»Schön wie Bier«

Prost auf Neukölln

Inzwischen ist es keinem Neuköllner entgangen, dass der Bezirk schöner werden soll. Die ehemalige Bürgermeisterin Franziska Giffey schritt damals mit einem pinkfarbenen Besen beherzt zur Tat. Ihr Nachfolger Martin Hikel setzte die Aktion fort.
Trotz aller Bemühungen fruchtet die Kampagne nicht so wie gewünscht. Noch immer liegt Sperrmüll auf den Gehwegen, Hundekacke entwickelt sich nach wie vor zu Tretminen und Plastiktüten fliegen den Menschen um die Ohren.
Der Ruf nach einer Neuauflage wurde in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) immer lauter. Nun hat das Gremium bei seinem letzten Zusammentreffen reagiert. Es wird eine neue Kampagne geben.
»Schön wie Bier« löst »Schön wie wir« ab. Der gemeine Neuköllner trinkt gerne Bier, außerdem macht Bier, insbesondere Weizenbier, schön. Die Wirtschaft würde angekurbelt werden, und davon profitieren auch die Brauereien im Bezirk.Die bei dieser Sitzung anwesenden Kneipeninhaber waren voller Begeisterung. Die »Rollbergbrauerei«, der »Sandmann«, das »Valentin Stüberl« und der »Froschkönig« twitterten sofort an andere Neuköllner Kneipenbetreiber von dieser neuen Aktion, während im Rathaussaal die Diskussion kein Ende nahm.
Die Grünen begrüßten die Kampagne, allerdings unter Berücksichtigung der ökologischen Korrektheit. »Wir werden uns für EU-Mittel einsetzen, die die Biobierbrauer unterstützen, denn nur das ergibt Sinn in unser heutigen Gesellschaft«, so Jochen Biedermann von den Grünen. Ergänzend erklärte der Parteikollege Georg Kössler: »Um die Feinstaubbelastung beim Transport des Ökobieres zu senken, sollten wir Lastenfahrräder vom Bezirk einsetzen.
Dieses Pilotprojekt wird auch vom Abgeordnetenhaus unterstützt.«
AfD und CDU sahen den Bezirk in moralischer Verwahrlosung. Sie plädierten dafür, dass Frauen ein Biertrinkverbot erteilt werde.
Thomas Licher von der Linken stellt lakonisch fest: »Bier ist nicht unser Spezialthema, schön sind wir, mit und ohne Bier.«
Wirtschaftstreu argumentiert Franz Wittke von der FDP: »Das ist das beste Wirtschaftsförderungsprogramm, das der Bezirk je auf die Beine stellte.«
Peter Scharnberg von der SPD blieb den Grundsätzen seiner Partei treu: »Die SPD war schon immer eine Arbeiterpartei und das Bier gehört dazu«.
Mehrheitlich wurde der Kampagne zugestimmt. Martin Hikel wird seine öffentlichen Reden zukünftig mit einem Bier in der Hand und einem »Prost auf Neukölln« beenden und versprach in der Versammlung, dieses Pilotprojekt der hiesigen Polizei vorzustellen und um Verständnis zu werben. Laut dachte er über einen Shuttle für die Biergenießer nach: »Vielleicht können wir die BVG für diese Idee gewinnen. Wenn der Shuttle »BerlKönig« kostenfrei die Biertrinker von Kneipe zu Kneipe transportiert, werden Unfälle verhindert und Menschenleben gerettet.«

ro/jr