Polizei hat nichts zu tun

Mit dem Fahrrad durch China Richtung Australien

Moritz Ecker reist weiter: nach einem erzwungenen Abstecher für ein paar Tage zurück nach Berlin – wegen des Visums für China – geht seine Reise per Fahrrad nach Australien in Kasachstan weiter. Nach zwei Wochen verlässt ihn der Sommer – es wird etwa um sechs dunkel, die Temperaturen sinken, es regnet, und Moritz hatte schon ganz vergessen, wie sauber und glänzend sein Fahrrad sein kann.

Einsamkeit in China.                                                                                                                       Foto: Moritz Ecker

Es gibt eine ganz neue Autobahn von Almaty in Kasachstan zur chinesischen Grenze. Viele Leute dort wissen noch gar nicht, dass diese Straße offen ist, deshalb gibt es kaum Verkehr, und der Rückenwind ist so stark, dass man gar nicht anhalten möchte. Doch dann musste er vier Tage an der Grenze zu China warten, bis diese endlich öffnete. In China ist vom 1. bis 8. Oktober goldene Woche, Nationalfeiertag, da schließen die Grenzen, manche für zwei Wochen, die nach Kasachstan vom 1. bis 4. Oktober.
Moritz: »Das schrägste ist vielleicht die massive Polizeipräsenz in Xinjiang (autonomes Gebiet im äußersten Westen der Volksrepublik). An jeder Ecke ist ein Polizei-Checkpoint mit zum Teil absurder Menge an Personal, das nichts zu tun hat und vor allem gar nicht weiß, was es mit einem deutschen Pass anfangen soll. Die Lösung scheint zu sein, ein Foto zu machen und das Problem nach oben weiterzureichen, um dann direkt zur Selfie-Session mit dem deutschem Touristen überzugehen.«
Einmal, so erzählt Moritz weiter, wurde er zwei Stunden kontrolliert, alle Taschen ausgeräumt, die Fotos auf der Kamera gecheckt mit den Worten, »it‘s for security, same procedure for everyone«. »Naja ich hab da niemanden sonst sitzen sehen, vor allem haben sie auch alles sicherheitsrelevante nicht gefunden wie Messer, Laptop, Smartphone mit VPN und anderen verbotenen Programmen.« Danach wurde er noch ins Polizeihauptquartier eskortiert, dort wieder lange Gesichter und Fassungslosigkeit, dass er keinen chinesischen Ausweis besitzt, dann eine Befragung, was er in China mache, wieso er seine Freundin in Hongkong treffen werde und weiteres, dann noch ein Ständchen für die Belegschaft spielen, was für strahlende Augen sorgte und die Verabschiedung mit den Worten »ok, you can go now.« All dies geschieht sehr freundlich.
Weiter geht es durch die Wüste, der Teil, durch den Moritz fuhr, ist aus Schotter und Staub. »Die Wüste ist leise, aber der Verkehr ist laut, man muss schon ganz schön weit weg von der Strasse bis es richtig leise wird. Und man kommt gar nicht so einfach von der Straße weg, da sie eingezäunt ist mit Stacheldraht«.
Gerade ist er in Yhangye und fährt weiter in die Berge Richtung Xining, Lanzou und Chengdu. Dort soll angeblich Sommer sein. Gitarrespielen muss er jedenfalls immer.

jr
Um Moritz auf der Reise zu begleiten:
www.moritzecker.de