Leserbriefe

Ausgabe Juli 2020, Seite 10
»Drei Jahre immer neue Brauideen«

»neulich: Wir machen einfach – der Kiez ist uns egal!« Erst mal möchte ich mich für den Einblick in das »neulich« bedanken, wurden mir doch dadurch Sachen vermittelt, die ich als direkter Nachbar der Kneipe nicht mitbekommen habe.
Aber ich möchte hier auf Aspekte hinweisen, die leider in dem Artikel gar nicht erwähnt wurden: Die Bedeutung des »neulich« für den Kiez bzw. genauer für die direkte Nachbarschaft.
Dass die Macher*innen des »neulich« »die Dinge einfach machen, …, und ihrer inneren Stimme eher folgen als dem Verstand« merken wir als Nachbarn schon lange: Massive Ruhestörung bis nach Mitternacht ausgehend von den Gäst*innen und der Musik des/im »neulich« genießen die Nachhbar*innen schon seit 3 Jahren. Manchmal ist es so, als würden in meinem Zimmer mindestens 15 Leute sein und gleichzeitig in verschiedenen Sprachen grölen, laut diskutieren und lachen. (Schall ist schon ein merkwürdig Ding!)
Zum Glück verstehe ich weder Spanisch noch Italienisch und mein Englisch ist auch nicht so gut, sonst würde ich auch noch den ganzen Müll, den wahrscheinlich die Menschen ange- bzw. besoffen von sich geben, auch noch verstehen.
Anrufe, persönliche Gespräche mit den Verantwortlichen und auch E-Mails, Meldungen von Ruhestörungen an Polizei und Ordnungsamt verschiedener Nachbar*innen, haben bisher nicht geholfen. Es wurde auch schon Anzeige erstattet. (Das einzige Positive für die Nachbarschaft des »neulich«: Wir reden miteinander. Aber leider hauptsächlich über die untragbare Lärmbelästigung durch die Gaststätte.)
Auch die in vielen Kneipen in Neukölln und Kreuzberg üblichen Hinweise an die Gäst*innen »Rücksicht auf die Nachbar*innen zu nehmen und sich leise zu verhalten« sucht man vergeblich, obwohl sie mehr als ein mal von mir gegenüber den Betreiber*innen eingefordert wurden.
Mit Bedauern habe ich Ende Juli die Nachrichten über die Corona-Infektionen im Brauhaus neulich gelesen, als direkter Nachbar des Brauhaus sowie des damit eng zusammen arbeitenden Han West bin ich leider nicht überrascht, denn Mindestabstand, Masken oder Hygienekonzept waren in der Vergangenheit leider nicht erkennbar.
Das »neulich« ist keine Kneipe für den Kiez, sondern nur im Kiez.
Sollte es zu einer Räumung des »neulich« kommen, wird sich wohl keine Nachbarschaft mit dieser Gaststätte solidarisieren, wie letztens beim »Syndikat« geschehen.
A. Wolff

 

Als Anwohnerin finde ich diesen Artikel sehr befremdlich, weil die Realität dieses von Euch so gelobten »MACH DOCH EINFACH«  so aussieht:
Es wurde für sehr wenig Geld gedämmt – die Bewohner dieses Hauses haben keine Nacht mehr Ruhe. Es stinkt im Haus nach Maische. Etliche Kinder sind vom Lärm betroffen, aber deren gemalte Plakate haben nichts genutzt, denn auf denen stand BITTE DENKT AN UNS – WIR MÜSSEN ZUR SCHULE. MACHTE dem Neulich aber nichts aus.
Der Lärmschutz wird nicht eingehalten. Ab 22 Uhr (wenn sie eigentlich den Aussenbereich dicht machen müssten) fängt die Party erst so richtig an. Es wird bis in die Morgenstunden durch die gesamte Selchower Strasse gegröhlt.  Natürlich wird das nicht in Deutsch sondern in Englisch oder Spanisch GEMACHT – klar.
Als in Deutschland während des absoluten Lock dows alle Kneipen dicht hatten, Machte doch einfach das Neulich seine Party weiter  – und wurden von der Polizei gestoppt. Komisch, dass dann auch das Neulich darauffolgend einfach auch aufmachen durfte – ohne Hygienekonzept, ohne Abstand und ohne sich an Mundschutz zu halten etc. Als Folge wurden etliche Corona Fälle gemacht.  Weniger lustig war, dass Bewohner des Hauses noch nicht mal mehr aus der Haustüre kamen, weil davor dicht gedrängt »Nicht Neuköllner« auf Ihr Bier und Dumplings (völlig überteuert by the way) warteten.
Das Brauhaus Neulich musste nun wegen Corona schliessen – und benutzt das HAN WEST als Tor, um sein Bier weiter zu verkaufen und seine Parties einfach weiter stattfinden zu lassen – und zwar wieder auf dem Gehweg. Das wird natürlich wieder ohne Abstandsregel gemacht.
Dies ist keine Kneipe für den Kiez sondern dagegegen.  Dieses von Euch gelobte »mach doch einfach« der Betreiber spiegelt sich in Rücksichtslosigkeit gegenüber uns alt eingesessenen Anwohnern wieder. Meiner Meinung nach seit Ihr als Werbemedium missbraucht worden. Und das ist ein Schlag ins Gesicht der anderen Kiez Kneipenbesitzer, sie sich an die Auflagen halten.
Zu »gutem« Journalismus gehört Recherche… von o.g. Punkten findet sich NICHTS in Euren Artikel wieder.  Ich bin sehr enttäuscht.
Ihr wart schon mal besser!
Viele Grüße von Christine