Knatsch zwischen Tulpen und Osterglocken
Wie in jedem Frühling, wenn der Eindruck entsteht, dass der Kalender sich nicht an das hält, was ich vom Frühling erwarte, muss ich meine Wohnung mit Blumen ausstatten. Sie sind Trostpflaster und Illusion, dass sich ein paar Sonnenstrahlen einstellen und der Dauerfriererei ein Ende gesetzt wird.
Bevorzugt entscheide ich mich für Tulpen.
Bei meinem letzten Kauf nahm ich jedoch Osterglocken und Tulpen. In dem Zusammenhang fiel mir ein, dass mir erzählt wurde, dass Tulpen mit Osterglocken nicht in Berührung geraten dürfen, weil die Tulpen dann sofort die Köpfe hängen lassen. Der Blumenverkäufer packte Tulpen und Osterglocken in ein Papier. Ich war gespannt, ob diese Geschichte nun stimmte. Und in der Tat: als ich zuhause ankam, ließen die Tulpen ihre Köpfe hängen. Das Problem konnte ich schnell lössen, indem ich sie voneinander trennte. Die Tulpen fanden einen Platz in der Küche, und die Osterglocken wurden im Wohnzimmer aufgebaut. Damit hatte ich größtmögliche Entfernung in meiner Wohnung erreicht. Die Tulpen richteten sich innerhalb kurzer Zeit wieder auf, und ich hatte meine Freude.
Weiter geht es dann mit der Balkonbepflanzung. Neben den üblichen Frühlingsblumen beschäftige ich mich mit dem Anbau von Kräutern für die Frankfurter Grüne Soße. Die ist Pflicht, ansonsten ziehe ich mir den Ärger meiner Freunde zu. Das kann unangenehm sein. Von den sieben Kräutern, nämlich Petersilie, Dill, Schnittlauch, Pimpinelle, Sauerampfer, Estragon und Kerbel die die Soße braucht, sind zwei auf Märkten schwer zu erwerben. Was für jeden Gartenbesitzer kein Problem ist, Sauerampfer und Pimpinelle zu ergattern, ist für mich, die mitten in der Stadt lebt, eine nicht zu bewältigende Aufgabe.
Im vergangenen Jahr hatte ich große Not mit der Beschaffung der Pimpinelle. Darüber schrieb ich und bekam ein Päckchen Pimpinellesamen geschenkt. Ich hütete das Päckchen über den Winter und fand, was für mich etwas ungewöhnlich ist, das gute Tütchen genau dort, wo ich es vermutete.
Inzwischen gedeihen Sauerampfer und Pimpinelle auf meinem Balkon. Jeden Morgen, wenn mein Blick auf die Blumenkästen fällt, danke ich der edlen Samenspenderin und bin guter Hoffnung, dass mir meine Freunde erhalten bleiben.