Senat verspricht bessere Infrastruktur für Fahrradverkehr
Im Feierabendverkehr mit dem Fahrrad auf Neuköllner Hauptstraßen zu fahren ist eine Herausforderung. Das musste auch Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey feststellen, nachdem sie einen Selbstversuch gewagt hatte.
»Da geht der Puls hoch«, berichtete sie bei der Diskussion »Herausforderung Verkehrswende: Was macht Neukölln?« am 6. März im vollbesetzten Café »Prachtwerk« in der Ganghoferstraße. Zuvor hatte sie gemeinsam mit dem Staatssekretär für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Jens-Holger Kirchner und Aktiven des »Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln« (NFN) eine Radtour vom Hermannplatz über die Karl-Marx-Straße und Sonnenallee zum Alfred-Scholz-Platz unternommen.
Man könne nicht davon sprechen, dass die Karl-Marx-Straße fahrradfreundlich sei, sagte sie, versprach aber, dass die Straße noch vor Abschluss der großen Sanierungsarbeiten für den Radverkehr sicherer gemacht werden solle. Geplant sei außerdem, Nebenstrecken zu den stark befahrenen Hauptstraßen attraktiver zu gestalten und dort auch für mehr Aufenthaltsqualität zu sorgen. Bis 2021 seien für die Verbesserung der Radinfrastruktur in ganz Neukölln knapp sechs Millionen Euro eingeplant.
So sollen Fahrbahnen durch Asphaltierung fahrradfreundlicher werden, Schutzstreifen sollen markiert und 128 Fahrradstellplätze geschaffen werden. Dafür werden 20 Autostellplätze entfallen. Außerdem seien vom Senat zwei Stellen für Radverkehrsplanung zugesagt worden, die schnellstmöglich besetzt werden sollen. Allerdings müssten bei allen Planungen zur Verbesserung des Radverkehrs auch die Interessen der anderen Verkehrsteilnehmer berücksichtigt werden.
Eine Verkehrswende hin zu einer autoärmeren Stadt forderte dagegen Carolin Kruse vom NFN. Neukölln brauche ein Radkonzept, um mehr Flächengerechtigkeit zwischen allen Verkehrsarten herzustellen. Ziel müsse sein, dass jeder mit dem Rad sicher durch die Stadt komme. »Warum soll der SUV fahren und das Fahrrad nicht?«
Kirchner sagte, es sei das Ziel, mit zusätzlichen finanziellen und personellen Mitteln die Hauptverkehrsstraßen bis 2021 mit Radverkehrsanlagen auszustatten. »Da wird natürlich die Hermannstraße und auch die Sonnenallee einen deutlichen Schwerpunkt bilden«, denn der Radverkehr dürfe nicht an den Bezirksgrenzen zum Stocken kommen.
Investiert werden solle auch in Parkhäuser für Fahrräder, gegebenenfalls müssten auch mehr Autostellplätze umgewidmet werden: »Es steht nirgends geschrieben, dass Parkplätze nur für Autos da sind.« mr