgetauscht. Franz Wittke (FDP) konstatierte: »Bei den Koalitionsverhandlungen wurde etwas beschlossen und die Linke in der BVV spielt Opposition.« Der Antrag wurde mit 29 zu 18 Stimmen bei vier Enthaltungen abgelehnt. Spaßbremsen in der BVV? weiterlesen

Vorkaufsrecht in Leipzig gekippt

Ein erneuter Schlag gegen eine soziale Mietenpolitik

Es ist wieder ein heftiger Hieb gegen eine Berliner Politik, die Mieter und Mieterinnen vor Mietsteigerungen und Verdrängung schützen soll. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes zu Leipzig, mit dem das bezirkliche Vorkaufsrecht gekippt wird, macht eine sozial abgefederte Stadtentwicklung sehr schwierig, nachdem bereits der »Mietendeckel« vor dem Bundesverfassungsgericht als nicht zulässiger Alleingang des Berliner Senats in der aktuell betriebenen Weise für »verfassungswidrig« erklärt wurde.

Wut auf Wucher.      Foto: th

Der wiedergewählte Stadrat Jochen Biedermann (Die Grünen) verschafft am 24. November in einer Antwort an die BVV Neukölln seiner Enttäuschung Ausdruck: »Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts wird die Nutzung des Vorkaufsrechts in Neukölln ganz erheblich beeinträchtigen. … Stand jetzt steht aber zu befürchten, dass die Nutzung des Vorkaufsrechts auf dieser rechtlichen Grundlage maximal noch vereinzelt möglich sein wird. … Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts ist eine sehr schlechte Nachricht für Neuköllner Mieter*innen. Der Bezirk konnte mit dem Instrument Vorkaufsrecht 710 Wohnungen und 44 Gewerbeeinheiten an Städtische Gesellschaften, Genossenschaften und Stiftungen übertragen. Hinzu kommen die Fälle, in denen es in sozialen Erhaltungsgebieten direkt zu einer Veräußerung an eine landeseigene Gesellschaft oder eine Genossenschaft gekommen ist.« Vorkaufsrecht in Leipzig gekippt weiterlesen

Schenk doch mal ein Lächeln

Im Rathaus steht wieder ein »Wunschbaum«

Mit knapp 160 »Wunschsternen« schmückte Bezirksbürgermeister Martin Hikel gemeinsam mit Vertretern der Neuköllner Fraktionen den Wunschbaum im Foyer des Neuköllner Rathauses.

Es darf gepflückt werden.   Foto: mr

Es sind die Wünsche von Kindern aus Neuköllner Familien in schwierigen Situationen, die ansonsten vielleicht keine Weihnachtsgeschenke erhalten würden. Jetzt können die Wünsche von der Neuköllner Bevölkerung erfüllt werden. Die Wunschbaum-Aktion wird vom Verein »Schenk doch mal ein Lächeln« inzwischen in allen Berliner Rathäusern durchgeführt.
»Auch wenn die Wünsche anonym erfüllt werden, bringt der Wunschbaum die Menschen aus unserem Bezirk zusammen. Dieses Zeichen konkreter nachbarschaftlicher Solidarität hat nicht nur in den derzeit sehr komplizierten Zeiten seinen festen Platz in Neukölln. Deshalb freue ich mich über eine rege Beteiligung auch in diesem Jahr«, sagte Martin Hikel. Schenk doch mal ein Lächeln weiterlesen

Mini-Weihnachtsmarkt

Ein Herz für Familien

Nicht nur Kinderaugen leuchteten, auch die Erwachsenen hatten ihre Freude. Der Verein »Wunschbäumchen Berlin gemeinsam etwas bewegen e.V.« hatte zum 1. Advent auf dem Mehrgenerationen-Spielplatz in der Mahlower Straße einen vielseitigen Mini-Weihnachtsmarkt organisiert, um Kindern aus finanziell nicht so gut gestellten Familien Weihnachtswünsche zu erfüllen.

Maske ab, aber nur fürs Bild.    Foto: bs

Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) und der Stadtrat für Soziales Falko Liecke (CDU) waren sich einig, dass diese Aktion auch weiterhin unterstützt werden müsse. Liecke sponsorte einen Stand mit Zuckerwatte, die Fraktions-Vorsitzende der SPD, Cordula Klein, übergab eine finanzielle Spende. Sie und Gabriela Gebhardt (SPD) sagten auch personelle Unterstützung fürs kommende Jahr zu, da die Vereinsvorsitzende Daniela Lungwitz-Mohamad erzählte, dass einige ehrenamtlich Engagierte krankheitsbedingt ausgefallen seien. Der Verein »Familienherz e.V.« von BKK-VBU sorgte wieder für den zünftigen Weihnachtsmann. Bevor er die Geschenke verteilte, hatten alle noch Spaß mit dem Schneemann und der Eiskönigin Elsa, die mit den Kindern sang und tanzte.

bs

Filmkulisse und Knöllchen

Wohin mit dem Auto in der Hufeisensiedlung?

Die Hufeisensiedlung, Britzer UNESCO-Weltkulturerbe, taugte erneut als Filmkulisse. Gern wird hier gedreht, doch nicht immer zur Freude der Anwohner. Zu oft ignoriert die Politik hiesige Belange, wie zum Beispiel den ständigen Durchgangsverkehr, das überhandnehmende Dealen, aber auch die knappen Parkmöglichkeiten.

Knöllchen.   Foto: E.G.

Die wichtige Verkehrsader Blaschkoallee (bis zu 25.000 Fahrzeuge täglich) bekam einen Popup-Radweg, und damit fielen über hundert Parkmöglichkeiten weg. Das beeinträchtigt vorrangig die Besucher des Standes- und Bürgeramtes, die deshalb Parkraum verstärkt im angrenzenden Weltkulturerbe suchen. Die DEGEWO wandelte in der benachbarten Krugpfuhlsiedlung all ihre zahlreichen Dächer zu Wohnungen um, aber ohne neue Parkmöglichkeiten zu schaffen.
Nun kam auch noch Hollywood ins Weltkulturerbe und ließ weiträumig absperren. Für die vermutlich davon Betroffenen gab es ein paar Aushänge kurz vorher. Zum Drehtag wurden dann »störende Autos« kurzerhand abgeschleppt. Mit von der lukrativen Partie war auch unser Ordnungsamt. Filmkulisse und Knöllchen weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner