Mit Karlheinz Gaertner auf »Nachtstreife«
Schon der Anfang ist ziemlich erschütternd. Ein Dealer hält sich eine junge Frau als persönliche Sklavin und misshandelt sie brutal. Zwei anderen jungen Frauen gaukelt er vor, sie in den Urlaub nach Ägypten mitzunehmen. Dort ange- kommen, werden sie eingesperrt, verprügelt und zur Prostitution gezwungen.
Bei dieser Geschichte handelt es sich nicht um einen Roman. »Nachtstreife« von Karlheinz Gaertner beschreibt reale Fälle aus dem Leben eines Großstadt- polizisten.
Gaertner war 44 Jahre Zivilpolizist und Drogenfahnder in Berlin und hat beim langen Kampf gegen das Verbrechen in viele Abgründe geblickt. Er beschreibt raffinierte Einbrecher, brutale Schläger, Mord und organisiertes Verbrechen.
Aber trotzdem, und das scheint immer wieder auf, hat er das Mitge- fühl nicht verloren; nicht das mit den Opfern aber auch nicht das mit den Tätern, die manchmal selber Opfer sind, wie die Junkies, die er immer wieder festgenommen hat nach Ladendiebstählen oder Ein- brüchen mit denen sie ihre Sucht finanzierten und die mit der Zeit gute Bekannte wurden. Er hat ihren körperlichen Verfall miterlebt und viele hat er sterben sehen.
Und oftmals fühlt er sich von Politik und Justiz im Stich gelassen. Das betrifft dann meistens den Umgang mit einigen schwer kriminellen arabischen Großfamilien. Hier, sagt er, wurden in der Vergangenheit viele Fehler gemacht. Aus falsch verstandener Menschenfreund- lichkeit und der Angst, sich dem Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit auszusetzen, entwickelte sich ein Verhalten der Schwäche, das diese Straftäter rigoros ausnutzen. Die Politik ignoriere die zunehmende Verrohung und Gewaltbereitschaft.
Aber nicht immer geht es so brutal zu. Der eine oder andere Fall hat sogar etwas Slapstickhaftes an sich. Und manchmal gibt es sie auch noch, die alte Ganovenehre.
Der pensionierte Polizist bietet regelmäßig Tatort-Stadtführungen in Neukölln an, die sich »Crime & Wein« titelt. Los geht es am Hermann- platz, dann durch die Seitenstraßen entlang der Karl-Marx-Straße und der Sonnenallee. Die Geschichten, die er bei seiner ganz speziel- len Stadtführung erzählt, rufen garantiert ein gewisses Gruseln hervor. Damit die Gäste mit dem Leben in Neukölln wieder versöhnt werden, endet die Tour am Richardplatz beim »CBS Rixdorf«. Dort erwartet die Geschäftsführerin Nicole Raab die Gäste mit einem Glas Prosecco. So gestärkt geht es dann weiter in die Remise des »CBS Rixdorf« in der Thomasstraße 21. Dort findet eine Weinverkostung statt. Für das leibliche Wohl wird mit einem Buffet gesorgt. Die Veranstaltung »Crime & Wein« zeigt den Schatten und die Sonnen- seiten Neuköllns.mr/ro
Der nächste kriminalistische Gang findet voraussichtlich Ende März statt. Der genaue Termin wird im Februar unter www.karlheinzgaertner.de bekannt gegeben.
Anmeldungen sind unbedingt erforderlich.
»Nachtstreife« 14,95 Euro im Buchhandel.