Zwei Siedlungen fürchten um ihre Zukunft
Die Angst geht um in den Siedlungen »Neue Heimstatt« und »Am Vogelwäldchen« in Buckow. Viele Anwohner fürchten, zukünftig ihre Bleibe zu verlieren, denn 2031 laufen die Erbpachtverträge aus.
Eine angebotene Pachtverlängerung soll ab sofort mehr als das Sechzehnfache kosten, nach 20 Jahren mehr als das 29fache im Vergleich zum aktuellen Preis. Verantwortlich für diese Preistreiberei ist in diesem Fall kein gieriger Investor, sondern das Land Berlin in Gestalt der landeseigenen Immobiliengesellschaft BIM. Die Einwohner haben sich deshalb zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Sie wollen erreichen, dass die Erbbaupachtverträge fortgesetzt werden. In einer Anwohnerveranstaltung am 30. März informierten sie über die Hintergründe und die augenblickliche Lage.Die Verträge wurden zwischen 1951 und 1961 abgeschlossen, damit auch Familien mit kleinem Geldbeutel ihr Häuschen bauen konnten. Die Eintrittsbedingungen sind bis heute ein Wohnberechtigungsschein und mindestens zwei Kinder. Die Siedler haben über die Jahre ihr Geld in Haus und Garten gesteckt, Straßen gebaut, Laternen aufgestellt.
Manche Familien wohnen dort bereits seit 60 Jahren. »Wir sind Familien mit kleinen und großen Kindern, Omas und Opas, bis zu drei Generationen leben unter einem Dach.« So beschreibt Jürgen Lange, Interessenvertreter der Siedlergemeinschaft, das Leben in der Siedlung. Die gemeinsamen Aktivitäten der Siedler, die gegenseitige Unterstützung und der Zusammenhalt zeichnen die besondere Qualität des Zusammenlebens aus.
2006 wurde den Bewohnern der Siedlungen vom Bezirk unerwartet mitgeteilt, dass die Erbbauverträge nicht verlängert und die Grundstücke von den Siedlern gekauft werden sollen, was in den Verträgen nie vorgesehen war.
Im Jahr 2013 wurde dann ein Verkaufstopp verhängt. Einige Bewohner hatten ihre Grundstücke bis dahin schon gekauft. Als die Verkäufe 2017 wieder starten sollten, hatten sich die Kaufpreise deutlich erhöht und liegen aktuell bei mehr als dem Dreifachen des Erstpreises von 2009.
»Das können sich die vielen älteren Einwohner gar nicht leisten«, sagt der Interessenvertreter Martin Herrmann. Ihnen drohe nun die Enteignung des eigenen Hauses.
»Wir fordern das Land Berlin auf, gemeinsam mit uns eine sozialverträgliche Lösung für unsere Siedlungen zu finden, um Angst und Schrecken endlich zu beenden«, heißt es in der Pressemitteilung.
mr