Kunst oder Vandalismus?

Straßenkünstler erheitern den Kiez

Graffiti verändert, manchmal auch sehr dauerhaft, Flächen. Graffiti ohne Auftrag ist Sachbeschädigung. Graffiti-Betroffene sprechen gern einmal von Vandalismus. Strafrechtlich drohen den eigenmächtig agierenden »Künstlern« Geld- oder Haftstrafen, und deshalb versuchen sie, möglichst anonym zu bleiben. Streetart ist eine Spielart des Graffiti, für sie gelten die gleichen Regeln.

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Ein Männlein steht auf dem Schilde.                                                                                                           Foto: rm

So verwundert, dass Josef Foos immer noch unbehelligt seine Korkfiguren eigenmächtig platzieren darf. Seine aus Weinkorken und Schaschlikspießen gefertigten Gestalten turnen schon seit Jahren, hoch oben auf ausgesuchten Straßenschilderrahmen Berlins. Da der Künstler in Neukölln Yoga lehrt, ist »turnen« wohl nicht der richtige Ausdruck, denn seine beliebten Street -Yogis zeigen mehrheitlich Yogastellungen.Inzwischen erfreuen über 1000 Korkmännlein die Passanten. Weil sie die Lesbarkeit der Schilder nicht beeinträchtigen, werden sie von der Senatsverwaltung nicht nur geduldet, sondern inzwischen auch gezielt zur Berlinwerbung genutzt.
Mein erstes Männlein stand in Britz. Leider war es bald danach verschwunden. Ob es das Wetter war, mutwillige Zerstörung, oder ob es nur die Trophäe eines Souvenirjägers wurde, bleibt offen. Mein Bedauern über sein Verschwinden konnten zahlreiche neu entdeckte Kork-Yogis zumindest etwas lindern.

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Baumgesichter.                                                                                                                                                                               Foto:rm

Der Steglitzer Harald Kortmann ist ebenfalls ein eigenmächtig agierender Streetart-Künstler. Stets jammerten ihn die vielen lieblos hinterlassenen Stümpfe abgeholzter Berliner Straßenbäume. Da das Grünflächenamt an gleicher Stelle selten neue Bäume setzt, begann er immer mehr von ihnen wenigstens ein fröhliches Gesicht zu verpassen. Astscheiben dienen ihm als Augen, Aststücke werden zur Nase. Einen Mund erspart er sich, so ein geeignetes Astloch im Stamm ihn ersetzen kann. Danach schauen die »ittle end«, die kurzen Enden, wie Kortmann die vorher so traurig ausschauenden Stummel nennt, alle Vorüberziehenden mit großen Augen an. Freundlich laden sie dazu ein, darüber nachzudenken, ob ein neu gepflanzter Baum an dieser Stelle nicht von größerem Nutzen sei.

rm