Jonathan Monk macht Kunst auf der Tapete
Die Maschinenhäuser im »Kindl« fordern geradezu heraus, dass Kunst mit handwerklichem Können verbunden wird. Der in Berlin lebende britische Künstler Jonathan Monk erweist sich als Meister der Tapete. Wandfüllende Fototapeten, Collagen seiner Werke aus den letzten 20 Jahren, überwiegend in Schwarzweiß gehalten, kleiden das Maschinenhaus M1 aus. Obwohl sie zweidimensional sind, entfalten sie komplexe räumliche Tiefe in kaum zu überbietender Exaktheit. Fast entschwinden die im Raum aufgestellten dreidimensionalen Objekte befreundeter Künstlerinnen und Künstler dem ersten Blick des Besuchers. Jonathan Monk thematisiert unter dem Label »Exhibit Model Four« auf seine humorvolle und herausfordernde Weise die Bedingungen, unter denen Kunst ausgestellt und vermittelt wird.
Die Ruhe in den lichten Räumen fördert die Aufmerksamkeit des Betrachters. Auffällig ist eine Raumecke. Obwohl zweidimensional, ragen die Objekte augenscheinlich in den Raum hinein. Ein abgebildetes Fahrrad wirkt im rechten Winkel plastisch, vier weibliche Unterkörper in farbigen Strumpfhosen ragen gymnastisch-tänzerisch in den Raum: Optische Täuschungen durch Fotoinstallationen stellen die Frage nach der menschlichen Wahrnehmung.
Der Kurator Andreas Fiedler hebt hervor, dass Jonathan Monk in dieser besonderen Art von Werkschau internationale Schaffensorte zusammenführt. Der 1969 in Leicaster geborene Künstler stellte in der Frankfurter Kunsthalle Schirn, bei Meyer Riegger in Berlin, in Kopenhagen, Basel Tokio, London und New York aus.
Ebenfalls sehenswert ist die Gruppenausstellung »Behind the Screen« im Maschinenhaus M2. Sieben Künstlerinnen und Künstler beschäftigen sich mit der Digitalisierung und der damit verbundenen produzierten Datenflut. Sie versuchen, »das Digitale« analog sichtbar zu machen. Beispielsweise hinterfragt Julia Weißenberg aus Köln die Bedeutung der Privatsphäre in der digitalisierten Welt. Ihre Glasarbeiten aus der Serie »Form Switcher« basieren auf Quarzsand, der nach Wasser als der zweitwichtigste Rohstoff gilt, sowohl als Baumaterial wie auch für neue Entwicklungen in der Fotovoltaik und Mikroelektronik. Als Gastkuratorin konnte für diese Ausstellung Anne Schwanz gewonnen werden.
Unter der künstlerischen Direktion von Andreas Fiedler entwickelt sich das »Kindl- Zentrum für Zeitgenössische Kunst« zu einem bemerkenswerten Ort für raumgreifende moderne Kunst, in den durch großzügige Fenster auch das Tageslicht eindringt.
th
10. März bis 21. Juli 2019.
Mittwoch bis Sonntag
12 – 18 Uhr.
Eintritt: 5,00 Euro, ermäßigt 3,00 Euro,
030 / 832159120.,
Am Sudhaus 3,
12053 Berlin,
www.kindl-berlin.de