»RuT« macht Mut

Ein Raum für frauenliebende Frauen

»Ich bin in der Vergangenheit oft als Lesbe diskriminiert worden, auch im Bekanntenkreis. Das kann mir in diesem Besuchsdienst nicht passieren«, erzählt eine der 25 Frauen, die von Ehrenamtlichen besucht werden. Dieser einzigartige Besuchsdienst wurde 2005 vom Verein »RuT« (Rad und Tat) gegen die Vereinsamung älterer und behinderter Lesben ins Leben gerufen.

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Dyke-marsch.                                                                                                                                                                   Foto: Rajaa M.

Zu oft behaupten Einrichtungen der Altenpflege im Bezug auf Homosexualität: »Bei uns gibt es so etwas nicht.« Die Zahlen belegen das Gegenteil. Daher fordert das »RuT« eine in dieser Hinsicht »kultursensible« Pflege. Da sich ältere Generationen aufgrund von Unterdrückung im NS-Faschismus sowie danach oft seltener als »L­esben« outen, spricht der Verein bewusst von »frauenliebenden« Frauen.Inklusiv war das »RuT« schon vor 27 Jahren, als ältere und behinderte Lesben die ehemalige Fleischerei in der Schillerpromenade 1 – zum großen Erstaunen der Nachbarschaft – selber renovierten, um sich einen Raum zu schaffen, den es in Berlin noch nicht gab. Dort werden inzwischen Veranstaltungen, Ausflüge, Workshops, Kurse, Fachtagungen und psychosoziale Beratung angeboten. Im Juli war LesMigraS, der Antidiskriminierungs- und Antigewaltbereich der Lesbenberatung Berlin, zu Besuch, um über eine Zusammenarbeit in Bezug auf geflüchtete Lesben, Bi-, Trans- und Intersexuelle (LBTI) zu diskutieren. Denn obwohl das »RuT« von Anfang an den Anspruch hatte, Frauen aus einem multikulturellen Kiez miteinzubeziehen, übt es bis heute die Selbstkritik, ein Verein mehrheitlich weißer Deutscher zu sein. Vielleicht lässt sich ja die Interkulturalität auch bei der Planung des nächsten großen Projektes des »RuT« als Priorität setzen: Der Verein sucht ein Grundstück für ein intergeneratives Wohnprojekt und soziokulturelles Zentrum, am liebsten in Neukölln, wo er sich schon immer sehr wohl fühlt.

sb
www.RuT-berlin.de