Tausende gegen Rechts

Neuköllner von Chemnitzer Aufmärschen geschockt

Der Hermannplatz konnte die Menschenmassen nicht mehr fassen. Sie alle waren gekommen, um gegen Rassismus und Rechtsextremismus zu demonstrieren. Unter dem Motto »Ob Chemnitz oder Neukölln: Auf die Straße gegen rechte Gewalt« zogen am 30. August nach Schätzungen der Polizei etwa 5.000 Demon­stranten durch Neukölln. Die Veranstalter sprachen dagegen von rund 8.000 Teilnehmern.

Hermannplatz.                                                                                                                                                       Foto: mr

Erwartet hatten sie deutlich weniger, daher äußerten sich alle Redner der Auftaktkundgebung erfreut über den regen Zuspruch. Sie riefen die Demonstranten dazu auf, aufzustehen gegen Rassismus und Hetze, wo immer sie ihnen begegnen.
Anlass für die Demonstration, zur der die LINKE Neukölln und andere Organisationen aufgerufen hatten, waren die Ausschreitungen und Zusammenstöße der vergangenen Tage in Chemnitz. Dort war ein 35 Jahre alter Deutscher am Rande eines Stadtfestes erstochen worden. Ein Iraker und ein Syrer sitzen wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen Totschlags in Untersuchungshaft. An den Folgetagen zogen daraufhin Demon­stranten durch die Stadt, darunter gewaltbereite Rechtsextreme, die diese Tat instrumentalisierten, um Jagd auf nicht »deutsch aussehende« Passanten zu machen. Mehrere Menschen wurden dabei verletzt.
Die Polizei, hieß es, war darauf nicht vorbereitet. Eine Aussage, der die Redner der Kundgebung keinen Glauben schenkten. Thematisiert wurde eher die Verstrickung der Polizeibehörden mit rechten Netzwerken. Auch in Neukölln werde rechten Schlägertrupps und Nazi-Organisationen, die eine ernste Gefahr nicht nur für Migranten, Antifaschisten, Linke und Gewerkschafter darstellen, von staatlicher Seite nicht wirksam entgegengetreten.
Im Anschluss zogen die Demonstranten über die Sonnenallee zum Rathaus Neukölln, wo die Demonstration mit einer Abschlusskundgebung endete. Der Aufzug verlief absolut friedlich.

mr