Tuntenspaziergang durch Neukölln
Begriffe wie »schwul« oder »Transe« waren oder sind Schimpfworte. In den 80er und 90er Jahren machte sich die Community den Begriff zu eigen. Damit hatte sie dem Gegenüber, der sie zu beleidigen versuchte, die Macht genommen. Trotz dieser Bemühungen werden Tunten noch immer geächtet.
In Neukölln kam es in den vergangenen Wochen zu teilweise schweren Übergriffen auf Trans- und Homosexuelle. Das wollte Maurus Knowles, Besitzer der Bar und Kunstgalerie »Ludwig« in der Anzengruberstraße, nicht länger hinnehmen und lud kurzerhand zu einem »Tuntenspaziergang« durch den Kiez am 26. Mai.
Es gehe darum, queeres Leben sichtbar zu machen, forderten die Teilnehmer. Sie wollen das simple Recht, als Tunte auf der Straße ebenso existieren zu dürfen wie im geschlossenen Raum. Wenn es nach ihnen geht, sollen diesem ersten Spaziergang noch viele weitere in ganz Berlin folgen.
»Wir sind ganz normale Menschen, mit denen man reden kann. Jeder blöde Spruch tut weh«, sagte eine Teilnehmerin. Es gehe nicht nur um Akzeptanz und Toleranz, sondern um Respekt.
»Wir sind alles Mögliche, aber wir folgen nicht der Norm und bitten auch niemanden um Erlaubnis zu sein, was wir sind«, sagte Knowles.
Der Spaziergang begann im »Ludwig« mit einem gemeinsamen Aufbrezeln mit viel Glitzer, Flitter und Schminke, großen Roben, Netzstrümpfen und High Heels. Begleitet von einer Marching Band ging es zunächst zum Rathaus, wo der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel Grußworte sprach.
»Vielfalt muss Normalität werden«, rief er den Teilnehmern zu. »Demokratie lebt von Vielfalt und Pluralismus, und das müssen wir immer wieder einfordern«, sagte er. Und dafür wolle er sich einsetzen.
mr