Holunder, Esskastanie und weitere Opfer
Nach den Kettensägenmassakern in der Lessinghöhe – die Hamamelis dort ist endgültig Geschichte – und am Weigandufer sind jetzt die Ergebnisse eines weiteren Massakers am Mauerweg von der Sonnenallee bis zur Planetenstraße zu betrachten.
Ich habe meinen ersten Kräuterspaziergang dieses Jahres »abgelatscht«. Der Mauerweg ist Ersatzfläche für die Autobahn und hatte dadurch früher eine besonders hohe Pflegestufe. Gepflegt wird dort so gut wie nichts, aber vernichtet wurde jede Menge, ohne Rücksicht auf Verluste.
Auf dem ganzen Weg war kein einziges Gänseblümchen zu sehen. Ob die Esskastanien noch kommen ist fraglich. Wie schon in der Lessinghöhe wurden auch hier Holunderbüsche vernichtet. Eine solch wichtige Heilpflanze zu entfernen, geht gar nicht – in Berlin und auch anderswo. Die Blüten sind offizinell. Aus den getrockneten Blüten wird Erkältungstee zubereitet. Die Früchte werden zu dem bekannten Fliederbeersaft gekocht, auch Suppen und Marmelade können daraus zubereitet werden. Die Blüten eignen sich zur Herstellung von Holunderblütensirup, der als Grundlage zur Herstellung von Erfrischungsgetränken dient.Von Hippokrates über Dioscurides und Plinius – Holunder ist von Anfang der Aufzeichnungen an als Heilpflanze bekannt und geschätzt. Im Mittelalter wurde bei uns der Mythos begründet, dass der Strauch ein Hort für Feen ist. Deshalb wurde »Holler« vor jedes Haus gepflanzt, damit böse Geister keine Chance haben.
Wer überprüft eigentlich die pflanzenkundlichen Kenntnisse der Gartenbauarbeiter oder der Beschäftigten der beauftragten Firmen?
Eva Willig