Vom Konzept zur Praxis
Neukölln ist einer der am dichtest besiedelten Bezirke in Berlin. In Neukölln-Nord und der Gropiusstadt leben rund 14.000 Einwohner pro Quadratkilometer, in Britz und Buckow etwa 6.500 und in Rudow 3.500 (Stand: Juni 2019).
Klar auf der Hand liegt, dass die Menschen in den dichter besiedelten Kiezen mehr Belastungen durch Lärm, Verkehr, Luftverschmutzung und bioklimatische Unwägbarkeiten auszuhalten haben, jedoch zugleich über weniger Frei- und Grünflächen zur Erholung verfügen. Oftmals kommen finanzielle Sorgen durch Arbeitslosigkeit dazu, alles zusammengenommen auf Dauer durchaus gesundheitsgefährdend. Dies gilt besonders für viele Quartiere innerhalb des S-Bahn-Ringes.
Vor diesem Hintergrund Umweltgerechtigkeit zu ermöglichen, wie in der geltenden Koalitionsvereinbarung verankert, ist kein einfaches Unterfangen. Dazu müssen die Verwaltungen Stadtentwicklung, Umwelt, Klimaschutz, Verkehr, Gesundheit und Soziales zusammendenken. Dies haben sie mit einer Mordsarbeit getan, bundesweit das erste Umweltgerechtigkeitskonzept entwickelt und die Daten im 450 Seiten starken »Basisbericht Umweltgerechtigkeit« zusammengestellt. Nun kann dieses Konzept mit Leben gefüllt werden.
Diese Daten zeigen auch die enorme Bedeutung des Stadtgrüns (siehe: «Charta für das Berliner Stadtgrün«) zur Verbesserung des Bioklimas und die positive Wirkung für die Gesundheit der Berliner.
Dies alles betonte Stefan Tidow, Staatssekretär für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) in seinem Grußwort am 30. Januar im Rahmen des Kongresses zur »Umweltgerechtigkeit in Berlin« und hob hervor: »An der Schnittstelle von Stadtentwicklungs-, Umwelt-, Gesundheits- und Sozialpolitik liefert das Thema Umweltgerechtigkeit einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung. Die Herausforderungen, denen sich Berlin in diesem Zusammenhang stellen muss, erfordern integriertes Handeln von Politik und Verwaltung unter Einbindung aller gesellschaftlichen Akteure.«
Gleichzeitig wurde beispielgebend die »Schöneberger Erklärung zur Umweltgerchtigkeit 2020« von Christiane Heiß (Grüne), Tempelhof-Schöneberger Stadträtin für Bürgerdienste, Ordnungs-, Straßen- und Grünflächenamt, veröffentlicht.
Ebenfalls wurde die Austellung »Die umweltverträgliche Stadt« von Sybille Schultz-Hüskes eröffnet. In den nächsten Monaten kann die Ausstellung durch die Bezirke touren. Erste Interessierte dafür sind schon vorhanden. Tilmann Heuser, Geschäftsführer des BUND Berlin, und Michael Zschiesche von UfU e.V. (unabhängiges Institut für Umweltfragen) ergänzten, moderierten, fassten zusammen.
Soviel geballtes Fachwissen verdient einen würdigen Raum. Der »Goldene Saal« im Rathaus Schöneberg war der entsprechend gewählte Ort für diesen Kongress.
Die Ergebnisse und Dokumentation werden demnächst vom UfU online veröffentlicht unter www.ufu.de.
Nun ist es auch an uns, liebe Neuköllner, die Augen offen zu halten und zu schauen, wo wir gemeinsam nachhaltig unser Bioklima – hauptsächlich in Form von Grün- und Freiflächen – verbessern, erhalten und schützen können!
bs