Familie Lindemann ist angekommen in Neukölln
Als das dritte Kind der Lindemanns in Prenzlauer Berg ein eigenes Zimmer benötigte, machte sich die Familie auf die Suche nach einer größeren Wohnung. Mit Schrecken musste Thomas Lindemann feststellen, dass sich die Mieten in den zwölf Jahren, die er hier lebte, mehr als verdoppelt hatten.
2002 wohnte der Journalist Thomas Lindemann für kurze Zeit in der Hobrechtstraße. »Damals kam keiner bei mir zu Besuch, die Grenze war die »Ankerklause« am Maybachufer.«Anfang 2015 ist der gebürtige Hamburger dann in Neukölln im Körnerkiez fündig geworden, verließ mit Familie die heile Welt Prenzlauer Berg und kam in der Wirklichkeit an. In Prenzlauer Berg besuchten die beiden älteren Kinder eine Schule, die ausschließlich von deutschen Kindern besucht wurde. Mit einer Ausnahme, nämlich einem amerikanischen Kind. Die Eltern sind dort Grafiker, Designer, Medienwissenschaftler, eben Bildungsbürgertum. Die Kleinen sind dort markentreu, lernwillig und ehrgeizig.
Der Kulturschock Neukölln veranlasste Lindemann, ein Buch über seine Eindrücke zu schreiben. »Keine Angst, hier gibt‘s auch Deutsche!«
Witzig beschreibt er Neuköllner Alltäglichkeiten, die dem Bezirksbewohner bestens bekannt sind. Und trotzdem lohnt es sich für Neuköllner, dieses Büchlein zu lesen. Lindemann setzt sich intensiv mit dem Erlebten auseinander, belegt alles mit Zahlen und Fakten und sucht den Kontakt zu den Fachleuten, um deren Blickwinkel in die Geschichten einfließen zu lassen.
Übrigens hat sich Familie Lindemann hervorragend in Neukölln eingelebt. Die Kinder fremdelten in der Schule zehn Minuten und sind inzwischen auf dem Weg, gute Neuköllner zu werden.ro