Zwischen Kühen, Experimenten, Tradition und Musik
Elektronische Sounds verbinden sich mit traditionellen Klängen aus aller Welt, Percussion und Alltagsgeräuschen und werden so zu Hybriden. Die gegenseitige Einflussnahme von Neuem und Altem stehen im Fokus der Arbeit des Musikers Andi Stecher.
Aufgewachsen ist er in Innsbruck, lebt seit sechs Jahren in Berlin, lange Zeit auch in Neukölln. Mit acht Jahren fing er an, Schlagzeug zu spielen, mit vierzehn bereits begann das Interesse an elektronischer Musik, die einen Rhythmus entstehen lassen kann, der abstrakter ist.
Sein erstes Solo-Album »austreiben / antreiben« erschien 2015 auf dem Label »Heart of Noise Editionen«. Es ist eine klangliche Auseinandersetzung mit den in Europa weit verbreiteten und bis in die vorchristliche Zeit zurückreichenden Maskenbräuchen.
Es sind Motive und Zustände wie Transformation, Augenblicke des Wandels und Übergangs, Beziehung zwischen Mensch und Natur, aber auch Rohheit, Wildheit, Tod und Fruchtbarkeit, die Stecher beschäftigten und die er klanglich umsetzt. Er arbeitet mit einer rohen, undefinierten Klangpalette sowie repetitiver Rhythmik, um daraus seine Kompositionen zu formen.
Andi Stecher spielt in unterschiedlichen Projekten und auf Touren mit Bands, komponiert für Tanz und Film und legt immer wieder in Offspaces in ganz Europa auf.
Im Moment ist er auf Tour mit »Don the Tiger«. Südamerikanische Songs und Sounds werden verwoben mit Percussion, Piano und elektronischen Elementen. Sie spielten in Paris, nun folgen Konzerte in Köln und am 20. Dezember in Berlin.
Das »Duo Stecher + Möbius«, von Andi Stecher (Schlagzeug) und Guido Möbius (Feedbacks) ins Leben gerufen, spielt mit den Klängen des Feedbacks und dem Ausreizen des Instruments Schlagzeug: »Feedbacks führen ein Eigenleben. Sie sind unkontrollierbare Klang-Unfälle, meist ohrenbetäubend laut, aber manchmal auch von ätherischer Zartheit«. Es entsteht ein Strudel aus Sound und Rhythmus, eine Musik jenseits jeder Stilistik, deren Kraft in ihrer Rohheit liegt. Stecher und Möbius vertauschen die Rollen von erwünschtem und unerwünschtem Klang und schaffen Stücke wie archaische Skulpturen.
Andi Stecher sieht seine Musik als Kunstform, er möchte ein gesellschaftliches und politisches Statement abgeben und sich mit dem beschäftigen, was ihn umgibt und Teil seines Lebens ist. Es geht für ihn nicht nur um eine kommerzielle Arbeit, sondern auch darum, in den simplen und alltäglichen Dingen die Schönheit zu suchen und zu finden. Dies wird auch deutlich, wenn er immer wieder im Sommer seinen Hut nimmt und mehrere Monate in die Berge geht, um Kühe, Ziegen oder Schafe zu hüten.
jr
www.andistecher.org