Neuköllner Falken wieder Opfer von rechtsextremem Anschlag
In der Nacht auf den 15. Oktober wurde in Rudow das Auto der Geschäftsführerin des »Anton-Schmaus-Hauses« (ASH) in Brand gesteckt. Das ASH ist ein vom Bezirksamt gefördertes und von den Falken betriebenes Jugendzentrum, das seit Jahrzehnten immer wieder unter rechtsradikalen Beschmierungen und Drohungen zu leiden hat und im Jahr 2011 zweimal niedergebrannt wurde. Bei der neuesten Tat vermutet die Polizei ebenfalls einen politischen Hintergrund.
Das Kanzleramt, der Bundestag und das ASH haben eines gemeinsam: Sie gehören zu den bestgesicherten Einrichtungen Berlins. Am ASH halten sich nun nicht täglich hochrangige Politiker auf, sondern Kinder basteln, Falkengruppen treffen sich, und politische Veranstaltungen finden hier statt. Nachdem es aber im Jahr 2011 zwei Brandanschläge auf das Haus gab, einer davon am symbolträchtigen 9. November, schaffte es das ASH auf die Liste unversicherbarer Objekte in Deutschland. Massive Sicherheitsvorkehrungen mussten getroffen werden, damit überhaupt erst wieder eine Versicherung gefunden werden konnte.
Der Altfalke Andrew Walde hatte 2011 in der Nacht vor dem ersten Brand mit einer Kindergruppe im Jugendzentrum übernachtet. »Da waren keine 20 Stunden dazwischen«, erinnert er sich. Überhaupt musste der Südneuköllner schon einiges miterleben als aktiver Sozialdemokrat und Falkenmitglied: »Mit 14 wurde ich das erste Mal verprügelt, dann hatte ich regelmäßig Drohungen im Briefkasten«.
Die Neuköllner Falken sind einer der größten und aktivsten Kreisverbände Deutschlands, und das scheint rechtsradikalen Gruppen ein Dorn im Auge zu sein. Während der NSU-Ermittlungen teilte das BKA den Falken offiziell mit, dass sie als Zielobjekt auf einer Liste des NSU standen. Die Namen von Falkenmitgliedern tauchen regelmäßig auf Listen rechtsradikaler Gruppen wie »Freie Kräfte Neukölln« auf und vor allem auch das ASH. Da das Haus mittlerweile aber so gut gesichert sei, würden sich die Täter einfachere, private Ziele suchen, vermutet Walde. Um weitere Anschläge zu verhindern, müsse eine größtmögliche Öffentlichkeit geschaffen werden. Dazu werden Politiker wie Michael Müller oder Sigmar Gabriel ins ASH eingeladen, denn es sei wichtig, dass sich die Politik klar gegen Rechts bekenne, sagt Walde. »Wir werden uns auf keinen Fall einschüchtern lassen«, erklärt der Altfalke.
jt