Hier kommt die Tram

Verbindung von Warschauer Straße zum Hermannplatz geplant

Bis in die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts war Berlin die Stadt der Straßenbahnen. Die autofixierte Verkehrspolitik der Nachkriegszeit machte ihnen im Westen der Stadt allerdings den Garaus. Am 2. Oktober 1967 wurde die letzte Linie, die vom Bahnhof Zoo über den Spandauer Damm bis Spandau-Hakenfelde fuhr, stillgelegt. In Ost-Berlin blieb die Tram weiterhin das wichtigste Verkehrsmittel.
Inzwischen setzt bei den Stadtplanern ein Umdenken ein. Mehr als 20 Straßenbahnstrecken sollen bis 2021 gebaut, geplant oder zumindest vorbereitet werden. Eine davon ist die Linie 10, die von ihrer bisherigen Endhaltestelle an der Warschauer Brücke bis zum Hermannplatz führen soll, wo es Umsteigemöglichkeiten zu den U-Bahn-Linien U 7 und U 8 sowie zu zahlreichen Bussen gibt. Damit würden die Einwohner Neuköllns und Kreuzbergs eine wesentlich bessere Verbindung in den Osten Berlins bekommen. Die BVG erwartet etwa 20.000 Fahrgäste je Werktag. Am 15. März informierte Jens Holger Kirchner (Grüne), Staatsekretär in der Senatsverkehrsverwaltung in der Quartiershalle auf dem Campus Rütli über den Stand der Dinge. Eine »Grundlagenermittlung«, die nun ausgeschrieben wurde, soll den geeigneten Trassenverlauf ermitteln und prüfen, ob der Bau wirtschaftlich sinnvoll und städtebaulich verträglich ist. Anschließend soll eine sogenannte Vorzugsvariante festgelegt werden. An dieser Entscheidung sollen auch die Bürger beteiligt werden. Der Senat rechnet, dass diese Vorfeststellung ein bis anderthalb Jahre dauern wird.
Diskutiert werden mehrere Varianten. Der direkte Weg könnte durch den Görlitzer Park führen, dann weiter über Pannierstraße und Sonnenallee zum Hermannplatz. Dagegen wurde aus dem Publikum die Befürchtung geäußert, die Bahn könnte die Besucher stören und Kinder gefährden. Auch eine Umfahrung des Parks wird diskutiert, genauso wie ein Bogen durch den Kunger-Kiez, der bisher relativ schlecht ans öffentliche Netz angebunden ist.

mr