Mit Pfeil und Bogen
Ein Lichtblick in meinem täglichen Irrsinn ist eine alljährlich stattfindende Radtour, deren Ursprung die Fahrradfahrt von Berlin nach Kopenhagen hat.
Zu viert geht es seither immer im August an einem Sonnabend auf dem Drahtesel mit gebuchtem schönen Wetter ins Grüne.
Werner liebt es, in freier Natur Feuer zu machen. Olaf ist Ingenieur und hilft ihm dabei. Karin schwimmt im See, und ich liege auf der Decke, lese den »Tagesspiegel« und beobachte, ob die Männer alles richtig machen. Nach spätestens 30 Minuten, nachdem Werner im Wald verschwunden war und mit Holzstämmen bewaffnet wieder zurückkommt, gibt es frisch gebrühten Kaffee. Olaf beschäftigt sich unterdessen mit Grillkonstruktionen, denn trotz aller Modeerscheinungen in Sachen Ernährung wird Fleisch gegrillt.Nachdem wir nun alles verspeist hatten und uns nun träge auf den Decken vom Essen ausruhen, wird Werner vom Tatendrang gepackt.
»Olaf, ich habe eine Aufgabe für dich! Hier hast du einen Ast und die Schnur einer Jalousie. Bau uns bitte Pfeil und Bogen. Ich bin mir sicher, dass wir die Olympiasiegerin übertreffen.«
Etwas unwillig, aber doch durch die Aufgabe angespornt, bastelt der Ingenieur Olaf in erstaunlicher Geschwindigkeit Pfeil und Bogen.
Und dann müssen alle üben, denn auch diese Technik will erlernt sein.In Ermangelung eines Zieles erfinden wir die Disziplin Weitschießen.
Wir begeben uns in Wettkampfposition und versuchen, die Eleganz eines Robin Hood nachzuahmen.
Mein Schuss geht daneben. Der Pfeil landet vor meinem großen Zeh, aber immerhin kurz davor und nicht im Zeh.
Die anderen sind sehr viel besser als ich, aber Spaß macht es trotzdem. Das Vergnügen findet dann aber doch ein zu frühes Ende, als Olaf mit unglaublicher Eleganz den Pfeil über einen Zaun befördert. Ich freu mich auf neue Spiele.