»Neuköllner Modell« für kiezverträglichen Wohnungsbau
In Neukölln, wie überall in Berlin, sind preiswerte Wohnungen Mangelware. Wo immer möglich werden Hinterhöfe bebaut und Baulücken geschlossen, also nachverdichtet, auch in den Milieuschutzgebieten des Bezirks.
Dies verpflichtete Investoren bisher zu keinerlei sozialen Gegenleistungen. Im Klartext: keine 30 Prozent Sozialwohnungen oder Schaffung von zum Beispiel Kitaplätzen. Grund: in Milieuschutzgebieten wird der Bestand geschützt, jedoch nicht der Neubau.
Den Stadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste, Jochen Biedermann (GRÜNE), wurmte das schon seit längerem, deshalb entwickelte er das »Neuköllner Modell«. Dies besagt, dass bei einer nachverdichtenden Bebauung ab 1.000 Quadratmetern Geschossfläche 30 Prozent Sozialwohnungen entstehen und ein Beitrag zur Sicherung der sozialen Infrastruktur geleistet werden müssen, zum Beispiel die Sicherung einer in der Nähe vorhandenen Kita. Ab 800 Quadratmetern wird es eine Zwischenregelung geben, um zu verhindern, dass die Bauherren knapp unter der Grenze bleiben.
»Auf diese Weise könnten längerfristig 2.100 Wohnungen in den Kiezen entstehen, von denen dann 700 preisgebunden wären«, sagt Biedermann, »ich habe das juristisch prüfen lassen, es ist rechtssicher.«
»Die Investoren werden nicht vor Freude in die Luft springen«, ergänzt Rolf Groth, Leiter des Stadtplanungsamtes Neukölln. »Meiner Erfahrung nach werden sie jedoch pragmatisch an die Sache herangehen.«
Da bei den möglichen Nachverdichtungen das Baurecht schon besteht und nicht erst geschaffen werden muss, greift das »Berliner Modell zur kooperativen Baulandentwicklung« von 2014 nicht. Dies gilt für neu zu bebauende Flächen.
Nun wird es durch das »Neuköllner Modell« ergänzt und erweitert und könnte für alle anderen Berliner Bezirke beispielgebend sein.bs