»Neuköllner Oper« gibt wichtigen Denkanstoß zum Thema Integration
Inszenierungen an der Neuköllner Oper beschäftigen sich immer wieder mit brisanten politischen Themen. So auch das neue Stück »Das schwarze Wasser« von Vivan und Ketan Bhatti, das am 21. Januar Premiere hatte.
Inszeniert hat es Michael Höppner nach dem Schauspiel von Roland Schimmelpfennig. Das war ein schwieriges Unterfangen, ist doch der Originaltext komplex und vielschichtig und nicht unbedingt für Musiktheater geeignet. Trotz einiger Längen im ersten Teil gelang dies aber vortrefflich.Die Zuschauer sehen sechs junge Journalisten (drei Männer und drei Frauen unterschiedlicher Herkunft) bei ihrer Arbeit. Gemeinsam recherchieren sie die Fakten um die aktuelle Topmeldung, den Skan- dal um den designierten Innenminister. 20 Jahre alte Polaroid-Fotos sind aufgetaucht, die ihn bei einer illegalen nächtlichen Orgie im städtischen Schwimmbad zeigen, gemeinsam mit deutschen und deutsch-türkischen Abiturienten. Dabei kommt es zu einem One- Night Stand mit der jungen Deutsch-Türkin Leyla, die er schwängert und erst zwanzig Jahre später wieder trifft.
Die Geschichten, Situationen und Figuren rund um dieses Thema werden von den sechs Darstellern, die aber nicht die Figuren selbst sind, erzählt und verkörpert. Im Laufe des Stücks tauchen die Journa- listen immer mehr in die Handlung ein und agieren zunehmend emo- tionaler. Dabei spielt die Musik eine wichtige Rolle, sind doch die Darsteller ausgebildete Sänger, die in renommierten Musiktheatern und Opernhäusern aufgetreten sind. Im Chor und als Solisten zeigen sie ihr großes Gesangstalent.
Subtil, teils kontrapunktisch, teils treibend und emotional integriert sich die Musik der Bhatti-Brüder in das Geschehen. Gekonnt leitet Yonathan Cohen das kleine Orchester mit Streichern, Bassklarinette und erweitertem Schlagwerk.
Mit diesem Stück leistet die Neuköllner Oper einen wichtigen Beitrag zum sogenannten »Integrationsthema«, da keine Patentrezepte ange- boten werden, sondern die Zuschauer zum Nachdenken angeregt werden.
pschl
Weitere Aufführungen am: 4.-7., 11.-13.,
20.-21. Februar,
jeweils 20 Uhr.