Das doppelte Päckchen
Seit vielen Jahren bestelle ich einige Kosmetikprodukte in Süddeutschland, weil diese Firma in Berlin keinen Vertriebsstandort hat. Das klappte immer hervorragend. Nach spätestens zwei Tagen hatte ich die Lieferung bis es auf einmal nicht klappte und das erhoffte Paket ausblieb.
Ich rief bei der Firma an, und die Frau, die schon seit Jahren meine Bestellung aufnimmt, konnte mir Auskunft geben. Das Paket sei bei einem Nachbarn in der Hermannstraße abgegeben worden. Er hieße Tam Tam. Von so einem Nachbarn hatte ich noch nie gehört. Leider fehlte auch die Hausnummer. Ich erklärte der Mitarbeiterin die Situation. Die Hermannnstraße sei sehr lang und wie, bitteschön, soll ich Tam Tam finden?Die Dame am Ende der Leitung zeigte Verständnis. Mit der Zustellung von Paketen gäbe es immer wieder Probleme, sie habe sehr viele Reklamationen. Sie sicherte mir zu, das Paket nochmals zu senden.
Nach zwei Tagen war es da. Ich bezahlte die Rechnung.
Nach einem Monat fand ich eine Paketkarte in meinem Briefkasten. Ein Paket sei bei einer Nachbarin abgegeben worden. Ich holte es ab. Es war das Paket, das ursprünglich bei Tam Tam hinterlegt war.
Ich bezahlte die Rechnung und rief wieder bei der Firma an, um sie zu informieren, wissend, dass die Forderung ausgebucht worden ist. Das hatte die Mitarbeiterin noch nie gehört, dass ein Paket dann doch noch mal aufgetaucht ist. Mit den Worten: »Das muss ich der Buchhaltung berichten«, verabschiedeten wir uns.
Vor wenigen Tagen erhielt ich von eben dieser Firma einen Brief. Ich hätte eine Rechnung doppelt gezahlt. Sie baten mich um meine Kontoverbindung, um die angeblich doppelt bezahlte Rechnung an mich zu überweisen. Es handelte sich um die Rechnung für das verschwundene Paket.
Nun ist es mir ein Anliegen, für Ware, die ich erhalten habe, zu bezahlen. Ich sehe auch nicht ein, dass ich eine Firma, die mich über Jahre hinweg zuverlässig beliefert hat, mich nie enttäuscht hat, zu betrügen. Und dass ich nun dazu aufgefordert wurde, regte mich auf.
Beim Gespräch mit der Buchhaltung stieß ich auf Erstaunen über die Paketgeschichte. Sie klangen zwar etwas hilflos, wussten nicht, wie sie das Problem lösen können. Ihnen wäre es lieber gewesen, wenn sie mir die Gutschrift hätten schicken können.