Bibliotheken im Nationalsozialismus

Ausstellung in der »Galerie Olga Benario«

Mit der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 wollte das NS-Regime die Universitäten auf ihre »Blut-und-Boden«-Ideologie (ein rassisch reines Volk auf eigenem Boden als Grundlage der Staatspolitik) einschwören. Die Bücherverbrennung war der Höhepunkt einer von langer Hand geplanten »Aktion wider den undeutschen Geist«. Nicht nur am Berliner Opernplatz brannten die Bücher. In mehr als 20 deutschen Städten eröffneten die Nazis die Hetzjagd auf Deutschlands Kultur, auf viele der bekanntesten Schriftsteller dieser Jahre und ihre Werke. Ein Jahr später standen auf »schwarzen Listen« mehr als 3.000 Titel.

Mitarbeiterin in der Reichstauschstelle, 1941.                                                                       Foto: historisch

Aus Anlass des 85. Jahrestages dieser schaurigen Aktion konzipierte die »Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz« in Zusammenarbeit mit dem »Aktiven Museum« und der »Zentral- und Landesbibliothek Berlin« im vergangenen Jahr die Sonderausstellung »Berliner Bibliotheken im Nationalsozialismus«. Bis zum 30. Juni ist diese Ausstellung nun in der »Galerie Olga Benario« zu Gast.Die Ausstellung will zeigen, wie unterschiedliche Bibliotheken mit der verbotenen Literatur umgingen und welche Bücher am Opernplatz gebrannt haben. Dazu nimmt sie sieben ganz unterschiedliche Berliner Bibliotheken in den Blick. Gezeigt werden beispielsweise schwarze Listen, anhand derer die Büchereien ihren Bestand aussortieren mussten.
Auch die Ausgrenzung jüdischer Nutzer sowie die Entlassung und Diskriminierung von Biblio­thekspersonal kommen zur Sprache. Exemplarisch dafür ist das Entlassungsschreiben an Helene Nathan, Leiterin der Neuköllner Bibliothek, in dem es heißt, sie werde wegen ihrer »marxistischen Einstellung« entlassen und wenn das nicht erfolgreich sein sollte, dann wegen ihrer jüdischen Herkunft.
Gezeigt wird auch die Zerschlagung von Bibliotheken, wie die der jüdischen Gemeinde oder des Instituts für Sexualwissenschaft. Am Beispiel der Berliner Stadtbibliothek wird gezeigt, wie sich andere Bibliotheken an Büchern verschleppter Juden bereicherten.

mr
Galerie Olga Benario, Richardstraße 104
Geöffnet an den Veranstaltungstagen ab 19:00 oder Mo – Fr. zwischen 15:00 und 19:00 in der Biografischen Bibliothek nebenan anfragen.