Nicht nur zur Weihnachtszeit suchen Menschen ein Dach über dem Kopf
Über 2.000 Jahre ist es her, dass Kaiser Augustus seine erste Volks-zählung durchführen ließ. Aus diesem Grund sollte sich jede Familie an den Ort des Familienvaters begeben. Für die hochschwangere Maria und ihren Gatten Josef begann damit eine Wanderung von Nazareth nach Betlehem, eine Strecke von 160 Kilometern durch Palästina. Beschwerlich und gefährlich war der Weg.
Angekommen in Bethlehem wollten sie sich registrieren lassen, aber es gab keine Unterkunft für sie. Die Herberge, die sie aufsuchten, war bereits überfüllt. Maria und Josef konnten von Glück im Unglück reden, als sie einen Stall fanden, in dem sie etwas Schutz vor der Kälte fanden. Wenige Tage nach der Geburt ihres Kindes wurden sie von den Heiligen drei Königen beschenkt.
Und heute? Menschen begeben sich viele tausend Kilometer auf den Weg, weil sie ihrer Heimat beraubt wurden, weil sie in ihrem Land nicht mehr sicher sind. Jung und Alt fliehen mit Sack und Pack und nehmen eine Reise auf sich, bei der sie nicht wissen, ob sie an ihrem Ziel ankommen. Die Endstation kann Berlin sein. Wer dort mal einen Bus voller Flüchtlinge vor einer Sporthalle ankommen sieht, hütet sich vor Anfeindungen gegen die Neuankömmlinge. Da kommen Menschen an, die am Ende sind. Müde, erschöpft und hungrig haben sie eine Reise überstanden, die voller Gefahren und von Angst bestimmt war, die nächste Grenze zu überqueren.
Immerhin haben sie hier ein Dach über dem Kopf. Zusammen-gepfercht in Hallen, ein Feldbett neben dem anderen, wartet jedoch am nächsten Tag schon das »LaGeSo« (Landesamt für Gesundheit und Soziales), wo sie ihre Pässe abgeben müssen, damit die Regi- strierung erfolgen kann. Kein Wunder, dass sie sich nicht von dem Gebäude wegbewegen, ohne Papiere ist ein Neuankömmling in Deutschland verloren. Eine harmlose Polizeikontrolle könnte dann im Gefängnis enden. Die nächsten Tage bedeuten eine Tortur im winter-lichen Berlin.
Die Weihnachtsgeschichte findet einen tröstlichen Ausgang in der Ankunft der Heiligen drei Könige, die die junge Familie mit Gold, Weihrauch und Myrrhe beschenken. Das ist auch den Flüchtlingen in Form eines eigenen Heims und einer würdigen Arbeit, die ordentlich bezahlt wird, zu wünschen.
ro