Soll Karstadt neu gebaut werden?

Gegner und Befürworter diskutieren auf unterschiedlichen Veranstaltungen

Die Diskussion um den Umbau des Karstadtgebäudes im Stil von 1929 geht weiter. Am 19. November befasste sich die SPD-Abteilung Rixdorf mit dieser Frage. Zu Gast im »Cafe Saarbach« in der Sanderstraße 22 waren Bezirksbürgermeister Martin Hikel, Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, sowie Timo Schramm, Sprecher der Projektgruppe Mieten und Wohnen der Neuköllner SPD. Moderiert wurde das Gespräch von Nicola Böcker-Giannini, Mitglied des Abgeordnetenhauses.

Causa Karstadt im »Saarbach«.      Foto: mr

Während Schramm die Risiken und Nebenwirkungen des Neubaus wie die Steigerung der Gewerbemieten herausstellte, sah Busch-Petersen eher Chancen. Ein solcher Neubau mit einem funktionierenden Warenhaus darin könnte viele Besucher anlocken, die auch dem Einzelhandel in der Umgebung nützen könnten.
Auch Martin Hikel gehört zu den Befürwortern, knüpft jedoch Bedingungen an seine Unterstützung für den Bau. Das neue Kaufhaus müsse eine Ergänzung zum bestehenden Einzelhandel in der Karl-Marx-Straße und zum Markt auf dem Hermannplatz sein, keine Konkurrenz. Deshalb sei es wichtig, mit den Eigentümern zu reden, nur so könne der Bezirk Einfluss nehmen auf das, was im Inneren geschehen soll, denn eine weitere Mall brauche Neukölln nun wirklich nicht. »Das Gute ist, die fragen uns, was für den Kiez sinnvoll ist«, sagte er.
Bereits am 30. Oktober antwortete er in der Bezirksverordnetenversammlung auf eine Anfrage der Linken: »Der Hermannplatz wird in zehn Jahren anders aussehen als heute, und Neukölln wird anders aussehen als heute. Unsere Verantwortung ist es, dafür zu sorgen, dass die Menschen, die hier leben, auch weiterhin hier leben – aber besser leben können, mit besseren Verkehrskonzepten, mit mehr Nachbarschaftlichkeit, mit mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität. Dafür werden sich Dinge verändern müssen. Wir haben es in der Hand, sie zu gestalten.«
Unterstützung für seinen Kurs bekommt er von der SPD in Friedrichshain-Kreuzberg, von der einige Vertreter anwesend waren. »Es gibt Möglichkeiten zu verhandeln«, sagte der Bezirksverordnete Peter Beckers.
Eigentlich waren zu der Diskussion auch Vertreter der »Initiative Hermannplatz« eingeladen. Die hatten es jedoch vorgezogen, am Folgetag eine eigene Infoveranstaltung im Jugendclub »Manege« in der Rütlistraße durchzuführen. Hier war die Opposition unter sich. Noch größere Mietsteigerungen, sowohl beim Gewerbe als auch bei den Wohnungen, die damit einhergehende Verdrängung und dass dadurch ein funktionierendes Zentrum ersatzlos verschwinden könnte, waren die am häufigsten geäußerten Kritikpunkte aus dem Publikum.
Ein Dialog mit dem Eigentümer wird abgelehnt. Das sei lediglich eine Scheindiskussion, weil das Abriss-Vorhaben ohnehin nicht zur Debatte stehe. »Wir wollen deren Geld nicht, wir wollen die Fahrradwege nicht. Wir wollen keinen Dialog. Die sollen aus unserem Kiez verschwinden«, sagte eine Rednerin.

mr