Nach dem Winter kommt die Blutreinigung
Bald wird sie wieder wachsen an Straßenrändern oder in unseren Parks: die Brennnessel (Urtica dioica). Sie ist eine unscheinbare Alleskönnerin. Seit ewigen Zeiten wächst sie schon bei uns, und ihre Brennhaare haben sie vor Ausrottung geschützt.
Sie wirkt blutreinigend, entwässernd, putzt den gesamten Verdauungstrakt durch und aktiviert die Abwehrkräfte. Sie ist sehr siliziumhaltig, reich an Eisen, Magnesium, Kalium und Kalzium, enthält die Vitamine C (doppelt so viel wie Zitronen), A, B und K. Außerdem wirkt sie laut neueren Studien gut gegen Rheuma und Gicht sowie gegen Arthrose. Wir ernten die ganz jungen Triebe und Blätter, die viereckigen Stiele sind nicht genießbar. Anfangs kann sie zu Salat verarbeitet werden, ist das Pflanzjahr weiter fortgeschritten, wird sie zu einem spinatähnlichen Gemüse, und noch später ernten wir auch die Scheinsamen, die auch geröstet köstlich schmecken.
Sie kommt fast überall vor und ist vielfältig zu verwenden. Sie bildet für über 150 Tierarten eine Futterstelle, dazu gehören über 30 Schmetterlingsarten.
»Du hast Macht gegen Gift und Ansteckung«, heißt es in einem Kräuterbuch aus dem 11. Jahrhundert. Seit eh und je gelten stachelige und dornige Pflanzen als Schutz vor dem Bösen. Bauern hängten früher Brennnesselbüschel im Stall auf.
Die Brennnessel ist nicht nur Nahrungs- und Heilmittel, sie wird als Dünger verwendet und seit über 100 Jahren werden aus ihren Fasern Stoffe hergestellt, die dann auch noch mit einem Extrakt aus ihr gefärbt werden können.
Besondere Verbreitung fanden Brennnesselgerichte in Notzeiten, da sie überall wächst und kaum Ansprüche an den Boden stellt. Die arme Bevölkerung hat schon immer Brennnesseln auf Brachflächen und in lichten Wäldern gesammelt. Es gibt auch Rezepte zu Brennnesselsüppchen, Brennnesselmilch und Brennnesselsauce im Netz. Für die Körperpflege werden Bäder, Fußbäder und Kopfwäsche mit Brennnesseln empfohlen. Außerdem sollten ihre Blätter in die Schuhe gelegt werden, als Hilfsmittel bei schmerzenden Füßen.
Eva Willig