Recht haben oder glücklich sein?

Freundliche Formen der Kommunikation

Cäcilie Böhmig.                                    Foto: privat

Wieso kann ein Konflikt eigentlich nicht harmonisch gelöst werden, und warum wird aus einer Mücke ein Elefant?
Beim Hineinwachsen in unsere Gesellschaft haben die meisten von uns gelernt, dass es Richtig und Falsch gibt, Recht und Unrecht, Gut und Böse. Solange wir an diesen Konzepten festhalten, wird es in Konfliktsituationen darum gehen, recht haben zu wollen. Doch eben dieses Rechthabenwollen ist nicht vereinbar mit glücklichsein – so ist zumindest die Meinung von Marshall Rosenberg, dem Begründer der »Gewaltfreien Kommunikation« (GFK). Wollen wir recht haben, so setzen wir Mittel ein, die eine friedliche und lösungsorientierte Kommunikation blockieren: Darunter fallen Verallgemeinerungen (»immer, nie, typisch«), Analysen (»Du bist…!«) und Vergleiche (»Warum kannst du das nicht machen wie X?«). Diese führen zu Angriffen und Gegenangriffen, der Ausgangspunkt eines Streites ist schnell vergessen, und aus der Mücke wird ein ausgewachsener Elefant.
Was kann der Mensch nun also tun, um glücklich zu sein und bei Meinungsverschiedenheiten dennoch den eigenen Werten und Einstellungen treu zu bleiben? Rosenberg schlägt einen Prozess vor, bei dem der Fokus auf die Gefühls- und Bedürfniswelt gerichtet wird, um unserem Gegenüber mitzuteilen, was Gesagtes, Gehörtes oder Gesehenes in uns ausgelöst hat, warum und was zum Wohlbefinden beiträgt. Diese Fokussierung auf unser Innenleben erhöht dramatisch die Wahrscheinlichkeit, verstanden zu werden.
Statt beispielsweise »Immer lässt du deine dreckigen Socken herumliegen!«, können wir sagen: »Wenn ich sehe, dass deine benutzten Socken im Flur liegen, dann werde ich ganz kribbelig, weil mir Ordnung wichtig ist. Bist du bereit deine Socken in den Wäschekorb zu tun?« – Dass nun ein Streit entsteht ist eher unwahrscheinlich, denn es klingt kein Angriff in dieser Bitte. Und letztendlich wollen wir doch alle dasselbe: uns verbunden fühlen und glücklich (miteinander) sein.

Cäcilie Böhmig, B.Sc. in Psychologie, Therapeutin im Therapiefokus Emserviertel, www.caecilie-boehmig.de