Kollektiv für gemeinschaftliches Feiern
In einem lockeren Hemd und mit Sonnenbrille sitzt Antoine am Kanal und nippt an seinem Bier. Es ist Freitag, früher Abend, und wer die Freiheit hat, genießt die Sonne. Sieben Jahre lang hat es Antoine deswegen immer wieder nach Berlin gezogen, wegen des Gefühls von Freiheit, das er in der Stadt spürt. In Neukölln ist der gebürtige Pariser schließlich geblieben.
Wie er sind viele Franzosen nach Berlin gekommen, aber die große Welle sei vorbei, meint Antoine. Vielen geht es ums Feiern in den Berliner Clubs, und darum geht es auch Antoine, nur anders. Mit Freunden, die von überall aus der Welt nach Berlin gekommen sind, hat er das Kollektiv »Octavibes« gegründet, das, was Feiern angeht, einer Vision folgt: Sie wollen die sonntägliche Afterparty etablieren, die sie aus Paris oder Rom kennen und die in Berlin wegen nie endender Clubnächte meistens wegfällt. »Uns hat einfach die Gemütlichkeit und das Beisammensein der Afterpartys gefehlt«, sagt der 24-Jährige. Bei den Open Airs, die das Kollektiv organisiert, soll daher alles geboten werden, was zu einem Sonntag dazugehört: Kunst, Musik, gemütliches Zusammensein, Yoga und natürlich gutes Essen. Dafür holen sie Food-Kollektive wie »La vie en toast« mit ins Boot und vor allem auch junge Künstler, die so eine Plattform bekommen.
Wieso junge Leute nach Berlin strömen wie Motten ins Licht, dafür hat Antoine seine eigene Theorie: Es sei die Kreuzung aus »communauté« (frz. für Gemeinschaft) beziehungsweise Kommunismus und Kapitalismus, die das besondere Flair ausmachten. Und obwohl Berlin einen Teil seiner Stimme vielleicht schon verloren habe, sei sie immer noch hörbar.
»Octavibes« stimmt ein in diesen Klang Berlins, der vielen jungen Leuten auf der Suche nach verantwortungsbewusstem und sozialem Hedonismus aus der Seele spricht. Den Sommer über wird es verschiedene Open Airs des Kollektivs geben, bis am 15. Oktober das fünfte Mal im »Green House« (Neuköllner Speckgürtel zu Tempelhof) gefeiert wird, ganz verträumt nach dem Motto »Above the Clouds«.
jt
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