Schwedische »Akelius GmbH« saniert und vertreibt
Eigentlich wollte die Tabakladenbetreiberin Sylvia Voppmann Ende dieses Jahres in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Der Laden war kein gewöhnlicher Zeitungs- und Tabakladen. Er war ein sozialer Treffpunkt.
Die alten Herrschaften aus der Nachbarschaft tranken hier ihren Kaffee, lasen ihre Zeitungen und redeten mit- und übereinander. Die Schulkinder konnten die Süßigkeiten einzeln kaufen, und ein Tütensüppchen stand für sie immer bereit. Wenn es Zeugnisse gab, zitterte Voppmann mit und hatte tröstende wie anerkennende Worte für die Knirpse.
Als eine Nachbarin sich nicht mehr selbst versorgen konnte, kochte sie für sie. Und da sie nur große Mengen kochen konnte, richtete sie einen Mittagstisch ein, der von den Bewohnern der Jonasstraße dankbar angenommen wurde. Ende des vergangenen Jahres wurde das Haus Jonasstraße 21 an das schwedische Unternehmen »Akelius GmbH« verkauft. »Akelius« verglich zunächst die Namen, die auf den Klingelschildern standen, mit den Mietverträgen. Sobald dort eine Abweichung zu finden war, wurde die Kündigung ausgesprochen. So traf es im gegenüber liegenden Haus, auch von »Akelius« aufgekauft, eine Wohngemeinschaft, die aus Platzgründen den Namen ihrer Katze auf die Klingel schrieb: Die Katze stand nicht im Mietvertrag.
Mit der Benachrichtigung, dass sich die Kontonummer ändere, versäumte »Akelius«, die Mieter über die neue Bankverbindung zu informieren. Wer sich nicht selbst um das neue Konto bemühte und die Miete nicht überwies, erhielt ebenfalls die Kündigung.
Voppmann indessen informierte »Akelius« über ihre Pläne, in den Ruhestand zu gehen. Ein Nachfolger, der in ihrem Sinne den Laden weiter betreiben sollte, war gefunden.
»Akelius« lehnte ab. Voppmann löst nun schweren Herzens den Laden auf. Die Jonasstraße hat damit eine Institution verloren. Die Mieter werden vergrault, »Akelius« plant umfangreiche Sanierungen, und der Tabakladen soll in eine Wohnung umgewandelt werden.
ro