Vom Netz in den Sack
Manchmal verfalle ich in Zustände der Arbeitsunfähigkeit. In der Regel passiert das am Computer.
Wenn ich Hunger habe, studiere ich intensiv Rezepte. Zumeist merke ich nicht, dass ich Hunger habe, kenne jedoch mein Verhalten und schließe daraus, dass ich etwas essen sollte.
Das passiert bei mir in ganz vielen Bereichen: Wenn mir nicht einfällt, was ich anziehen soll, suche ich im Internet, wenn ich meine, ich sollte mal wieder in die Sauna gehen, suche ich nach Salz. wenn ich urlaubsreif bin, suche ich nach Matratzen, und wenn die Jahreszeit wechselt, überlege ich lange Zeit, wie die Kleidung aussehen soll.
Beim letzten Kälteeinbruch suchte ich nach Schuhen. Zunächst fielen mir noch nicht einmal mehr die von mir bevorzugten Schuhmarken ein. Das lag an dem schönen Sommer, in dem ich mir keine großen Gedanken um Schuhe machen musste. Also suchte ich nach Schuhmarken im Allgemeinen und wurde schnell fündig: Richtig, Gabor trage ich gerne, ein Kompromiss zwischen schick und bequem. Dann kam Thinks: Bequem, aber diese Entenschnäbel an der Schuhspitze finde ich hässlich. Peter Green: Schöne Schuhe, aber auch schöne Preise. Da ich nun mal dabei war, schaute ich mir noch Peter Kaiser an. Diese Schuhe sind zwar unbequem und teuer, aber sehr, sehr schön.
Wie erwartet fand ich mein Traumpaar. Blauschwarzkarierte Pumps mit einer Schleife auf dem Schuhspann. Ich war fasziniert, denn ich hatte sofort im Kopf, welche Kleidung dazu passen würde. Dieses Paar Schuhe wollte ich haben.
Ich vergrößerte den Schuh und war überrascht: Diese Schuhe befinden sich in meinem Besitz, und ich konnte mich genau erinnern, wo ich sie gekauft hatte. Im letzten Jahr war ich zu einer Hochzeit in Leipzig eingeladen. Bei einem Spaziergang durch die Stadt waren mir meine Schuhe peinlich. Zu dem schönen schwarzblauem Kleid sahen sie einfach schäbig aus. Damit ich mich besser fühlte, musste ich den nächstbesten Schuhladen aufsuchen, wo ich dann diese schönen Schuhe erwarb.
Nun stellte sich nur noch die Frage, wo sich die Schuhe in meiner Wohnung befanden.
Sie konnten sich im Schuhschrank, in der Abstellkammer, unterm Bett oder hinter der Wohnzimmertür verbergen. Ich suchte und suchte. Nach einer Stunde wurde ich fündig. sie hingen ordentlich verpackt in einem Schuhsack an einem Haken an der Schlafzimmertür.