Großstadtmorgen

Eine starke Müdigkeit

Ich werde wach. Ein frischer Wind pfeift mir um die Nase. Der Geruch der noch schlafenden Großstadt stimmt mich friedlich und sentimental zugleich.

Ohne weitere Beachtung.        Foto: sl

Ich höre Schritte, die an mir vorbei gehen. Ich halte meine Augen geschlossen und stelle mich schlafend. Es ist noch zu früh für mitleidige Blicke. Halb dösend, halb wach überlege ich, was mir der Tag bringen könnte. Es wäre schön, einen Ruhetag zu haben. Mein knurrender Magen reißt mich aus der beginnenden Fantasie eines normalen Lebens.
Es nützt nichts. In meiner Tasche finde ich 28 Cent, das reicht gerade mal für ein trockenes Brötchen. Bei dem Gedanken merke ich, wie ausgetrocknet mein Mund ist. Ich greife nach der Wasserflasche in meinem Rucksack und trinke den Rest leer. Mit dem Pfandgeld komme ich auf zwei trockene Brötchen. Das ist ein Anfang.
Ich setze mich auf. Mein Kopf schwirrt. Ich reibe mir die Augen. Ich habe keine Lust.
Menschen gehen an mir vorbei. Die wenigsten nehmen Notiz von mir. Sie schauen auf ihr Smartphone oder drehen den Blick in eine ganz andere Richtung. Großstadtmorgen weiterlesen

Basteln mit Rolf

Hasenfensterbild

Ein luftig apartes Fensterbild in unserer Straße stimmt nicht nur die Vorübergehenden auf das kommende Osterfest ein. Es ist leicht realisierbar, und meine Nachbarin erlaubte mir, das hier auch zu veröffentlichen.
Hergestellt hat sie es aus verschiedenfarbigem Transparentpapier. Sie brauchte nur eine Schere, einen weißen Lackstift, transparenten Klebefilm zum Aufhängen und hatte natürlich Lust zum Pfriemeln.
Jeder Hasenkopf wurde erst mit dem Lackstift auf das Papier gemalt und anschließend ausgeschnitten. Auf einen extra Trägerrahmen aus Malkarton, wie bei Fensterbildern meist üblich, wurde hier bewusst verzichtet. Das erhöht deutlich die Lichtdurchlässigkeit. Jedes Konterfei ist mit transparentem Klebefilm an die Scheibe geklebt.

Bei Hilfe:
rolf@kuk-nk.de
rr

Petras Tagebuch

Termintreue

Mehrere Anläufe, beim Bezirksamt einen Termin zu erhalten, scheiterten. Im Internet habe ich nie einen freien Termin gefunden. Lange Zeit verbrachte ich am Telefon, aber auch das war erfolglos. Dabei wollte ich doch nur meiner Pflicht nachkommen, meinen alten grauen Führerschein gegen die Plastikkarte auszutauschen. Der Tag, an dem mein Führerschein keine Gültigkeit mehr haben sollte, rückte immer näher.
Eine Bekannte, die das Dilemma verfolgte, gab mir eines Tages den Tipp, eine Email an folgende Adresse zu schreiben: buergeramt@bezirks­amt-neukoelln.de. Petras Tagebuch weiterlesen

Sofort die Waffen nieder!

Menschenkette gegen den Krieg.    Foto:rr

Neuköllner demonstrieren gegen den russischen Überfall auf die Ukraine

Dem Aufruf von »Hufeisern gegen Rechts«, dem DGB und den Falken zum sofortigen Stopp aller Kriegshandlungen in der Ukraine folgten am Sonnabend, den 26. März, hunderte Menschen.
Ab 18 Uhr bildeten sie um den Hufeisen-Teich des UNESCO-Weltkulturerbes in Britz friedlich eine geschlossene Menschenkette. Dank vieler Taschenlampen blieb dieser Ring auch im Dunkeln weiter sichtbar.
Unter den Teilnehmern waren Bezirksbürgermeister Martin Hikel, Bezirksstadtrat Jochen Biedermann und die Bezirksstadträtinnen Karin Korte und Miriam Blumenthal.
In seiner so kurzen wie prägnanten Rede forderte Jürgen Schulte von »Hufeisern gegen Rechts« die sofortige Niederlegung aller Waffen und die Rückkehr zur Diplomatie, da militärische Mittel noch nie Konflikte gelöst hätten. Er verurteilte scharf den völkerrechtswidrigen Einmarsch Russlands in die Ukraine. Es folgten erdrückende Schweigeminuten bis sich die Kette wieder auflöste.

rr

Zusammen für eine friedliche Welt

An jedem Morgen gibt es mittlerweile, zumindest bis jetzt, eine Nachricht von meinen Freunden aus Kiew. Sie sind kurz, sagen, dass alles OK ist. Es ist nichts OK in diesen Tagen.
Von einem Tag auf den anderen hat sich alles geändert. Das Schlafen im eigenen Bett hat sich zu einer Gefahr entwickelt, da ist der Flur sicherer. Oder es wird gleich der überfüllte U-Bahnschacht, der als Bunker dient, aufgesucht. Sirenengeheul im Hintergrund, das die Machtlosigkeit verdeutlicht. Das unbeschwerte Leben scheint zunächst vorbei zu sein.
Es bleibt aber auch die Möglichkeit, ins sichere Ausland zu fliehen. Der Preis dafür lässt zurückschrecken: Ist es in Ordnung, die Eltern und weitere Verwandte, die nicht so flexibel sind, zurückzulassen? Hier gibt es keine Antwort.Wichtig ist, dass alle friedliebenden Menschen zusammenhalten, um ein gemeinsames Zeichen gegen den Krieg zu setzen.

Josephine Raab und Petra Roß

Der 8. März – Mehr als nur ein Feiertag

Gastbeitrag von Anja Kofbinger (Grüne), ehemals Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus

Als das Abgeordnetenhaus von Berlin im Dezember 2018 beschloss, den 8. März zum Feiertag in Berlin zu machen, war die Freude in der Bevölkerung groß. Allerdings, dass muss man zugeben, ging es dem Großteil der Berlinerinnen und Berliner wohl weniger darum, ein Zeichen für mehr Feminismus in Politik und Gesellschaft zu setzen, sondern wohl eher um einen weiteren arbeitsfreien Tag. Aber wie genau kam es überhaupt dazu, dass es einen internationalen Frauentag gibt und wir uns bis heute in unterschiedlichster Art und Weise daran erinnern?
Das ganze wurde natürlich von Frauen angezettelt. Und hier spielten die deutschen Sozialistinnen ein führende Rolle, allen voran Clara Zetkin und Käte Duncker. Sie schlugen 1910 auf der »Zweiten Internationalen sozialistischen Frauenkonferenz« 1910 in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentages vor. Ein bestimmtes Datum hatten sie dabei nicht im Sinn. Der 8. März – Mehr als nur ein Feiertag weiterlesen

Sturm, Verkehr, Straßennamen und ein Durchfall

Muntere Debatten in der BVV

Ein großer Teil der Arbeit in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wird in den Ausschüssen erledigt. Daran können auch so genannte Bürgerdeputierte als Vertreter der Zivilgesellschaft stimmberechtigt teilnehmen. Voraussetzung dafür ist eine besondere Sachkenntnis auf dem Gebiet des jeweiligen Ausschusses. Üblicherweise werden die von den Parteien vorgeschlagenen Kandidaten von der BVV akzeptiert, die Wahl ist reine Formsache.
Jetzt wollte die CDU Stephan Piehl, den ehemaligen Kreisvorsitzenden des Neuköllner AfD-Bezirksverbandes, der die Partei im September 2020 verlassen hatte, in den Sportausschuss schicken – und scheiterte.
Bei der Wahl in der BVV-Sitzung am 23. Februar stimmte lediglich die CDU für Piehl, SPD, Grüne, Linke und AfD lehnten ihn ab, die Verordneten der FDP enthielten sich. Er sei »erschreckt, dass die CDU ein ehemaliges AfD-Mitglied aufgestellt« habe, sagte Marko Preuß (SPD). Sturm, Verkehr, Straßennamen und ein Durchfall weiterlesen

Modellprojekt GesundheitsKollektiv

Alles unter einem Dach auf dem Rollberg

Das erste Stadtteil-Gesundheitszentrum Berlins wurde am 25. Februar von der Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung (WGPG), Ulrike Gote (Grüne) und Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei in der Rollbergstraße 30, eröffnet.

Foto: Stefanus Parmann

Die Eröffnung des Zentrums in Neukölln ist ein Teil des politischen 100-Tage-Programms, das der neue Senat Anfang Januar beschlossen hatte, es sieht Integrierte Gesundheitszentren vor.
»Wir wollen, dass alle Menschen wohnortnah und unkompliziert beraten und umfassende und ganzheitliche Gesundheitsangebote wahrnehmen können. Dies leistet das Neuköllner Stadtteilgesundheitszentrum beispielhaft«, teilte Gote mit. Das Neuköllner Konzept soll evaluiert werden und Modellcharakter erhalten. Modellprojekt GesundheitsKollektiv weiterlesen

»Am liebsten wäre ich unsichtbar«

Die Situation obdachloser Frauen in Neukölln

Edith lebt hier in Neukölln seit drei Jahren auf der Straße. Sie verlor ihre Wohnung, als ihre Vermieterin Eigenbedarf anmeldete und sich keine bezahlbare Wohnung finden ließ. »Anfangs habe ich mich bei Hausverwaltungen auf Listen eintragen lassen und bin zu Beratungsstellen gegangen.« Später habe sie aufgeben erzählt Edith. Sie wirkt klein und verloren, und dass sie mit mir redet ist wohl nur Kaffee und dem Brötchen zu verdanken, das ich ihr gekauft habe. Sie verzehrt beides, als sei sie es mir schuldig. Ich versuche sie so wenig wie möglich mit meinen Fragen zu bedrängen. Wir sitzen beide auf den Bänken vorm ehemaligen C&A. »Am liebsten wäre ich unsichtbar«, sagt Edith leise. Und statistisch gesehen ist sie das tatsächlich.

Silly – frisch geduscht vom Duschmobil.Foto: sl

Wohnungs – und obdachlose Menschen werden statistisch nicht eindeutig erfasst. Notunterkünfte melden ihre belegten Plätze nicht alle und nicht monatlich. Während der Zählung bei der »Nacht der Solidarität«, die nicht unumstritten ist, wurden in Neukölln 37 Menschen gezählt. Daraus folgt, dass Unterbringungen, Beratung oder einfach nur geschützte Räume für Frauen viel zu wenig Beachtung finden, wenn es um die Finanzierung von Projekten geht. »Am liebsten wäre ich unsichtbar« weiterlesen

Tarifvertrag trotz Streik ohne Folgen

Gastbeitrag von Maria Glänzel

2021 war ein spektakuläres Jahr für viele Beschäftigten in den städtischen Berliner Krankenhäusern von Vivantes und Charité.
Verdi hatte mit den Beschäftigten im Frühjahr die Kampagne »100 Tage« gestartet.
100 Tage vor der Berliner Landtagswahl riefen die Beschäftigten für bessere Arbeitsbedingungen und Entlastung auf. Sie forderten die Geschäftsführungen und die Landespolitik dazu auf, mittels Tarifvertrag ein Zeichen von Wertschätzung den Beschäftigten gegenüber zu setzen und sie nicht weiter im Stich zu lassen.
Die Tage vergingen, die Reaktionen blieben größtenteils aus.
Es gab warme Worte von Politikern und ein mitleidiges Lächeln von den Arbeitgebern. Tarifvertrag trotz Streik ohne Folgen weiterlesen

»Wie ein Stück Dreck«

Der Paragraph 218 muss dem Paragraphen 219a folgen

Im hohen Alter erzählte mir meine Mutter von der Erfahrung, die sie in jungen Jahren 1954 mit einem Schwangerschaftsabbruch machen musste. »Beim Engelmacher ging es schief, ich hatte Angst um mein Leben. Vater und ich sind so schnell wie möglich zu einem regulären Frauenarzt gefahren. Die Praxis hat mir geholfen, aber gut behandelt wurde ich nicht. Ich fühlte mich wie ein Stück Dreck.« Meine Mutter war sichtlich gerührt, als sie mir das sagte. »Ich habe es verkraftet, aber vergessen kann ich das nicht.«

Demonstration gegen den § 218 zum Schwangerschaftsabbruch.      Foto: Bundesarchiv

Damals konnte meine Mutter nur einmal in der Woche in einer Wäscherei arbeiten, statt ihrem Beruf als Stenotypistin nachzugehen, da ihr erster Sohn gerade sieben geworden war. Immerhin war dieser eine Tag eine Unterstützung für das Familieneinkommen, das Gros erwarb mein Vater bei den Stadtwerken.
Als 1975 die Kampagne »Weg mit dem Paragraphen 218 – Volks­entscheid« lief, war sie von Anfang an dabei und sammelte Unterschriften. Das Bundesverfassungsgericht hatte eine von der sozial-liberalen Koalition beschlossene Liberalisierung in Form der dreimonatigen »Fristenlösung« gekippt, da CDU/CSU geklagt hatten. »Wie ein Stück Dreck« weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung – Sonnabend, 4. 3. 1922
Protestversammlung gegen die industrielle Ausbeutung des Tempelhofer Feldes. In der am Mittwoch abgehaltenen Sitzung der Neuköllner Bezirksversammlung wurde, wie von uns ausführlich berichtet, bereits einmütig gegen den Plan Stellung genommen, das Tempelhofer Feld zu Industriezwecken aufzuteilen. Es besteht die Absicht, selbst den an Neukölln grenzenden grünen Streifen zu beseitigen. Dieser Plan muß vereitelt werden. Neukölln darf nicht ringsum von Industrien eingeschnürt werden, man muß seiner Einwohnerschaft wenigstens eine freie Stelle lassen, wo sie nach schwerer Wochenarbeit des Sonntags notdürftig Erholung finden kann. Um dem einstimmig gefaßten Widerspruch der Bezirksversammlung noch besonderen Nachdruck zu verleihen, ist es deshalb notwendig, daß auch von seiten der Bevölkerung ein flammender Protest gegen den Raub der Erholungsstätte erhoben wird. Alle Interessenten werden deshalb … aufgefordert, zu einer Protestversammlung zu kommen, die am Dienstag … stattfindet. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Beton bedroht Boden

Bedrohte Landwirtschaft nicht nur in Berlin

Nicht nur politisch ist Berlin Stadt und Land zugleich. Westberlin zählte 1960 circa 200 Bauern, die ein Viertel der Stadtfläche bewirtschafteten, noch von ihren Erträgen lebten und die geteilte Stadt versorgten. Das ist lange vorbei. Zu viele der innerstädtischen, landwirtschaftlich genutzten Flächen fielen überwiegend dem Wohnungsbau zum Opfer und zwang deshalb viele Berliner Bauern, aufzugeben.

Bauer Mette auf seinem Hof.     Foto: rr

Werner Mette, ein diplomierter Landwirtschaftsmeister aus dem Neuköllner Ortsteil Buckow, lebt dagegen heute noch nur von der Landwirtschaft und gehört zu den letzten fünf Berliner Bauern. Dieser echte »Dinosaurier«, wie der SPD Politiker Raed Saleh ihn erst kürzlich liebevoll nannte, wirtschaftet in fünfter Generation auf dem Hof am Buckower Damm 205, den Karl Rohrbeck, sein Ur-Ur-Ur-Großvater 1870 am Rande des Dorfes Buckow baute. Beton bedroht Boden weiterlesen

Lebendige Mietergenossenschaft

Gastautorin Gabriele Schmitz stellt vielfältige Angebote auf dem Kindl-Gelände vor

Vielleicht haben Sie sich auch schon gefragt, was für Menschen wohl in den fünfstöckigen Holzneubau oberhalb der Treppe am Ende der Neckarstraße eingezogen sind.
Auf dem Gelände dürfen, laut Baurecht, keine Wohnungen gebaut werden, zeitweiliges Wohnen ist jedoch erlaubt. So entstand die Idee zu einer Mietergenossenschaft, die Raum für betreutes Wohnen, soziale Beratung, Gesundheitsversorgung und dem Kiez verbundenes Gewerbe bietet. Zur Startergruppe – »Gesundheitskollektiv«, »Wildwasser e.V.«, »Schwulenberatung Berlin GmbH« und der »HotelPension Karibuni« – kamen seit 2016 weitere Mitglieder dazu: »Jakus« und »Jugendwohnen im Kiez« mit betreutem Wohnen für Familien, der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg KdÖR mit den drei Projekten »Pflegestützpunkt Neukölln«, »Seniorenberatung i.A. des Bezirks­amtes Neukölln« und »Drehscheibe Alter«, eine Ergotherapie-Praxis und ein Kollektiv für gewerkschaftliche und politische Kampagnen. Lebendige Mietergenossenschaft weiterlesen

Time-out im Kiez auf die britische Art

Fish & Chips, Currys, Cocktails, Pub Quiz and more gibt’s auch hier

Die Briten wollten ja nun weg von uns Nicht-Insel-Europäern – naja, zumindest raus aus der EU. Dann vergnügen wir uns halt hier bei uns auf ihre Art. Und dafür gibt es einige gute Gelegenheiten.

Session im »Gift«.    Foto: hlb

Die Manchester- und Dackel-Kneipe »Posh Teckel« ist ja bereits bekannt aus Presse, Funk und Fernsehen für seine Liebe zum Brit-Pop, für Partys, Konzerte, Pub Quizes, Dackelpommes oder spontane Aktionen und immer mal einen Besuch wert.
Die Misters O‘Reilly und Knight haben mit ihren »Crazy Bastard«-Chilisaucen zu Recht schon einige Preise eingeheimst. Ihr scharfer Shop in der Weserstraße ist mittlerweile zur Restaurantbar geworden und serviert als »Crazy Bastard Kitchen« wöchentlich wechselnde Menüs mit Typischem aus der ganzen Welt – zu denen sich frei und reichlich an den hauseigenen Zungenbrenner-Saucen bedienen lässt. In den Fish & Chip-Wochen kommt der englische Klassiker auf den Tisch: Kabeljaufilet im Bierteig mit Erbsenpüree, Remoulade und Pommes mit Salz und Malzessig – das Ganze auch vegan als Vish & Chips mit Bananenblüte. Time-out im Kiez auf die britische Art weiterlesen

180° mit Ausblick

Nicht nur Süßes am Tempelhofer Feld

Mitten in der Pandemie des vergangenen Juli wagte Sarah Klausen in der Oderstraße 52 ihr eigenes Café zu eröffnen. Es ist auch Bistro und Apero, da sie neben Spitzenpatisserien aus eigener Manufaktur auch täglich wechselnde, vegetarische »salzige Kleinigkeiten« im Stile »Mediterraner Tapas« als Tagesgerichte anbietet.
Das »180°« liegt am Tempelhofer Feld nahe des Haupteingangs Herrfurthstraße.

Sarah und die Mitstreiterin in ihrem Reich.    Foto: rr

Als ihr Vater die stark renovierungsbedürftigen Räume vom ehemaligen »Palsta« sah, riet er nur wegen dieser Lage ab. Er fürchtete, dass es die Mehrzahl der Besucher nur zum Feld zieht, ohne ihr Café zu beachten. Die eigenwillig resolute Tochter hörte nicht. Sie vertraute der hippen Lage sowie der Zugkraft ihres Angebots, das funktioniert. Sie nannte es »180°«, als Reminiszenz an ihre gängigste Backtemperatur und auch, weil hier ein 180° Blick aufs Tempelhofer Feld möglich ist. Bei schönem Wetter können beim Apero die Gäste zusätzlich eindrucksvolle Sonnenuntergänge genießen. 180° mit Ausblick weiterlesen

Neuköllner Kunstpreis 2022

Dachil Sado gewinnt den ersten Preis

Auch in diesem Jahr haben sich wieder rund 170 Neuköllner Künstler beworben, um den begehrten »Neuköllner Kunstpreis« zu ergattern. Sieben von ihnen wurden von einer fünfköpfigen Fachjury für den mit insgesamt 6.000 Euro dotierten Kunstpreis nominiert. Ihre Arbeiten sind noch bis zum 24. April in der »Galerie im Saalbau« zu sehen.

Siegerobjekt.     Foto: mr

Der Preis, der vom »Kulturnetzwerk Neukölln e.V.« und dem Fachbereich Kultur des Bezirks–amtes Neukölln ausgelobt und finanziell durch die »Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft mbH« unterstützt wird, sei zu einem wichtigen Anerkennungspreis der Neuköllner Kunst­szene geworden, mit dem der Bezirk zeige, dass er die Arbeit der in Neukölln lebenden Künstler wertschätze, sagte Kulturstadträtin Karin Korte bei der Preisverleihung am 14. Februar im Heimathafen. Bevor die drei Preisträger bekannt gegeben wurden, gedachten die Anwesenden in einer Schweigeminute der kürzlich verstorbenen Kulturamtsleiterin Katharina Bieler, die den Preis vor sechs Jahren ins Leben gerufen hatte. Neuköllner Kunstpreis 2022 weiterlesen

Kunst in Hangars

Ausstellung führt zu Aufregungen

Im Januar wurde im RBB eine Kunstausstellung angekündigt. In einer großen Halle standen meterhohe Stahlsäulen hintereinander aufgereiht. Die letzte wurde angestoßen, und alle Säulen fielen nacheinander wie beim Domino mit viel Gepolter zu Boden. Faszinierend!
Die Ausstellung Bernar Venet findet bis zum 30. Mai in den Hangars 2 und 3 des ehemaligen Flughafens Tempelhof statt.

Foto: emp

Das Schaffen des inzwischen 80-jährigen Künstlers wird in einer Retrospektive gewürdigt. Insgesamt 150 Objekte wurden mit 50 LKWs nach Berlin transportiert. Kunst in Hangars weiterlesen

Professioneller Zerstörer des Status Quo

Anton Laiko im »Kunstraum Reuter«

Der russische Künstler Anton Laiko nutzt den kleinen Raum in der Reuterstraße 82 erstmals als politische Plattform für Aktionen und Interaktionen. Der »Kunstraum Reuter« wird zur offenen Begegnungsstätte mit zeitgenössischer Kunst, für Diskussionen um Fragen wie: WAS KANN KUNST? Inspiriert durch Künstler wie Damien Hirst, Marcel Duschamp oder Lucio Fontana arbeitet Laiko mit Installationen und Bilderserien, die ihresgleichen suchen.

Selbstporträt.      Foto: sl

Der ehemalige »Tacheles«-Künstler mischt helle, leuchtende Farben mit einer Düsternis, die jeden in einen magischen Bann zieht. Anton Laiko ist Jahrgang 1962 und wurde in Moskau geboren. Der Schüler von Maxim Kantor kam 1989 nach Berlin. Hier wurde er Teil der Künstlergruppe »Neue Moskauer Schule AG«. Von Berlin ging er zunächst nach Düsseldorf und studierte dort an der Kunstakademie als Schüler von Günther Uecker. Aus dieser Zeit stammt seine Installation »green fashism«, die, damals einen politischen Skandal zur Folge hatte und ein Verbot der Ausstellung nach sich zog. Die Werke Laikos provozieren. Professioneller Zerstörer des Status Quo weiterlesen

Rosa Luxenburg

Oder der Preis der Freiheit

EPSON MFP image

Jörn Schütrumpf hat bei »Dietz Berlin« unter diesem Titel ein 190 Seiten starkes Kompendium herausgegeben. Dabei entfallen sechzig Seiten auf zentrale ausgewählte Beiträge Rosa Luxemburgs, nachdem zuvor der geschichtliche Hintergrund, die Zusammenhänge in der Politik der Arbeiterbewegung und dem Wirken Rosa Luxemburgs hergestellt werden. Ein umfangreicher Kernpunkt ist die Analyse der revolutionären Situation, die in der zweiten Hälfte des Ersten Weltkrieges entsteht und in Russland zur erfolgreichen sozialistischen Oktoberrevolution und in Deutschland zur Weimarer Republik führt. Die lange Schrift Luxemburgs »Zur russischen Revolution« bildet den inhaltlichen Abschluss. Rosa Luxenburg weiterlesen

Unaufhaltsam abwärts?

Der »SV Tasmania« stößt in der Regionalliga an seine Grenzen

 

Der sportliche Abwärts­trend war in jeder Hinsicht erkennbar: Elf Spiele ohne Sieg, dabei nur zwei Unentschieden und nur in einer dieser Partien überhaupt ins Tor des Gegners getroffen. So rutschte der »SV Tasmania« nach dem rückblickend so noch viel sensationeller anmutenden 2:1-Sieg gegen »Energie Cottbus« Ende Oktober von Platz 14 der Regionalliga Nordost mit seither nur zwei geholten Zählern mittlerweile auf den 19. (und damit vorletzten) Rang ab – und ist aktuell wohl der heißeste Abstiegskandidat.

Widrige Umstände.          Foto: Hagen Nickelé

Von Beginn an war dabei zwar klar, dass der Klassenerhalt mit den »Feierabendfußballern« ganz schwierig werden würde: Trainer Abu Njie hatte dazu vor der Spielzeit den Vergleich des Schlauchboots auf dem Ozean gewählt. Unaufhaltsam abwärts? weiterlesen

Basteln mit Rolf

Stehaufmännchen

Die aktuelle Lage in Politik- und auch der Pandemie erheitert vielleicht ein Stehaufmännchen.
Das Material sollte sich in jedem Haushalt finden: ein Schraubdeckel einer Wein- oder Ölflasche, etwas weißer Malkarton, Buntstifte, oder anderes Malzeug, eine Schere, etwas Heißkleber, 1-2 Muttern mit 6-8mm Gewinde (oder ein anderes Gewicht) und natürlich auch etwas Lust zum Pfrie­meln.
Zentrales Element dieses Stehaufmännchens ist der Schraubdeckel. Mit ihm wird anfangs auf den Karton ein Kreis gemalt. Damit wird später die offenen Deckelseite geschlossen und ist gleichzeitig die Basis einer x-beliebigen Figur darüber, auch ein Tier. Das wird sorgfältig ausgeschnitten. Innen auf das Deckelgewinde wird mit Heißkleber (s. Bild re. unten) hochkant eine Mutter geklebt (bei zwei, die hintereinander). Der tiefe Schwerpunkt sorgt immer dafür, dass sich bei jeder Rollbewegung der Deckel stets mit dem Gewicht nach unten ausrichtet. Auf die offene Seite wird unsere bemalte Figur so geklebt, dass sie sich senkrecht über dem Gewicht befindet. Alles!

rolf@kuk-nk.de bei Hilfe.
rr

Petras Tagebuch

Vorsatz für das neue Jahr

Nach dem letzten doch recht anstrengenden Jahr habe ich mir für 2022 vorgenommen, einen richtigen Urlaub zu machen. Ausgeschlossen sollte der Besuch bei Verwandten sein. Solche Urlaube sind zwar auch schön, ich halte sie doch gerne kurz.
Die Idee war, in Helsinki mit dem Fahrrad zu starten und entlang dem Finnischen Meerbusen nach St. Petersburg zu fah­ren. Ich war noch nie in St. Petersburg und wollte diesen Ort in diesem Leben noch unbedingt sehen. Von dort sollte es bis in die Estnische Hauptstadt Tallin gehen, wo ich zwar schon war, die ich mir aber sehr gerne nochmal anschauen würde. weiterlesen

Hufeisernes Gedenken

Foto: rr

Britz wider den Nationalsozialismus und Rechtsradikalisierung

Am 27. Januar vor 77 Jahren befreite die Rote Armee alle Häftlinge aus dem KZ Au­schwitz-Birkenau, dem größten Vernichtungslager des Nazi-Regimes. Auch weil Auschwitz exemplarisch für den Holocaust, den Völkermord an den europäischen Jüdinnen und Juden steht, ist dieser Tag der Befreiung seit 1996 ein gesetzlich verankerter Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.
Die Britzer Anwohner­initiative »Hufeisern gegen Rechts« richtete bewusst eine eigene Veranstaltung ein und lud zu einem stillen persönlichem Gedenken. Hufeisernes Gedenken weiterlesen

Ohne Müll ist in Neukölln nichts los

Ja, alles nimmt zu, vor allem der Müll auf den Straßen, besonders der Sperrmüll. Im Kern ist es ja eine solidarische Geste, wenn hier Matratzen und Bettgestelle auf die Straße kommen, »zum Mitnehmen«. Kostenlos wird solch ein Mobiliar leider weiterhin nicht abgeholt.
Da müssen wir natürlich etwas genauer hinschauen, bevor wir mitnehmen, es könnten Hunde die Matraze »markiert« haben, was ihrer Natur entspricht. Immerhin sammeln viele Menschen die Hinterlassenschaft ihrer Vierpföter ein, die Hunde werden neuerdings sogar »registriert«.
Doch was ist mit den herumliegenden Zigarettenkippen? Immerhin hat uns der wiedergewählte Bürgermeister Hikel transportable kleine Aschenbecher spendiert, in Gelb und in Lila. Vielleicht kommt Nachschub.
Kurzum: Müll macht uns solidarisch, und die Ordnungskräfte haben gut zu tun mit dessen Erfassung, meistens wenn sich Anwohner beschweren, oft über eine nicht immer auf Anhieb errreichbare Hotline.

Thomas Hinrichsen

Ausgiebige Diskussionen

BVV über Corona, Auschwitz, Gesundheit und Rekommunalisierung

In der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 26. Januar nutzte Bezirksbürgermeister Martin Hikel sein »Wort des Bürgermeisters«, um an die Wannseekonferenz vor 80 Jahren und die Befreiung von Auschwitz vor 77 Jahren zu erinnern. »Die Shoa und Auschwitz geschahen nicht im luftleeren Raum. Sie geschahen wegen handfester antisemitischer Einstellungen in der deutschen Bevölkerung und mit deren Unterstützung« sagte er und rief dazu auf, der Opfer zu gedenken und die Verantwortung für eine starke Demokratie zu übernehmen. »Es ist dringend notwendig, allen Formen von Relativierung der Shoa oder Reproduktionen von antisemitischen Weltbildern entgegenzuwirken« mahnte er.
Corona ist auch in der BVV ein Thema. Weil in vielen Restaurants die Schutzmaßnahmen nicht oder nur oberflächlich durchgeführt werden, stellten SPD und Grüne den Antrag, das Ordnungsamt solle »im Rahmen seiner personellen Möglichkeiten einen klaren Schwerpunkt auf die Einhaltung der Infektionsschutzmaßnahmen legen«.

Der Müll sollte auch nicht vergessen werden.Foto: mr

Die Kontrollen seien nötig, weil sonst die Gewerbetreibenden benachteiligt werden, die sich an die Regeln halten, begründete Marco Preuß (SPD) den Antrag. Carla Assmann (die Linke) forderte dagegen weniger Kontrollen und warf dem Ordnungsamt vor, willkürlich zu kontrollieren. Stadträtin Sarah Nagel (die Linke) wies auf die angespannte Personalsituation hin. Mit lediglich 40 Mitarbeitern im Außendienst seien nicht alle Aufgaben gleichermaßen gut zu erfüllen. Der Antrag wurde trotzdem mit großer Mehrheit angenommen. Ausgiebige Diskussionen weiterlesen

Stört Religion den Schulfrieden?

BVV diskutiert Schulprojekt

Sehr kontrovers wurde in der Bezirksverordnetenversammlung vom 26. Januar das Projekt »Anlauf und Registerstelle konfrontative Religionsbekundung« diskutiert, das die Linke in einer großen Anfrage thematisierte. Das Projekt ist eine Idee des Vereins »Devi« (Demokratie und Vielfalt), nach dessen Auffassung religiöse Konflikte an vielen Schulen überhand nehmen, die Pädagogen würden damit allein gelassen. So komme es immer wieder vor, dass muslimische Schüler von übereifrigen Glaubensgenossen kritisiert oder gar gemobbt werden, weil sie im Ramadan nicht fasten oder weil sie sich nicht an »islamische« Kleidungsvorschriften halten. Es gebe Eltern, die ihren Töchtern die Teilnahme am Sportunterricht verbieten oder keine Sexualaufklärung wollen. Stört Religion den Schulfrieden? weiterlesen

FFP2-Masken

Ausgabe an Bedarfsberechtigte

Am Montag, den 23. Januar 2022 beginnt die Ausgabe von kostenfreien FFP2-Masken in Neukölln an Bedarfsberechtigte. Der Senat stellt dem Bezirksamt 70.000 Masken zur Verfügung, die an zwei Standorten im Bezirk ausgegeben werden.
Die Ausgabe erfolgt in den kommenden Wochen am Rathaus Neukölln sowie im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt zu folgenden Zeiten: Rathaus Neukölln (Karl-Marx-Str. 83, U-Bhf. Rathaus Neukölln) Montag-Mittwoch von 9-18 Uhr. Die Ausgabe findet im Eingangsbereich des Rathauses statt.
Gemeinschaftshaus Gropiusstadt (Bat-Yam-Platz, U-Bhf. Lipschitzallee) Montag von 9-15:30 Uhr, Dienstag und Mittwoch von 9-17 Uhr. Die Maskenausgabe findet im Hof des Gemeinschaftshauses statt. Der Zugang ist ausgeschildert.
Berechtigt sind Personen, die einen Berlinpass besitzen. Darüber hinaus erhalten sie Personen, die BAföG oder Ausbildungsbeihilfe erhalten. Die Berechtigung wird nur in Einzelfällen überprüft. Pro Person sind fünf Masken vorgesehen.
Das Bezirksamt stellt auch über dezentrale und individuelle Abgaben sicher, dass alle Menschen Masken zu ihrem Schutz erhalten, für die der Kauf eine finanzielle Hürde darstellt.

pm

Mit 66 Jahren…

Wahl zur Seniorenvertretung vom 14. bis 18. März

Vor einigen Wochen hatte ich eine Wahlbenachrichtigung im Briefkasten. Nanu, wurde die Berliner Wahl nun doch annulliert, und ich habe das nicht mitbekommen? Nein, es war die Wahlbenachrichtigung für die Seniorenvertretung des Bezirks Neukölln. Wahlberechtigt sind alle Berliner, die das 60. Lebensjahr vollendet haben, das sind in Berlin etwa 943.000.

Dann traf ich eine Freundin, die auch so einen Brief bekommen hatte. Sie ist aber einige Jahre jünger und noch berufstätig. Vor der Wahl besteht die Möglichkeit, die Kandidaten zu ihren Zielen zu befragen. Von den angebotenen Terminen war keiner für Berufstätige geeignet, da kein Abendtermin angeboten wurde. Meine Freundin war sauer. »Wie soll ich mich als aktive Seniorin denn dann beteiligen?«, meinte sie. Das ist umso ärgerlicher, als dieses Thema sowohl jetzt als auch in Zukunft immer bedeutender wird. Wer an der aktuellen Zusammensetzung der Bevölkerung nach Alter interessiert ist, findet bei »rbb24« eine Aufschlüsselung der Altersstruktur für alle Berliner Kieze.
Für Senioren sind nicht nur die Wahl zur Seniorenvertretung bedeutsam, sondern auch Informationen zu Gesundheit und Wohlbefinden. Diese finden sie alle 14 Tage in der kostenlosen »ApothekenUmscha«. Interessanterweise wurde diese vor 66 Jahren gegründet, ebenso wie die Jugendzeitung »BRAVO«. Daher wird die aktuelle Ausgabe der ApothekenUmschau auch »Rentnerbravo« genannt.

emp

Gebete vom Band

Gebetomat an der Genezarethkirche

Foto: Wikipedia

Ab Anfang März wird es vor der Genezareth-Kirche am Herrfurthplatz einen zusätzlichen Ort der inneren Einkehr geben. Der schon an vielen Orten der Welt gewesene Gebetomat wird aufgebaut und sieht aus wie eine knallrote Fotobox. Der technische Kumpel der Kirche spricht auf Knopfdruck über 320 Gebete in verschiedenen Sprachen aus unterschiedlichen Hauptreligionen. Die Idee dazu kam Oliver Sturm, einem deutschen Theater- und Hörspielregisseur; er schuf dieses Kunstwerk.
Er selbst sagt dazu: »Irgendwie ist die Idee vom Himmel gefallen. Ich selbst bin der Meinung, dass der Gebetomat sich über die Jahre mit seinem Inhalt auflädt und durch das Beten, das ständig in ihm stattfindet, mit der Zeit gewissermaßen spirituell `verstrahlt‘ wird.«
Die Pfarrerin der Genezarethkirche, Jasmin El-Manhy, die mit der »Startbahn« und dem »Segensbüro« schon neue Akzente setzte, ist gespannt, wie die »Gebetsmühle« angenommen wird.

bs
https://www.sprachlust.at/s-p-r-a-c-h-l-u-s-t/07-sprache-und-religion/der-gebetomat/

Obdachlosigkeit – wie können wir helfen?

Ein Gastbeitrag von Sonja Lawin

Regelmäßig in der kalten Jahreszeit erinnern sich die Medien der Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben und in der Kälte schlafen müssen.
Wer in Neukölln lebt weiß, dass das kein winterliches Phänomen ist, sondern Alltag. Ob im Sommer in sengender Hitze oder eben jetzt bei nieseligem nasskaltem Wetter sehen wir Menschen auf der Straße sitzen, essen und schlafen.

Dächer über Köpfe.   Foto: Sonja Lawin

Oft schaudern wir beim Vorbeigehen, weil wir die klammen, nass geregneten Matratzen förmlich selbst am Körper spüren können. Dann überlegen wir, ob wir in unseren Mänteln Kleingeld haben und ob wir es herauskramen sollten. Schnell stellt sich die Frage ein, ob es zu viel ist oder zu wenig, ob wir damit überhaupt helfen oder die Lage sogar noch verschlimmern – und schon sind wir eine Ecke weiter. Manchmal fühlen wir uns dann noch eine Weile schlecht, denn wir hätten vielleicht doch helfen können. Obdachlosigkeit – wie können wir helfen? weiterlesen

Mit voller Härte durch die Pandemie

Ein Gastbeitrag von Maria Glänzel

Berlin war von je her ein raues Pflaster, und Obdachlose hatten es nie leicht, sich über Wasser zu halten.
Zu Pandemiezeiten treten die politischen Versäumnisse der letzten Jahrzehnte zu Tage und es trifft die Menschen ohne ein Dach über dem Kopf mit voller Härte.

Kein »weiter so«!       Foto: Sonja Lawin

Neulich hatte ich mich mit einem jungen Mann in der S-Bahn unterhalten und ihm ein ausrangiertes Portemonnaie geschenkt. Er kramte prompt in seiner Hosentasche und zog seinen Impfnachweis raus, welcher in einer extra Schutzhülle vor Nässe gesichert wurde. Er meinte, dass er nun einen sichereren Ort dafür habe und erzählte mir kurz, wie sich die Bedingungen seit Corona für ihn verändert hatten.
Zum einem gingen die Menschen von sich aus mehr auf Abstand und geben weniger ab, zum anderen wird der Umgang der Sicherheitskräfte gegenüber Obdachlosen in den öffentlichen Verkehrsmitteln konsequenter und mutet immer diskriminierender an.
An der nächsten Station musste er raus und zog weiter. Mit voller Härte durch die Pandemie weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt
Freitag, 10.2.1922
Ueberfahren und beraubt.
Von einem Auto überfahren und erheblich verletzt wurden auf dem Hermannplatz der Kaufmann Arthur Eiselt, Jahnstraße 19 wohnhaft, und seine Braut Gertrud Litzmann, Herrfurthplatz 5 wohnhaft. Als die Verletzten ihre umhergestreuten Sachen zusammensuchen wollten, hatten schon Augenzeugen des Unfalls eine Handtasche mit verschiedenem Inhalt, eine Damenuhr, eine kleine Brieftasche mit 135 Mark u. a. Entwendet. Die Bestohlenen haben dadurch einen Schaden von 3000 Mk erlitten.

Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Zufallsbekanntschaft aus traurigem Anlass

Suche nach dem einstigen Elternhaus in Britz

Wir wohnen sehr lange schon in Britz in der Krugpfuhlsiedlung, der Schwestersiedlung vom UNESCO-Weltkulturerbe Hufeisensiedlung. Im Dezember 2020 sprach meine Frau in der Hanne Nüte zwei Passanten an, die nicht das Reihenendhaus finden konnten, in dem bis Ende 1943 die Familie von Wolfgang K. zur Miete gewohnt hatte.

Eltern von Herrn K.     Foto: privat

Der nun 84-jährige wollte, solange es ihm noch möglich war, wenigstens einmal den Ort aufgesucht haben, an dem der Vater und sein jüngerer Bruder bei einem Bomberangriff im Dezember 1943 ums Leben kamen.
Nach dem Krieg wurden alle damals zerstörten Häuser wieder aufgebaut. Auch die Einfamilienhausreihe. Das Eckhaus des Blocks trägt aktuell die Nummer 43, die Familie damals bewohnte ein Eckhaus im Block, das hatte die Nummer 45. Heute fehlt diese völlig und Herr K. fragte, ob womöglich das ehemalige Elternhaus nicht mehr existiere und wo sich der Unglücks­ort befinden könnte. Als vermeintlich intimer Orts- und Geschichtskenner wurde ich hinzugezogen, aber auch ich konnte nicht ad hoc das Fehlen der Hausnummer erklären. Mir selbst war das bisher nicht aufgefallen, weshalb ich versprach, das zu klären. Zufallsbekanntschaft aus traurigem Anlass weiterlesen

Mit vier Pfoten auf Außengeschäftstour

Das Hunderegister des Senats soll Übersicht verschaffen

Menschen mit geringem Einkommen, die Sozialleistungen in Anspruch nehmen, müssen in Berlin keine Hundesteuer mehr bezahlen. Diese beläuft sich sonst mindestens auf 120 Euro für einen bellenden Vierbeiner. Die Hundesteuer ist eine »Luxussteuer«, wie ein Finanzexperte des Berliner Senats erklärt. Katzen seien von Besteuerung ausgenommen, die hätten zuhause ein Klo. Für die auf Auslauf drängenden wolfs­ähnlichen Vierpfoter ginge das leider nicht, weil sie »ihr Geschäft« nur außen verrichten könnten.

Ottos Mops glotzt.      Foto: mr

Um den Überblick über die anschwellende Zahl der »Außengeschäftemacher« nicht zu verlieren, hat der Berliner Senat zum Jahresanfang im Rahmen des geltenden Hundegesetzes das »Hunderegister« zur Vorschrift gemacht. Da wird pflichtgemäß die Chip- oder Tätowiernummer eingegeben. Für ältere Hunde gilt diese Vorschrift nicht. Mit vier Pfoten auf Außengeschäftstour weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner