Schuld oder was?

Dystopia Utopia in 27 Bildern auf der Bühne

Die globalen Probleme und ihre privaten Auswirkungen in ein Theaterstück zu gießen, das wurde viel versucht. Klaus Domass gelingt es in seinem aktuellen Stück, und sein kreatives Ensemble macht eine treffende Umsetzung unter seiner Regie; denn die Worte der Vorlage sind präzise gesetzt und werden im Spiel exakt lebendig gemacht. Worum geht es?

Foto: Klaus Domass

Drei Männer. Sie verstehen die Welt nicht mehr, kreisen um sich. Die Gesellschaft hat sich von ihnen abgewendet.
Drei Frauen pflegen eine Freundschaft. Sie stecken in einer ähnlichen Situation zwischen Konsum und Idealismus. Jede lebt ein Single Leben. Es gibt viele unerfüllte Träume.
Ein großes Unbehagen schwebt über ihnen. Müssen sie ihr Leben verändern? Sind sie blockiert von ihren Vorurteilen. Finden sie den Mut, sich den Herausforderungen zu stellen?
Globale Krisen sind allgegenwärtig, Kommunikation scheint unmöglich.Menschen und Tiere werden getötet. Unsere Welt droht zu zerbrechen. Auf der Bühne kommen nun die Schwierigkeiten aller Auswege aus der Bedrängung zur Darstellung. Schuld oder was? weiterlesen

Hinbringen und Mitnehmen

Büchertauschbörse vom Jobcenternetzwerk

Der Verein des Senioren-, Jugend- und Bildungsnetzwerks betreibt seit rund 15 Jahren in Neukölln das Sozialprojekt »Bücherbörse«. Kostenlos gab es hier für Bedürftige, Schul-, Lehr- und Bastelmaterialien.

Lesefutter.    Foto: rr

Inzwischen umfasst das Sortiment auch Belletristik, Kriminalromane, Schallplatten, CDs, Hörbücher, Puzzles und vieles mehr. Alles kann von hier unentgeltlich mitgenommen oder getauscht werden. Vor dem Laden stehen inzwischen mehrere Grabbelboxen, aus denen jeder Vorbeischauende kostenlos etwas mitnehmen darf. Hinbringen und Mitnehmen weiterlesen

Tenöre und Bässe gesucht

Schillernder Chorklang

Der Schillerchor ist ein junger Chor. Er wurde 2019 gegründet und besteht aus etwa 40 jungen Sängerinnen und Sängern. Er probt immer montags zwischen 19 und 21 Uhr über dem Evangelischen Gymnasium in der Schillerpromenade Nummer 19. Der Chor hat ein Einhorn als Symbol. Das Einhorn war im Wappen von Friedrich Schiller. Geleitet wird der Chor von Paul Johannes Roßmann, der an der Hochschule für Musik Hanss-Eisler Berlin studiert hat. Geprobt werden à cappella- und chorsymphonische Werke.
Der Chor hatte bereits Aufführungen in der Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg und in der Thomaskirche in Leipzig. Im April sind einige Aufführungen mit zeitgenössischen Kompositionen von in Berlin lebenden Komponisten und den Gartenliedern von Fanny Hensel geplant.

emp
Sa, 22.04. – 20:00
Rundkirche Tempelhof,
Wolffring 72
So, 23.04. – 16:00
Natur Park Südgelände
Eingang S Priesterweg
Do, 27.04. – 20:00
Jazz-Institut,
Georg-Neumann-Saal, Einsteinufer 43-53

Einmal ist kein Mal

Nach der ersten Niederlage 2023 siegt Tasmania gleich wieder

Auch die schönste Serie geht mal zu Ende – und so kassierte der »SV Tasmania« Ende März beim 0:3 in Staaken die erste Niederlage in diesem Jahr. Zuvor hatte es sechs Siege und zwei Unentschieden gegeben: Summa summarum also 20 ganz wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Die acht Neuzugänge im Winter haben sich also »bezahlt« gemacht, gerade in der Kürze der Zeit konnte damit nicht unbedingt gerechnet werden.

Fußballballett.Foto: Hagen Nickelé

So aber arbeitete man sich verhältnismäßig schnell vom vorletzten Platz raus aus der Abstiegszone – und die erwähnte Pleite, bei der allerdings auch erstmals in diesem Jahr praktisch gar nichts zusammenlief, tat erst mal nicht so weh. Denn der Gegner von der Berliner Stadtgrenze steckt zwar selbst tief im Keller und hatte zuvor 13 Partien nicht gewinnen können, der Vorsprung Tasmanias in der Tabelle vor Staaken ist aber noch komfortabel. Einmal ist kein Mal weiterlesen

Basteln mit Rolf

Eiergesichter

Diese Kiez und Kneipe erscheint erst ganz kurz vor Ostern, weshalb schon in der Märzausgabe mein Osterbastelvorschlag erschien. Hier denoch etwas Österliches, das quasi noch last minute realisierbar wäre und andererseits auch ganzjährig jedem Frühstück ein eigenes Gesicht zu geben vermag. Benötigt wird nur ein Ei, ein Filz- oder anderer Malstift und natürlich Lust zum Pfrie­meln.
Gleich nach dem Abschrecken genügen wenige Striche, um ein ernstes, lustiges oder sonstwie geartetes Gesicht auf ein Ei zu zaubern. Sprechen ethische Gründe gegen ein Tierei, wären Eier aus Holz-, Papier-, Blech- oder Plastik die Alternative.

rr

Petras Tagebuch

Verzweifeltes Putzen

Mehrere Umstände kamen an diesem Morgen zusammen: Ich saß bei meinem Tee in der Küche, trug ausnahmsweise meine Brille, die Sonne schien, und ich blickte von meinem Buch auf.
Ich sah etwas, was mich zutiefst niederschmetterte. Auf meinem schönen Eckschrank, der mit insgesamt 16 kleinen offenen Regalbrettern für Rumsteherle ausgestattet ist, hat sich ein Film aus einer Mischung von Schmutz entwickelt, der mir bisher nicht auffiel. Er bestand aus Nikotin, verbunden mit Kochdämpfen und Staub.
Ich startete eine Putz­offensive. Angefangen mit Spülmittel, das ewig dauerte, den Film zu entfernen, stieg ich stufenweise auf schärfere Reinigungsmittel um. Die Aktion dauerte insgesamt drei Stunden, verteilt auf drei Tage. Der Eckschrank machte wieder etwas her. Petras Tagebuch weiterlesen

Viele Arten auf winzigem Raum

Buddeln für den Miniwald.      Foto mr

An der Oderstraße entsteht ein Miniwald

Platz für Wald ist überall, und jeder kann Bäume pflanzen, auch in Neukölln. Das tut gerade der Verein »Tinyforestberlin«, der am 8. Februar in der Oderstraße auf drei wenige Quadratmeter großen Flächen vor dem Eingang zur »Kinderwelt am Feld« einen Nanowald anpflanzte. Je dreißig Setzlinge – Stieleiche, Schlehdorn, Feldahorn und Hunds­rose – wurden dicht an dicht gepflanzt. Die Fläche stellte das Bezirks­amt zur Verfügung. Die Pflege übernimmt in den nächsten Jahren der Verein.
»Von wegen, Berlin ist auf Sand gebaut, hier sind ja nur Steine«, stellte Umweltstadtrat Jochen Biedermann fest, der mit Schaufel und Hacke versuchte, Löcher in den Boden zu graben und dabei jede Menge Steine aus dem Untergrund buddelte. 60 Zentimeter mussten die Pflanzlöcher tief werden, in die die 90 jungen Pflanzen eingesetzt wurden.
Dann hieß es Wasser schleppen von einer nahe gelegenen Pumpe, damit die Pflanzen ordentlich Feuchtigkeit bekommen. Viele Arten auf winzigem Raum weiterlesen

Ausgeprostet

Die Plätze der Kommunikation in den alten Berliner Eckkneipen verschwinden weiter. Entweder werden sie aus Altersgründen und einem fehlenden Nachfolger geschlossen oder die Erhöhung der Miete erschlägt ihre Existenz.
Dabei sind diese Orte so wichtig: Einer hilft dem anderen, sei es beim Ausfüllen von Formularen oder durch handwerkliche Unterstützung in der eigenen Wohnung.
Das können die Schicki-Micki-Restaurants und Bars nicht leisten. Sie bieten zwar teures Essen und gepflegten Wein, aber keinen Platz zum Heimischsein und für die alltägliche Kommunikation. Es soll sie geben, aber doch nicht nur!
Leider kann ich nicht ausrechnen. wie viel Bier die Neuköllner trinken müssten, um die Eckkneipen zu erhalten, aber ich glaube nicht, dass sie es schaffen. Schade um die vielen Spiele, die dort stattfinden, traurig, dass die Frage vom Kneipenwirt nach dem Wohlergehen nicht mehr kommen wird. Dramatisch ist der Verlust der vielen fröhlichen Stunden. und Runden.

Petra Roß

CDU gewinnt – SPD verliert

Große Veränderungen nach der Wahl

Die Berliner haben über das Abgeordnetenhaus und die Bezirksverordnetenversammlungen entschieden und die Karten neu gemischt. Neukölln zeigt sich dabei gespalten: Die beiden nördlichen Wahlkreise bleiben in grüner Hand, der Süden entschied sich für die CDU. Die Partei erhielt 28,1 Prozent der Zweitstimmen und verbesserte ihr Ergebnis somit um 11,9 Prozent. Die Grünen verbesserten sich leicht um 0,9 Prozent auf 18,5 Prozent. Leichte Steigerung auch bei der AfD auf 7,5 Prozent, die Linke musste 1,2 Prozent abgeben und kam auf 13,1 Prozent.
Großer Verlierer ist die SPD. Sie erhielt 21,3 Prozent der Zweitstimmen, ein Minus von 5,9 Prozent, und verlor drei Wahlkreise. Die FDP hat es gar nicht mehr ins Abgeordnetenhaus geschafft. CDU gewinnt – SPD verliert weiterlesen

Dicht an dicht

Grüne in den Direktmandaten stabil

Susanna Kahlefeld (Die Grünen) hat ihren Stimmenanteil im Wahlkreis 2 auf 35 Prozent ausgebaut. Dicht folgt ihr Jorinde Schulz (Die Linke) mit erstmals 30 Prozent der Erststimmen. Beide erzählen über die Gründe für ihren Erfolg und Optimismus.
Susanna Kahlefeld:

Susanna Kahlefeld.       Foto: Die Grünen

Für ein soziales Neukölln spielt unser Einsatz für die praktische Verkehrswende eine Rolle. Im Mittelpunkt steht immer, die Stadtgesellschaft einzubeziehen, also die Bürgerinnen und Bürger.
Ich engagiere mich weiterhin für das Tempelhofer Feld und die neue Gestaltung an der Oderstraße. Besonders am Herzen liegt mir der Hermannplatz. Der Bezirk Kreuzberg ist wieder im Boot. Der grüne Baustadtrat Florian Schmidt hat dort die Untere Denkmalschutzbehörde eingeschaltet und kann Einfluss auf den Bausenator Geisel nehmen. Das haben wir in Anfragen, Anträgen und Pressearbeit bekräftigt, vor allem in der Zusammenarbeit mit Initiativen. Dicht an dicht weiterlesen

Berlin klimaneutral

Die Wähler entscheiden am 26. März

»Der Politik Ziele setzen«, das will die Ini­tiative »Berlin 2030 klimaneutral« erreichen und mit dem »Volksentscheid Berlin 2030 klimaneutral« am 26. März der Politik Beine machen.


Konkret geht es um ein ziemlich ehrgeiziges Ziel, das da gesetzlich verankert werden soll. Berlin soll bereits 2030 statt 2045, also in sieben Jahren, klimaneutral werden, um das 1,5-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zu erreichen. Dafür soll das bestehende Berliner »Klimaschutz- und Energiewendegesetz« geändert werden. Aus den nicht bindenden »Klimaschutzzielen« des Gesetzes sollen künftig »Klimaschutzverpflichtungen« werden, die sich einklagen lassen. Bei Pflichtverstößen werden Sanktionen möglich. Wenn der Volksentscheid erfolgreich ist, ändert sich das Gesetz direkt und muss umgesetzt werden. Berlin klimaneutral weiterlesen

Strittige Straßennamen

Die Anzengruberstraße

Ludwig Anzengruber.       Foto: historisch

Der Politikwissenschaftler Felix Sassmannshausen hat ein Dossier erstellt, in dem er Straßennamen mit antisemitischem Bezug in den Blick nimmt. In Neukölln hat er dabei 18 Straßen und Plätze identifiziert, deren Namensgeber antisemitische Verstrickungen haben.
Die Kiez und Kneipe stellt in den kommenden Ausgaben die Namensgeber vor.
Die Anzengruberstraße, die von der Karl-Marx-Straße zur Sonnenallee führt, trägt ihren Namen seit 1908.
Ludwig Anzengruber (* 29. November 1839, † 10. Dezember 1889 in Wien) war einer der frühen großen Realisten der österreichischen Literatur. Er zeigte in seinen Theaterstücken ungeschminkt soziale Missstände und griff die katholische Kirche an. Strittige Straßennamen weiterlesen

Mit Flaschenpfand gerade so über die Runden

Eine Betrachtung über das Altern in Würde

Emmi ist eine kleine gedrungene Frau mit weißen kurzen Haaren, welche ihr strähnig auf der Stirn liegen. Sie trägt einen weiten dunklen Parka, dazu Handstulpen und eine gestrickte Mütze. Mit Herz und Schnauze klappert sie jeden Freitag und Samstag die Schlangen vor den bekannten Konzerthäusern ab, auf der Suche nach Pfandflaschen, um sich ihre Rente aufzustocken.
Emmi hatte als Sekretärin gearbeitet bis ihre Kinder zur Welt kamen, seitdem hat sie sich dem Hausfrau- und Mutterdasein gewidmet. Ihr Mann verdiente genug, und sie hatten ein zufriedenes Leben mit den einen oder anderen Annehmlichkeiten. Mit Flaschenpfand gerade so über die Runden weiterlesen

Starke Solidarität – auch wenn nichts mehr geht!

Ein Kommentar zu den Streiks im öffentlichen Dienst

Seit Wochen rollen Warnstreiks durch das ganze Land, und es macht den Anschein, als würde es die kämpferischste Verhandlungsrunde im öffentlichen Dienst seit Langem werden.

Streik gegen Missstände.    Foto: Die Linke

Die Forderungen von 10,5 Prozent oder mindestens 500 Euro mehr Lohn ist angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage weder dreist noch unangemessen. Die geforderten Lohn­erhöhungen gleichen aktuell gerade einmal die Inflation aus, jedoch nicht die zusätzlichen Teuerungen.
Alle Mitarbeitenden des öffentlichen Dienstes leisten in den verschiedenen Bereichen tagtäglich unglaublich gute Arbeit, trotz aller strukturellen Missstände. Starke Solidarität – auch wenn nichts mehr geht! weiterlesen

Engmaschige Infrastruktur der Süchte

Wie umgehen mit der omnipräsenten Abhängigkeit

Das Beste an Neukölln ist das Tempelhofer Feld. Das finden andere auch. Zur lukrativen Befriedigung ihrer Bedürfnisse hat sich im Vorfeld, der U-Bahn und den öffentlichen Parks ein spezialisiertes Business entwickelt. Rund um die Uhr.
Die Spätidichte in Hermann- und Herrfurthstraße ist hoch – offen am Wochenende, das Sortiment auf Alk und Tabak fokussiert. Selbst der Kiezsupermarkt am Platz spielt mit. Darüber hinaus dienen der raschen Nahrungsaufnahme Imbisse mit Bänken und Stehcafés mit To-Go-Packs. Engmaschige Infrastruktur der Süchte weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

 

Neuköllner Tageblatt, Dienstag, 6.3.1923
Ein erschütterndes Familienbild entrollt der Selbstmordversuch eines Jünglings. Gegen 11.30 Uhr nachts sprang der 16=jährige Arbeitsbursche Erich Rabuth aus der Forsterstraße 19 von der Hobrechtbrücke in den Kanal. Auf seine kläglichen Hilferufe wurde der junge Mann von Passanten und Schutzpolizisten wieder herausgezogen und nach der nächsten Rettungsstelle gebracht. Arbeitslosigkeit und unbeschreiblich traurige Familienverhältnisse hatten ihn zu dem Verzweiflungsschritt getrieben. Der 16jährige war buchstäblich der Ernährer seiner Mutter und seiner fünf jüngeren Geschwister, da der Vater sich um die Familie überhaupt nicht kümmerte. Aus der gleichen Veranlassung hat bereits vor einem Jahre die ältere Schwester ihrem Leben ein Ende gemacht. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Interdisziplinäre Unterhaltung in der Boddinstraße

Untergründige Vielfalt im »Loophole«

Ein Schlupfloch für das kunst- und kulturinteressierte Publikum Neuköllns ist seit bald zehn Jahren in die Boddinstraße, wenige Meter oberhalb der noch standhaften »Bergklause«, gegraben. Was ist das »Loop­hole«, sesshaft in einem ehemaligen Bordell und Wirkungsstätte von Akteuren des einstigen »Rufreaktor«-Künstlerkollektivs, denn nun eigentlich? Club, Eventspace, Showroom, kreatives Epizentrum – all sowas sicherlich. Vor allem aber eine kultige Kneipe mit viel abgerockt schrägem Charme und flexiblem Programm, das an legendäre Kreuzberger Schuppen oder die alternativen neuen Nordneuköllner Wohnzimmerbars der Nullerjahre erinnert.

KULTIGES Loch.    Foto: hlb

Hier gibt es an mehreren Abenden die Woche Live-Konzerte, DJ-Sets, Partys, Installationen und sonstige Veranstaltungen, die Formen heutiger Kunstpraktik, abseits des Mainstreams und eher von der rauen Do-it-yourself-Seite kommend, umfassend und erstaunlich vielfältig präsentieren. Interdisziplinäre Unterhaltung in der Boddinstraße weiterlesen

Verluste für die alte Kneipenkultur

Legendäre Traditionslokale fallen Verdrängung zum Opfer

»Where have all the good times gone?«, sangen schon die Kinks. Die heutigen Zeiten sind irr, vielfach unsozial und digital und in unberechenbarem Wandel, alles wird teurer – und ausgerechnet da verschwinden verlässliche Horte der Begegnung, der Bewahrung und bezahlbaren Belustigung: die einst doch so typischen Traditionskneipen.

DIE letzten Tage der »Kindl-Stuben«.    Foto: hlb

Wo man sich trifft, kennt oder schnell kennen lernt, zu alten Hits singt, wo verschiedene Generationen günstig und mit humoriger Berliner Schnauze Labsal und die neuesten Infos aus der Nachbarschaft erhalten. Schulle oder Jubi, Zigaretten und Kurze, kesse Sprüche oder tiefes Schweigen, Sportives, passiv wie aktiv, viele Fotos und Nippes zum Kucken – das war doch mal eine beliebte Melange aus Kultur, Freiheit und Gemütlichkeit, auch für den Nachwuchs, der in den kleinen Eckkneipen auf unseren Straßen inzwischen auch sichtlich gern seine Freizeit verbringt.
Doch mussten im neuen Jahr gleich mindestens zwei urkiezige Kneipenklassiker die Segel streichen, ein trauriger Aderlass und bedrückendes Beispiel des Kneipensterbens. Verluste für die alte Kneipenkultur weiterlesen

Lernen und Arbeiten für die Security

»Deutsches Institut für Ausbildung und Sicherheit« bietet Arbeitsplatzsicherheit

Ein Bereich, der im Sinne der Bürger wächst, ist die Sicherheit. Gerade im öffentlichen Raum, sei es bei Veranstaltungen, Brennpunktgebieten oder vom Schwimmbad bis zur Schule sind die Securities mehr und mehr gefragt. Eines ist sicher: Wer in diesem Bereich arbeitet, hat keine Sorge, den Arbeitsplatz zu verlieren. Bundesweit gibt es über 200.000 offene Stellen, die noch besetzt werden wollen.
Wie geht es denn, ein Security zu werden? Ein bedeutender Ausbildungsanbieter ist das »Deutsche Institut für Ausbildung und Sicherheit« (DIAS), das ihren Sitz seit zwei Jahren in der Lahnstraße 52 hat.

Platz für das Personalgespräch.Foto: DIAS

Sie suchen Auszubildende, die sich für diesen Beruf interessieren. Die Vermittlungsquote in den gewünschten Bereich liegt nach bestandener Prüfung bei 100 Prozent. Allerdings müssen sich die Bewerber einem Gespräch bei dem sehr freundlichen Personaldisponenten, Manfred Januszok stellen. Er stellt fest, ob ein Interesse an der Ausbildung besteht, was meist vorhanden ist. Lernen und Arbeiten für die Security weiterlesen

Nachbarschaftsförderung

Geld für ehrenamtliche Vorhaben

Auch in diesem Jahr stehen wieder Mittel zur Förderung von nachbarschaftlichen Projekten zur Verfügung. Mit dem Programm »Freiwilliges Engagement In Nachbarschaften« (FEIN) unterstützt das Bezirksamt ehrenamtliche Vorhaben wie die Bepflanzung von Baumscheiben und Hochbeeten, das Streichen von Wänden in der Öffentlichkeit oder kleine Straßen- und Nachbarschaftsfeste, die die öffentliche Infrastruktur verbessern, mit bis zu 3.500 Euro.
Die FEIN-Mittel stehen für Sachkosten zur Verfügung. Honorar- oder Personalkosten können nicht übernommen werden. Förderfähig sind Projekte außerhalb von Quartiersmanagement-Gebieten.
Anträge können ab 15.03. bis zum 31.05. beim Bezirksamt eingereicht werden. Zusendung per E-Mail an den Engagementbeauftragten fein@bezirksamt-neukoelln.de oder postalisch an das Bezirksamt Neukölln (zu Hd. Herrn Rhein, Karl-Marx-Str. 83, 12040 Berlin).
Weitere Informationen zur Zulässigkeit von Projekten und zur Abrechnung sowie Antragsformulare finden Sie hier: https://www.berlin.de/ba-neukoelln/politik-undverwaltung/beauftragte/eu-angelegenheiten/artikel.788512.php.

pm

In der Natur mit Wolf und Waldkauz

Mit Wildnispädagogik Gemeinsamkeit und Achtsamkeit stärken

Corinna Thießen und Andreas Schönefeld lernten sich bei einer halbjährigen Weiterbildung zu Wildnispädagogen kennen. Corinna ist Ergotherapeutin, Andreas ist Erzieher.

Die Gründer.    Foto: privat

Sie suchten und fanden Orte, an denen sie Camps, Workshops und Seminare anbieten können. Seither sind sie mehr denn je im Freien unterwegs. Für ihr Projekt gründeten sie eine gemeinnützige GmbH mit dem Titel »Wildnisschule Wolf und Waldkauz«, die sich zunehmender Beliebtheit bei vielen Teilnehmenden erfreut. In der Natur mit Wolf und Waldkauz weiterlesen

Stadttauben – Ratten der Lüfte?

Betreute Taubenschläge gegen Überpopulation

Problemvogel.    Foto: bs

»Ratten der Lüfte«, wer so denkt macht es sich zu einfach.
Stadttauben sind eigentlich Haustauben, entflogene oder ausgesetzte Zuchttauben oder gestrandete Brieftauben beziehungsweise deren Nachwuchs. In der Stadt finden sie Plätze um zu brüten, im ländlichen Bereich leider immer weniger. Da ihnen angezüchtet wurde, viele Eier zu legen, tun sie dies das ganze Jahr über. Artgerechte Nahrung finden sie in der Stadt meist nicht, was für Dauerdurchfall sorgt, der wiederum Mauerwerk schädigen kann und die Umgegend nicht gerade verschönert. Was also tun? Immer mehr Städte setzen auf betreute Taubenschläge. Dort bekommen die Tiere artgerechtes Futter, und die Eier werden gegen Gips­eier ausgetauscht, was eine Verringerung der Population zur Folge hat. Weniger Taubendreck und weniger Belästigung ist also durchaus tierfreundlich zu bewerkstelligen. Auch in Neukölln hat man sich bereits erste Gedanken zu diesem Vorgehen gemacht. Im Ausschuss für Grünflächen, Umwelt-, Naturschutz und Klimaanpassung (GUNK) informierten im letzten November Frau Lemcke und Frau Satgunaranjan vom Stadttaubenprojekt Berlin über ein Konzept zum Stadttaubenmanagement. Eine schnelle Umsetzung im Sinne von Mensch und Tier wäre wünschenswert.

Eine Rudowerin

»Startbahn« legt los

Veränderungen in der Genezarethkirche

Im Januar 2021 begann die Vorbereitung für das Projekt »Startbahn« der Genezarethkirche im Schillerkiez. Die Veränderung war nötig, da es nur noch sehr wenige Kirchenmitglieder im »Sprengel« gab. Diese wurden jetzt mit der Martin-Luther-Gemeinde zusammengeschlossen.
Für die Gemeindemitglieder war es eine große Umstellung, die auch sehr viel Unmut hervorrief. Früher war ein kurzer Fußweg zum Sonntagsgottesdienst zur Kirche möglich, nun ist ein Weg über Hermannstraße, Karl-Marx-Straße und Sonnenallee zur Fuldastraße nötig. Um diesen Weg zu erleichtern, wurde jetzt ein Shuttle eingerichtet. Der Bus fährt sonntags um 9.30 Uhr ab.
Für die Eröffnung des Projekts »Startbahn« war ein Umbau des inneren Kirchenraumes erforderlich. Die neue Pfarrerin beschreibt den Namen »Startbahn« als Motto: »Es landen dort Ideen und heben Projekte ab.«
Ein wichtiges Programm der Genezarethkirche war das »Interkulturelle Zentrum« (IZG). Durch die Veränderung der Gemeinde und die lange Coronazeit fanden viele Veranstaltungen des IZG nicht mehr statt. Das soll sich jetzt ändern. Am 12. März 2023 findet ein Festgottesdienst zur Wiedereröffnung des IZG um 17 Uhr mit einem Empfang statt.

emp

Organisation ist alles

Christiane hält die Fäden ihrer Familie zusammen

Ruhe gibt es bei einer schönen Zigarette zum Kaffee und in gemütlicher Runde mit Freundinnen, Freunden und der Familie, beispielsweise nach einem gemeinsamen Essen. Fernsehabende, Kino- oder Konzertbesuche gehören ebenfalls zur entspannenden Geselligkeit. Gerne zeichnet Christiane auch Skizzen. Sie ist Mutter von vier Kindern, drei Söhnen und einer Tochter.

In ihrem Kiez.    Foto: th

Alles macht Christiane flink. Die nächste Aufgabe wartet schon. Wie ist das zu schaffen? »Organisation ist alles. Das habe ich schon von meiner Mutter gelernt. Die hatte fünf Kinder und natürlich auch Enkelkinder. Mir ist und bleibt es wichtig, bei so einer großen Familie wie meiner stets die Fäden zusammen zu halten. Jaa.« Christiane betont ihre Erzählungen öfter mit »Jaa«. Das drückt ihre Freude über und ihren Stolz auf ihr Leben und ihre Familie aus. Organisation ist alles weiterlesen

Neukölln würdigt die Kunst

Neuköllner Kunstpreis vergeben

Mehr als 180 Künstler haben sich in diesem Jahr um den begehrten »Neuköllner Kunstpreis« beworben. Sieben von ihnen wurden von einer fünfköpfigen Fachjury für den mit insgesamt 6.000 Euro dotierten Kunstpreis nominiert. Zudem wird ein Sonderpreis des landeseigenen Wohnungsunternehmens »Stadt und Land« in Form eines Ankaufs vergeben. Am 3. Februar wurden die Nominierten mit ihren Arbeiten im Heimathafen Neukölln vorgestellt und die drei ausgewählten Preisträgerinnen verkündet.

Erster Preis.  Foto: mr

Mit diesem nun bereits zum siebten Mal vergebenen Preis würdigt der Fachbereich Kultur in Kooperation mit dem »Kulturnetzwerk Neukölln e.V.« und der »Stadt und Land Wohnbauten-Gesellschaft mbH« die Arbeit von Kunstschaffenden, die ihren Wohnsitz oder Atelierstandort in Neukölln haben. Neukölln engagiere sich für Kunst im öffentlichen Raum, wolle Kunst in allen Facetten fördern und Künstlern die Möglichkeit geben, sich zu zeigen, sagte Kulturstadträtin Karin Korte in ihrer Begrüßungsansprache. Neukölln würdigt die Kunst weiterlesen

Es darf gesprüht werden

Neue Graffitiwand an der Oderstraße eröffnet

Flächen, auf denen sich Graffiti-Künstler im öffentlichen Raum legal austoben können, gibt es in Berlin nicht allzu viele. Seit dem 4. Februar ist eine weitere dazugekommen. Sie ist 37 Meter lang, rund zwei Meter hoch und steht an der Oderstraße in Höhe des Anita-Berber-Parks. Sie ersetzt eine andere Wand, die sich in unmittelbarer Nähe befand und im letzten Frühjahr abgerissen wurde, weil sie baufällig war und umzustürzen drohte.

Hier ist Sprayen legal.Foto: mr

Die neue Wand besteht aus einem Mattenzaun, der mit Sichtschutzstreifen aus Kunststoff durchzogen ist. Die können bei Bedarf relativ einfach und kostengünstig ausgetauscht werden. Ein festes Fundament mit darin verankerten Pfosten sorgt für Stabilität und dafür, dass die Wand nicht wieder umfällt. Gekostet hat das ganze rund 20.000 Euro. Es darf gesprüht werden weiterlesen

Rückstand verkürzt

Bei Tasmania geht es in der Tabelle langsam vorwärts

Die Aufholjagd, die der »SV Tasmania« im zweiten Halbjahr der NOFV-Oberliga Nord starten musste, um die Abstiegsränge zu verlassen, ließ sich zunächst zäh an. Nach dem 1:1 beim »RSV Eintracht« reichte es eine Woche später gegen Aufsteiger »Dynamo Schwerin« (1:1) wieder nur zu einem Punkt. Erst nach den folgenden Siegen gegen »Blau-Weiß 90« (3:1) und bei »Optik Rathenow« (1:0) ging es von der Stelle.

Ab ins Tor!     Foto:Hagen Nickelé

Der Erfolg über die Mariendorfer, die ab kommender Saison freiwillig eine Liga zurückgehen und dann mit Tasmania eine Kooperation vollziehen wollen (vgl. KuK 02/2023), verlief dazu »sauber« – Blau-Weiß ging sogar in Führung, dann ließen die Kräfte angesichts der dritten Partie in acht Tagen aber zusehends nach. Dazu findet sich die im Winter nochmal stark aufgefrischte Neuköllner Mannschaft immer mehr zusammen – so konnte der Rückstand zum rettenden Ufer immerhin auf vier Punkte halbiert werden. Rückstand verkürzt weiterlesen

Basteln mit Rolf

Kinetischer Hase

Die Aprilausgabe erscheint kurz vor Ostern. Damit zum Basteln ausreichend Zeit bleibt, hier vorab meine Osterbastelei: ein kinetisches Objekt.
Dieser Hase, auf seine Vorderzähne gesetzt, balanciert stabil und magisch beispielsweise auf einem Zeigefinger, oder dauerhaft auf dem Deckel einer Flasche oder einem anderen Träger.
Meine Vorlage für einen großen und kleinen Hasen kann unter rolf@.kuk-nk.de angefordert werden.
Wir brauchen ein Blatt DIN A4, festen Karton oder Pappe, eine Schere, einen Bleistift sowie Farben. Mein Objektträger: Eine große Schraubkappe und ein alter Kugelschreiber, ferner ein Bohrer, Heißkleber und natürlich Lust zum Pfriemeln.
Meine Schablone drucken und unbedingt alles auf Karton oder Pappe übertragen, bemalen und ausschneiden.
Mein großer kinetischer Hase balanciert, wippt und dreht sich dauerhaft auf der Spitze eines Kugelschreibers, der mittig in ein passend gebohrtes Loch eines Schraubverschlusses einer Plastikflasche geklebt ist. (Der Kleine balanciert auf einem Deckel eines Glasflakons.)

rr
Für Hilfe: rolf@kuk-nk.de

Josephines Tagebuch

Gefährliches Berlin

Das Berlin zeitweilig ein »gefährliches« Pflaster sein kann, ist uns allen bekannt. Über rote Ampeln laufen, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein oder manchmal auch nur einkaufen oder feiern zu gehen und dann ist das Portemonnaie weg… Das ist kein Problem, weil man damit rechnet und das schon einplant.
Allerdings ist dies alles absurder, wenn man aus dem Urlaub kommt und 3.500 Kilometer von Portugal nach Berlin fährt mit einem 28 Jahre alten Renault Clio – die ganze Reise den schönsten Sonnenschein, Bergpanorama und die schönsten Blicke auf Meere und Seen hat, abgesehen von Nebel und ein paar Wolken in den Bergen, denn das gehört dazu und macht ja auch den romantischen Touch so einer Reise aus. Josephines Tagebuch weiterlesen

Ästhetik des Boxens

»Sieg und Niederlage«.      Foto Jürgen Bürgin

Fotografische Momentaufnahmen aus Neukölln

Der Neuköllner Fotograf Jürgen Bürgin eröffnet mit seinem neuen Fotoband »Punch« einen tiefen Einblick in die Welt des Boxens, die faszinierend und facettenreich geschildert wird. Zutreffend ist der zweite Titel des Fotobandes und der Bilder, die auch ausgestellt werden, »A Visual Story«. In jedem Motiv oder in den Sequenzen werden Geschichten in Momentaufnahmen erzählt. Boxen gilt vielfach als harter Kampfsport. Das trifft auch zu, doch wird es der Vielfalt des Geschehens im und am Ring nicht vollkommen gerecht. Ästhetik des Boxens weiterlesen

Schusseln ist menschlich

Die einen verschusseln ihr Mobiltelefon zwischen Käsekisten, andere legen die Schlüssel in den Kühlschrank, suchen ständig ihre Brille oder verwechseln Worte. Zugegebenermaßen können das Begleiterscheinungen des Alterns sein, sind es jedoch nicht zwangsläufig.
OK, dazu muss niemand alt werden, das können jüngere Menschen auch. Fakt ist, eben auch nicht richtig bei der Sache zu sein, das eine zu tun und an etwas anderes zu denken. Mangelnde Konzentration, Altersvergesslichkeit oder einfach Stress pur erzeugen ähnliche Erscheinungen. Also, vielleicht einfach mal kurz Luft holen, etwas Schönes anschauen und kurz innehalten.
Anstatt sich überein­ander aufzuregen, für konfus, senil oder einfach blöde zu halten und das leidige »Jeder gegen jeden« zu bedienen, könnten wir uns gemeinsam einfach helfen und über diese Slapsticks lachen. Bei Charlie Chaplin, Loriot, Herricht & Preil klappt‘s doch auch!

Beate Storni

Silvestergewalt aus Parteiensicht

Ehrennadel und Integrationsdebatte in der BVV

Zum Auftakt der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 25. Januar wurde Mnyaka Mboro die Neuköllner Ehrennadel für sein Engagement zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit verliehen.

Ehrung für Mnyaka Mboro.        Foto: Stefanus Paarmann

Als Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins »Berlin Postkolonial« beschäftigt er sich mit der Geschichte und den Gräueltaten des deutschen Kolonialismus. Besonders engagiert sich Mboro für die Umbenennung von Straßen – so auch der Wissmannstraße, die seit 2021 nach der afrikanischen Politikerin Lucy Lameck benannt ist. Mboro gehörte zu den Preisträgern aus dem Jahr 2021, konnte damals die Auszeichnung aber nicht entgegen nehmen, weil er sich im Ausland aufhielt.
Anschließend hatten sich die Bezirksverordneten mit gleich vier unterschiedlichen Entschließungsanträgen zu beschäftigen, die die Ereignisse der Neuköllner Silvesternacht zum Thema hatten.
Alle Anträge verurteilten die Angriffe auf Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte, spiegelten ansonsten aber die Ansichten der einzelnen Parteien zum Thema Migration wieder. Silvestergewalt aus Parteiensicht weiterlesen

Karstadt zum Zweiten und zum Dritten

Wer trägt die Verantwortung am Warenhausdesaster – rechtlich und wirtschaftlich, sozial und politisch?

Wieder ist »Galeria Karstadt Kaufhof« in der Insolvenz – trotz Gewinnen im »Signa«-Konzern. Verdi attestiert Managementversagen und fordert endlich ein tragfähiges Standortkonzept. Im Abgeordnetenhaus formiert sich der Widerstand gegen die duldsame Senatslinie, denn eine bereits für »Signa« günstig abgeschlossene Vereinbarung bindet alle oder keinen.

Soll bleiben wie es ist.      Foto: Marlis Fuhrmann

Laut Neuer Zürcher Zeitung ist der »Signa«-Chef nicht mehr Alleineigentümer der Holding. Er beherrscht aber weiterhin informell das Geschäft mit der gewinnbringenden Immobiliensparte und dem Detail- und Warenhandel. Die Warenhauskette gehört ihm fast vollständig und von ihm ist abhängig, wie viel Geld aus Holding – und Privatvermögen – in die Sanierung fließt. Karstadt zum Zweiten und zum Dritten weiterlesen

Neukölln-Komplex ungelöst

Die Opfer drängen weiter auf zügige Aufklärung

Vor Kurzem wurde Thilo. P., einer der Hauptverdächtigen im Fall des Brandanschlags auf das Auto von Ferat Kocak (Die Linke), vor Gericht freigesprochen. Nicht nur für Ferat und andere Opfer der Brandanschläge, Morddrohungen und Schmierereien an Häuserwänden ist das ein Schlag ins Gesicht. Aus der Sicht der Opfer ist das unverständlich. Es gibt Aufzeichnungen von Chats und Sprachnachrichten, aus denen ganz klar hervorgeht, dass der Politiker der Linken ausspioniert wurde und seine Wohnadresse den Tätern bekannt war.

Feiger Anschlag.     Foto: Ferat Koçak|

Die ermittelnde Polizeibehörde ließ die Täter in ihrer Ausspäharbeit gewähren und nahm den möglichen Tod der Opfer leichtfertig in Kauf, um ihre eigenen Interessen und V-Männer zu schützen. So stellt es sich für die Opfer dar. Neukölln-Komplex ungelöst weiterlesen

Eine Wette, bei der alle gewinnen

Kaffee und Geld für die Ärmsten in Neukölln und Reinickendorf

438 Päckchen Kaffee stapelten sich im »Rixdorf Salon« des Rathauses Neukölln, Ergebnis einer Wette, die Michael Lind, Betreiber eines Nahkauf-Supermarktes am Kiehlufer, jetzt zum vierten Mal initiiert hat.
Vor vier Jahren ging es noch darum, ob Wettpartner Bezirksbürgermeister Martin Hikel 50 Neuköllner dazu bringen konnte, ein Paket Kaffee zur »Kubus-Kältehilfe« in der Teupitzer Straße zu bringen. Als Belohnung winkten 1.000 Euro als Unterstützung für die Kältehilfe. Es kamen damals mehr als 200 Spender.

Genaues Zählen ist angesagt.  Hikel mit Martin Lind (mitte)  und Uwe Brockhausen (links  )   Foto: mr

Inzwischen hat Lind den Einsatz erhöht. Für jeweils 100 Packungen Kaffee versprach er 200 Euro als Spende. Da er auch in Reinickendorf einen Markt betreibt, hat er in diesem Jahr den dortigen Bezirksbürgermeister Uwe Brockhausen mit ins Boot geholt. 496 Päckchen waren dessen Ausbeute.
Das nahm Lind zum Anlass, seinen Wetteinsatz noch einmal kräftig aufzustocken, so dass sich am Ende beide Bürgermeister über 2.500 Euro freuen konnten.
In Reinickendorf gehen Geld und Kaffee an die »Berliner Stadtmission«, die dann für die Verteilung sorgt. In Neukölln profitieren unterschiedliche Einrichtungen, die obdachlosen Menschen in der kalten Jahreszeit helfen, wie die »Kubus-Station« oder »Evas Obdach« in der Fuldastraße, wo Frauen übernachten können. Auch die Tee- und Wärmestube in der Weisestraße wird bedacht, ebenso einige Kirchengemeinden, die für Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeiten sorgen.

mr

Neoliberales Bürgergeld

Hartz IV wurde nicht überwunden

Das Bürgergeld hat den Menschen, die Hartz IV beziehen, 53 Euro mehr pro Monat gebracht. Ein Tropfen auf den heißen Stein, der aus der Armut nicht heraus führt. Es bleibt bei der strikten Regelung zu Sanktionen, eine »Schonfrist« von sechs Monaten gibt es nicht. Die Praxis der Sanktionen hat bislang vielfach dazu geführt, dass für die Förderung zu wenig getan wird, so sehen es Experten.

Schirdewan im Dialog mit Neuköllnern. Foto: th

Martin Schirdewan, Bundesvorsitzender der LINKEN, kam am 6. Januar nach Neukölln und sprach am »Kindl Boulevard« mit Passanten. Er war sichtlich beeindruckt von den offenen Gesprächen und der Zustimmung, auf die er stieß. »Das Bürgergeld ist keine Überwindung von Hartz IV. Die Armut per Gesetz existiert weiter. Für eine wirkliche gesellschaftliche Teilnahme reicht das nicht. Wir fordern weiterhin die Abschaffung der sinnlosen Sanktionen. Der »Paritätische« hat die richtige Forderung erhoben, den Regelsatz auf 678 Euro anzuheben, damit es armutsfest wird«, stellte er fest. Neoliberales Bürgergeld weiterlesen

»Lützerath bleibt«

Hunderte protestieren gegen Klimaignoranz

Für alle, die am 14. Januar nicht nach Lützerath fahren konnten, um dort gegen die Räumung des Dorfes und den Kohleabbau zu demonstrieren, organisierte die LINKE Neukölln am Hermannplatz eine Kundgebung unter dem Motto »1,5 Grad-Ziel heißt: Lützerath erhalten! Solidarität mit den Protesten gegen RWE!« zu der rund 300 Teilnehmer kamen.

Foto: mr

»Es ist nicht zu spät! Es ist auch in Lützerath nicht zu spät, die Räumung zu stoppen!«, sagten Vertreter unterschiedlicher Organisationen.
In den Redebeiträgen machten sie deutlich, dass nicht nur die geplante Verfeuerung der Kohle unter Lützerath das Klima und die Umwelt bedrohe und die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels unmöglich mache. Auch in Berlin werde um den Erhalt naturnaher Räume gekämpft. So soll das Wäldchen auf dem Emmausfriedhof Eigentumswohnungen weichen, wogegen sich eine Bürger­initiative wehrt.
Die Initiative »100 % Tempelhofer Feld« wies auf die Bedeutung des Tempelhofer Feldes als meistbesuchten innerstädtischen Park hin, der nach wie vor bedroht sei. Auch der klimaschädliche Abriss und Neubau von »Karstadt« müsse gestoppt werden, forderten sie und riefen zur Teilnahme am Volksentscheid »Berlin 2030 Klimaneutral« am 26. März auf.

mr

von Neuköllnern für Neuköllner