Tasmanias Vorsitzender Detlef Wilde gibt den Staffelstab weiter
Während im Profibereich der Ball ohne Zuschauer in den Stadien wieder rollt und somit auch bei »Hertha BSC« und dem »1.FC Union«, ruht bei allen anderen Fußballvereinen der Hauptstadt weiterhin der Betrieb. Bis dato ist eine endgültige Entscheidung über den Umgang mit den laufenden Spielzeiten weder in den beiden überregionalen Ligen des Nordostdeutschen Fußball-Verbands (NOFV) mit Berliner Vertretern getroffen worden, der Regionalliga Nordost beziehungsweise Oberliga Nord, noch in den Hauptstadtklassen ab der Verbandsliga abwärts.
Der »Berliner Fußball-Verband« (BFV) hat einen Entschluss erst für den 20. Juni auf einem außerordentlichen (virtuellen) Verbandstag angekündigt – hier sollen auch die Vereine selbst die Weichen stellen, der BFV erteilt lediglich eine Empfehlung. Hintergrund für dieses zögerliche Vorgehen ist, dass dem Hauptstadtverband nicht wie in den meisten anderen deutschen Regionen ein Bestimmungsrecht in seinen Statuten gewährt ist – so befürchtete man im Fall einer »Entscheidung von oben« zu hohe Haftungsrisiken.
Keine »Sorgen« um einen Auf- oder Abstieg im Fall eines wahrscheinlichen Saisonabbruchs muss man sich beim »SV Tasmania« machen. Neuköllns Oberligist lag bei der Unterbrechung im März im Mittelfeld der Tabelle. Dennoch geschah in der Spielpause Erwähnenswertes an der Oderstraße.
War die Mitgliederversammlung Mitte März noch wegen der Coronavirus-Pandemie ausgefallen, so wurde diese nun im vergangenen Monat – wegen der geltenden Kontaktregeln unter freiem Himmel – im Werner-Seelenbinder-Sportpark abgehalten. Dabei endete offiziell nach 20 Jahren an der Spitze des Vereins die Ära von Detlef Wilde – Mitglied ist (und bleibt) der 71-Jährige seit 1960. Seit Anfang des Jahrtausends war Wilde Vorsitzender, scheiterte dabei zunächst mehrfach, seinen Traum von »Tas« in der Oberliga zu verwirklichen. Später ging es dann sogar bis zwei Klassen tiefer in die Bezirksliga hinab, bevor man sich wieder berappelte. Im vergangenen Sommer, gewissermaßen die letzte Chance, gelang dann doch noch die Erfüllung: der »SV Tasmania« wurde Berliner Meister und stieg in die Oberliga auf.
Zeit für Detlef Wilde, den Staffelstab weiterzugeben an Almir Numic. Der 37-jährige Geschäftsmann will die 1. Herren in der Oberliga etablieren, aber auch – mindestens genauso wichtig – die etwas in Vergessenheit geratene Jugendarbeit, die einmal Nationalspieler wie Carsten Ramelow oder aktuell Antonio Rüdiger hervorgebracht hat, wieder auf Vordermann bringen.
Detlef Wilde aber darf den Fußball fortan unbeschwert als Ehrenpräsident vom Spielfeldrand genießen.
Hagen Nickelé