Elkes Kuschel-WG

Ein Neuköllner Bordell der besonderen Art

»Knorke.« Das ist das passende Wort für Elke und Ute, mit denen ich spreche. Charismatisch trifft es auch. Beide sind bereits Rentnerinnen. Vor zwölf Jahren hat Elke ihre »Kuschel-WG« eröffnet. Sie gab ihren Beruf als Verkäuferin auf, um ein besonderes Bordell zu eröffnen. »Wir richten uns an Männer, die zu reiferen Frauen wollen. Das Alter der Frauen beginnt ab vierzig.« Elke ist die Inhaberin der »Kuschel WG« und arbeitet selbst nicht aktiv, sondern sorgt dafür, dass alle Regeln von den arbeitenden Damen und Gästen eingehalten und die Gewerbemiete bezahlt werden kann. »Wir sind zu den Gästen freundlich, obwohl es nicht immer einfach ist.Jeder korrekte Gast und jede ehrliche Frau ist uns willkommen.«
Ute ist aktiv. Als es klingelt, geht sie lächelnd im schwarzen Négligé zur Tür. Kurze Zeit später kommt sie zurück, kopfschüttelnd. »Der wollte es ohne Kondom.« Elke hebt hervor: »Das geht hier gar nicht. Es gibt ja nicht nur Aids, sondern auch noch viele andere ansteckende Sachen. Wir achten strickt auf Hygiene, und die Frauen schützen sich selbst vor Gefahren.«

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Elke kommt sehr energisch auf Corona zu sprechen. Der Lockdown hat die Sexarbeit besonders hart getroffen, zumal er länger dauerte als in anderen Gewerben und nun versuchsweise aufgehoben wird. Es liegt eine Ungleichbehandlung vor. Ute hatte sich an einer »Hurenkundgebung« aus Protest dagegen beteiligt. »Unser Hygieneplan für das Ordnungsamt steht.«
Die wirtschaftlichen Einbußen durch den Lockdown sind nur langsam aufzufangen. »Ich habe einen Betriebskostenzuschuss erhalten, doch der kam hauptsächlich meinem Vermieter zugute. Der war leider in der Krise nicht entgegenkommend.«
Die Benachteiligung des Bordellgewerbes habe bereits im Juli 2017 begonnen, als das »Prostituiertenschutzgesetz« in Kraft trat, sagt Elke. »Wir erhielten Auflagen, die andere Gewerbe nicht haben, obwohl der Beruf der Sexarbeit seit 2002 legal ist. Alle haben wir erfüllt. Ob das sonst in anderen Berufen so ist, kann ich nicht beurteilen.«
Elke ist gebürtige Berlinerin und Ute kommt aus Schwaben. Privat genießt Elke mit ihrem Mann die entspannte Zurückgezogenheit in ihrem Schrebergarten. »Ich bin froh, dass Ute vor fünf Jahren zu uns kam. Wir sind sehr gut befreundet. Wenn ich nicht hier bin, kann ich mich auf Ute hundertprozentig verlassen. Das ist in unserem Gewerbe Gold wert.«

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