Dutzende Arbeitsplätze in Gefahr
René Benko, der Eigentümer von » Galeria Karstadt Kaufhof« will deutschlandweit 62 Filialen schließen, sechs davon in Berlin. Eine davon ist das Kaufhaus in den »Gropius Passagen«. Mit einer Entschließung hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in ihrer Sitzung am 24. Juni den Regierenden Bürgermeister von Berlin, die Wirtschaftssenatorin und den Bezirksbürgermeister von Neukölln aufgefordert, »intensive Gespräche mit Karstadt-Kaufhof, den Interessenvertretungen der Arbeitnehmer sowie der Arbeitsagentur Süd und den Gropius Passagen zu führen, um gemeinsam ein Konzept für den Weiterbestand des Kaufhauses zu entwickeln.
Außerdem wollte Michael Morsbach (SPD) in einer mündlichen Anfrage wissen, in welche Aktivitäten zum Erhalt von Karstadt-Warenhäusern oder der Perspektiventwicklung für arbeitslos werdende Beschäftigte das Bezirksamt eingebunden sei.
»Erst vor kurzer Zeit haben wir den Angestellten im Einzelhandel applaudiert, jetzt stehen sie vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes«, sagte Bernd Szczepanski (Grüne) und rief dazu auf, alles zu versuchen, um den Standort zu retten. Das Kaufhaus sei für die Bevölkerung im Süden des Bezirks ein wichtiger Versorgungsstandort für Waren des täglichen Bedarfs mit einem breiten Sortiment. Schließlich könne und wolle nicht jeder im Internet einkaufen.
Roland Leppek (FDP) machte neben den »politischen Rahmenbedingungen und der desaströsen Verkehrspolitik« Politiker für die Krise des Konzerns verantwortlich, »die sich mit strukturkonservativen Linken solidarisieren, die gegen die Neubaupläne am Hermannplatz sind«.
In die gleiche Kerbe schlug Gerrit Kringel (CDU): »Wer das Konzept am Hermannplatz ins Wanken bringt, bringt den Konzern ins Wanken.«
Dagegen meinte Marlis Fuhrmann, vor dem Hintergrund von Kaufhausschließungen sei dieser Neubau untragbar. »Es kann nicht sein, dass ein fünf Milliarden schwerer Investor Verluste zu Lasten von Beschäftigten und Kunden durch eine Schließungsorgie zu sozialisieren versucht.«
Es gäbe bereits eine bezirksübergreifende Zusammenarbeit mit dem Ziel, alle Berliner Filialen zu erhalten, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel. Welche Wirkung die Schließung eines großen Kaufhauses haben könne, sei am Niedergang der Karl-Marx-Straße nach der Schließung des HertieKaufhauses zu besichtigen gewesen. Es bestehe ein großes Interesse, Ähnliches an anderer Stelle zu verhindern.
Für die Beschäftigten der Filiale sei es eine schwierige Situation, denn für viele Ältere und Alleinerziehende sei es nicht einfach, eine neue Arbeit zu finden. Das Bezirksamt befinde sich aber im engen Austausch mit der Agentur für Arbeit, um Unterstützungsmaßnahmen zu prüfen.
mr