Mexikanisch–deutsche Malerei – figurativ, phantastisch und expressiv
Das Bild zeigt einen liebevoll und ermutigend lächelnden älteren Mann, der seiner staunend zu ihm aufschauenden Enkelin einen Kunstmalerpinsel überreicht. Sie zögert mit der Annahme, da vielleicht eine gewisse von ihr zuvor noch nicht erfahrene Magie in diesem Pinsel liegt, wie im gesamten farbenprächtigen Atelier, und hält es für eine große Aufgabe, einen Pinsel in der Hand zu halten.
Das Atelier wirkt wie ein Wintergarten. Draußen wachsen in hellem Sonnenschein schlanke grüne Pflanzen, die sich auf der in Arbeit befindlichen Leinwand widerspiegeln. Die Enkelin trägt ein bunt besprenkeltes Gewand auf hellem Grund, ihr Großvater ist in Blautönen gekleidet und sitzt auf einem Sessel, der ein Gesicht hat, eine lebendige Skulptur, die von Tradition spricht.
Das Gemälde ist ein Gemeinschaftswerk von Jennifer Jennsel und Willi Büsing, einer Mexikanerin und einem Deutschen, die verheiratet sind. In Neukölln bespielen sie ein lichtes, geräumiges Atelier mit zwei Staffeleien und wechselnden Bildpräsentationen. Auffällig sind helle wie tiefe Farben, die die Figuren in ausdrucksstarken Kunstwerken sprechen lassen, in der Regel in eigenen Werken, doch auch kreativ gemeinsam.
Doch es gibt Unterschiede bei vielen Gemeinsamkeiten. Jennifer Jennsel ist stark vom europäischen Jugendstil der österreichischen Schule geprägt. In dem genannten Bild zeigt sich das an den Fensterrahmen und den schlank rankenden Pflanzen. Die Künstlerin nutzt deutliche Frauenfiguren, die in einen natürlichen Zusammenhang gestellt werden, da Pflanzenformen aufgegriffen werden, die teilweise technische Elemente enthalten. Auf diese Weise will Jennifer Jennsel den großen Andrang der Technik wieder in Natürlichkeit zurückführen. Ihre Frauenfiguren kommen nahezu als Göttinnen der Natur daher. Sie zeichnet magisch-realistisch.
Willi Büsing arbeitet expressiv-realistisch. Der Expressionismus zeigt sich in bunten, kräftigen und teilweise schrillen Farben. Sie unterstreichen die ausdrucksstarken Gesichter der Figuren, denen er suchenden Charakter gibt. Seine neuzeitlichen Figuren befinden sich auf der Suche nach verloren gegangenen Ursprüngen.
Treffend geben beide ihrem Mitwirken am diesjährigen Online-Festival »48 Stunden Neukölln« den Titel »Heilung der verwundeten Blume«. Mit ihrer Kunst wollen sie in der aktuellen »Coronazeit« mehr denn je zur Besinnung auf die magischen Kräfte der Natur als Gegenpol zur technisierten Welt aufmerksam machen. Es gibt ihn, nicht nur in Bildern, sondern im Leben, den natürlichen Austausch weiblicher und männlicher Kraft.
th
www.jenniferjennsel.com
www.willi-buesing.de
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