Radweg durchs Karstadtgebäude

Links: Alte Karstadtfassade, rechts neue Fahrradstraße im Hof      .Foto: historisch / mr

Investor bemüht sich um Charmeoffensive

Eine neue Fahrradstraße, die über den Innenhof des Karstadt-Kaufhauses am Hermannplatz führt, verbindet seit dem 26. Oktober die Hasenheide mit der Urbanstraße. Mit einem Hoffest, zu dem auch die Eröffnung einer Fahrradwerkstatt und eines Cafés gehörten, wurde sie der allgemeinen Nutzung übergeben.
Die Aktion war Teil einer Charmeoffensive, mit der die »Signa-Holding« die Öffentlichkeit von ihren Plänen zum Umbau des Karstadtgebäudes überzeugen will. Geplant ist, den Gebäudeteil aus den 50er Jahren durch ein Gebäude zu ersetzen, das sich in Größe und in der Optik an den Bau von 1929 anlehnt. »Wir wollen Karstadt fit machen für die nächsten 90 Jahre«, sagte Projektleiter Thibault Chavanat in seiner Eröffnungsansprache. Herzstück bleibe weiterhin das Kaufhaus, daneben solle es eine Mischnutzung aus Wohnungen, Büros, einem Markt, aber auch sozialen Einrichtungen geben. Das neu eröffnete Café soll als Ort des Austausches mit den Anwohnern dienen, um deren Interessen und Ängste kennenzulernen. Dazu sind in der nächsten Zeit verschiedene Gesprächsrunden geplant, bei denen Befürworter und Kritiker ins Gespräch kommen können.
Sowohl von der Politik als auch von der Zivilgesellschaft werden die Umbaupläne höchst kontrovers diskutiert. Florian Schmidt, Kreuzberger Baustadtrat, sprach von einer Überrumpelung der Stadt durch diese Wahnsinns­idee. Das Bauvolumen sei viel zu groß, negative Auswirkungen auf den Einzelhandel in der Nachbarschaft seien zu befürchten.
Viele Nachbarn, Mieter- und andere stadtpolitische Initiativen lehnen die Pläne rundweg ab und halten den »Dialog Hermannplatz« lediglich für ein »Ablenkungsmanöver, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen«. Sie fürchten eine weitere Aufwertung des Hermannplatzes, die dazu führe, dass sich Menschen ihre Wohnungen nicht mehr leisten können und auch die Gewerbemieten weiter steigen.
Kritisch angemerkt wurden auch die angeblichen politischen und finanziellen Verstrickungen des Firmengründers René Benko mit der FPÖ. In diesem Zusammenhang ermittelt die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsanwaltschaft.

mr